"Stein
um Stein" von Liselott Willén
Raffiniertes Krimidebüt
Es ist Herbst auf Åland. Sturmzeit. Nicht nur
draußen, sondern auch im Innern der Protagonistin Kjerstin sowie
ihrer Bekannten Rut, Bettan, Elvira, Margareta und Anna-Lena. Kjerstins
Stimmung, Lehrerin am örtlichen Gymnasium, ist auf dem Tiefpunkt
angekommen, als sie sich entschließt, an einem Selbstfindungskurs
teilzunehmen. Ein Schüler tyrannisiert sie, ihr Rektor schikaniert
sie und ihr Mann betrügt sie. Kjerstin fasst einen Entschluss und
beginnt ein gefährliches Spiel. Einer - eine - muss sterben.
Mit "Stein um Stein" hat Liselott Willén einen furiosen
Debütroman vorgelegt, der bis zur letzten Seite spannend bleibt.
Dabei spielt sie gekonnt mit den Grenzen des Genres, denn ist das eigentlich
noch ein Krimi, wenn kein ermittelnder Kommissar, keine schnüffelnde
Journalistin und um ein Haar keine Leiche auftaucht? Vielmehr erleben
wir hier die akribische, von Racheglüsten und verhängnisvoller
Erotik getriebene, Vorbereitung eines Mordes, der selbst wieder mit den
herkömmlichen Krimimustern sehr gekonnt spielt. Damit ist "Stein
um Stein" sehr viel mehr als ein gewöhnlicher Krimi. Es ist
ein raffinierter Roman, der die emotionalen und psychologischen Tiefen
auslotetet, gängige Begriffe von Schuld und Unschuld in Frage stellt
und den Menschen in seiner emotionalen und beziehungsmäßigen
Verstrickung zeigt. Letztere macht es fast unmöglich, weiter ins
Detail zu gehen, ohne alles zu verraten.
Buchtipp |
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Aufbau und psychologische Herangehensweise unterscheiden Liselott Willén
damit deutlich von ihren schwedischen KollegInnen, die den Fokus auf Sozial-
und Gesellschaftskritik richten. Eine Bereicherung, die der schwedischen
Krimilandschaft gut tut, und ein Psychothriller, der seinen Namen verdient
und unter die Haut geht!
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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