Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
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"Der vierte Musketier" von Reijo Mäki

Pferdewurst, Salzgurken und Katerstimmung - Jussi Vares ohne Inspiration
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Der Tag beginnt denkbar schlecht für den ehemaligen Privatdetektiv Jussi Vares. Nicht nur schüttelt ihn nach drei durchzechten Nächten ein immenser Kater, auch die Nachricht der beiden Herren, das sein Kompagnon kaltblütig ermordet wurde, trägt wenig dazu bei, seine Laune aufzuhellen. Schließlich scheint er doch der Einzige zu sein, der für die Tat in Frage kommt. Kopfschmerzengeplagt macht sich Vares auf den Weg, selbst nach dem Mörder zu suchen. Dabei kratzt er nicht nur gehörig an dem Saubermann-Image seines ehemaligen Partners, sondern verstrickt sich immer tiefer in die zwielichtigen Machenschaften der oberen zehntausend, bis er schließlich selbst zum Gejagten wird.

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Mit der Figur des Jussi Vares knüpft Reijo Mäki eindeutig an die Hard-boiled Schule an. "Der vierte Musketier" bietet alle typischen Ingredienzen dafür: Einen hartgesottenen, ständig Katergeplagten Privatdetektiv, eine lakonische Sicht auf die Welt mit der dazu gehörenden Portion Zynismus sowie derbe und unzweideutige Metaphern.
Da schwillt die Brust schon mal an, bis sie den Umfang eines "Heringsfasses" erreicht hat, man erwacht "wie ein Hund, in dessen Traum sich ein seltsamer Geruch eingeschlichen hat", "begnadigt" den Gaumen mit einem Schluck Bier oder unser Held erwacht "vom jämmerlichen Klingeln seines Weckers (...)". Auch ein wenig Dirty Talk ("Jussi, it was wonderful... I was completely mixed up..." "Nein, ich war es. Du warst der Mixer!" - "Ooooh, das fühlt sich himmlisch an. Weißt du, weshalb ich manchmal Kühe beneide..." "Erzähl." "Die haben vier Zitzen...") nebst Chauvinismus hat der Krimi zu bieten. So erfährt man beispielsweise, dass ein junger Doktorand der Wirtschaftswissenschaften von einer Dänischen Dogge entjungfert wurde, dass "Kyrpä" das Teil bezeichnet, "das von einer harten Hand - dreckige Fingernägel und eine versaute Tätowierung am Handrücken - auf dem Klo der Busbahnhofspinte über der gesprungenen WC-Schale bearbeitet wird", wohingegen ein "kulli" "sich im linken Bein der Segelhose eines gebräunten, stattlichen Burschen, der mit einem Siegelring am Finger hinter dem Ruder eines größeren Bootes steht und am Horizont des Airisto-Archipels Ausschau hält..." und schließlich dass "Frau Vaarales Brüste (...) von angemessener mittlerer Größe (waren), (...) eine straffe Rundung (aufwiesen) und (...) durch symmetrische Vollkommenheit (überzeugten)" sowie dass "die Spitzen (...) wie die verspielten Schnauzen sich im herbstlichen Wasser herumtollender Jungottern (hervor traten)."

Daneben wird in der Zeit der Ermittlungen, die Jussi immer wieder in seine diversen Stammkneipen führen, so viel Bier, Schnaps, Fernet-Mint und Goldi-Cola getrunken, dabei so viel Pferdewurst mit Salzgurken gegessen, dass einem schon beim bloßen Lesen schlecht wird. So viel zu den äußeren Charakteristika dieses Krimis, die durchaus gut gelungen sind und ein genaues Bild von Jussi, seinen Kollegen und Freunden sowie ihrer (Kneipen-)Kultur vermitteln.


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Inhaltlich verknüpft Reijo Mäki geschickt drei Erzählebenen, die nach und nach eingeführt werden, zu einem stimmungsvollen und konsistenten Ganzen. Da ist zum einen die dominante Perspektive des Protagonisten Jussi Vares, zum anderen die Geschichte des Jungen Lepakko sowie schließlich die Sicht des Esten mit Namen D'Artagnan. Daher auch der Titel "Der vierte Musketier". Der darf am Ende auch noch die hübsche "Constanze" gewinnen (die hier natürlich anders heißt); auch hat ihm der Vater nicht viel mehr als diesen, durch die Liebe zur französischen Literatur geborenen, Namen hinterlassen, doch sonst ist es mit den Analogien, die den Titel rechtfertigen würden, nicht weit her, wie mir scheint.

Der Plot selbst bietet nun nichts, was man nicht schon mal gelesen hätte. Jussi Vares muss erkennen, dass er seinen Partner Mikko Berg nicht so gut kannte, wie er dachte und dass dieser längst nicht so "sauber" war, wie er allen weismachen wollte. Bei der Aufklärung des Falls helfen Jussi Intuition, Zufall und unerwartete Hilfe von dritter Seite weit mehr als seine analytischen Fähigkeiten, die aufgrund des ständigen Alkoholkonsums auch in der Tat eher eingeschränkt sein dürften. Damit kommt die reine Story am Ende doch etwas dünn rüber, aber in den Geschichten um D'Artagnan und Lepakko erfährt man dafür umso mehr über die finnische Gesellschaft. Mit beiden Figuren, obwohl im Vergleich zu den Ausmaßen, die Jussi Vares einnimmt, von geringer Größe, sind Reijo Mäki zwei tragisch-melancholische Nebenhelden gelungen, die dem Krimi insgesamt gut zu Gesicht stehen, bringen sie doch die dringend notwendige Tiefe in die ansonsten eher flach dahin plätschernde Story. Aus dem Plot - Seilschaften zwischen scheinbar ehrbaren Geschäftsmännern und finnischer Halbwelt - hätte man sicher mehr Spannung herausholen können. Es fehlt der Story insgesamt an fesselnden Momenten.

"Der vierte Musketier" bietet damit zu allererst launige, milieugetreue Unterhaltung mit einigen dramaturgischen Höhepunkten, ist solide erzählt, im Ganzen stimmig, jedoch nicht die ganz große Krimi-Kunst.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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