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Es ist Mitte Januar. Die Weihnachtszeit ist vorbei und eine eisige Faust hielt die Erde umklammert. Ein eisiger Wind heult und pfeift um die Häuser von Reykjavik. Reykjavik wird zur "Winterstadt" zu "Vetraborgin", wie der Roman im isländischen Original heißt. Und so düster, so frostig und kalt wie das Wetter, ist auch die Handlung des siebten Falles von Erlendur, Sigurður Óli und Elinborg. Ein Junge, wird tot im Hinterhof eines Mietblockes gefunden. Festgefroren an der Erde an seinem eigenen Blut. Zuerst ist unklar, ob ein Unfall geschehen ist oder ob es sich um einen Mord handelt. Ein Mord aus fremdenfeindlichen Motiven, da es sich bei dem toten Jungen um ein Zuwandererkind handelt?
Der Junge, halb isländischer, halb thailändischer Abstammung, ist erstochen worden. Das Messer ist verschwunden. Ebenso sein älterer Bruder. Sofort leitet die Polizei eine großangelegte Suche ein und befragt die Bewohner des Mietblockes, die Mitschüler und Lehrer an der Schule, als sie herausbekommen hatten, wer der Junge war. Elías war sein Name. Elías, wie der biblische Prophet. Schnell stellt sich heraus, dass es an der Schule latente Fremdenfeindlichkeit gibt. Bei den Lehrern und bei den Schülern. So gerät ein Lehrer stark unter Verdacht, der sich sehr massiv gegen Ausländer geäußert haben soll. Aber Erlendur glaubt nicht so richtig an dieses Motiv. Aber es scheint kein anderes zu geben. Und so ergibt sich eine mühevolle Polizeiarbeit.
Der Fall des toten Jungen geht Erlendur besonders an die Nieren. Ein kleiner Junge, der fast so alt wie sein verschwundener Bruder war, als er diesen im Schneesturm verlor. "Erst jetzt, als er in seiner eigenen Wohnung allein mit sich und der nächtlichen Stille war, wurde ihm klar, was für einen tiefen Eindruck der tote Junge heute bei ihm hinterlassen hatte." Es erschüttert Erlendur und trotzdem ist er nicht ganz bei der Sache. Eine Frau ist verschwunden und auch dieser Fall liegt ihm sehr am Herzen. Erlendur hat den Ehemann im Verdacht, dass dieser seine Frau ermordet hat. Und fast macht Erlendur einen Fehler. "Er hatte einen kapitalen Fehler begangen und gegen die Grundregel verstoßen, die er immer hochgehalten hatte. Die erste Regel, die Marian Briem ihm beigebracht hatte. Nichts ist so, wie du glaubst, dass es ist. Er war sich seiner viel zu sicher gewesen, zu überheblich." Seine Hybris, wie Erlendur es selber nennt, hatte ihn und fast die Ermittlungen auf Abwege geführt.
In diesem Buch beschäftigt sich Arnaldur Indriðason vor allem auch mit Sigurður Óli. Man erfährt in "Frostnacht" viel über die Vergangenheit von Sigurður, über seine Gedanken, über seine Probleme (seine Frau möchte ein Kind adoptieren) und es ist vor allem auch Sigurður, der die Ermittlungen weiterbringt. Indriðason nimmt sich in diesem Buch viel Zeit, um Sigurður Óli zu charakterisieren. Óli ist nicht mehr so eindimensional, so nebensächlich wie in den anderen Büchern. Er bekommt eine Vergangenheit, die ihn nicht mehr so negativ zeigt. Natürlich erfährt der Leser auch wieder mehr über die Herkunft und die Geschichte Erlendurs. Zum ersten Mal kann man die Gegend ungefähr lokalisieren, wo er geboren wurde. Er stammt aus dem Osten von Island, was ja schon bekannt ist aber nun erfährt man, dass er in der Nähe von Eskifjörður geboren worden ist. Man erfährt, wann und wie er zum ersten Mal mit einem Verbrechen in Berührung gekommen ist. Auch die Beziehung mit Valgerður geht weiter.
Ein Hauptthema in diesem neuen Kriminalroman ist die Ausländerfeindlichkeit. Das Ressentiment gegenüber den Ausländern. Diese Ausländerfeindlichkeit ("Island gehört uns. Nicht irgendwelchen Ausländern."), diese Gefühlskälte wird durch die Beschreibung des Winterwetters verstärkt. Reykjavik wird zur "Winterstadt". Kalt und abweisend. Alle mitmenschlichen Gefühle sind eingefroren. Kein Platz ist mehr für Wärme und Mitmenschlichkeit. Vor allem unter Kindern und Jugendlichen nehmen die Probleme zu. Das andere Thema ist die Einsamkeit der Menschen. Niran, der Bruder des toten Jungen ist nicht nur allein, sondern auch fremd in dieser Welt der Kälte. Die verschwundene Frau, die ihre Kinder wegen eines anderen Mannes verlassen hat. Sigurður Óli, der nicht mit seiner Frau über die Adoption reden kann und sich hinter der Arbeit versteckt. Marian Briem, der einsam stirbt und natürlich Erlendur, dem es immer noch schwerfällt, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen und der auch immer noch von Schuldgefühlen geplagt wird. Alle sind sie einsam und können sich nicht mitteilen.
Mehrere Nebengeschichten werden erzählt. Einmal die Geschichte der verschwundenen Frau. Dieser Fall wird mehr oder weniger "gelöst", führt Erlendur aber fast in die Irre. Eine Geschichte über einen vermutlichen Päderasten bleibt offen. Dieser Mann bewohnte die Nachbarwohnung des ermordeten Jungen und verschwindet spurlos, bevor die Polizei hinter seine Identität kommt. Und ebenso dürfen seine Tochter Eva, die sich scheinbar etwas von ihrem Drogenkonsum erholt hat und sein Sohn Sindri nicht fehlen. Sindri, der in der Vergangenheit seines Vaters im Osten von Island herumstöbert und der damit auch seine Schwester ansteckt. Und Marian Briem stirbt. Sein alter Mentor bei der isländischen Polizei, bei dem er sich oft Rat geholt hatte, stirbt einsam und allein. Dieser Tod bringt Erlendur dazu, wieder tief in die Vergangenheit zu blicken und über das Leben an sich nachzudenken: "Erlendur stand in der Kälte neben dem Grab und suchte nach dem Sinn von allem, von Leben und Tod. Wie immer fand er keine Antworten. Es gab keine endgültige Antwort auf die lebenslange Einsamkeit der Person, deren Überreste sich in der Urne befanden. Oder auf den Tod seines eigenen Bruders vor vielen Jahren. Oder darauf, weshalb Erlendur so war, wie er war, und weshalb Elías erstochen wurde. Das Leben war ein ungeregeltes Gewirr von Zufällen, und die bestimmten die menschlichen Schicksale wie Unwetter, die unverhofft hereinbrachen und Vernichtung und Tod mit sich brachten."
Es ist wieder ein Roman, der mit "feinem Pinselstrich" das Bild der heutigen isländischen Gesellschaft zeichnet. Kein Gesamtbild, sondern einen Ausschnitt, so wie er auch in anderen Kriminalgeschichten der Erlendur-Reihe Facetten dieser Gesellschaft gezeigt hat. Und fügt man diese verschiedenartige Ausschnitte zusammen, so erhält man ein immer größer werdendes Bild der heutigen isländischen Gesellschaft. Und der Mord? Er ist so sinnlos, wie es viele Morde sind.
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Juli 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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Kurz vor Weihnachten wird der Portier eines Hotels in einem Weihnachtsmannkostüm
ermordert aufgefunden. Ein neuer Fall für den knurrigen Komissar
Erlendur und seine Kollegen der Kripo Reykjavik. Um den Fall zu untersuchen
quartiert sich Erlendur kurzerhand in das Hotel ein, wohl auch um sich
ein wenig der trübseligen Vorweihnachtsstimmung alleine Zuhause
zu entziehen. Das Hotel wird also quasi zur Bühne, auf der sich
das ganze Drama abspielt. Man fühlt sich erinnert an alte Mrs Marple
Spielfilme, die oft auch an einem Ort spielten, die Verdächtigen
also eng beisammen waren. Und so wird auch zunächst die gesamte
Hotelbelegschaft, angefangen vom Zimmermädchen bis hin zum Hotelmanager
unter die Lupe genommen, die sich teilweise verdächtig benehmen.
Unter Verdacht gerät schließlich ein englischer Hotelgast,
der sich sehr für den Verstorbenen interessierte. Der Portier war
nämlich in seiner Kindheit ein viel versprechender Chorknabe, bis
er durch den Stimmbruch sein einzigartiges Talent verlor. Erlendur befragt
auch die Schwester und den Vater des Opfers, die sich seltsam gleichgültig
der grausamen Tat gegenüber verhalten. Nach und nach erfährt
man von der unglücklichen Kindheit des begabten Jungen, der schließlich
als einsamer Mensch im Keller des Hotels hauste. Indridason lässt
Erlendur viele verschiedene Spuren verfolgen, die doch allesamt im Nichts
verlaufen. Eine Rolle spielt wieder einmal die Beziehung zu seiner Tochter
Eva Lind, die ihn regelmäßig im Hotel besucht. Seit ihrer
Fehlgeburt, bei der sie beinahe selbst gestorben wäre, sind sich
Erlendur und seine Tochter näher gekommen. In "Engelsstimme"
beginnt sich langsam so etwas wie eine Beziehung zwischen den beiden
zu entwickeln, vielleicht auch weil Erlendur sich ihr öffnet und
ihr von einem prägenden Erlebnis aus seiner Kindheit berichtet.
Mit Erlendur hat Indridason einen Ermittler geschaffen, der noch einsamer,
gequälter und trauriger ist als alle Van Veeterens und Wallanders
zusammen. Vielleicht ist "Engelsstimme" auch ein kleiner Aufbruch
für Erlendur, sich wieder neu auf Menschen einzulassen. Dies war
dem Portier verwehrt geblieben, der, wie es sich am Ende herausstellt,
Opfer unglücklicher Umstände wurde.
Mit "Engelsstimme" ist Indridason wieder einmal ein herausragender
Roman geglückt, der tiefe Einblicke in menschliche Abgründe
aufweist. Wie weit geht ein Mensch um seine Ziele zu verwirklichen?
Wie verzweifelt kann ein Mensch sein um zu bestimmten Handlungen getrieben
zu werden? Und wie sehr bestimmen uns die Erlebnisse unserer Kindheit
und machen uns zu den Menschen, die wir sind? Dies alles sind Fragen,
die angeschnitten werden, letztlich aber unbeantwortet bleiben.
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Der See Kleifarvatn hat Jahrhunderte auf Arnaldur Indriðason
gewartet. Dieser rätselhafte See, der kommt und geht in seiner
unheimlichen Dunkelheit, hat nichts weniger verdient, als Indriðasons
Talente, um die passende Atmosphäre aus Angst und Kummer zu erschaffen.
Wie bei dem Nordermýrin Bezirk (wo der Roman "Mýrin"
spielt), der nie mehr der Stadtteil von Reykjavik im Gedächtnis
der Leser sein wird, der er einmal war, so wird der See Kleifarvatn
Teil der isländischen Literatur. Isländer sind daran gewöhnt,
daß ihr Land durch gewaltige Erdbeben, gedehnt, aufgespalten und
heftig zerrissen wird durch wahllos ausbrechende Vulkane. Aber jeder
war überrascht, als ein großer See anfing, in einem langen
Spalt zu verschwinden, der durch ein Erdbeben verursacht wurde. Der
auslaufende See ist eine Eigenartigkeit, sogar nach isländischen
Verhältnissen und hat Herden von neugierigen Schaulustigen an die
unfruchtbaren Gestade des Sees gelockt.
"Wenn du dein Ohr auf den Boden legst, kannst du hören, wie
der See ausläuft. Es klingt wie Wasser, das den Abfluß hinunterläuft."
Der See Kleifarvatn, der ungefähr 6 Kilometer lang und 2,3 Kilometer
breit war, ist durch den Spalt drastisch geschrumpft. Jetzt ist er nur
noch 2,5 Kilometer lang und ungefähr 1,8 Kilometer breit. Dies
geschah im Jahr 2000. Der ca. 10 qkm große und bis zu 97 m tiefe
Kleifarvatn ist der drittgrößte See des Südlandes und
wird markant eingerahmt von der steilen, schroffen Felswand des Sveifluhals
im Westen und den weicheren, abgerundeten und grüneren Abhängen
einer Hochebene und der Vatnshlið im Osten. Der See entstand durch
das Absinken des Bodens. In mehrjährigen Intervallen ändert
er seinen Wasserstand.
Zu Beginn der Geschichte wird ein Skelett mit einem
russischen Sender in seiner Nähe auf dem ausgetrockneten Seegrund
vom Kleifarvatn gefunden. Es ist schon sehr früh offensichtlich,
daß das Skelett alt ist, und alles deutet darauf hin, daß
das Verbrechen zur Zeit des Kalten Krieges stattfand. Zur gleichen Zeit,
als Erlendur und seine Begleiter sich in die Zeit zurückversetzten,
in die sie verschiedene Hinweise führen , erzählt der Autor
eine andere Geschichte aus den Sechzigern, welche sich allmählich
der Gegenwart nähert. Zum Schluß der Geschichte bekommt man
das Gefühl, daß am Ende des Buches sich die Handlungsfäden
so verweben, daß, wen der Leser das Buch zuklappt, er reicher
an Erfahrung ist, und sogar ein bißchen klüger in den verschiedenen
Geschehnisse der politischen Geschichte in den fünfziger und sechziger
Jahre.
Indriðasons Fähigkeit Geschichte aus der Vergangenheit mit
der fortschreitender Spannung der Gegenwart in eine komplexe Geschichte
zu verweben, zusammen mit den zusätzlichen persönlichen Geschichten
der Hauptpersonen aus den früheren Büchern, führt zu
einer einzigartigen Vertrauenswürdigkeit.
Eine Zeitlang war es ein Klischee der Kritiker, wenn ein neues Buch
von Indriðason erschien, immer zu verkünden: "Indriðasons
bestes Buch bis heute!" Aber "Kleifarvatn" ist
Indriðasons bestes Buch bis heute - einige von Indriðason eingeschobene
Geschichten sind das Beste, was er je geschrieben hat. Zum Beispiel,
gibt es da den absolut köstlichen Abschnitt im Buch von einem Mann,
der ständig Sigurdur Olí anruft. Und es ist ein Zeichen
von Indriðasons Klugheit als Romanschreiber, das so eine Geschichte
in seiner Ausführung nie komplett ist, was für einen weniger
guten Schreiber sehr verführerisch wäre.
Es wird gesagt, daß die Gattung "Thriller" eine Art
"Ersatz" für eine leichtverständliche Erziehung
in der modernen Gesellschaft sei. Indriðason erfüllt diese
Anforderungen mit einem großartigen Hintergrund über die
Stimmung während des Kalten Krieges; linke Studenten aus Island,
die in den "himmlischen Staat" des kommunistischen Ostdeutschlands
zum studieren gingen; und die moralische Einschüchter-ung und persönliche
Bespitzelung, die damals so allgegenwärtig war.
"Ich war drei Mal in Leipzig, um meine Bücher vorzustellen,"
sagt Indriðason in einem Interview. "Auf meinen Reisen durch
die Stadt besuchte ich auch das Stasi-Museum. Dort war es, wo ich die
Idee bekam, einen Roman über den Kalten Krieg zu schreiben, der
gut vorstellbar, in Leipzig spielen könnte. Island ist mit Leipzig
historisch und kulturell verbunden, da Isländer während des
Kalten Krieges dort studierten. Um diese Zeit las ich in der Zeitung,
daß der Wasserspiegel des Sees Kleifarvatn gefallen sei, und ich
erinnerte mich daran, daß eine Spionageausrüstung dort 1973
gefunden wurde. Das war der Funke für die Idee, wie der Roman beginnen
sollte, welcher vor meinem geistigen Auge nach und nach zu einer "Kalten
Krieg" - Geschichte wurde, mit Spionen, Liebe, Verrat und der ganzen
Chose. Auch arbeitete ich wieder mit verschwundenen Menschen im Roman,
wie ich es schon in meinen früheren Büchern getan habe, da
vermißte Personen seit langer Zeit von besonderem Interesse für
mich sind, und auch sicherlich Erlendurs Hauptinteresse sind.
Erlendur, Elinborg und Sigurdur Óli treffen
wir wieder in guter Form an. Indriðason fährt damit fort, die
Charaktere weiter auszuformen und ihre Geschichte dem Leser weiter zu
erschließen, und es scheint so, daß sie sich entwickelt
haben und etwas aus den vorherigen Erfahrungen gelernt haben. Es kann
nicht gesagt werden, daß sie ihre Fehler und Überspanntheiten
verloren hätten, welche der Autor dafür nutzt, nicht nur zu
zeigen, daß sie menschlich und schwach sind, sondern auch als
Aszendent im Laufe der Ereignisse. Jedermann und jede Person, auch die,
welche in der Geschichte nur marginal vorkommen bleiben einem im Gedächtnis.
Auch dies muß als eines der Stärken des Autors Indriðason
festge-halten werden. Niemand ist zu unbedeutend oder zu geringfügig,
um sich von einer Charakterbeschreibung zu befreien. Vielleicht mehr
als in seinen früheren Büchern, spiegelt sich in Kleifarvatn
wieder, wie detailliert der Autor seine Aufmerksamkeit dem kleinsten
Detail gewidmet hat, die nicht direkt mit der Geschichte verbunden sind
aber nichtsdestotrotz die Geschichte vertiefen; Neben-personen haben
sich mehr Bedeutung erworben. "Wen ich mich setzte um zu schreiben,
weiß ich nicht genau, was passieren wird, " sagt Indriðason.
"Als ich mit diesem Buch anfing, hatte ich die Themen der vermißten
Menschen und die des "Kalten Krieges". Als die tatsächliche
Arbeit am Buch begann, kamen die anderen kleinen Geschichten. Tag für
Tag saß ich am Computer, versuchte an etwas zu denken und schrieb;
ich steckte in der Geschichte fest und versuchte, mich selbst zu disziplinieren.
Ich habe immer versucht sogenannte "Nebengeschichten" zu schildern,
um den Roman auszudehnen und "Nebendarsteller" um das Menschentableau
zu vergrößern. Zur gleichen Zeit passe ich darauf auf, ein
klares Bild der Handlung an sich zu behalten, welche sich in diesem
Buch um den gewaltigen Schock dreht, der sich in dem Leben einer Person
ereignet, die entdeckt, daß ein geliebter Mensch verschwunden
ist. Wie reagiert diese Person, was tut sie/er? Gibt sie/er ihm/ihr
die Schuld dafür? Ist sie/er schuldig? Ist es möglich, sich
an einem gewissen Punkt wieder von dem Schock zu erholen? Glücklicherweise,
sagt Indriðason, weiß ich die Antworten nicht aus eigenen
Erfahrungen, aber ich versuche, mich in den Fußspuren derjenigen
zu bewegen, die damit umzugehen hatten und versuche mir den Schrecken
vorzustellen, den solch ein Mensch erdulden mußte und dann, wie
sie/er in seinem Leben weitermacht.
Indriðason versucht noch einmal in diesem Buch einen anderen Stil
der Kriminalerzählung und beweist wieder einmal, daß die
isländische Kriminalliteratur nichts Unmögliches ist, wenn
man sie auf die richtige Art und Weise angeht. Es gibt keinen Versuch,
aus Island ein fremdes Land zu machen; es ist glaubhafter, daß
der Roman in seiner eigenen "wahren Farbe" daherkommt ohne
die rätselhafte Spannung auszulassen, das den Roman ausmacht. Manchmal
ist die Handlung vielleicht vorhersehbar, aber dies macht nichts: manchmal
ist es sogar ein Mittel, um darauf aufmerksam zu machen, wie Ereignisse
unabwendbar sein können und wie Macht und Stärke von Menschen
genommen werden kann.
Das Verschwinden ist eines der Hauptthemen in Arnaldur
Indriðasons Büchern, da sie von besonderem Interesse in den
Untersuchungen des Kriminalbeamten Erlendur sind, der unbestreitbar
die Haupt-person in den meisten Büchern von Indriðason ist.
Erlendurs Interesse an vermissten Personen hat seine Wurzeln in schmerzhaften
Kindheitserinnerungen; sein jüngerer Bruder verschwand auf der
Hochheide in den östlichen Fjorden in schlechtem Wetter, während
er selbst, zusammen mit seinem Vater, mit knapper Not entkommt. Dieses
tragische Ereignis lebt weiter in Erlendur, ist Teil seiner Persönlichkeit
und erklärt einige Dinge in seinem Verhalten. Und andere "Verschwundene"
hinterlassen ihre Spuren in seinem Leben, so wie er bei seiner Scheidung
selbst aus dem Leben seiner zwei Kinder verschwand, Eva Linda und Sindri,
als sie noch sehr jung waren. Als sie später - und jeder für
sich - nach ihm suchen, scheint der Abstand zwischen ihnen und ihrem
Vater unüberbrückbar, da er beladen ist mit ungelöster
Schuld, Ablehnung und Gewissensbissen, Kummer und schlechten Gefühlen.
Und so spielt auch wieder Erlendurs besonderes Interesse, alte Fälle
vermisster Personen, eine spezielle Rolle in dieser Geschichte. Menschen
tauchen auf und verschwinden wieder (gerade so wie der See) und der
Nebel der Zeit lichtet sich für eine kurze Zeit, so daß die
vergessene Zeit plötzlich zum Vorschein kommt. Die Zeit hält
an, Ungewißheit wird zu einem laufenden Zustand, die Wirklichkeit
zu einer Möglichkeit unter vielen. Die Verschwundenen haben ein
besondere unvergeßliche Anwesenheit und es ist nicht möglich,
sie abzuweisen - sie sind Lebendig und Tod zur gleichen Zeit (und erinnern
einen an Schrödingers Katze). Und manchmal ist es auch gerade so,
als ob sie niemals existiert hätten.
Schrödingers Katze ist ein beliebtes Beispiel um ein Phänomen anschaulich darzustellen, das in der Quantenmechanik als "Überlagerung von Zuständen" bekannt ist. Ende der 20er Jahre entstand um den dänischen Wissenschaftler Niels Bohr die bis heute verbreitete Kopenhagener Deutung. Danach führt die Messung durch einen "bewussten" Beobachter dazu, daß das Teilchen, das sich zuvor in einem Überlagerungszustand befand, abrupt in einen der möglichen Zustände "springt" (Kollaps der Wellenfunktion). Diese Deutung führte zu dem paradoxen und immer noch häufig zitierten Gedankenexperiment von Schrödinger aus dem Jahr 1935 - der Ortszustand wird durch die Meßgröße "tot" oder "lebendig" ersetzt: In einer nicht einsehbaren Kiste ist eine Katze eingesperrt (Schrödingers Katze), die einem Überlagerungszustand aus "lebend" und "tot" ausgesetzt ist. Die Frage ist nun, in welchem Zustand sich die Katze nach einer gewissen Zeit befindet, wenn man nicht in die Kiste hineinschaut - analog zur Frage nach dem quantenmechanischen Zustand eines Systems, solange man keine Messung an ihm vornimmt. Als Antwort auf diese Frage wird gegeben, daß die Katze sowohl gleichzeitig lebendig als auch tot ist. Erst wenn man die Kiste öffnet, manifestiert sich der Zustand in einer 100% lebendigen oder 100% toten Katze. Erst die Messung durch einen bewussten Beobachter führt dazu, daß die Katze entweder lebendig oder tot ist.
Der Handlungsstrang, das private Leben von Erlendur
Sveinsson, ist eine der Nebenhandlungen in Indriðasons Büchern,
wie der Leser weiß, aber es ist ein wichtiger Faden, da dieser
Faden ein Buch mit dem anderen verbindet - und den Leser mit Erlendur.
Mit jedem Buch lernt der Leser mehr über Erlendurs Hintergrund,
und das Bild von ihm vertieft sich. Das gleiche trifft auch auf seine
Kollegen, Sigurdur Olí und Elinborg zu: Stück für Stück
werden Beschreibungen der beiden eingefügt und wie bei Erlendur,
werden sie dem Leser vertrauter.
Doch trotz dem unbestreitbaren Interesse der Leser an dem Polizistentrio
und ihrem Privatleben, ist es natürlich immer das Verbrechen, das
im Mittelpunkt steht und tatsächlich die Hauptgeschichte jedes
Buches bildet. Unzweifelhaft ist es, wie Eulen nach Athen zu tragen,
zu wiederholen was jedermann weiß - dass Indriðason mit jedem
Buch gewachsen und gestärkt worden ist. Seine Hauptstärken
scheinen drei zu sein: Erstens - es gab enorme Fortschritte in Indriðasons
Schreibstil seit seinem ersten Buch bis zu seinem neuesten. Zweitens
- er verharrt nicht in einer vorherbestimmten Formel, vielmehr scheint
es so, daß er versucht, die verschiedenen Formen innerhalb der
Thrillertradition zu untersuchen, und er ist in zunehmenden Maße
geschickter darin geworden, viele verschiedene Handlungsfäden zusammen
zu weben, viele Geschichten parallel zu erzählen. Drittens - Indriðason
hat es extrem gut geschafft seine Geschichte in der isländischen
"Wirklichkeit", wie wir sie kennen, anzusiedeln. Der letzte
Punkt ist unzweifelhaft der wichtigste, und die Skepsis, daß dies
sehr wahrscheinlich der Grund sein könnte, warum die Kriminalliteratur
solange gebraucht hat, in der isländischen Literatur Fuß
zu fassen.
Auf die Frage, ob ein Autor die "Krankheiten" einer Gesellschaft
aufnehmen sollte, antwortet Indriðason:
"Ja, irgendwie gehe ich davon aus. Ist ein Mensch ein Autor, muß
diese Person denken, sie/er hat eine irgendwie geartete Botschaft. Ich
finde, ich habe etwas verständlich zu machen und ich habe gezeigt,
daß ich die Herausforderung der Gesellschaft in der ich lebe,
aufgenommen habe. Ich tue es kontinuierlich und bleibe auf der Spur,
was in der Gesellschaft passiert. Jedoch möchte ich nicht nur das
abdecken, was in den Medien berichtet wird. Ich möchte auch in
den Mittelpunkt stellen, was außerhalb des Rampenlichts geschieht.
Zum Beispiel schreibe ich viel über die Familie. Über kaputte
Familien. Familien, die bestehen sollten, es aber nicht tun. Und schließlich
schreibe ich über das Milieu, Häuser, Straßen, das Wetter,
Reykjavik und Island. Ich versuche die Realität in meinen Büchern
widerzu-spiegeln. Sonst hätte ich das Gefühl, sie hätten
weniger Wert."
Wie bereits angeführt sind in Kleifarvatn, wie in seinen früheren
Werken, vermisste Personen der Mittelpunkt, aber der Rahmen ist mehr
im Einklang mit der Kriminalgeschichte. Die Geschichte ist aufgebaut
auf zwei Hauptthemen. Eines ist die Geschichte über das Auffinden
eines Skelettes am See Kleifarvatn und die Versuche der Polizei herauszufinden,
wer die dazugehörige Person ist. Die andere ist die Geschichte
über einen jungen isländischen Studenten in Ostdeutschland
in den sechziger Jahren. In beiden Geschichten, verschwinden Menschen
und in beiden wälzen sich die Geliebten der verschwundenen Personen
in Kummer, und es braucht Zeit, dies zu heilen. Es sind Geschichten
von Menschen, die verschwinden - aber die niemals ganz verschwinden,
da ihr Schicksal nicht klar ist. Und die Ängste, derer die Leben,
ist etwas, daß Erlendur sehr gut versteht.
Mehr wird von der Handlung hier nicht erzählt, außer anzumerken,
daß es bewundernswert ist, wie gut Indriðason die Diskussion
über den Kalten Krieg in den letzten Jahrzehnten nutzt und wie
sein Text in verschiedenen Richtungen deutet: "heiße"
Themen in der Gesellschaft, auf jüngste Naturkatastrophen, in die
Geschichte, in die Literatur. Er erzählt eine Fabel aus Hoffnungen
und Enttäuschungen, aus zer-brochenen Träumen und Verrat und
webt alle diese Geschichten gekonnt zusammen. Ohne Zweifel ist "Kleifarvatn"
Indriðasons bestes Buch, der Stoff der Geschichte ist völlig
in der Wirklichkeit Islands verwurzelt - und in diesem Fall - auch in
der internationalen Realität der verlorenen Visionen des Sozialismuses,
dem Mißbrauch der Macht, Mord und Unterdrückung in Osteuropa
zur Zeit des Kalten Krieges.
Diese Handlungsfäden sind in diesem Roman auf eine einfache Weise
miteinander verwoben, in beidem, in der Erschaffung von Charakteren
und in der Handlung, um eine düstere doch aufrichtige Kriminalgeschichte
zu schreiben, die nichtsdestoweniger eine Betrachtung einer Überprüfung
der Vergangenheit, der Liebe, des Verlustes und der Sehnsucht ist.
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Ich machte Fehler. Ich tappte in eine Falle nach der
anderen. Manchmal bereitwillig. Tief in mir, wußte ich, dass die
Fallen da waren und wußte, dass sie gefährlich waren, aber
ich wußte doch nichts. Manchmal sagte ich zu mir, dass ich mich
immer wieder selbst auf die Fallen einließ, so oft es nur ging."
Ein junger Rechtsanwalt sitzt in Untersuchungshaft und erinnert sich
an eine verhängnisvolle Begegnung mit Bettý, die eines Tages
in einem enganliegenden Kleid und einer goldenen Kette um ihren Knöchel,
bei ihm erschien. Und wenn sie lächelte...
Ein neuer und fesselnder Krimi von Arnaldur Indriðason. Es ist eine
besonders spannende, aufregende und raffinierte Geschichte über
eine Femme Fatale - ein wenig im Geiste eines klassischen amerikanischen
Krimis, aber mit unerwarteten Abstechern aus dem Genre. Die ersten Vergleiche,
die einen beim Lesen anspringen, sind vielleicht "The Postman always
rings twice" oder "Double Indemnity" von James M. Cain,
welche beide großartig verfilmt wurden.
"In diesem Buch verfuhr ich nach einem speziellen Rezept, dass
uns allen aus dem "Film Noir" vertraut ist, aber zur gleichen
Zeit, versuchte ich, den Leser damit zu überraschen, die Dinge
ein wenig anders zu machen" sagt Arnaldur. "Meine vorhergehenden
Kriminalgeschichten waren mehr in der skandinavischen Tradition, ich
nahm einen melancholischen Polizisten, konstruierte einen Platz für
ihn in einer isländischen Kulisse, und erschuf dann eine Vergangenheit
für ihn, die erklärte, warum er so wurde, wie er ist. Ich
brach mit dieser Tradition, als ich "Gletschergrab" schrieb,
einen internationalen Thriller. Nun richtete sich mein Interesse westwärts
zu den Vereinigten Staaten und tauchte ein, in die gute alte aufregende
und mehr unterhaltsame Tradition der amerikanischen Kriminalliteratur
und versuchte, diese in einer isländischen Kulisse wieder auferstehen
zu lassen. .... Ich habe über Dreierbeziehungen und über den
Überfluss geschrieben, der immer größer wird und der
in der Reichweite von immer mehr Menschen liegt, da die Menschen immer
reicher werden, als jemals zuvor in der Geschichte Islands. Die Frage
ist nun: Wie weit sind die Menschen bereit zu gehen, um sich Geld zu
beschaffen? Haben wir nun ein gewisses Stadium erreicht, wenn eine Geschichte
wie Bettý, wirklich geschehen kann?"
Der Leser schlüpft in Arnaldurs Buch mit der größten
Unbefangenheit, da der Erzähler ein äußerst sympathischer
Kerl ist. Der Erzählton ist leicht melancholisch und das hilft,
sich in die Geschichte hineinzuversetzen. Das ist bisher wahrscheinlich
das beste von Arnaldur geschriebene Buch und das erste von seinen Büchern,
das einen "Ich" Erzähler hat. "Es war wirklich vergnüglich
aus der Sicht einer Person zu erzählen," sagt Arnaldur. "Es
ist ein ganz befreiender Vorgang eine Geschichte so zu erzählen
und er öffnet alle Möglichkeiten, um den Handelnden von "innen"
zu beschreiben. Aber zur gleichen Zeit, erfordert diese Art von "Noir"
Geschichte einen besonderen Stil. Er ist in einem direkten hartgesottenen
Ton geschrieben, aber ohne ihn ins extreme zu treiben, so das es auch
etwas "weichere" Momente gibt. Diese Geschichte ist über
eine Person, die Verluste erleidet, Verrat und dämonische Liebe
und natürlich formt das den Stil des Textes. Und es handelt auch
von Selbstvorwürfen und von Fragen, welche die Hauptperson so nachdrücklich
verhöhnen: Wie konnte ich zulassen, dass dies mir passieren konnte?
Was ist in mir, dass mich so weit gebracht hat? Wer bin ich?
Dieses Buch unterscheidet sich von Indriðasons vorherigen Büchern.
Anstatt sich auf die traditionelle Figur des Kriminalbeamten zu konzentrieren,
und uns einen Blick in das Leben eines Polizisten zu liefern, ist die
Hauptperson nun ein Rechtsanwalt, der, für die meiste Zeit der
Geschichte, namenlos bleibt. Deshalb wird die Geschichte von einem straffen
Erzählton angetrieben, den Arnaldur Indriðason von der ersten
Zeile an durchhält. Die Geschichte wechselt mühelos zwischen
der Gegenwart und der Vergangenheit, während die Geschichte allmählich
ein Bild des Erzählers heraufbeschwört. Die Handlung ist raffiniert
geschrieben mit ein paar unerwarteten Wendungen.
Der Ton der Geschichte ist sofort festgelegt, da die Hauptperson eines
Verbrechens verdächtigt ist, und in Haft genommen wird. Natürlich
ist der Rechtsanwalt stark beansprucht und ängstlich, und das bedeutet,
das wenig Raum bleibt für Sarkasmus und Ironie, dass oft das Schreiben
von Indriðason charakterisiert. Das Thema ist nicht finsterer wie
in seinen vorherigen Büchern, aber da die Geschichte in der Ersten
Person erzählt wird, von einer Person, die in einer hoffnungslosen
Situation ist, gibt es nicht viel Raum für Leichtigkeit. Der Autor
versorgt uns mit einer lebendigen Darstellung von der Vereinsamung des
Rechtsanwalts, die Klaustrophobie und Verzweiflung. Und die erzählende
Person ist so überzeugend gezeichnet, dass der Leser in keinem
Moment an seiner schlimmen Lage zweifelt.
Indriðason zeichnet ein ebenso lebendiges Porträt von Bettý,
eine klassische Femme Fatale, die nicht so oberflächlich und offen
ist, wie sie ursprünglich zu sein scheint. ... Die Rolle der Femme
Fatale, jedoch, hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und verändert.
Bettý ist das Verbindende, und die Beherrscherin des Erzählers
und das Schicksal weiterer Menschen. Obwohl sie uns durch den verzerrten
Filter, aus den sich vor Liebe verzehrenden Augen des Erzählers,
offenbart wird, schafft es der Autor dennoch, ein differenziertes Portrait
von ihr für den Leser zu schaffen, der ein wenig Sympathie für
sie aufbringt, für eine ruhelose Frau, die meistens nur an sich
selbst denkt. Bettý ist ein Risiko, das es Wert ist, aufgenommen
zu werden. Für beide: seinem Autor und seinem Leser. Es ist ein
psychologischer Thriller, in dem der Schwerpunkt in der inneren Spannung
und gekonnten Erzählung liegt. Die Handlung ist perfekt ausgespielt,
und, als eine Femme Fatale, wird Bettý unzweifelhaft im Gedächtnis
vieler Leser bleiben, auch weil diese Geschichte eine interessanter
Schritt in der Entwicklung von Arnaldur Indriðason als Autor ist.
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Ein grausiger Mord steht am Anfang dieses im weiteren
Verlauf eigentlich sehr beschaulichen Thrillers. Ein alter Lehrer stirbt
gefesselt im Feuermehr seines selbst in Brand gesteckten Wohnhauses.
Bedächtig und mühsam entwickeln sich die Ermittlungen des
Kriminalistenpaares Erlendur und Sigurður Óli nach der Vergangenheit
des toten Lehrers. Vermutungen, versteckte Behauptungen und schweigende
Kollegien machen die Suche nach Ursachen, Gründen, Motiven mühsam.
Der zur fast gleichen Zeit in den Selbstmord gestürzte Insasse
einer psychiatrischen Klinik, Daniel scheint zunächst ein ganz
eigener Fall zu sein. Erst sein höchst verunsicherter Bruder Pálmi
stellt eine Verbindung her, nachdem er erfuhr, dass der alte Lehrer
in den letzten Wochen mehrmals seinen aus dem Fenster gesprungenen Bruder
besuchte.
Als aufkommt, dass Lehrer Halldór offensichtlich einige pädophile
Übergriffe auf Schüler vornahm, scheint die Geschichte klar.
Das lähmt auch etwas den Spannungsbogen. Zu eindeutig und einfach
wirkt alles und auch die sich ergänzend ergebenden Erinnerungen
verschiedener Mitwissender lassen wenig Raum für andere Erklärungsmodelle.
Erst als man erfährt, dass nahezu alle Schüler einer bestimmten
Sonderklasse inzwischen verstorben sind, erahnt man etwas komplexere
Hintergründe. Die zu damaliger Zeit merkwürdige Verabreichung
von Lebertranpillen an die Klasse des ermordeten Halldórs verwundert
dann doch und schon scheint es doch augenfällig, wer vermutlich
hinter den mysteriösen Todesfällen steckt.
Aber auch das sorgt nur bedingt für die Aufklärung, denn gegen
Ende des Romans bekommt er einen gänzlich unerwarteten und auch
bizarr anmutenden Schub, der leider etwas oberflächlich und plötzlich
daherkommt. Das sich durch die neue Wendung entwickelnde Ende wirkt
etwas zu krass aufgesetzt und nur gering glaubwürdig. Irgendwie
passt es nicht mehr so ganz zum Duktus der bisherigen Geschiche, wenngleich
es ein denkbarer Aspekt wäre. Doch das hätte eine detailliertere
Recherche und einen weniger schlichten Aufbau nötig gemacht. Das
tatsächliche Ende wirkt harmlos, ist es jedoch in keiner Weise,
da es keine Position zu dem Geschehen bezieht. Diese ethische Selbstbewertung
wollte der Autor aber möglicherweise provozieren.
Die Protagonisten von "Menschensöhne" sind ausgeprochen
differenziert charakterisiert. Treffend erfasst er insbesondere die
Gefühle und Sehnsüchte der beiden Brüder, den schizophrenen
im entrückten Zukunftswahn und den anderen im depressiven Selbstzweifel
und selbstbedauernden Schuldgefühl. Es scheint aber auch ein präziser
Einblick in die Lebenswirklichkeit der anderen Menschen auf der nordatlantischen
Insel zu sein, eine Beschreibung der Melancholie eines Landes voller
Zukunftshoffnung und -ernüchterung. Es ist ein düsterer, wolkenverhangener
Roman ohne jeglichen Freudensausdruck, traurig, still und in gewisser
Weise hilflos.
Trotz aller Langsamkeit ist das erst jetzt veröffentlichte Erstlingswerk
des sehr erfolgreichen Autors ein ausreichend spannender Roman über
das inzwischen schon mehrfach aktiv gewesene und interessant kombinierte
Ermittlerduo, welches die anfallenden Aufgaben angeht und in auf beschauliche
aber erfolgreiche Weise löst.
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Am Stadtrand von Reykjavik wird ein menschliches Skelett
gefunden. Vieles deutet darauf hin, dass es dort schon eine Weile vergraben
liegt. Erlendur und seine Kollegen der Reykjaviker Kripo sind mit dem
Fall betraut und versuchen herauszufinden, wer in früherer Zeit
in der Gegend des Skelettfundes wohnte und etwas darüber wissen
könnte. So spüren sie die Schwester eines Mannes auf, der
dort ein Ferienhäuschen besaß. Sie weiß Mysteriöses
zu berichten. Die Verlobte ihres mittlerweile verstorbenen Bruders sei
eines Tages spurlos verschwunden und nie wieder gesehen worden. Dies
ist die erste Fährte, der Erlendur folgt. Aus Trauer um seine Verlobte
bezog der Bruder das Häuschen nie, sondern vermietete es während
des zweiten Weltkrieges als Wohnungen knapp wurden. Nur mühevoll
lässt sich rekonstruieren, dass dort einmal eine Familie mit drei
Kindern wohnte, von der man aber kaum etwas weiß. Dies ist die
zweite Spur. Der Leser ist Erlendurs Ermittlungen stets einen Schritt
voraus, denn gleichzeitig zur linearen Erzählung wird von eben
dieser Familie und ihrem Leben berichtet. Dies sind die intensivsten
und beklemmendsten Momente, geht es doch um Misshandlung in der Ehe.
Indridason schildert die körperlichen und weitaus schlimmeren seelischen
Qualen der Mutter so exakt, dass man am liebsten eingreifen würde,
um dem Ganzen eine Ende zu bereiten. Geschickt nähern sich diese
Rückblenden immer mehr dem Stand der Ermittlungen, bis es zur Überschneidung
kommt und die Hintergründe der Tat schließlich gleichzeitig
offengelegt werden. Genauso wie das Skelett, das in mühevoller
Arbeit freigelegt wurde. Und so nähert man sich einem Ende, das
nicht versöhnt und keine Hoffnung anbietet. Die Sünden der
Vergangenheit können nicht gesühnt werden und das Böse
wird bleiben. Ebenso hoffnungslos scheint die Lage von Erlendurs Tochter
zu sein, die im Koma liegt und Erlendur selbst in tiefe Gewissensnöte
stürzt. So erfährt man auch Dinge aus seiner Vergangenheit,
die seinen zynischen Blick auf das Leben ein bisschen erklärbarer
machen.
"Todeshauch" ist zudem nicht nur ein Kriminalroman, sondern
auch ein Stück Zeitgeschichte über Island während des
zweiten Weltkrieges. Sehr empfehlenswert.
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Die Geschichte beginnt mit dem Selbstmord von Daniel,
ein 40 Jahre alter Patient in einer Nervenheilanstalt in Reykjavik.
Gleichzeitig verbrennt sich ein älterer Lehrer, ein Mann, der Daniel
in den sechziger Jahren unterrichtet hat, der aber erst kürzlich
damit begonnen hat, Daniel in der Klinik zu besuchen. Als Daniels Bruder
herauszufinden versucht, was die beiden verband, findet er zu seinem
Entsetzen Beweise für ein Medikamenten Testprogramm an Kindern,
welches schrecklich schief ging.
Hier tauchen schon Erlendur und Sigurdur Ólí auf. "Ein
klassisches Polizeiduo", meint Arnaldur. Sigurdur Ólí
ist jung, dynamisch und unkompliziert, während er Erlendur als
altmodischen, patriotischen Einzelgänger beschreibt, der isländische
Geschichte und Geschichten liebt und an seiner Arbeit leidet. "Jeder
Fall verfolgt seine Seele, macht ihn brummig, deprimiert und desillusioniert."
Dazu muß Erlendur noch sein eigenes Päckchen tragen: Er ist
geschieden, der Sohn ist Alkoholiker, die Tochter drogensüchtig.
"Ich glaube, ich habe aus purem Zufall einen Krimi geschrieben,
es war keine bewusste Entscheidung. Erst als mein erster Roman fertig
war, stellte ich fest, dass man ihn als Krimi bezeichnen konnte."
Meint Arnaldur mit leichtem Understatement, denn sein Erstling "Synir
duftsins" auf deutsch "Menschensöhne", war gleich
ein großer Erfolg. Erschienen 1997. "Meine Detektive sind
sicher auch unter dem Einfluss von Kriminalfilmen entstanden, von denen
ich vielleicht berufsbedingt (er war von 1986 bis 2001 für die
größte Tageszeitung des Landes, Morgunblaðið, als
Filmkritiker tätig) mehr gesehen habe, als für mich gut war."
Sie ähneln dem klassischen Polizeiduo: der erfahrene, behäbige
Ältere und der dynamisch, progressive Jüngere. Doch letztlich,
so stellt Indriðason klar, seien Erlendur Sveinsson und Sigurdur
Ólí typische Isländer. "Vor allem Erlendur:
altmodisch, nationalistisch, düster, melancholisch. Einer, der
abends in seiner Wohnung sitzt, Dokumentarfilme schaut oder historische
Erzählungen liest."
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Washington - Der amerikanische Geheimdienst
CIA hält eine große Zahl von Akten über Nazi-Verbrecher
zurück. Eine Arbeitsgruppe des US-Kongresses verlangt seit drei
Jahren vergeblich die Herausgabe von mehreren hunderttausend Seiten.
Nach Angaben von Mitarbeitern des Kongresses ist der Geheimdienst zwar
verpflichtet, nach einem 1998 erlassenen Gesetz dem Kongress alle Seiten
aus den geheimen Naziakten zugänglich zu machen. Das Gesetz werde
von der CIA allerdings in ihrem Sinne interpretiert, hieß es.
(Süddeutsche Zeitung vom 02.02.05)
Akte Napoleon - Carr erbte das Flugzeug auf dem Vatnajökull,
als er zu Beginn der achtziger Jahre zum Direktor des militärischen
Geheimdienstes aufstieg. Während seiner Einarbeitungszeit weihten
ihn seine Vorgänger nach und nach in das Geheimnis des deutschen
Flugzeugs auf dem Gletscher ein. Es hatte über fünf Jahre
gedauert, bis Carr alles erfahren hatte, was es über die Maschine
und ihre Fracht zu wissen gab. Er wußte, wie zu reagieren war,
falls das Flugzeug auf dem Gletscher gefunden werden sollte. Dazu gab
es einen präzise ausgearbeiteten Plan, den Carr in regelmäßigen
Abständen überprüfte, Nur einige wenige Personen in den
höchsten Positionen der amerikanischen Militärbehörden
waren über dieses Flugzeug und den Plan informiert. Es war gelungen,
dieses Wissen über all die Jahre hinweg innerhalb dieses engen
Zirkels zu halten. Es wurde persönlich weitergegeben, wenn es einen
Wechsel in den höchsten Ämtern gab, und eine Generation nach
der anderen hatte die ganzen vierundfünfzig Jahre geschwiegen,
die seit dem Absturz des Flugzeugs vergangen waren. Aus sehr verständlichen
Gründen war es das bestgehütete Geheimnis des amerikanischen
Militärs. Sogar Carr wußte nicht bis ins letzte Detail, welchem
Zweck das Flugzeug gedient hatte, aber er wußte trotzdem genug.
Carr wagte nicht, sich die Konsequenzen vorzustellen, wenn eines Tages
herauskäme, was das Flugzeug zu verbergen hatte.
Washington - Die zurückgehaltenen Informationen sollen an-geblich
zeigen, daß die US-Regierung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
engere Kontakte zu ehemaligen Nazis unterhielt, als sie heute zuzugeben
bereit ist. Ein Sprecher des amerikanischen Geheimdienstes CIA wies
die Vorwürfe zurück. (SZ ebenda)
Akte Napoleon - "Vorgestern habe ich zum ersten Mal in meinem
Leben Berlin gesehen. Ich glaube es war vorgestern. Seltsam, mitten
im Krieg nach Berlin zu kommen. Da siehst du, was dabei herausgekommen
ist, mich über den Atlantik zu schicken. Was steckt dahinter? Wollen
sie sich mit den Nazis arrangieren? Versuchen sie, den Krieg schneller
zu beenden? Wird es eine Offensive gegen Rußland geben? Man hat
so vieles gehört. Die Deutschen wollen sich nicht dazu äußern.
Ich weiß, daß sie zu einer Verhandlungskommission gehören,
aber worum geht es bei diesen Verhandlungen?
Man merkt diesem Buch an, daß Arnaldur Indriðason jahrelang
als Filmkritiker bei der isländischen Tageszeitung Morgunblaðið
tätig war. Zu sehr erinnert das Buch an Filme, wie zum Beispiel
an Alfred Hitchcocks "Der Mann, der zu viel wußte" oder
"Der unsichtbare Dritte". Filme, in denen normale, unbescholtenen
Menschen, plötzlich in internationalen Affären verstrickt
werden. So ist es kein Wunder, daß der isländische Regisseur
Snorri Thórissson, daran arbeitet, eine internationale Produktion
für "napóleonsskjölin" auf die Füße
zu stellen.
"Es waren absurde, völlig unbegreifliche Minuten, ein einziger
Albtraum. So etwas gab es gar nicht. Nicht in Island. Nicht in Reykjavik.
Nicht in ihrem Leben."
Krístin, beschäftigt im Außenministerium, erhält
einen Anruf ihres Bruders, der auf dem Vatnajökullgletscher eine
Winterübung abhält. Er erzählt ihr von vielen Soldaten
auf dem Gletscher als die Verbindung plötzlich abbricht. Kurz darauf
erhält sie Besuch von zwei Männern, die versuchen sie umzubringen.
Nur knapp entkommt sie ihnen. Ein Toter bleibt in ihrer Wohnung zurück.
Sie weiß, daß sie die Wahrheit auf dem Gletscher findet
...
Wie es sich für einen Thriller gehört, ist sehr viel Aktion,
Gewalt, schneller Schauplatzwechsel, eine großartige Naturkulisse,
der Vatnajökull, und eine gute Story in diesem Buch. Und natürlich
eine tragische Liebesgeschichte und von Indriðason so bisher noch
nicht gelesen, auch ein wenig Sex. Aber auch ein kleiner Exkurs über
die Geschichte Islands nach dem Zweiten Weltkrieg und über die
Stationierung der Amerikaner in Keflavik. Über das ambivalente
Verhältnis der Isländer zu dieser Stationierung.
"Ich bin gegen diese Basis. Ich bin in keinem Verein und keiner
Organisation, es geht mir nur um das, was ich selber empfinde. Mir ist
dieser Gedanke an diese Truppen hier auf Island zutiefst zuwider. Mir
ist es völlig egal, ob sie amerikanisch sind, englisch, französisch,
russisch oder chinesisch, ich werde sie niemals akzeptieren. Nie im
Leben werde ich mich damit abfinden. Und je mehr sich hier bei uns die
Diskussion um Geld dreht, um Arbeitsplätze, Kündigungen, die
volkswirtschaftliche Lage, desto fester wird meine Überzeugung.
Mir ist es vollkommen unbegreiflich, wie die Diskussion auf dieses Niveau
herabsinken konnte. Das hätte nie passieren dürfen. Ich begreife
nicht, warum Island jetzt auf einmal aus finanziellen Gründen das
Militär brauchen sollte. Wer sind wir eigentlich? Was ist aus uns
geworden? ... Wir wollen uns nur an diesem Stützpunkt bereichern.
Diese ganze Scheißnation besteht aus lauter Schmarotzern."
Akte Napoleon - "Die Stadt lag völlig im Dunkeln. Diese
seltsame Stille über allem. Sie wissen, dass alles vorbei ist.
Ich begreife nicht, was sie da zwischen sich aushandeln. Geht es um
das Kriegsende? Wollen sie den Krieg auf dem Verhandlungswege beenden?
Wir wissen, daß es nicht mehr lange dauern wird. Können sie
das abkürzen? Es würde Tausende von Menschenleben retten.
Die Russen werden vor uns in Berlin sein. Geht es darum? Wir haben etwas
gehört über einen Ein-marsch in Rußland. Du hast gesagt,
daß Patton die Russen angreifen will. Es heißt, Churchill
sei nicht dagegen, er habe schon eine Strategie entwickeln lassen. Warum
diese geheimen Gespräche mit den Nazis? Sollen sie mit uns gegen
die Russen kämpfen?"
Washington - Laut der "New York Times", die an diesem
Wochen-ende als erste über das Thema berichtete, soll die US-Regierung
mittels des CIA Kriegsverbrecher und ehemalige Nazikollaborateure angeheuert
haben. (SZ ebenda)
Akte Napoleon - "Das waren seinerzeit strategische Erwägungen
der Militärs", sagte Miller schließlich. "Wir machen
für die Politiker den Dreck weg. Haben immer für sie den Dreck
wegmachen müssen." "Das ist mir klar. Trotzdem meine
ich, daß es sich eher um einen Augenblick geistiger Verwirrtheit
gehandelt hat. Am Ende des Krieges sind Dinge vorgefallen, die sich
kein Krimiautor ausdenken könnte." ... "Es ist nicht
unsere Aufgabe Geschichte zu schreiben", sagte er. "Nein unsere
Aufgabe ist es, sie wieder auszuradieren und umzuschreiben", gab
Carr zurück. "Es gibt heutzutage nichts mehr, was man historische
Wahrheit nennen könnte. Wir haben soviel geheim gehalten, so viel
gelogen, so viel erfunden, die Wahrheit über die Lüge erzählt
und über die Wahrheit gelogen. Einen Teil herausgenommen und einen
anderen an seine Stelle gesetzt. Das ist unsere Aufgabe. Irgendjemand
hat einmal gesagt, daß die Menschheitsgeschichte nur eine Kette
von Verbrechen und Katastrophen sei, aber sie ist auch eine Kette sorgfältig
arrangierter Lügen". (Ein Schelm ist, wer dabei nicht oder
gerade an den Irak Krieg denken muß).
Washington - Die frühere Abgeordnete und Mitarbeiterin der
Arbeitsgruppe Elizabeth Holtzman sagte: "Ich glaube, daß
die CIA das Recht verletzt und damit den Holocaust verharmlost hat".
Dies sei ein Schlag gegen die Überlebenden des Holocausts und die
Amerikaner, die ihr Leben im Zweiten Weltkrieg verloren hätten.
(SZ ebenda)
Akte Napoleon - "Wie ist es Napoleon ergangen?", sagte
Miller auf einmal. "Ergangen?..." "Fragen sie sich doch
einmal, was mit Napoleon geschehen ist." "Was mit Napoleon
geschehen ist?" Er starb isoliert im Exil auf der Insel St. Helena.
Das weiß doch jeder." "Genau dasselbe haben sie damals
auch gemacht." Krístin starrte den alten Mann fassungslos
an. "Was sagen sie da"? flüsterte sie. "Das ist
der Grund dafür, daß die Operation den Namen Napoleon erhielt."
"Napoleon?" "Ihm sollte gestattet werden, seinen Hund
mitzunehmen. Einen deutschen Schäferhund ..."
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Von Anfang an ist es da, dieses fröstelnde Gefühl. Vielleicht, weil es so oft regnet in der Geschichte, ganz sich aber, weil es dem Autoren gelingt, persönliche Anteilnahme zu erzeugen. Das unstete und problematische Leben des gestressten Kommissars sorgt in seiner detaillierten und präzisen Charakterdarstellung zudem für reale Nähe. Ein unspektakulärer Mord deutet auf die Normalität auf dem grünen Eiland hin. Andererseits umwirkt die vom Mörder bei der Leiche zurückgelassene, unverständliche Mitteilung das Geschehen geheimnisvoll. Die perverse Sammelleidenschaft des Ermordeten, kombiniert mit der häufig vorherrschenden Düsternis auf der friedlich-einsamen Insel, begleitet einen während der gesamten Ermittlungen mit einem steten Schaudern. Die Spannung steigt zwar nicht dauernd an, aber beispielsweise lösen die eingestreuten Erkenntnisse einer Genanalyse oder die Gewissheit, dass hier ein Fall gelöst, der seit einem Vierteljahrhundert auf ein Ende wartet, anhaltenden Lesereiz aus. Ob Arnaldur Indridason für dieses Buch den Titel Bester skandinavischer Kriminalroman zu Recht erhielt, möge jede und jeder selbst bewerten meiner Ansicht nach gab es zumindest noch ein paar weitere, ebenfalls dafür prädestinierte Kanditatinnen und Kanditaten. Aber sicher ist: Nichts an der Geschichte ist kompliziert, aber auch nichts ist banal. Der Roman verfügt über eine ausgezeichnete Geschwindigkeit, hat trotz vieler Dialoge keine Längen und bietet beste Krimi-Unterhaltung und das auch noch zu einem angenehm geringen Preis.
Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern![]() |
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Nordermoor wurde zum besten Kriminalroman des Nordens
2002 gewählt und mit dem renommierten "Glasnyckel" ausgezeichnet.
Das hat seine guten Gründe. Ein alter und wie sich schnell herausstellt,
perverser Mann wird tot in seiner Wohnung im Reykjaviker Viertel Nordermoor
aufgefunden. Gleich zu Beginn des Falles wird unsere Neugier vom Autor
auf seine spezielle Art und Weise angestachelt. Auf der Leiche wird
eine Nachricht bestehend aus drei Wörtern gefunden. Nur das letzte
Wort wird nach einigen Seiten preisgegeben. Immer wieder kommt die rätselhafte
Nachricht ins Spiel. Sie ist auch Hinweis darauf, dass dies kein typisch
isländischer Mord ist. Denn der wird mehrfach als schäbig,
sinnlos und schlampig bezeichnet. Wer hätte gedacht, dass es landestypische
Morde gibt. Die Suche nach dem Mörder, die weit in die Biografien
von Opfer und anderer Beteiligter zurückgreift, und das private
Desaster von Ermittler Erlendur Sveinsson sind allein schon packend
und das Lesen wert. Aber dieses Buch hat eine ganz besondere Stimmung.
Eigentlich müsste man sich in den Film "Sieben" versetzt
fühlen, denn es regnet und stürmt jeden Tag ununterbrochen.
Die ganzen Ermittlungen finden in Dunkelheit und Dauerregen statt. Hinzu
kommt, dass Erlendur gesundheitliche Probleme hat, seit 20 Jahren geschieden
ist und wahre "Problemkinder" hat. Kaum Kontakt zum trinkenden
Sohn und von seiner drogenabhängigen Tochter in eine seelische
Berg- und Talfahrt geschickt wird.
All dies kann nicht wirklich Düsternis bei mir erzeugen. Dafür
gibt es zwei Lösungen für mich. Immer wenn man Mitleid mit
dem arg mitgenommenen, vom Sesselschlaf zerknautschten Erlendur hat,
reagiert er körperlich oder verbal so kraftvoll, dass es einen
Ruck gibt, und man weiß, der macht das schon. Der zweite Grund
für die besondere Stimmung in dem Buch ist, dass einfach jeder
jeden sofort duzt. Es gibt kein Sie. Hört sich einfach an, aber
ich hab mir vorgestellt, wie es wäre, wenn es an der Tür klingelt,
ein 50jähriger Kommissar der Kripo vor mir steht und Du sagt.Und
dieses Phänomen auf den gesamten Tagesablauf übertragen macht
eine so vertraute, intime Grundstimmung, als würden die Stimmen
viel weicher, tiefer und wärmer klingen. Merkt man es ja schon
beim Sprechen von Du und Sie. Dieses Buch ist nicht laut und reißerisch.
Es hat eine große Tragik, viel Spannung und liest sich sehr schnell,
wenn man sich an Namen und Schreibweisen gewöhnt hat. Eine Auszeichnung
wert.