Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch der Autorin Outi Pakkanen.
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Broschiert
284 Seiten
Grafit Verlag
Erscheinungsdatum:
2002
ISBN: 3894255196
Orginaltitel:
"Kuolema käy jatkoilla"
Übersetzung:
Regine Pirschel
Kurzbeschreibung

Laura Halonen hat allen Grund zufrieden zu sein. Ihr pikant-erotischer Debütroman ist auf Anhieb ein Bestseller geworden und hat die Autorin zur Heldin der Boulevardpresse und Frauenzeitschriften gemacht. Einzig störend bei all dem Erfolg ist die blasse junge Frau mit der lebensgroßen Babypuppe, die immer dort auftaucht, wo Laura Halonen sich gerade befindet. Doch diese ist nicht gewillt sich beirren zu lassen, ist sie doch gerade damit beschäftigt, eine Party anlässlich ihres 40. Geburtstages vorzubereiten. Alle kommen zur Feier in das nahe gelegene Restaurant: ihre umtriebige Managerin Moona Lahti, die Buchgestalterin Anna Laine, der Marketingchef des Verlages, Ilkka Halme, der zugleich ihr Geliebter ist, samt Gattin, Lauras Exmann sowie die große Schar der Bewunderer und offiziellen Gäste. Die fröhliche Stimmung wird jäh unterbrochen, als jene blasse junge Frau zusammen mit einem Mann im Rollstuhl hereinkommt und Laura Halonen eine weiße Kalla überreicht. Laura ist zunächst schockiert, erholt sich jedoch schnell wieder, und als die Party sich dem Ende zuneigt, feiert man in Lauras Luxusapartment im kleinen Kreis fröhlich weiter. Der junge Journalist Tero Tuomala genießt an diesem Abend Lauras besondere Gunst und darf noch ein bisschen länger bleiben als die anderen. Am nächsten Tag ist Laura Halonen tot, erschlagen in ihrem Wohnzimmer. Kommissar Matti Martikka ermittelt und stellt schnell fest, dass fast jeder der Gäste ein Motiv für den Mord gehabt hat.

Weitere Informationen (Ext. Link)

Leseprobe

Freitag, 17. Januar

»Wenn du keine Angst vor der Einsamkeit hast, dann heirate.«
Laura Halonen machte eine Kunstpause. Sie wendete eine saftige Champignonhälfte in der Pestosoße, musterte sie kurz und schob sie dann zwischen ihre dunkelroten Lippen. Ihre stark geschminkten Augen verengten sich hinter der flügelförmigen Hornbrille fast zu Schlitzen.
»Rat mal, von wem die Erkenntnis stammt! Ich gebe dir einen Tipp: Es ist eine bereits verstorbene literarische Größe, kein Finne.«
Tero Tuomela runzelte der Form halber die Stirn, obwohl er sich am liebsten mit der Serviette den Schweiß heruntergewischt hätte. Ihn plagte ein besonders schwerer, geradezu welterschütternder Kater. Am Morgen hatte er geglaubt zu sterben, und jetzt, am Nachmittag, fürchtete er, dass es doch nicht der Fall sein würde. Er hatte nicht einmal gewagt, seinen täglichen Konditionslauf zu absolvieren, so heftig waren beim Aufwachen der Schwindel im Kopf und der Druck im Magen gewesen. Und am allerwenigsten interessierte ihn in diesem angeschlagenen Zustand der Ursprung eines auswendig gelernten, vorgeblich tiefsinnigen Zitates.

»Keine Ahnung«, brachte er heraus. »Oder wart mal, ich versuche es wenigstens. Strindberg? Shaw? Oder vielleicht doch irgendeine finnische Größe Paasilinna, und zwar Erno P.? Nein, du hast ja gesagt, dass es keiner der unsrigen und er außerdem schon tot sei.«
Tuomela breitete die Arme aus, sodass der Geruch seiner schweißigen Achselhöhlen herüberwehte und Laura sich schnell abwandte. »Ich weiß es nicht, ich gebe auf. Wer?«
»Tschechow«, sagte Laura lachend. »Ich habe den Satz kürzlich irgendwo gelesen, allerdings in einer Zeitung, und nicht in seinen Werken. Ich habe zu den russischen Klassikern nie den richtigen Zugang gefunden, sie sind irgendwie zu ... zu schwerfällig für meinen Geschmack. Ich wünsche mir auch in Büchern Tempo und schnelle Wechsel, dazu Leidenschaft und Erotik.«

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Leseprobe

Die langen Fingernägel, die genau die gleiche Farbe wie die Lippen hatten, trommelten auf den Tisch.
»Aber es ist trotzdem großartig ausgedrückt, oder?«

Tuomela nickte und fingerte an seinem Rekorder herum. Ob sie diese Aphorismen und all die anderen Klischees systematisch sammelt und sie dann in ihren einsamen, schlaflosen Nächten auswendig lernt? grübelte er. Zumindest während dieses Interviews hatte sie solche Sätze in regelmäßigen Abständen von sich gegeben und ihn damit weidlich genervt.

Laura Halonen hatte nicht einmal nebenbei eine originelle oder zündende Bemerkung gemacht, die auf ihrem eigenen Mist gewachsen war, nichts, das wirklich inspirierte und Stoff für ein interessantes Gespräch bot. Die ganze Frau war sozusagen ein einziges großes Klischee, aber Jesses, in welcher Verpackung: üppig, blühend und strahlend, genau nach Tuomelas Geschmack. Lieber hätte er sich mit ihr in ganz anderer Kulisse gesehen, als hier am Tisch sitzend bei einem braven Interview. Wenn man eine Frau Wie Laura Halonen aufs Bett warf und an den Korsettschnüren zerrte, kam Leben in die Bude ...

»Und ich gedenke übrigens, die Anweisung auch zu befolgen.« Das französische Mineralwasser rann sprudelnd in ihr Glas, was Tuomela dazu anregte, den Kellner herbeizuwinken und sich ein neues Bier zu bestellen. »Das heißt, niemals zu heiraten ich meine, niemals wieder«, sagte sie lachend. »Da hast du die Antwort auf deine Frage.«

Tuomela erschrak. Welche verflixte Frage? Er spulte schnell sein inneres Tonband zurück, und da fiel es ihm ein. Sie hatten über Lauras Beziehungen zu Männern gesprochen, oder eigentlich hatte er versucht, ihr etwas darüber zu entlocken. Private Einzelheiten sollten die zentrale Rolle in dieser Folge der Reihe Der Koffer meines Lebens spielen. Nicht dass es Tuomela in irgendeiner Weise persönlich interessierte, aber die Chefredakteurin hatte es verlangt, und einem Freiberufler blieb da keine Wahl.

»Wenn eine Karrierefrau im Alter von vierzig Jahren plötzlich ihre florierende Firma verkauft, um Schriftstellerin zu werden, möchten die Leser natürlich wissen, wie sie jetzt lebt und vor allem mit wem«,
hatte die Chefredakteurin analysiert, wobei die Rechenmaschine in ihrem Kopf gerattert hatte. In allen bisherigen Interviews hat die Halonen erzählt, dass ein innerer Zwang sie zum Schreiben getrieben hat, das kennen wir also schon. Sie hat es auch Hermunen als Nachtmahl vorgesetzt, ganz zu schweigen von Timo T.A., der am Schluss der Sendung so konfus war, dass er der Lady beide Hände küsste, falls du es zufällig gesehen hast. Aber in unserer Zeitung will ich ein Ganzkörperporträt von Laura Halonen, ich will wissen, wie sie wirklich ist und wie sie lebt. Diese Folge muss die beste und zugkräftigste der ganzen Serie werden! Die Halonen wurde ja schon vor Jahren geschieden, also lautet die aktuelle Frage: Wer ist heute der Mann an ihrer Seite? Irgendjemanden muss es da geben, und du gehst hin und findest es heraus, neben allem anderen natürlich. Platz haben wir genug, du kriegst mindestens zwei Doppelseiten.«


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

»Aber sie hat jede Menge Kohle«, hatte Tuomela eingewandt. »Sie hat ihre Firma schließlich nicht für wohltätige Zwecke gespendet, sondern sie an irgendein schwedisches Unternehmen verkauft, sodass bestimmt ein paar Mille auf einer hübschen Bank auf den Cayman Inseln schlummern und ihr schöne Zinsen einbringen. Sie braucht keinen Kerl im Hintergrund.«

»Trotzdem. Die Partnerbeziehung ist nach wie vor das Thema des Tages, ganz besonders in dieser Reihe. Das ist es, was unsere Leser interessiert. Und denk doch mal, eine Frau mit ihrem Aussehen, attraktiv und im besten oder zumindest in modischen Alter. Heute reden ja alle vom so genannten zweiten Erwachsenenalter, das irgendwann mit vierzig oder kurz danach beginnt, falls du zufällig davon gehört hast.«
»Ja, ich weiß«, hatte Tuomela bestätigt. »Wenn sie sich natürlich in eine andere Frau verknallt hätte, ließe sich was daraus machen ... Obwohl mich eigentlich vor allem interessiert, warum dieser heftige innere Zwang sie ausgerechnet zum Schreiben getrieben hat. Warum hat sie nicht angefangen zu malen oder Rock zu singen oder sonst was in der Art. Im Schreiben liegt überhaupt keine Power. Und wer liest heute überhaupt noch Bücher, wo es das Internet und all das gibt?«

»Ziemlich viele Leute«, hatte die Chefredakteurin gesagt und damit die Diskussion beendet. »Zumindest aus den Verkaufszahlen von Halonens Erstling zu schließen. Davon sind tatsächlich schon vor dem eigentlichen Weihnachtsgeschäft mehr als 20.000 Exemplare über die Ladentische gegangen, und das ist für unsere Verhältnisse eine geradezu astronomische Zahl, besonders für eine Debütantin.«
Das ist verdammt wahr, dachte Tuomela neidisch, während er jetzt der frisch gebackenen Erfolgsschriftstellerin im Restaurant Kynsilaukka gegenübersaß. Hätte man die Chance, ein solches Opus auf den Markt zu werfen, und sei es nur alle zwei Jahre eins, brauchte man nicht für sein täglich Brot bei den Frauenzeitschriften und anderen so genannten allgemein bildenden Blättern Klinken zu Putzen.

Laura Halonens Debütroman Magische Macht lag etwas abseits auf dem Tisch. Ein Buch, das etwas größer war als ein gewöhnlicher Roman und auf dessen Umschlagbild ein Tausenddollarschein zwischen vollen, kirschroten Lippen steckte. Der erste finnische Unterhaltungsroman für Frauen, den auch ein Mann lesen möchte, hatte eine beachtliche Werbekampagne den ganzen Herbst hindurch getrommelt.
Tuomela blätterte die Titelseite auf.
Für Tero Tuomela, dessen Geschichten stets überraschen. In Liebe, Laura Halonen.
Sie hatte die Worte in ihrer schwungvollen, großen Handschrift mit roter Tusche quer über die ganze Seite geschrieben.
»Dann erzähl wenigstens, wie autobiografisch die Geschichte wirklich ist.« Tuomela wollte später auf die Partnerfrage zurückkommen. »Es ist ja allgemein bekannt, dass besonders ein Debütant aus den eigenen Erfahrungen schöpft, er schreibt also mehr oder weniger über sich selbst.«

»Aber ich nicht«, Laura lachte. »Das heißt, ich schreibe natürlich über die Kreise, die ich kenne, also über die Geschäftswelt und so weiter, aber ich bin nicht selbst dabei. Die Hauptfigur Barbara bin nicht ich. Hast du übrigens das Buch gelesen?«

»Ähm ... « Die blitzschnell hingeworfene Frage brachte Tuomela aus dem Konzept. »Nicht ganz ..., noch nicht ... «
In Wahrheit hatte er sich durch die ersten zwanzig Seiten gequält, den Rest durchgeblättert und den letzten Satz gelesen. »Ich sehe mir immer zuerst den ersten und den letzten Satz an, denn sie sind mit Abstand die wichtigsten des ganzen Buches. Man kann daraus auf den Stil und eigentlich auf die ganze Story schließen.«
»Interessant ... « Laura betupfte sich mit der Serviette die Lippen, amüsiert lachend, aber eindeutig ein wenig beleidigt. »Aber lies trotzdem das ganze Buch, und du wirst merken, dass ich tatsächlich nicht Barbara sein kann. Sie ist schön, rothaarig und vor allem schlank«, Laura lachte.
»Und da wir gerade beim Thema sind, hole ich mir jetzt einen Nachtisch. Soll ich dir auch etwas mitbringen?«
Tuomela hob sein Bierglas und erklärte, dass ihm das an diesem Tag als Vor-, Haupt- und Nachspeise reiche:
»Dies ist übrigens wirklich eine Ausnahme, normalerweise pflege ich durchaus nicht ... «

Er beobachtete unter halb geschlossenen Lidern, wie Laura auf ihren schwindelerregend hohen Absätzen selbstbewusst durchs Restaurant stöckelte, gerade aufgerichtet, die üppigen Hüften nur ganz leicht schwingend. (Das hat sie garantiert vor dem Spiegel trainiert ... ) Doch plötzlich hielt sie inne, nickte in Richtung des Ecktisches und ging in steifer Haltung weiter.

Danke an den Grafit Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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