Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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"Spätsommermord" von Inger Wolf

Eine bestimmte Form von Glück


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"Wer ist sie?" fragte Trokic.
"Wissen wir nicht", sagte der eine Kriminaltechniker.
"Wir haben keinen Ausweis gefunden."
Vor Trokic lag eine junge Frau auf dem Rücken. Das blonde Haar umrahmte das Gesicht, und ihre Augen, das eine blau, das andere braun, fixierten, matt und blutleer wie unter einer zarten, milchigen Haut, einen Punkt in der Stille des Waldes. Der Mund war im letzten Atemzug erstarrt. Trokic verspürte den Drang, eine Decke über sie zu breiten.

Die Frau lag nackt auf der Lichtung. Mit gespreizten Armen und Beinen ruhte sie auf einem Lager aus herabgefallenen Blättern, auf ihrer Brust lag ein Kranz aus getrockneten Schierlingsblüten. Die junge, alleinerziehende Mutter und Anthropologiestudentin Anna Kiehl ist tot. Sie kam von ihrem täglichen Waldlauf nicht zu ihrem dreijährigen Sohn nach Hause zurück. Sie liegt mit durchschnittener Kehle im Wald. Die Kriminaltechniker finden Spermaspuren. Außer diesen Spuren und ihrer Nacktheit weist nichts auf ein Sexualverbrechen hin. Die Ermittlungen führen die Beamten in verschiedene Richtungen. Als sich herausstellt, dass die Tote schwanger war, wird fieberhaft nach dem Vater gesucht. Bald gerät ein erfolgreicher Chemiker ins Visier der Ermittler. Aber auch dieser wird vermißt. Als dessen Leiche gefunden wird, überschlagen sich die Ereignisse und eine Jagd beginnt, die zurück in die Vergangenheit führt und alle Beteiligten in Lebensgefahr bringt.

Alle Protagonisten dieses Kriminalromans sind auf der Jagd nach dem Glück. Die Beamten  nach ihrem kleinen privaten Glück oder sie trauern dem Verlust dieses Glückes nach. Die Toten, die für ihr kleines privates Glück büßen mußten und der Mörder, der auf seine Art auch auf der Suche nach dem vollkommenen Glück ist oder es bewahren möchte. Das Streben nach der Glückseligkeit, die im Eudämonismus, diejenige Richtung in der Ethik ist, die das letzte Ziel alles Strebens ist, ist das eigentliche Thema dieses Krimis. Die Lehre, die das Glück zum Maßstab des Guten und Schlechten, zum Maßstab aller Dinge macht. Zum Moralprinzip schlechthin. Als höchsten oder einzigen Zweck des Handelns. Da aber das Glück in sehr verschiedenen Dingen gesucht werden kann, liegt die Gefahr nahe, dass das Glück des einen, dass Unglück des anderen bedingen kann. Inger Wolf zeigt in "Spätsommermord" auf, das dass, was man unter Glück versteht, immer subjektiv ist und ein Urteil über seinen Wert oder Unwert zunächst immer davon abhängt, was unter Glückseligkeit verstanden wird - Glückseligkeit, für die manche bereit sind zu töten.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Inger Wolf stellt in ihrem Debütroman das Ermittlerteam Daniel Trokic und Lisa Kornelius vor. Trokic ist das Produkt eines unmöglichen Verhältnisses. Einer Urlaubsliebe seiner dänischen Mutter mit seinem kroatischen Vater. Die Beziehung zerbrach und seine Mutter kehrte nach Dänemark zurück, wo er auf die Welt kam. Später besuchte er seine kroatische Familie und hielt sich auch für längere Zeit dort auf. Bis die Auswirkungen des Balkankrieges auch ihn persönlich einholten. Verlust von Familienmitgliedern und persönliche Enttäuschungen führten dazu, dass er in diesen Zeiten das Vertrauen in die Menschen verlor. Er lebt allein, ist eher von der verschwiegenen Sorte und ein Einzelgänger. Die Kriminalassistentin Lisa Kornelius ist neu in der Mordkommission. Eigentlich ist sie IT-Spezialistin, hat aber genug von Auswertungen von Pädophile und Kinderpornographie. Sie hat ein gespaltenes Verhältnis zu Trokic, wird aber von ihren Kollegen respektiert. Sie ist Anfang dreißig und wohnt auch allein. Trokic selber hat große Achtung vor ihrer Arbeit und keinerlei Probleme mit ihr. Aber er weiß nicht, was sie im Morddezernat zu suchen hat.

Dennoch ist das große Thema das Glück. Das Hinterherjagen und das Festhalten wollen dieses Phantoms. Auch der Chemiker war auf der Suche nach dem Glück. Dies ist jedoch mehr wissenschaftlich fundiert. Was ist Glück - welche chemischen Reaktionen führen in unserem Hirn dazu, Glück zu empfinden. Und er war auf  der Spur dessen, was Glück ist. Aber wäre es ein Segen für die Menschen nur Glück zu empfinden? Auf jeden Fall ist es ein großer Quell des Reichtums für denjenigen, der ein Mittel zum Glücklichsein finden würde. Die Pharmaindustrie würde für ein Medikament, das Depressionen vergessen lassen würde und das keine Nebenwirkungen hätte, viel Geld zahlen. Liegt hier ein Motiv für den Tod von Christoffer Holm und seiner Freundin? Hat doch der Biochemiker eine Abrechnung mit dem verzerrten sagenumwobenen Bild von der biologischen Psychiatrie und der Psychopharmalogie geschrieben. Wollte er seine Forschungsergebnisse nicht verkaufen und war jemand so sehr daran interessiert, dass er über Leichen geht?

Oder ist es doch wieder eine Geschichte, bei der Egoismus, die Selbstliebe, der Trieb zur eigenen Glückseligkeit zum Auslöser von verhängnisvollen Ereignissen wird. Ist das Motiv, das diese ganzen Mordfälle auslöst, die Tatsache, dass das Motiv unseres Wollens die Lust ist und manche Menschen darüber alles vergessen? Ja alles dafür tun würden? So wie es in dem Kriminalroman "Spätsommermord" von Inger Wolf heißt:

"Ach, die alte Geschichte von dem Mann, der von seiner besoffenen Frau im Bett nicht mehr kriegt, was er braucht. Da hat er es bei mir geholt."

Vielen Dank an Jürgen Ruckh/ Esslingen
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