„Die Tochter des Leuchtturmmeisters“ ist Ann Rosmans erster Krimi, und sie schrieb ihn während ihrer Elternzeit. Allzu viele durchwachte Nächte kann Rosman mit ihrem ersten Kind nicht erlebt haben, denn herausgekommen ist ein flott geschriebener, spannungsreicher Krimi, ohne zu viel Political Correctness und Gesellschaftskritik einerseits und ohne zu viel Familiäres andererseits, mit einer zwar sympathischen, neuen Serienheldin, der aber noch die Aura eines neu aufgegangenen Stars fehlt.
Bei Bauarbeiten am Leuchtturm auf einem einsamen Felsen vor der Insel Marstrand, nördlich von Göteborg, wird eine eingemauerte Leiche gefunden. Den Fall an Schwedens Westküste übernimmt nicht etwa Patrick Hedström mit seinem Team von der Tanumsheder Polizeistation, sondern Karin Adler von der Göteborger Polizei. Sie hat sich gerade von ihrem langjährigen Verlobten getrennt, ist, statt in eine neue Wohnung, auf ihr Segelboot gezogen und keine neue Serienfigur von Camilla Läckberg, auch wenn Fjällbacka nur einen Steinwurf weit entfernt liegt.
Krimis made in Sweden - Zwischen Windelwechseln und Zahnen
Karin Adler ist Ann Rosmans Protagonistin. Sowohl Ann Rosman als auch ihre Ermittlerin Karin sind Neuzugänge im Krimiliteraturbetrieb. Mit Camilla Läckberg verbindet Ann Rosman, die wie ihre Romanfigur selbst auf Marstrand lebt und passionierte Seglerin ist, nicht nur die Landschaft, in der sie ihren Krimi spielen lässt. Wie schon Läckberg kam auch Rosman während ihrer Elternzeit zum Schreiben. Dass zwischen Windelwechseln, Stillen und Füttern, Zahnen und Dreimonatskoliken Raum, Zeit und Muße dafür bleibt, ist ein Mysterium des Krimis made in Sweden. Vielleicht aber sind schwedische Babys oder schwedische Mütter auch einfach nur entspannter als deutsche. Ann Rosman jedenfalls ist ein gutes, wenn auch nicht „überragendes“ Krimidebüt gelungen.
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Der Stern strahlt noch etwas blass
Die Geschichte ist hinreichend verzwickt, reicht bis weit in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurück, kombiniert spannungsfördernd Vergangenes mit Gegenwärtigem und bietet mit einer im Leuchtturm eingemauerten Leiche, die den Ausgang für Karins Ermittlungen bildet, genau die richtige Mischung an Gänsehaut- und Gruselfeeling, dass die Lust aufs Weiterlesen schon geweckt ist.
Natürlich wird Ann Rosman als „neuer Stern am skandinavischen Krimihimmel“ gefeiert. Doch auch wenn Karin Adler sympathisch, die Story gut und flott geschrieben und der Roman handwerklich mehr als auf einige wenige die Spannung fördernde Stilmittel reduziert ist, der Stern strahlt noch etwas blass. Denn irgendwo zwischen „nicht zu familiär und cosy, aber auch nicht zu gesellschaftskritisch“ bleibt leider nur die Beliebigkeit. Die macht aus „Die Tochter des Leuchtturmmeisters“ zwar keinen schlechten Krimi, verbreitet aber auch noch nicht die Aura eines neu aufgegangenen Stars.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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