Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Bestseller-Autoren Bo R. Holmberg.
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Broschiert
304 Seiten
Heyne Verlag
Erscheinungsdatum:
September 2004
ISBN: 3453878027

Kurzbeschreibung

Im kargen schwedischen Ångermannland wird ein Knecht mit einer Sense ermordet aufgefunden. Als Polizeiamtmann Harald Morell entdeckt, dass der Bruder des Toten im Frühjahr als angeblicher Selbstmörder unter die Erde gebracht wurde, glaubt er nicht an einen Zufall. In den Schaft der Sense eingeritzt finden sich die Buchstaben der Kreuzesinschrift INRI. Hat es Morell mit einem Rächer im Namen Gottes zu tun?
Der Krimi "Rabenseelen" wurde ausgezeichnet mit dem schwedischen Krimipreis.

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Leseprobe

Prolog

Er fuhr aus dem Schlaf hoch, zu Tode erschrocken. Erst allmählich begriff er, wo er war. Der strenge Geruch des Strohs in der Matratze und das enge Lager brachten ihm langsam die Erinnerung zurück. Und die Stille. Er hustete prüfend, als könnte mit dem Laut aus seiner Brust die Wirklichkeit greifbarer werden. Dann tappte er im Finstern umher und starrte auf die Stelle, wo seines Wissens das Fensterloch sein musste. Jetzt wurde die Dunkelheit etwas lichter. Er war in der Hütte, unten am See. Er war allein, weil es so abgemacht war. Das war nichts Ungewöhnliches, denn er war hier, um Windbruch für den Winter zu Brennholz zu hacken. Wie schon so oft hatte der Bauer ihn hergeschickt. Und es war November. Nun war er wieder in der Wirklichkeit angekommen - jetzt begriff er, dass dieser Traum ihm Angst eingejagt hatte. Dieser Traum, der ihn regelmäßig quälte. Doch nun war er wach und wusste: Es war nur ein Traum.
Er lachte, kurz und freudlos, aber immerhin lachte er. Er merkte, dass er dringend Wasser lassen musste. Einen Moment saß er auf dem Bett und wiegte sich vor und zurück. Dann stand er auf, ging auf Strümpfen zum Herd und legte die Hand ans Ofenrohr. Es war kalt. Doch als er die Ofentür öffnete, sah er noch etwas Glut. Er blies kräftig, und Flammen züngelten empor. Er legte ein paar Scheite darauf, blies noch einmal, und das Feuer brannte wieder. Knisternd sang es im Ofenrohr.
Dann tastete er nach dem Eimer - hinausgehen wollte er nicht. Der Gedanke an die Kälte draußen ließ ihn erschaudern. Es plätscherte hohl. Er schüttelte die letzten Tropfen ab; ihn fröstelte. Durch die Scheibe konnte man so gut wie nichts erkennen, denn draußen war es noch dunkel. Der Mond schien nicht. Noch musste er nicht aufstehen. Er streckte sich, spürte seine Lebensgeister zurückkehren und schlug sich zum Aufwärmen die Arme um den Leib. Er war wieder bereit. Weder Angst noch Schrecken waren übrig geblieben. Wovor sollte er sich fürchten? Die Angst hatte einzig in den Träumen ihren Platz. Nirgendwo sonst.
Er kroch wieder aufs Lager und zog das Fell über sich. Das Stroh raschelte beruhigend. Er versank darin wie in einer Kuhle. Noch musste er nicht aufstehen, erst bei Tagesanbruch. Noch konnte er liegen bleiben und nur von Zeit zu Zeit ein paar Holzscheite nachlegen, damit es in der Hütte schön warm blieb.
Und dann musste er einen kurzen Novembertag lang arbeiten. Er war schon früher einmal hier gewesen. Hier brauchte er sich vor niemandem zu fürchten. Er schlief wieder ein. Ohne Angst. Er schlief ruhig. Keine Träume störten seinen Schlaf. In der Hütte war es gemütlich warm, denn er hatte noch einmal Holz nachgelegt. Das wird bis zum Morgen reichen, hatte er gedacht. Und jetzt schlief er, tief und fest. Ein großes, eingerolltes Bündel, ein junger Mann in einer Hütte, nicht weit von Tallsvedjan entfernt. Es ist November, noch ist es nicht sehr kalt, und bisher liegt kaum Schnee.

  Bo R. Holmberg bei schwedenkrimi.de
Biografie
Buchvorstellung
Leseprobe

Er schläft. Er denkt nicht an seinen ein paar Jahre älteren Bruder. Er denkt an nichts. Er denkt nicht an jene Sommernacht, nein. Das tut er nicht oft, und wenn er es manchmal doch tut, dann spricht er in Gedanken mit seinem Bruder, und dem gelingt es, die Ängste der Nacht zu bannen. So wie es dem Feuer im Herd oder der warmen Kuhle im Bett gelingt. Den Albtraum. Nein, jetzt schläft er. Doch wenn er wieder erwacht, sind die Ängste wieder da. Dann sind sie Realität. Nicht wie nach Träumen.
Aber jetzt, jetzt schläft er. Der andere Mann sah den Rauch aufsteigen. Er hatte aus der Hütte Geräusche gehört, als wäre der Mann dort drinnen kurz aufgestanden. Aber jetzt war es wieder still. Vollkommen still. Hinter der Hütte stand ruhig und schützend der Wald. Und unterhalb lag der See.
Er kehrte zum See zurück, um nachzusehen, ob er alles vorbereitet hatte, ob alles bereit für das war, was geschehen sollte: im Morgengrauen, nicht im hellen Tageslicht, sondern im fahlen Licht der Dämmerung. Auf dieses Licht wartete er. Die Kälte spürte er nicht. Es hatte sich schon Eis gebildet, zwar nur eine dünne Schicht, aber die trug bereits. Er betrachtete die ausgesägte Eisplatte; sie war nur ein paar Zoll dick, doch das Eis würde bald stärker werden und auch Pferde und Schlitten tragen.
Eine ungewöhnliche Ruhe erfüllte ihn, Ich bin so ruhig, weil ich eine Entscheidung getroffen habe, dachte er. Weil ich entschlossen bin zu handeln. Jetzt. Denn es ist höchste Zeit.
Er ging ein paar Mal um das ausgesägte Loch. Es knackte im Eis, ein leichtes, warnendes Knacken. Doch das Eis hielt. Es würde halten; und bald würde es auch richtig kalt werden. Er spürte die Kälte nicht, nur ein leichtes Ziehen im Unterbauch, deshalb musste er häufig Wasser lassen. Der Mann in der Hütte hatte das nicht gemusst. Er hatte den anderen die ganze Nacht nicht herauskommen sehen. Nur schwache Geräusche gehört und den Rauch gesehen, der anzeigte, dass der Hüttenbewohner Holz nachgelegt hatte. Jetzt im November hatte es kaum geschneit, nicht einmal hier oben bei Tallsvedjan, ziemlich weit vom Dorf entfernt. Aber eine dünne Eisschicht bedeckte den See mit dem Loch in passender Größe.
Wenn doch der Morgen bald graute, dachte er trotzdem. Möge es schnell hell werden, nur etwas hell, damit es endlich getan ist. Er stellte sich breitbeinig hin und ließ noch einmal Wasser. Kurz spürte er Wärme aufsteigen. Dann richtete er sich aufs Warten ein, nicht nervös, aber voller innerer Anspannung. Die Zeit des Wartens war um.
Ein letztes Mal kontrollierte er das Loch im Eis und hackte mit der Axt die dünne Eisschicht auf, die sich über Nacht gebildet hatte.
In der rechten Hand hielt er die Axt, das Messer in der linken. In seiner Jackentasche steckten Lederriemen. Er klopfte prüfend auf die Tasche und nickte. Er war bereit, Er war ganz ruhig, denn er wusste, was er tun musste. Seinen Entschluss in die Tat umsetzen.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Er ging auf die Hütte zu. Eine kleine Treppe führte zur Tür. Das Dach war mit Birkenrinde gedeckt. Die Hütte war klein. Er versuchte die Tür zu öffnen und merkte sofort. dass sie innen von einem Haken gehalten wurde. Deshalb würde es schwieriger und geräuschvoller werden als angenommen. Er stand ganz still da und lauschte. Er glaubte. von drinnen leises Schnarchen zu hören, sonst nichts. Im zunehmenden Licht des Tages betrachtete er die Tür eingehender. Seine Augen waren an das Zwielicht gewöhnt, denn er hatte die ganze Nacht gewacht. Da ist ein Haken, dachte er, und hätte beinahe das Holz der Tür gestreichelt. Das würde weiter kein Problem sein. Nein, nein. Und selbst wenn er sie nicht mit dem ersten Schlag öffnen könnte, wäre das egal. Ein kleiner Haken konnte ihn nicht aufhalten. Er zielte mit der Axt und schlug kräftig zu: Die Tür sprang sofort auf. Mit langen Schritten war er bei dem schlafenden Bündel, das sich nun rührte. Grob riss er dem Mann die Felldecke weg. Der Angegriffene setzte sich auf und versuchte aufzustehen. Er riss die Augen weit auf - eben noch hatte er geschlafen - und es schien, als ob er den Angreifer erkenne.
Das sollte auch so sein.

Danke an den Heyne Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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