In diesem Herbst schickt das Deutsch-Schwedische Autoren- und Lehrerpaar Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson erstmals seine Deutsch-Schwedische Protagonistin Stina Forss in Växjö (und Jerusalem, aber das nur am Rande) auf Verbrecherjagd.
Als „Stina Fosch“ wird die deutsch-schwedische Kommissarin ihren neuen Kollegen in Växjö vorgestellt. Stina, die Freund und Berlin verließ, weil die Geister der Vergangenheit sie rufen, gefällt die schwedische, die kraftvolle Aussprache ihres Namens. Und ebenso stürmisch und kraftvoll wie es ihr Name vermuten lässt, stürzt Stina sich auch mit ihrer neuen Chefin Ingrid Nyström in die Ermittlungen zum Mord an dem betagten Engländer Balthasar Frost, der grausam verätzt und verstümmelt in seinem Gewächshaus aufgefunden wird. Die Ermittlungen führen die Kommissarinnen ins Schweden der 1950er-Jahre und bis nach Jerusalem.
Växjö ist Fans schwedischer Kriminalliteratur nicht unbekannt. Hier trieb schon Leif GW Perssons Evert Bäckström sein Unwesen. Während er jedoch nur auf Stippvisite vorbeischaute, planen die Autoren Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson eine ganze Reihe mit Stina Forss und Ingrid Nyström und haben der reichhaltigen Krimilandschaft Schwedens damit also einen weiteren Ort zugefügt. Auch mit ihrer Themenwahl haben sie bisher relativ unbekanntes Terrain betreten. Über Homosexualität im Schweden der 1950er Jahre, das Klima der Angst, in dem Homosexuelle damals lebten, über das In-die-Enge-Getrieben-Sein und das vor die Wahl gestellt Sein, offen zu seiner Homosexualität zu stehen oder sie zu verleugnen und zumindest einen Teil seines Lebens auf Lug und Trug, ja sogar Mord aufzubauen, das hat man noch nicht allzu oft im schwedischen beziehungsweise nordischen Krimi gelesen. Ich hätte mir gewünscht, noch etwas mehr darüber aus der Perspektive der Betroffenen, über ihre existentiellen, seelischen Nöte und Ängste zu lesen. Hier wäre noch Raum für mehr emotionale, intellektuelle und literarische Vertiefung beziehungsweise Verdichtung gewesen. Das hätte „Später Frost“ mehr Substanz und Intensität verliehen. Die Protagonistin Stina Forss selbst wiederum hat genug Ecken und Kanten sowie ein Kindheitstrauma samt problematischer Vater-Tochter-Beziehung, die taugen, einige Kriminalromane zu füllen, auch wenn die Art und Weise, wie Stina Forss im völligen Alleingang und im Stile eines Lonely Private Eye in Jerusalem ermittelt, im doppelten Sinn des Wortes grenzwertig ist. Wenn Stina Forss und ihre Erfinder allerdings weiterhin so taff agieren und spannende, noch unbesetzte Themen finden, dann können auch sie bestimmt ihre Leserschaft finden.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© September 2012 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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