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Nach dem das erste Buch von Yrsa Sigurðardóttir ein großer Erfolg wurde, ist nun im Dezember letzten Jahres (2007) das zweite Buch mit der Rechtsanwältin Dóra und ihren verzwickten Fällen im Fischer Verlag erschienen. Der Titel dieses Krimis lautet "Das gefrorene Licht". Wir hatten wieder die Gelegenheit mit Yrsa zu reden. Über Geister und Widergänger, ihre Arbeit als Ingenieurin und über ihr drittes Buch "Aska", das bereits in Island erschienen ist - doch lesen Sie selbst.
Literaturportal schwedenkrimi.de: In einem Interview hast Du gesagt, dass Du nicht an solche Dinge wie Elfen, Trolle oder Wiedergänger glaubst. Aber in Deinen Büchern spielt dieser Glaube eine Rolle. Nicht für den Mordfall an sich, aber für den Hintergrund der Geschichte. Ist diese Art eine Geschichte zu erzählen, zu schreiben wichtig für Dich oder mehr ein Spiel? Yrsa Sigurðardóttir: Obwohl ich nicht an Elfen und Geister glaube, so mag ich doch ganz gerne Geschichten und Filme darüber. Ich denke, solche Wesenheiten bringen Würze in die Handlung der Geschichte, wenn sie im Hintergrund gehalten werden. Es ist auch ein wenig eine Herausforderung, über düstere Ereignisse wie Mord zu schreiben und etwas Geisterhaftes in die Geschichte hinein zu flechten, ohne demjenigen auf die Nerven zu fallen, der nicht an diese Dinge glaubt. Ein Mordrätsel braucht einen Mörder und es ist untragbar, wenn dieser Mörder ein Geist ist – noch weniger wenn es ein Elf ist. Literaturportal schwedenkrimi.de: Die Figur des deutschen Freundes von Dóra, Manfred, taucht auch in diesem Buch wieder auf. Die Geschichte der Beziehung zwischen Dóra und Manfred geht auch in diesem Buch weiter. Darf man daraus schließen, dass sich diese Beziehung auch in den folgenden Büchern über Dóra fortsetzt? Ansonsten wirkt das Erscheinen von Manfred in „Das gefrorene Licht“ etwas bemüht, den die Story benötigt eigentlich das plötzliche Auftauchen von Manfred nicht. Yrsa Sigurðardóttir: Dóra ist kein Mitglied eines Ermittlerteams und so braucht sie ein Gegenüber, mit dem sie ihre Ermittlungsergebnisse diskutieren kann und bei dem sie mit ihren Ideen herausplatzen kann. Dennoch ist Manfred ein schwieriger Charakter in einem isländischen Roman, da er die Landessprache nicht spricht. Im dritten Buch ist er deshalb sehr im Hintergrund – Dóra telefoniert nur mit ihm. In diesem Buch agiert die Sekretärin Bella als Gegenüber. Manfred denkt zurzeit darüber nach, einen Job an einer der isländischen Banken anzunehmen und wenn er einen Platz im vierten Buch möchte, muss er sich zu einem Studium eintragen und isländisch lernen. Literaturportal schwedenkrimi.de: Welche Rolle spielte es für die Handlung des Romans, dass Du ebenfalls Grußmutter geworden bist, so wie Dóra. Hatten Deine Erfahrungen Einfluss auf die Handlung des Romans? Yrsa Sigurðardóttir: Mit Grüßen an mein Enkelkind, es war ein Fall von “Leben imitiert Kunst”, als mein Sohn, nach dem Erscheinen des ersten Buches, mir erzählte, dass er Vater werden würde. Doch die Tatsache, dass ihr Enkel nahezu gleich alt ist wie mein Enkel, macht es leichter für mich, über das Baby zu schreiben, da ich keine Recherche machen muss oder versuchen muss, mich an die verschiedenen Etappen in der Entwicklung eines Babys zu erinnern. Literaturportal schwedenkrimi.de: Die Eingangsgeschichte um die “Briefeinwurfklappe” ist wohl zu gut, um erfunden zu sein – ohne Deiner Phantasie nahe treten zu wollen. Aber hat sie etwas mit der Widmung an den „Schrecken der Briefträger“ zu tun? Yrsa Sigurðardóttir: Die Geschichte um die „Briefeinwurfklappe“ basiert auf aktuellen Ereignissen, die einem Freund von mir passierten, der einen illegalen Briefkasten hatte – ich würzte sie ein wenig auf, aber nicht viel. Bürokratie kann verwunderlich sein und manchmal unglaublicher, als die Vorstellungskraft eines Autoren es sich ausdenken kann. Literaturportal schwedenkrimi.de: Bist Du immer noch am Staudamm Kárahnjúkar beschäftigt oder ist dieses Projekt zwischenzeitlich abgeschlossen? Wenn ja, hast Du ein neues Projekt oder bist Du Full-Time- Schriftstellerin? Yrsa Sigurðardóttir: Das Kárahnjúkar Projekt ist weiterhin aktuell, obwohl die Hauptecktermine zum Ende des Jahres 2007 vollendet wurden. Ich bin immer noch damit beschäftigt aber seit Mitte Dezember bin ich in Reykjavik stationiert und mache nur die gelegentliche Fahrt zur Baustelle. Ich nahm einen 20 Fuß Container, komplett voll mit Papieren, mit nach Reykjavik, der mich bis zum Ende des Jahres beschäftigten wird. Danach möchte ich als Ingenieurin weiter arbeiten, doch ich bin unsicher, an welchem Projekt ich beteiligt sein werde. . Literaturportal schwedenkrimi.de: Während der Staudamm gebaut wurde, hast Du drei sehr erfolgreiche Kriminalromane geschrieben. Denkst Du manchmal daran, wieder einmal in einem anderen Genre zu schreiben? Früher hast Du, ebenfalls sehr erfolgreich, Kinderbücher geschrieben.
Ich habe ursprünglich fünf Kinderbücher geschrieben und möchte wahrscheinlich wenigsten fünf Bücher über Dóra schreiben. Ich weiß nicht, was die Zukunft in Hinsicht auf das Schreiben bringen wird, aber ich würde gerne an irgendeinem Punkt ein autonomes Buch über etwas Grauenhaftes schreiben und würde auch gerne zu einem anderen Zeitpunkt wieder ein anderes Kinderbuch schreiben. Literaturportal schwedenkrimi.de: Dein dritter Roman hat ja den Ausbruch des Vulkans Eldfell am 23.01.1977 auf der Insel Heimaey als Grundlage der Handlung. Wieder bricht die Vergangenheit in die Gegenwart ein und bringt die alten Geschichten aus Verbrechen und Leidenschaft ans Licht. Was ist Dein Verhältnis zur Vergangenheit? Yrsa Sigurðardóttir: Ich finde Ereignisse aus der Vergangenheit faszinierend – zu wissen, dass viele Dinge geschehen sind, die niemals ganz bekannt oder mit letzter Gewissheit aufgeklärt sein werden. Ich vermute, dies ist es, warum ich auf Ereignisse in der Vergangenheit schaue, wenn ich schreibe. Ich bewege mich jedoch langsam in die Gegenwart voran. Das erste Buch über Dóra bezieht sich auf Ereignisse, die vor einem halben Jahrtausend stattfanden, das zweite sechzig Jahre davor und das dritte 35 Jahre. Das vierte Buch, an dem ich gerade arbeite, bezieht sich auf aktuelle Ereignisse. So, wer weiß, wird das fünfte Buch ein Science Fiction Buch über zukünftige Ereignisse sein. Literaturportal schwedenkrimi.de: Warum hast Du dieses Ereignis als Hintergrund für Deinen neuen Kriminalroman “Aska” ausgewählt? Yrsa Sigurðardóttir: Ich hörte ein Interview mit der Frau, die dafür zuständig ist, einige der Häuser auszugraben, die unter der Asche auf Heimaey liegen und bekam die Idee, als ich ihr zuhörte. Ich dachte, es würde ein großartiger Schauplatz sein, um Leichen zu finden und die teilweise abgelegene Insel würde ein guter Platz sein, für Geheimnisse und interessante Charaktere. Es ist meiner Meinung nach einer der schönsten Plätze in der Welt. Literaturportal schwedenkrimi.de: Was ist die Bedeutung von “Aska”? In englisch müsste es „ashes“ heißen und in deutsch „Staub“? Hat es die Bedeutung des biblischen „Asche zu Asche, Staub zu Staub“? Yrsa Sigurðardóttir: „Aska“ bedeutet Asche. Der Titel hat eine doppelte Bedeutung: Asche, wie in „Asche zu Asche und Staub zu Staub“ und auch eine Anspielung auf die Asche, die Teile der Stadt in der Heimaey Eruption verschlungen hat. Literaturportal schwedenkrimi.de: Yrsa wir bedanken uns für dieses Gespräch. Autor: Jürgen Ruckh/ Esslingen © Januar 2008 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
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