"Blutschrift"
von Jørgen Jæger
Chaos in der Idylle?
Jørgen Jægers Kommissar ermittelt in der Provinz
Mit „Blutschrift“ gibt der Norweger Jørgen Jæger hierzulande sein Krimidebüt. Sein Kommissar Ole Vik ist unspektakulär, aber sympathisch, der Kriminalfall klassisch, aber solide.
Jørgen Jægers Krimi „Blutschrift“ ist bereits der vierte Roman um Kommissar Ole Vik, der im beschaulichen Fjellberghavn in Westnorwegen spielt, jedoch der erste, der auf Deutsch vorliegt. Warum der Verlag sich dafür entschied, mit diesem Band die Reihe in Deutschland zu beginnen, ist unbekannt. Möglicherweise hielt man im Hause dtv „Blutschrift“ für den bisher gelungensten Krimi Jægers, und sicherlich bietet „Blutschrift“ solide Krimikunst – aber auch nicht mehr; weniger allerdings auch nicht.
Temporeiche Unterhaltung
Gleich der Auftakt hat es in sich: Der allseits beliebte Zahnarzt Joakim Sørensen wird auf offener Straße erschossen –und das mitten im beschaulichen Fjellberghavn! Damit nicht genug. Kurze Zeit später stirbt ein weiterer Arzt, und die Polizeistation samt Ole Viks Wohnung gehen in Flammen auf. Als dann noch eine Bombendrohung eingeht, ist das Chaos vollends perfekt – Tempo und Action sind also reichlich vorhanden, um die Handlung und Ole Vik voranzutreiben, ja regelrecht zu hetzen. Die Intrige ist fein gesponnen, nicht sofort durchschaubar und hinreichend interessant, um den Leser bei der Stange zu halten, wenngleich es am Ende noch einmal faustdick kommt.
Sympathische Protagonisten, blasse Nebendarsteller
Ole Vik und sein Team, allen voran seine Assistentin Cecilie, sind sympathische Protagonisten, die man auf Anhieb mag. Dagegen sind Hilde, Viks Freundin, und Martha, Chefin der Pension, in der Vik nach dem Brand eine provisorische Polizeistation errichtet, blasse Typen, die, wie im Fall Hildes, gar nicht an Kontur gewinnen, oder, wie im Falle Marthas, sehr stereotyp dargestellt sind. Ein Highlight der leisen Szenen und Personen ist Jæger dagegen mit den Figuren der Anita Skeie, ihrer Tochter Bente und des Lebensgefährten Roger Haug gelungen. Hier kommt es zu einer Nebenhandlung, die nichts mit der eigentlichen Krimihandlung zu tun hat, die Jæger aber sehr feinfühlig und berührend schildert, ohne ins Klischee abzugleiten.
Klassisch und solide
Insgesamt ist „Blutschrift“ ein solider klassischer Krimi, der ohne typisch skandinavischen Schwermut oder gesellschaftliche Kritik auskommt – Fans des Skandinavienkrimis à la Mankell, Dahl oder Marklund könnten also enttäuscht werden. Wer aber einfach einen unterhaltsamen Krimi lesen möchte, der ein paar Stunden Spannung, Action und Abwechslung bietet, liegt mit „Blutschrift“ richtig.
Buchtipp |
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Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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