Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde

Barfuß und Lackschuh - Mit Maj Sjöwall und
Karin Alvtegen in Rostock

Rostock, 30. April 2004 Die Rostocker Universitätsbuchhandlung Thalia hatte zur Skandinavischen Kriminacht mit Maj Sjöwall und Karin Alvtegen geladen, und rund 80 Skandinavien- und Krimifans waren der Einladung am Walpurgisabend gefolgt. Leichen gab es zwar keine, doch humorvolle wie ernste Einblicke in die Arbeit der beiden Autorinnen.
Die Autorin Karin Alvtegen Die Autorin Karin Alvtegen
Die Autorin Karin Alvtegen Die Autorin Karin Alvtegen
Die Autorin Karin Alvtegen
Foto © Sebastian Bielke/ schwedenkrimi.de
Die Autorin Maj Sjöwall Die Autorin Maj Sjöwall
Die Autorin Maj Sjöwall Die Autorin Maj Sjöwall
Die Autorin Maj Sjöwall
Foto © Sebastian Bielke/ schwedenkrimi.de

Maj Sjöwall und Karin Alvtegen, in "mütterlicher" Begleitung des Übersetzers Eckehard Schultz (Rowohlt), so die Autorinnen selbst, könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Karin Alvtegen im schwarzen Business-Dress erschien und dem Rummel um ihre Person - als Drehbuchautorin fürs schwedische Fernsehen mit medialer Aufmerksamkeit vertraut - professionell gelassen und sympathisch begegnete, war der Grande Dame des schwedischen Krimis, Maj Sjöwall, ihrerseits im grünen Leinen-Look und barfuß in Sandalen, so viel Aufregung sichtlich unangenehm. "In den 60er/70er Jahren, da war es einfacher. Da waren Per und ich mit unseren Büchern in der Öffentlichkeit präsent und konnten ansonsten ganz normal und anonym leben. Heute geht das nicht mehr. Da gehört es dazu, an die Öffentlichkeit zu gehen und sich zu präsentieren."

Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Während Sjöwall/Wahlöö sich noch mit ein paar kurzen Zeilen Rezension zufrieden geben mussten, werden die Bücher Karin Alvtegens und ihrer Kollegen weltweit in den Gazetten seitenweise rauf- und runter rezensiert. Dafür kennt die hinreißend humorvolle Maj Sjöwall, bald 70-jährig, die besseren Anekdoten, die sie in unnachahmlich verschmitzter Art an diesem Abend zum Besten gibt: "Einmal wurde ein Krimi von uns auch in der schwedischen Polizeizeitung rezensiert. Da muss Martin Beck nach Malmö und trifft dort auf einen Kollegen, der das genaue Gegenteil von ihm ist. In einer Szene sitzt dieser Kollege Martin Becks lässig auf dem Balkon und rührt mit einer Gabel, die er in einem Hotel hat mitgehen lassen, in seinem Cocktail. Der Rezensent schrieb deshalb, dass unsere Bücher unglaubwürdig seien, denn ein Polizist würde niemals etwas aus einem Hotel stehlen…" Oder:"Schwedens Polizeichef hat uns seinerzeit auch attestiert, dass unsere Bücher unglaubwürdig und völliger Quatsch seien…. - Gleichzeitig hat er aber zugegeben, nie ein Buch von uns gelesen zu haben." Die Lacher gehen an diesem Abend eindeutig an Maj Sjöwall. Auch weil sie so putzig auf Deutsch eine Szene aus "Verschlossen und verriegelt" vorliest, die die Draufgänger unter den Polizisten so herrlich vorführt. Beim Versuch, einen Verdächtigen festzunehmen, werden nicht nur sämtliche beteiligten Polizisten verletzt, auch der Hund der Hundestaffel wird angeschossen. Männer und Hund räumen schließlich jammernd und weinend das Feld.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)


Karin Alvtegen dagegen berichtet, wie sie durch den Tod ihres Bruders zum Schreiben kam. "Als mein großer Bruder Micke starb, war ich mit meinem zweiten Kind im neunten Monat schwanger. Ich habe die Zähne zusammengebissen und durchgehalten. Drei Jahre lang. Dann kam der Zusammenbruch. Depressionen, Angstzustände und Panikattacken. Ich konnte das Haus nicht mehr verlassen. Und "plötzlich" fing ich an, zu schreiben. Als ich fertig war, merkte ich, dass ich einen ganzen Roman - "Schuld" - geschrieben hatte." Das Schreiben habe ihr die Lust am Leben wiedergegeben.

In ihrem neuen Roman "Der Seitensprung" zeichnet sie die Zerrüttung und Zerstörung einer Ehe nach. Mal aus der Perspektive der Frau, mal aus Sicht des Mannes, denn: "Ich will wissen, was im Kopf der Menschen vor sich geht. Ich will verstehen." Und: "Ich denke nicht in den Kategorien "männlich" und "weiblich", sondern ich denke "menschlich". Wenn man sich selbst als Opfer sieht oder von anderen als Opfer gesehen wird, dann wird man auch zum Opfer", gibt Karin Alvtegen zu Protokoll. So sind auch ihre Krimis eher Psychodramen und Charakterstudien. Polizisten und andere Ingredienzien des "typischen Kriminalromans" treten bei ihr kaum in Erscheinung.

Auch darin unterscheiden sich die beiden Autorinnen also. Macht aber nix. Hauptsache, Krimikultur aus Schweden bleibt weiter so spannend und unterhaltsam wie an diesem Abend!

Autorin:
Alexandra Hagenguth/
© Mai 2004 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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