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Der GeschichtenerzählerEr begann als Jugendautor und gilt längst als Shootingstar der norwegischen Literaturszene: Lars Saabye Christensen. Frank Keil sprach mit ihm über die Einsamkeit der Männer, dänische Bücher und die Verlockung der Rockmusik.In Ihren Romanen und Erzählungen sind immer die Männer die Verlierer ... Meine Helden sind keine Verlierer. Denn wer wäre der Gewinner? Sie sind Außenseiter. Sie versuchen ihre Leben in den Griff zu bekommen, ihre Krise zu überwinden. Ich schreibe gern über Menschen, die auf der Suche sind. Und es stimmt, es sind fast immer Männer. Die ihre Identität verloren haben, denen die Haare ausfallen, die eines Tages in der Zeitung ihre eigene Todesanzeige lesen. Ihre Helden sind oft verzweifelt, aber sie sind nie ohne Hoffnung ... Ja, denn sie haben Träume. Sie wollen endlich die Hauptpersonen in ihrem Leben sein. Ich zeige meine Helden dabei stets von zwei Seiten: stolz und geknickt. Denn man ist es immer immer vieles gleichzeitig. Niemand ist nur der tolle Typ oder nur der Versager. Ich schreibe über die kleinen Dinge im Leben, in denen sich die menschliche Einsamkeit wiederspiegelt. Z.B. das Ende der Kindheit. Das ist ein entscheidender Moment im Leben, ein Wendepunkt und ein Hauptmotiv in vielen meiner Geschichten. In "Yesterday" ist es eine Jungen-Clique, die Tag und Nacht zusammen hockt, die sich einander alle Geheimnisse anvertrauen. Dann werden sie erwachsen, alles löst sich auf, jeder ist alleine. Das ist tragisch. Das zu erzählen, ist auch politisch im weitesten Sinne. In der Titelerzählung meines Buches "Der eifersüchtige Friseur" erzähle ich die absurde Geschichte der seltsamen Freundschaft zwischen zwei einsamen Männern. Sie mögen sich, aber sie kommen nicht zurecht miteinander. In diesem Buch gibt es eine andere Geschichte: "Hundertsiebzehn Schuhe". Dort schildere ich einen Gardrobier in einer großen Festhalle. Er färbt sich die Haare mit Schuhcreme, und alle im Saal kennen und grüßen ihn. Aber er hat keine Freunde, keinen einzigen. Er nimmt eines Abends seinen Sohn mit zur Arbeit. Und der Sohn soll die Rolle des Vaters übernehmen, anstatt daß der vater dem Sohn auf dessen Weg ins Leben hilft. Seltsame Sache, aber auch sehr komisch. Das beschäftigt mich überhaupt: wie dicht Comedy und Tragödie beieinander liegen. Typisch norwegisch? Für Nicht-Norweger bestimmt. Es schwingt immer diese nordische Melancholie mit, die arktische Einsamkeit. Diese gewisse Inmar Bergman- Traurigkeit. Manche Leute nennen mich einen pessimistischen Schriftsteller, aber das stimmt nicht. Humor und Lachen ist so wichtig. Als ich in den 70ern anfing, hat mich die dänische Literatur sehr geprägt. Deren Erzählungen und Romane waren komisch und lustig. Bei uns in Norwegen war die Literatur damals sehr sehr langweilig. Politisch korrekt und gut gemeint, aber öde. Ich bin ein Geschichtenerzähler. Ich will die Leute unterhalten, sie sollen in eine Geschichte eintauchen und eine gute Zeit haben. Von daher freut es mich, daß jetzt in den 90ern viele norwegische Schriftsteller den Weg zurück zu den Geschichten gefunden haben. Sie selbst wollten eigentlich Musiker werden? Na klar. Ich bin in den 50ern geboren, und wie viele andere Autoren meiner Generation bin ich mehr von der Rockmusik beeinflußt worden, denn von der Literatur. Wir haben damals alle davon geträumt, in einer Band zu spielen. Ein klasse Gitarrist zu sein. Dann interessierte ich mich für Songtexte. Für die Texte von John Lennon und Jim Morrisson, fing an selbst Songtexte zu schreiben und kam so zu der Lyrik.
Wir spielen Rhythm and Blues, mit Jazz gemixt. Ich lese dazu meine Texte. Ich singe nicht; ok, manchmal mache ich auch ein paar Töne. Das ist sehr spannend, seine Texte mal einem ganz anderen Publikum zu präsentieren. Einem Rockpublikum. Das Gespräch führte Frank Keil im Auftrag der Zeitschrift NORDIS, vielen Dank für die Erlaubnis das Interview hier zu veröffentlichen. |
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