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Die
Autorin Karin Alvtegen
Foto © Sebastian Bielke/ schwedenkrimi.de
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Die
Autorin Maj Sjöwall
Foto © Sebastian Bielke/ schwedenkrimi.de
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Maj Sjöwall und Karin Alvtegen, in "mütterlicher"
Begleitung des Übersetzers Eckehard Schultz (Rowohlt), so die Autorinnen
selbst, könnten unterschiedlicher kaum sein. Während Karin Alvtegen
im schwarzen Business-Dress erschien und dem Rummel um ihre Person - als
Drehbuchautorin fürs schwedische Fernsehen mit medialer Aufmerksamkeit
vertraut - professionell gelassen und sympathisch begegnete, war der Grande
Dame des schwedischen Krimis, Maj Sjöwall, ihrerseits im grünen
Leinen-Look und barfuß in Sandalen, so viel Aufregung sichtlich
unangenehm. "In den 60er/70er Jahren, da war es einfacher. Da waren
Per und ich mit unseren Büchern in der Öffentlichkeit präsent
und konnten ansonsten ganz normal und anonym leben. Heute geht das nicht
mehr. Da gehört es dazu, an die Öffentlichkeit zu gehen und
sich zu präsentieren."
Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Während Sjöwall/Wahlöö
sich noch mit ein paar kurzen Zeilen Rezension zufrieden geben mussten,
werden die Bücher Karin Alvtegens und ihrer Kollegen weltweit in
den Gazetten seitenweise rauf- und runter rezensiert. Dafür kennt
die hinreißend humorvolle Maj Sjöwall, bald 70-jährig,
die besseren Anekdoten, die sie in unnachahmlich verschmitzter Art an
diesem Abend zum Besten gibt: "Einmal wurde ein Krimi von uns auch
in der schwedischen Polizeizeitung rezensiert. Da muss Martin Beck nach
Malmö und trifft dort auf einen Kollegen, der das genaue Gegenteil
von ihm ist. In einer Szene sitzt dieser Kollege Martin Becks lässig
auf dem Balkon und rührt mit einer Gabel, die er in einem Hotel hat
mitgehen lassen, in seinem Cocktail. Der Rezensent schrieb deshalb, dass
unsere Bücher unglaubwürdig seien, denn ein Polizist würde
niemals etwas aus einem Hotel stehlen
" Oder:"Schwedens
Polizeichef hat uns seinerzeit auch attestiert, dass unsere Bücher
unglaubwürdig und völliger Quatsch seien
. - Gleichzeitig
hat er aber zugegeben, nie ein Buch von uns gelesen zu haben." Die
Lacher gehen an diesem Abend eindeutig an Maj Sjöwall. Auch weil
sie so putzig auf Deutsch eine Szene aus "Verschlossen und verriegelt"
vorliest, die die Draufgänger unter den Polizisten so herrlich vorführt.
Beim Versuch, einen Verdächtigen festzunehmen, werden nicht nur sämtliche
beteiligten Polizisten verletzt, auch der Hund der Hundestaffel wird angeschossen.
Männer und Hund räumen schließlich jammernd und weinend
das Feld.
Buchtipp |
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Karin Alvtegen dagegen berichtet, wie sie durch den Tod ihres Bruders
zum Schreiben kam. "Als mein großer Bruder Micke starb, war
ich mit meinem zweiten Kind im neunten Monat schwanger. Ich habe die Zähne
zusammengebissen und durchgehalten. Drei Jahre lang. Dann kam der Zusammenbruch.
Depressionen, Angstzustände und Panikattacken. Ich konnte das Haus
nicht mehr verlassen. Und "plötzlich" fing ich an, zu schreiben.
Als ich fertig war, merkte ich, dass ich einen ganzen Roman - "Schuld"
- geschrieben hatte." Das Schreiben habe ihr die Lust am Leben wiedergegeben.
In ihrem neuen Roman "Der Seitensprung" zeichnet sie die Zerrüttung
und Zerstörung einer Ehe nach. Mal aus der Perspektive der Frau,
mal aus Sicht des Mannes, denn: "Ich will wissen, was im Kopf der
Menschen vor sich geht. Ich will verstehen." Und: "Ich denke
nicht in den Kategorien "männlich" und "weiblich",
sondern ich denke "menschlich". Wenn man sich selbst als Opfer
sieht oder von anderen als Opfer gesehen wird, dann wird man auch zum
Opfer", gibt Karin Alvtegen zu Protokoll. So sind auch ihre Krimis
eher Psychodramen und Charakterstudien. Polizisten und andere Ingredienzien
des "typischen Kriminalromans" treten bei ihr kaum in Erscheinung.
Auch darin unterscheiden sich die beiden Autorinnen also. Macht aber nix.
Hauptsache, Krimikultur aus Schweden bleibt weiter so spannend und unterhaltsam
wie an diesem Abend!
Autorin: Alexandra Hagenguth/
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