"Volles Haus" von Kirsten Holst
Wahnsinn - wie ein Unglück einen Mörder macht
Mit der Beschreibung einer fürchterlichen Bluttat
steigt man schnell ich eine Mordsgeschichte ein. Stark beschriebene
Charaktere lassen realistische Personen vor dem romanhungrigen Auge
entstehen. Als wäre die Wahnsinnstat nicht schon genug Arbeit für
einen Kommissar, wird zur gleichen Zeit ein Mädchen vermisst, was
auch alle Alarmglocken eines Kriminalisten läuten lässt. Und
aller Übel sind Drei: in einem von jungen Schein-Alternativen und
Gelegenheitsaussteigern besetzten Altbau fällt dem Räumkommando
und später somit auch den Ermittlern Hoyer und Therkelsen eine
Pennerleiche aus einem alten Schrank entgegen. Akribisch machen sich
die in ihrem Wesen und Denken gut beschriebenen Kommissariatskollegen
an die Arbeit, um die unterschiedlichen Taten zu begreifen, zu verstehen,
Zusammenhänge herauszufinden und ziehen ihre Schlüsse daraus.
Bei ihren Recherchen stoßen sie dabei auf bisweilen banale Erkenntnisse.
Aber all ihr Handeln- und das macht den Kriminalroman so spannend -
beschreibt der Autor so wirklichkeitsnah und dicht, dass man sich kaum
von der Geschichte distanzieren kann. Man ist in die Aufklärung
der unterschiedlichen Gewalttaten integriert, ermittelt quasi mit. Ahnungen
verdichten sich, aber den genauen Hergang erfährt eben wirklich
erst zum Schluss.
"Volles Haus" ist wieder ein gelungenes Beispiel für
die inzwischen so "typischen" nordischen Kriminalromane, dieses
Mal von der Dänin Holst, die als Erfolgsautorin erneut beweist,
dass auch unter Gesichtspunkten des "Creativ Writing" Romane
ein eigenständiges Profil möglich ist.
Vielen Dank an Uli Geißler,
Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern
© Januar 2005 Redaktionsbüro Geißler für das Literaturportal
schwedenkrimi.de
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