Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Per Helge Sørensen.
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Broschiert
400 Seiten
Lübbe Verlag
Erscheinungsdatum: 2002
ISBN: 3404148134
Übersetzung:
Silvia Schmidt
Originaltitel: "Mailstorm"
Kurzbeschreibung:

An einem Sonntagabend wird ein junger Informatikstudent in der menschenleeren Universität zu Kopenhagen am Computerbildschirm Zeuge eines Mordes. Zur gleichen Zeit verschwindet Martin, ein Kommilitone, unter mysteriösen Umständen. Zeitgleich verunglückt ein Programmierer mit dem Auto in den Bergen bei San Francisco. Alles Zufälle? Genauere Nachforschungen f hren den Studenten in das Netz der Geheimdienste, der Politik und der amerikanischen IT-Branche. Die Spuren verdichten sich um das Thema der Kryptographie - die Verschlüsselung von sensiblen Daten, wie sie zum Schutz vor Industriespionage bereits verwendet wird ...

Stimmen:
"Mailstorm kann man nicht aus der Hand legen. Es hält einen bis zum Morgengrauen wach." BERLINSKE TIDENDE
"Ein ungemein spannender Krimi und gleichzeitig ein Denkanstoß zu den Gefahren, die die virtuelle Welt birgt." POLITIKEN

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

1

Die Gestalten in den Büros sahen alle gleich aus.
Mit gekrümmten Rücken und nach vorne geschobenen Hälsen saßen sie da wie Raubvögel auf der Jagd. Angespannt und wachsam. Die Hände auf der Tastatur und die Augen im weißen Licht des Bildschirms gebadet. Körper, auf Schreibtischstühlen festgeschraubt.
Ihre Gesichter waren der Kamera zugewandt, doch ihre Blicke wirkten abwesend. Auf einen Punkt in der Unendlichkeit gerichtet, irgendwo hinter dem Bildschirm. Das kalte Licht ließ ihre Gesichter blass erscheinen. Sie zerschmolzen zu leblosen Masken auf erstarrten Körpern. Vom Licht des Bildschirms aufgesogen.
Auch die Büros sahen alle gleich aus: schmale Zellen ohne Fenster - quadratische Gefängnisse in endlosen Bürolandschaften. Der Schreibtischstuhl vor dem Computer. Dahinter vielleicht ein Regal mit Fachbüchern und eine stumpfweiße Magnettafel an der Wand. Sonst nichts.
Überall konnte man die Anwesenheit des Bildschirms spüren. Selbst während die Büros verlassen dalagen und sich niemand im kalten Licht der Kamera spiegelte, spürte man sie. Als seien die Büros um ihn herum gebaut worden. Nur um dem Bildschirm einen passenden Rahmen zu geben. Als befände sich jenseits der Zelltrennwände und der Türen im Bildhintergrund nichts als ein unendlich leerer Raum. Ein dunkles Vakuum, in dem die Büros frei umherschwebten. Als sei einzig die Wirklichkeit des Bildschirms real und die Büros nur eine notwendige Kulisse. Er griff nach der Kaffeetasse neben der Tastatur. Streifte dabei die Maus. Durch die Bewegung lösten sich die Bilder auf.
Darunter kamen seine Gleichungen zum Vorschein. Legten sich über die Seiten wie zierliche Verzierungen auf weißem Hintergrund.
Er bewegte den Cursor langsam über sie hinweg. Wählte eine neue Stelle aus und fügte eine Zeile hinzu.
Der Cursor hatte sich nicht weiter bewegt, als neue Bilder über den Gleichungen hervor wuchsen. Sie bedeckten den Text mit ihren Quadraten. Füllten den Bildschirm nach und nach wie einzelne Puzzlestücke in einem Puzzlespiel.
Gleichartige Gestalten in gleichartigen Büros. Vor dem Bildschirm erstarrt. Grobkörnig aufgrund der schlechten Bildauflösung. Die Gesichtszüge wie ausgelöscht.
Mit einem Klick auf die Maus lösten sich die Bilder auf. Die Gleichungen traten hervor. Er klickte mit dem Cursor auf eine leere Zeile, legte die Hände auf die Tastatur und blickte zum Fenster hinaus.
Hinter dem Bildschirm herrschte dichte Dunkelheit. Dicht wie ein Sonntagabend im Januar. Er blickte über den leeren Parkplatz zum Vorlesungsgebäude des Physikalischen Instituts hinüber. Schmale Panoramafenster, die sich durch die Mauer schnitten. Schwarz glänzend. Auf halber Höhe der Hörsäle blinkten die roten Augen der Alarmanlage. Etwas weiter entfernt konnte er schemenhaft eine Reihe gleichförmiger lnstitutsgebäude erkennen, die aus der Landschaft herausragten. Das Licht der wenigen erleuchteten Büros erinnerte ihn an einsame Schiffe auf einem dunklen Meer.
Er streckte die Hand aus und griff nach der Tasse. Die Keramik fühlte sich in seiner Hand kalt an. Missvergnügt starrte er in die matte Oberfläche der Flüssigkeit. Stand schließlich mit der Tasse in der Hand auf. Warf den Gleichungen noch einen letzten Blick zu, bevor er auf den Flur hinaustrat. Hinter seinem Rücken konnte er hören, wie die Festplatte zu tickern begann.

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Leseprobe

Er lief durch den nackten Flur. Passierte die grauen Türen, die zu schmalen gleichförmigen Büros auf beiden Seiten führten. Hinter ihren Türen war als einziges Geräusch das dumpfe Summen von Computern im Stand-by-Modus zu hören.
Er war heute Nachmittag hier heraus gekommen. Hatte gehofft, sich im Institut besser konzentrieren zu können als zu Hause in seiner Wohnung. Seit der Mann vom Wachpersonal um sechs Uhr vorbeigekommen war, hatte er niemanden mehr gesehen außer den einsamen Gestalten auf dem Bildschirm.
Nun starrten sie ihn durch eine offene Tür vom Computer aus an, blickten in eines der vielen leeren Büros hinein. Ein Mosaik von gleichartigen Gestalten. Jedes Bild wurde zufällig aus Tausenden von Webcams ausgewählt, jede Szene von einem anderen Ort ins Netz übertragen.
Bilder von Menschen, die miteinander verkoppelt waren. Vom Internet aufgesogen. Zu einem virtuellen Organismus verschmolzen, der alle digitalen Informationen verdaut.
Er war selbst ein Teil davon. Seine Gleichungen ein Teil der Nahrungskette. Gleichungen, die in den unendlichen Byteströmen, die sich unsichtbar über Antennen und zwischen Satelliten bewegten, Fehler fanden. Sie konnten aus Millionen von Bytes genau das eine Byte herausfiltern, mit dem ein weiterer Fernsehkanal gesendete ein paar tausend Telefonate mehr geführt werden konnten. Gleichungen, für deren Herleitung ein Organismus wie die Technische Universität Dänemarks bereit war, ihm ein Promotionsstipendium zu erteilen. Er schenkte sich Kaffee in der lnstitutsküche ein. Er schmeckte verbrannt und sah teerartig aus, nachdem er stundenlang in der Kaffeemaschine vor sich hin geschmort hatte. Dann ging er mit der Tasse in den Händen zurück zu seinem Büro.
Das Telefon klingelte in dem Augenblick, als er den Flur wieder betrat. Er blieb kurz stehen und lauschte dem Klingelzeichen. Versuchte herauszufinden, aus welchem Büro es kam. Er bezweifelte, dass es seines war. Nur selten rief ihn jemand im Institut an. Oder zu Hause - wenn man so wollte.
All seine Bekannten kommunizierten per E-Mail. Er schüttelte den Kopf und ging mit seiner Tasse in der Hand weiter, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
Als er die Hälfte des Flures passiert hatte, wurde er dennoch unruhig. Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln. Es wurde immer deutlicher, je näher er an sein Büro herankam. Zu deutlich. Die meisten Türen waren verschlossen. Außer seiner eigenen. Er ging ein wenig schneller. Hielt die Tasse mit ausgestrecktem Arm vor sich hin, um nichts zu verschütten. Vor der Tür war er sich sicher. Betrat schnell das Büro, so dass der Kaffee in der Tasse schwappte, und machte einen großen Satz zum Schreibtisch hin. Beugte sich darüber. Nahm den Hörer von der Gabel und hörte gerade noch das trockene Klicken eines Telefonhörers, der am anderen Ende aufgelegt wurde.


Buchtipp
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Mit dem Hörer in der Hand blieb er vor dem Schreibtisch stehen. Überlegte, wer das gewesen sein könnte. Die Zentrale war um diese Zeit nicht mehr besetzt, also musste jemand seine Durchwahl benutzt haben. Er erinnerte sich nicht, sie jemandem gegeben zu haben. Konnte sich selbst kaum an sie erinnern.
Während er den Hörer auflegte, schielte er auf die Bilder, die den Bildschirm vor ihm füllten. Schmunzelte, als er sah, dass eine der Gestalten, die ebenfalls einen Hörer in der Hand hielt, ihn soeben auflegte. Er sah sich die anderen Bilder an. Es schien, als seien sie anders als sonst. Harmonischer.
Er schmunzelte noch immer, als ihm bewusst wurde, was nicht stimmte.
Es war der Hintergrund, der ihn darauf brachte. Das unbewusste Gefühl des Gehirns für die natürlichen Formen, mit denen wir umgeben sind. Ganz egal, ob die Bilder aus unterschiedlichen Winkeln aufgenommen worden waren und von verschiedenen Webcams stammten, das Gehirn schnitt sie zusammen. Schuf die Ganzheit.
Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Sah, wie die Bilder langsam nacheinander erschienen. Das war doch nicht möglich.
Die Gestalt mit dem Telefonhörer hatte sich erhoben. Sprach mit einer anderen Gestalt im Hintergrund. Langsam, auf einer Serie von Bildern, kam die eine Gestalt aus dem Hintergrund näher. Sie traf sich mit der anderen in der Mitte des Raumes.
Er kniff die Augen zusammen, um die grobkörnige Bildauflösung auszugleichen. Versuchte, die weich umrissenen Gestalten scharf zu stellen. Sie standen in einem größeren Raum. Nicht in einem Büro oder einer Zelle in einer Landschaft von Trennwänden. Vielleicht in einem Raum, der ringsum mit Computern ausgestattet war. Mit Kameras, die jede Szene von jedem Blickwinkel aus rekonstruieren konnten.
Für eine kurze Zeit standen die Gestalten einander gegenüber. Diskutierten entspannt mitten im Raum. Dann setzten sie sich mit einem Mal in Bewegung. Kreisten langsam umeinander herum. Wie bei einem Tanz. Ihre Bewegungen wurden mit der Zeit markanter. Ihre Arme schlugen hektisch vom Körper aus.
Aggressiv.

Danke an den Bastei Lübbe Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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