Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Jan Kjaerstad.
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Taschenbuch
416 Seiten
List TB-Verlag
Erscheinungsdatum:
Februar 2003
ISBN: 3548602967

Kurzbeschreibung

Oslo im Ölboom der achtziger Jahre, kurz vor dem großen Börsenkrach. Eine Serie von Morden beunruhigt die norwegische Hauptstadt. Die Polizei ist ratlos, denn ein Motiv ist in keinem Fall zu erkennen. Als der Mörder, ein Computerfachmann, von der Polizei zu Hilfe gerufen wird, kommt er in die absurde Situation, nach sich selbst zu fahnden. Gewissenhaft erfüllt er seine Aufgabe, sucht nach einem Zusammenhang, einer verborgenen Verbindung zwischen den Opfern.

Wie Paul Auster in der New-York-Trilogie spielt Kjærstad in Rand mit Elementen des Krimis und verwickelt den Leser in ein spannendes und hintergründiges Katz- und Mausspiel.

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

"Hast du schon mal eine Vulva mit beschnittener Klitoris gesehen?"
Das lateinische Wort irritierte mich, während es gleichzeitig - auf unerklärliche Weise - der Frage einen Anstrich von Anständigkeit gab. Ich vermutete, daß der Mann Arzt war, vielleicht Professor. Bei "Vulva" denke ich immer an ein Tier oder an irgendeine (religiöse?) Gestalt aus dem Mittelalter.
"Nein. Und Sie? Wenn Sie schon fragen?"
"Es kommt mir einfach so vor, als könnte man die alten Vergleiche nicht benutzen, wollte man eine solche Vulva beschreiben."
Während er das sagte, kletterte oder sprang sein Blick die Fassade des Regierungsgebäudes hinauf, ruckweise, als spiele er
Chinaschach und als seien die leuchtenden Fenster die Steine des Gegners. (Tatsächlich stand er da und kippte den Kopf von einer Seite zur anderen.) Ganz oben wurde daran gearbeitet, dem ursprünglichen Betonkoloß zwei weitere
Etagen hinzuzufügen. Ich hatte in der Zeitung davon
ge1esen empfand aber trotzdem eine seltsame … Freude darüber, es zu sehen, und aus solcher Nähe.
Ein Kranarm schwebte über der Kante, und wir hörten ein Geräusch wie von einem Maschinengewehr. Ich habe keine Ahnung, was es war, aber es klang wie ein Maschinengewehr.
"Wer gebraucht Vergleiche auf einem solchen Gebiet?" sagte ich.
"Schriftsteller vielleicht. Denk nur an dieses abgedroschene Bild von der Perle in der Muschel." Ich sah sein Gesicht nicht, doch die Stimme mochte darauf hindeuten, daß er lächelte.
"Ich muß zugeben, ich habe nie daran gedacht. Soviel ich weiß, könnte das ein …entscheidender Anblick sein."
"Einmal hab' ich den Schwanz eines Juden gesehen."

  Jan Kjærstad bei schwedenkrimi.de
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Buchvorstellungen
Leseprobe

Der Mann verwirrte mich wieder. Die Inkonsequenz im Sprachgebrauch.
"Beschnitten?"
Er sah mich an, als sei ich nicht gescheit. "Alle männlichen Juden sind beschnitten", sagte er.
"Wo haben Sie das gesehen?"
Im nachhinein: Warum habe ich gefragt? Warum war ich - wenn ich ehrlich sein soll - völlig bei der Sache? Oder, interessanter: Warum passierte das alles überhaupt?
"In Norwegen", sagte er zunächst, als treffe man Juden sonst nur im Ausland. Dann: "In der Schule."
Wir spazierten weiter. Die Hauptfeuerwehrwache rechts, die Öffnung zum Arne Garborgs plass links. Genau hier stellte sich das erste Staunen ein - ich könnte sagen: das erste Signal, daß ich unerwartet im Begriff war, neue Kenntnisse zu erwerben. ("Kenntnisse" ist möglicherweise das falsche Wort.) Ich entdeckte von diesem Winkel aus (und warum sah ich hinauf?), daß die Hauptfeuerwehrwache einen Turm bat. Ich habe das Gebäude unzählige Male gesehen, das aber nie bemerkt.
Dann, wie ein Angriff aus dem Hinterhalt: Wußte ich, wie lang der Penis des Blauwals ist?
Er antwortete selbst, bevor ich mich vom Turm der Feuerwehrwache umstellen konnte auf diese zoologische Kuriosität, oder als habe er geahnt, daß ich mir dies nie vorstellen könnte: Zwei Meter siebzig!
Wir begegneten drei Personen in gleichmäßigen Abständen. Alle führten große Hunde spazieren. Drei Männer mit einem langhaarigen Schäferhund
beziehungsweise zwei Rottweilern; dunkle, drohende Schatten, Klauen, die am Asphalt kratzten.
Aber hatte ich es schon mal bei einem kleinen Mädchen gesehen?
Was denn?
Das Geschlechtsorgan.
Ich war noch immer bei der Sache. Ich sehe keinen Grund zu leugnen, daß ich mich sogar wohl fühlte. Daneben versuchte ich, das als relevante Frage aufzufassen.
Vielleicht. Doch, das hatte ich wohl.
"Stell dir das Geschlechtsorgan eines Mädchens, eines Kleinkinds vor. Augenblick mal... Eigentlich ist es phantastisch! Alles ist da. Diese ornamentalen, symmetrischen Schichten von winzigen Lippen vor dem Scheideneingang…Ebenso kompliziert wie bei einer Frau. Aber nur. . . nein, nicht als Knospe, ganz aufgeblüht, aber kleiner. Ein architektonisches Meisterwerk Als sehe man die Idee des Lebens im Keim. Oder als.., als Abstraktion!"
Der Mann war eifrig.. . doch, das darf ich sagen. Eifrig. Er hatte eine sehr tiefe Stimme, die mich an russische Priester erinnerte. (Ich habe wohl zufällig gehört, wie einer mit denkwürdigem Baß im Fernsehen die Messe las.)


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

"Ich habe mich oft dabei ertappt, daß ich die Vulva meiner kleinen Tochter mit dem Umriß eines Tintenfischs vergleiche. Sieh selber nach."
"Vulva" - jetzt klang es wie ein heiliges Wort. Ein Wort, das Macht ausstrahlte, Kraft.
Ich nickte, ich erinnerte mich nicht mehr, wie es aussah.
"Wußtest du, daß die Lieblingsspeise des Pottwals Tintenfisch ist?" sagte er mit seiner klangvollen dunklen Stimme. Mir war, als spürte ich, wie sich die Frage von Mauer zu Mauer durch die Stadt fortpflanzte. Dann war er still, als habe ihn dieser Gedanke auf die Spur von etwas gebracht, wonach er lange gesucht hatte.
Aus irgendeinem Grund hielt ich es für richtig, die Initiative zu ergreifen: "Waren Sie schon in Montevideo?"
Ich betrachte diese Frage als ein kleines Wunder. Wo kam Montevideo her? Hatte irgend etwas in der Luft, eine Art Vibration, mein Gedächtnis beeinflußt, oder, genauer gesagt: die Phantasie? Was in der Plauderei über Genitalien führte zum Namen ausgerechnet dieser Stadt? War es die Kollision zwischen dem Gedanken an Tintenfisch und dem Gedanken an die griechisch-orthodoxe Kirche?
"Nein, aber in Buenos Aires - übrigens auf einem Kongreß. Das liegt ja gegenüber an derselben Bucht wenn du dir die Karte ansiehst."
Welch ein Sprung. Und er machte mit, als sei es das Natürlichste auf der Welt. Ich glaube ... ich bin ziemlich sicher, daß viel entschieden wurde in diesem Augenblick.
"Sie erwähnten eine Tochter ... Sie sind wohl verheiratet?" Ich wollte nach dem Kongreß fragen, aber aus Gründen jenseits meines Fassungsvermögens kamen diese anderen Worte plötzlich aus meinem Mund. (Aus der zeitlichen Distanz: Wohin hätte uns eine Frage nach dem Kongreß geführt?)
Zum zweitenmal, erzählte er. Seine erste Frau war aus Chamonix, direkt am Montblanc.
War das wichtig? Ich meinte, daß sie aus einem Ort direkt am Montblanc war?
Nein. Es war ihm nur herausgerutscht.
Ich erinnere mich, daß ich mir das merkte. Vielleicht sah ich ihn jetzt auch zum erstenmal an, entdeckte ihn gleichsam im Haibdunkel unter den Straßenlaternen; die hohe Stirn mit fast unsichtbarem Haaransatz, im Profil merklich gewölbt. Mir fiel ein, daß er wie ein Fötus aussah. Der gleiche Mangel an ausgeprägten Zügen.
Auf der Brücke über die Henrik Ibsens gate blieb er stehen und lehnte sich so weit hinaus, daß ich Angst bekam. "Wenn ich jemals Selbstmord begehen wollte, wäre dies der Ort", sagte er plötzlich. Er sah mir in die Augen. Ich dachte zunächst, es sei…
Ich weiß nicht, warum, aber ich deutete es als einen verliebten Blick.
"Siehst du nicht die Schlagzeilen vor dir? Mann in der Henrik Ibsens gate tot aufgefunden."
"Ja?"
"Klingt gut."

Danke an den List Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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