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"In manchen Nächten" von Monika KristensenEin Toter in BarentsburgKommissar Knut Fjeld ermittelt in seinem zweiten Fall
Monica Kristensen gelingt mit „In manchen Nächten“ ein glaubhafter Whodunnit-Krimi, wahrscheinlich unbeabsichtigt, aber gut komponiert und spannend zu lesen – nicht zuletzt dank der faszinierenden, fremden arktischen Landschaft. |
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"Suche" von Monika KristensenKein weißer Fleck mehr: SpitzbergenPolarforscherin startet eine Reihe Spitzbergen-Krimis
Die renommierte norwegische Polarforscherin und Arktisexpertin Monica Kristensen legte 2007 in ihrer Heimat ein erfolgreiches Krimidebüt hin. „Hollendergraven“ war der erste von mehreren geplanten Spitzbergen-Krimis. Mit „Suche“ liegt nun ihr zweiter Spitzbergen-Krimi als Erster auf Deutsch vor. Der Roman spielt Mitte der Neunziger Jahre auf dem in der Arktis gelegenen Inselarchipel Spitzbergen, das auf Norwegisch „Svalbard“ heißt; nur die Hauptinsel wird auch im Norwegischen als Spitzbergen bezeichnet. Mitten im arktischen Winter, in tiefster Dunkelheit und bei minus 20 Grad, verschwindet die fünfjährige Ella scheinbar spurlos aus dem Kindergarten. Eine fieberhafte Suche bei Eiseskälte, die den Lesern das Blut in den Adern gefrieren lässt, beginnt. Ella, 5 Jahre, verschwunden – Bei minus 20 Grad und absoluter Dunkelheit Die Geschichte spielt Mitte der Neunziger. Ella, ein fünfjähriges Mädchen, verschwindet eines dunklen, kalten Nachmittags Mitte Februar spurlos aus dem Kindergarten in Longyearbyen, dem Hauptort der Hauptinsel Spitzbergen, denn Spitzbergen, muss man wissen, umfasst eine ganze Anzahl von Inseln, wovon Spitzbergen nur eine und die Größte ist. Im Norwegischen heißt das Archipel „Svalbarð“: „Kühle Küste“. Nur im Deutschen meint Spitzbergen sowohl die gesamte Inselgruppe als auch die Hauptinsel. Nun verschwindet in einem Ort von knapp 2.000 Einwohnern aber niemand einfach so. Schon gar nicht ein kleines Mädchen, schon gar nicht bei eisiger Kälte von minus 20 Grad und bei absoluter Dunkelheit mitten im arktischen Winter. Doch es stellt sich schnell heraus, dass aus dem städtischen Kindergarten „Kullunge“ (so auch der Titel des Romans im norwegischen Original) immer wieder Kinder verschwinden.Sie sind nie lange fort und so sind die Erzieherinnen zwar beunruhigt, gehen der Sache aber nicht weiter nach. Bis Ella wie vom Erdboden verschluckt ist und eine fieberhafte Suche beginnt. Polizist Knut Fjeld nimmt als Wachhabender als Erster den Notruf der Kindergartenleiterin entgegen. Schnell stellt sich heraus, dass die kleine Ella und ihre Familie keine Unbekannten für die örtliche Polizei sind. Schon öfter wurde sie zum Haus der erst vor ein paar Monaten nach Longyearbyen gezogenen Familie wegen häuslicher Gewalt gerufen. Hat der Vater, ein Bergwerksingenieur, der in den Kohlegruben von Longyearbyen seine letzte Chance bekommen hat, Ella entführt, um sich an seiner Frau Tone zu rächen, die am Abend zuvor klargemacht hat, dass sie die Scheidung will? Die Suche nach Ella nimmt breiten Raum ein. Bald sind auch Jonas Lund Hagen, Leiter der Mordkommission, und Ermittler Jan Melum aus Oslo vor Ort. Schmuggel im arktischen Ozean, Bergmythen und eine souveräne Autorin Kristensen wählt für ihre Geschichte die Perspektive des allwissenden Erzählers und verknüpft zwei zeitlich eng beieinander liegende Handlungsstränge, die am Ende glaubhaft zusammengeführt werden und ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Die Vogelperspektive erlaubt es der Autorin zudem, in das Leben und die Gefühle verschiedener Figuren zu blicken; Geschehnisse werden aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert und „mit anderen Augen“ gesehen. Das Bild, das Kristensen von der arktischen Landschaft, den Lebensbedingungen der Menschen dort und ihrer emotionalen Isolation bei gleichzeitiger maximaler physischer Nähe zeichnet, komplettiert sich mehr und mehr im Verlaufe des Romans und lässt einen ebenso spannenden wie flüssigen Erzählrhythmus entstehen. Irgendwann dann saust die Erzählung dahin wie die Schneescooter, auf denen alle, Polizei wie Schmuggler (ja, die kommen auch vor!) und Rentierjäger, Hausfrauen und Kommunalbeamte auf den Wegen und Straßen Longyearbyens dahingleiten. Lediglich in einigen Passagen, die das Schmugglertreiben in arktischer See beschreiben, ist mit Kristensen die Naturwissenschaftlerin und Spitzbergen-Kennerin durchgegangen.
Wo welcher Fjord, deren Namen niemandem südlich von Kristiansand etwas sagen und die niemand südlich von Norwegens sechstgrößter Stadt behalten kann, liegt oder in einen anderen mündet, inklusive Angabe der Breitengrade und Manövrierkünste der Schiffsbesatzungen sind in dieser Detailliertheit zu langatmig geworden. Gut gelungen hingegen ist wieder der Teil der Geschichte, der in den Kohlebergwerken von Longyearbyen spielt. Hier kommt Kristensens exaktes Wissen um die Verhältnisse dort der Erzählung, dem Erzählfluss und dem Handlungsverlauf nicht in die Quere. Im Gegenteil hält sie sich hier mit Expertenwissen gerade so weit zurück, dass sie mit wenigen Sätzen und Beschreibungen stimmige Verhältnisse und eine spannende Atmosphäre erzeugt. Die diesen Textstellen vorangestellten Verse des dreistrophigen „Zechenliedes“, geschrieben vom Tischler Tiller von Namsos, der 1947 in Longyearbyen arbeitete, kongenial übersetzt von Christel Hildebrandt, bilden hier einen ganz eigenen Rahmen für die Parallelhandlung um Ellas Vater, Bergwerksingenieur Steiner Olsen. Gleichzeitig spielt Kristensen damit auf die nordischen Bergmythen an. Sie handeln davon, wie Menschen – zumeist Kinder – von Trollen auf die andere Seite ins Trollreich geholt werden. So verknüpft sich die Suche nach Ella mit der Geschichte ihres Vaters und der Krimi selbst kommt zu seinem würdigen und stimmigen Schluss. Von kleinen Schwächen also abgesehen, ist Monica Kristensen ein richtig guter Kriminalroman gelungen, mit einer Geschichte, die gut erdacht und spannend aufgeschrieben ist. Ein Krimi, bei dem es einen ob der ständigen Kälte selbst im heimeligen Wohnzimmer friert und bei dem man das Knacken des Berges und der Bergwerksstollen bis in die eigenen vier Wände vernimmt. Die Wissenschaftlerin und Managerin erweist sich als souveräne Autorin. Eine baldige Fortsetzung ist herzlich willkommen. Vielen Dank an Alexandra Hagenguth © Februar 2012 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
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