Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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"Fein gesponnen ist die Lüge" von Ingrid Kampås

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Irgendetwas scheint die deutschen Verlage zu zwingen, den Umschlägen skandinavischer Romane Fotos von dunkelroten Holzhäuschen an idyllischen Seeufern zu verpassen - unabhängig vom Inhalt. So auch in diesem Fall. Ingrid Kampås` Roman spielt keineswegs in einer einsam gelegenen Hütte, sondern in einem fiktiven Ort nahe der realen Stadt Varberg an der schwedischen Westküste. Nicht nur irreführend, sondern sperrig und im Hinblick auf den Text fast unsinnig: der deutsche Titel "Fein gesponnen ist die Lüge". Es geht nämlich gar nicht so sehr um Lügen, sondern um Geheimnisse. Der schwedische Originaltitel "Herz aus Eis" wäre griffiger und textbezogener gewesen.
Mari, Krankenschwester, Anfang 40, verwitwet, ein Kind - sie steht im Mittelpunkt der Geschichte. Bei einem Hausbesuch findet sie den Sohn der Patientin erstochen auf - was im Dorf kaum jemanden wundert oder gar berührt, war der junge Mann doch ein drogenabhängiger Kleinkrimineller - die würden "oft ermordet", wie es an einer Stelle des Buches heißt. Kurz darauf liegt des Toten Freund im Straßengraben - ebenso tot. Auch er eher ein Ausgestoßener. Doch nun beginnen Köpfe und Herzen der Einwohner von Sundsby teilzunehmen. Mari erfährt in Gesprächen lang verborgene Geheimnisse, Zusammenhänge, Familiendramen. Vergessene Fotos tauchen auf und ermittelnde Polizisten - und so nach und nach baut sich ein Bild auf von dem, was passiert sein könnte. Nach knapp 50 Seiten der erste von diversen kursiv gesetzten Einschüben. Gedanken des Mörders, Erklärungsversuche. Das Raten beginnt. Wer könnte das sein? Ein Gestörter auf jeden Fall, der einen "Auftrag erfüllt". Nach weiteren 50 Seiten ein Verdacht, ein Motiv.
Und nach der Hälfte des Romans scheint es klar zu sein ...
Oder doch nicht?!
In klarer, schnörkelloser Sprache erzählt Ingrid Kampås ihre Geschichte. Aber: unnötig detailversessen beschreibt sie die Örtlichkeiten - das geht auf Kosten der Spannung. Zahlreich und oberflächlich dagegen die Charaktere - das geht auf Kosten des Verständnisses. Dazu legt Ingrid Kampås manchen ihrer Figuren fast philosophische Reflexionen in den Mund (resp. den Kopf) über große Themen wie Schuld und Scham, Glaube und Kindererziehung - unmotiviert und ablenkend mitten im Lauf der Handlung. Die psychologische Konstellation der Betroffenen, die Seelenlage des Täters - hochinteressant. Aber am Ende dann doch nicht ausgelotet, sondern nur serviert.
Ist dieses Buch ein Krimi? Oder eine Erzählung, in der Tote, Polizei und ein Mörder vorkommen? Oder eine Geschichte rund um die tiefen Gedankengänge der Schriftstellerin? Es liest sich schnell und gut. Doch als letzter Eindruck bleibt eine gewisse Verwirrung übrig.

Vielen Dank an Dörte Rahming aus Rostock
© Januar 2005 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Fein gesponnen ist die Lüge" von Ingrid Kampås

Frau Kampås' pädagogisches Proseminar oder einfach nur der schlechteste Krimi 2004
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Mari ist Krankenschwester und lebt mit ihrem kleinen Sohn Anton in dem Dorf Sundsby. Eines Tages macht sie einen Hausbesuch bei der bettlägerigen Vera und findet im Badezimmer deren Sohn Bengt ermordet auf. Kurz darauf wird Bengts Freund Janne überfahren sowie ein weiterer Jugendfreund der zwei, Sven-Göran, erschossen.

Da Mari mit dem Polizisten Åke befreundet ist und als Kreiskrankenschwester auch sonst alle Dorfbewohner und insbesondere die Ermordeten kennt, ist sie immer nah dran am Geschehen bzw. an den Ermittlungen. Damit hat Ingrid Kampås die typische Szenerie eines Puzzle- bzw. Rätselkrimi à la Agatha Christie geschaffen, was im Jahr 2004 schon etwas anachronistisch wirkt.

Schlimmer aber als die veraltete Form - es könnte ja dennoch gut erzählt sein -, ist aber, dass "Fein gesponnen ist die Lüge" ein durch und durch schlecht geschriebenes Buch ist. Das liegt zum einen daran, dass Ingrid Kampås permanent das Präsens benutzt. Warum? Das bleibt das große Geheimnis der Autorin und Krankenschwester Ingrid Kampås. Die sonst die Spannung steigernde Wirkung des literarischen, historischen Präsens verpufft so jedenfalls völlig und bleibt wirkungslos. Zum anderen bedient sich Krankenschwester Kampås auch sonst eines stark moralisierenden und noch mit der dümmsten Romanfigur immer mitfühlenden Gestus: "Marita! Niemand ist böse auf dich. Ich schaue, was ich tun kann. Fahr jetzt nach Hause und schlaf." Na dann, gute Nacht, Mari!


Buchtipp
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"Fein gesponnen ist die Lüge" ist Krankenschwester Kampås persönliches, pädagogisches Proseminar und ungefragt erklärt sie ihren Lesern die Welt: "Kinder haben ein Bedürfnis nach Ritualen. Alles muss sein wie immer und gemäß einer bestimmten Ordnung vor sich gehen. Das schafft Sicherheit." "Sven-Göran war in einer Nobelpreisatmosphäre aufgewachsen. (…) Erwartungen und Forderungen, die auf ein Kind erdrückend wirken, wenn es nicht so gesehen wird, wie es ist." Auch über die Prostitution weiß Gutmensch Kampås Bescheid: "Was ist sie wert? Was ist er wert? (…) Ein Geschäft, bei dem beide Partner einen Mehrwert herausbekommen. Sie bekommt mehr Geld für Drogen und eine Bekräftigung ihrer Existenz als lebloses Ding, dessen Wert zwischen den Beinen liegt. Er bekommt Erlösung und Trost für das einsame Kind, das in seinem Inneren weint." Und so geht es in einem fort; Dozentin Kampås versteht es, treffsicher in jedes Klischee zu greifen: "Es geschieht häufig, dass Menschen in eine Rolle gezwängt werden, der sie im Grunde genommen nicht entfliehen können. (…) Wollen nicht alle Männer die Erwartungen ihrer Väter erfüllen, und sind nicht alle Kinder damit überfordert? (…) Aber vielleicht ist er all dessen überdrüssig und will lieber in einem alten, zerschlissenen Kittel Bilder malen?" Auch die hohe Kunst des Floskel- und Phrasendreschens beherrscht sie: "Schön, dass es Menschen gibt, die sich so engagieren", "Die Arme. Was hat der Arzt sonst noch gesagt?", "'Wie schrecklich', sagt Mari. "'Ich hatte keine Ahnung.'" Und nur ein paar Zeilen später: "'Das ist schlimm.' Mari legt ihren Arm um Else-Britt, um ihr Mitgefühl auszudrücken." Kurz zuvor: "Lars nimmt einen Schluck Wein, bevor er sagt: ‚Das ist schrecklich. Und der arme Janne. Auch da keine Spur?'" Und in endloser Variation: "Wie traurig. Dann wird sie wahrscheinlich nicht so schnell nach Hause kommen?". Nein. "Wie schlimm für Vera"! Ja, schlimm für Vera und vor allem für den Leser.

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Darüber hinaus weiß Krankenschwester Kampås/Mari für jede Romanfigur aus ihrem Reservoir an 1000 guten Pädagogen-Weisheiten zu schöpfen: "Ach, man findet immer jemanden, mit dem man sich unterhalten kann. Bestimmt. Du musst nur ein bisschen offen und freundlich zu den Leuten sein, nicht zu große Erwartungen haben."

Zu große Erwartungen sollte der Leser auch weiterhin nicht an dieses Buch und seine Autorin stellen. Denn es geht noch schlimmer. Auf mehreren Seiten berichtet Kampås minutiös, wie ein Schwein geschlachtet wird - nein, selbstverständlich hat das nichts mit der Geschichte und den Morden zu tun -, ebenso wenig wie die Elchjagd, die wir von Anfang bis Ende miterleben dürfen, und gut, dass Kampås am Ende eines langen Absatzes, in dem sie jede Kleinigkeit aufzählt, die sie in ihren Rucksack steckt, noch erwähnt: "Dann müssen natürlich die Munition und die Waffe mit." Fast hätten wir das vergessen, nachdem zuvor Thermoskanne, belegte Brote, eine Banane (eine, genau eine!), Rosinen, Funkgerät mit neuen Batterien, Weidmesser, Kompass, Taschenlampe, Fernglas, Erste-Hilfe-Verband, Streichhölzer, Jagdplan, Jagdlizenz, Jagdkarte, Zugleine und Toilettenpapier eingepackt wurden. Warum Kampås derart ausführlich über's Schweineschlachten und die Elchjagd (samt dem Ausnehmen des Tieres) berichtet, bleibt ebenfalls ihr Geheimnis. Mit der Handlung hat es jedenfalls nichts zu tun.

Etliche, etliche Zufälle später, die alle nach Smålandsstenar führen, ist der Mörder endlich überführt. Gemäß der Pädagogik von Frau Kampås handelt es sich dabei natürlich um ein "verletztes Kind" im Erwachsenen, der "krank" sein muss: "Was ich damit sagen möchte, ist, dass er krank ist. Krank. Versteh das, Mari! (…) Er ist krank, und man konnte ihm nicht helfen, da er selbst nicht einsichtig ist." Einsichtig sind hoffentlich Autorin und Verlag, die uns bitte mit weiteren Mari-Krimis aus dem Pädagogen-Hause Kampås verschonen mögen! "Fein gesponnen ist die Lüge" verdient nur einen Titel: den des schlechtesten Krimi des Jahres 2004.

Alexandra Hagenguth/
© Januar 2005 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Fein gesponnen ist die Lüge" von Ingrid Kampås

Ausbruch des Leidens
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Der Tod eines drogenabhängigen und wenig geliebten jungen Mannes durchbricht den stillen, unbedeutenden Alltag der Bewohner eines kleinen schwedischen Dorfes. Schließlich wurde er ermordet, erstochen. Seine betreuungsbedürftige Mutter kann es kaum fassen und erst die Recherchen der Krankenschwester, die ergänzend zu den Ermittlern der Polizei aktiv wird, entdeckt Zusammenhänge, die mit dem Tod des besten Freundes des Ermordeten sich zunächst nur schwer zusammenbringen lassen.

Etwas langwierig bekommt man Einblicke in den Alltag der Jungen, die Verwobenheit familiärer Geschichten und trotzdem bleibt die Wahrheit noch lange im Verborgenen. In geruhsamer Langsamkeit vertiefen sich die Erkenntnisse ohne jedoch so klar zu werden, dass sich Ahnungen sinnvoll entwickeln. Erst auf den letzten Seiten offenbart sich, was der mit der Krankenschwester befreundete Kommissar und sie selbst herausfanden. Man versteht es, kann es dennoch nicht glauben.

Die Auflösung der Mordsgeschichte wirkt "hergeholt" aber möglich. Das Leiden des Mörders scheint durch seine Taten beendet, während das der Klagenden Verwandten, Freunde, Bekannten der Opfer auf ewig bleiben wird.

Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern
© November 2004 Redaktionsbüro Geißler für das Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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