"Tödliche
Bande" von Ann-Christin Hensher
Geflecht aus Lügen und Geheimnissen
Die erfolgreiche Anwältin Ulrika Stal wird bereits
zum dritten Mal von Ann-Christin Hensher ins Rennen geschickt. Dieses
Mal wird sie mit einem Fall betraut, der nur scheinbare Routinearbeit
darstellt. Sie vertritt drei Brüder in einer Erbschaftsangelegenheit
und macht sich in dem Zusammenhang auf die Suche nach deren vor 25 Jahren
verschwundener Schwester, damit das Erbe rechtskräftig werden kann.
Buchtipp |
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Dabei stößt sie auf ein Geflecht aus Lügen und Geheimnissen,
das sie nach und nach entwirren kann. Pikanterweise verteidigt sie parallel
dazu einen vermutlichen Kindesmörder, der während seiner Rehabilitationszeit
wieder auf krumme Touren gerät und sogar Ulrikas eigene Familie
bedroht. So verflechten sich Ulrikas Privat- und Berufsleben wieder
einmal miteinander. Dazu passend nimmt sie ihr heimliches Liebesverhältnis
zu dem Polizisten Nils Petter Borge wieder auf, der ihr schließlich
beim Überführen des Kriminellen zur Seite steht. Gleichzeitig
zum linearen Handlungsstrang sind Rückblenden zu den Vorfällen
der Vergangenheit eingeflochten, sodass der Leser Ulrika in seinem Wissen
um die Hintergründe stets einen Schritt voraus ist. Mit "Tödliche
Bande" hat Ann-Christin Hensher einen Roman vorgelegt, bei dem
es schwer fällt über die Täter zu urteilen, geschweige
denn jemanden zu verurteilen. Und so werden am Ende auch nicht alle
Schuldigen überführt; ihre Schuld jedoch werden sie ihr Leben
lang mit sich herumtragen müssen. Ein äußerst komplexer
und auch sprachlich überzeugender Kriminalroman.
Vielen Dank an unsere Rezensentin Katja Perret.
© Dezember 2004 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"In falschen
Händen" von Ann-Christin Hensher
Skandal in Politikkreisen
Mit ihrem zweiten Roman "In falschen Händen"
ist Ann-Christin Hensher das gelungen, was ihr Erstlingswerk "Der
tote Liebhaber" in Ansätzen versprach: Ein rasanter,kurzweiliger
Kriminalroman. Wie im vorangehenden Roman wird die erfolgreiche Rechtsanwältin
Ulrika Stal zur Ermittlerin wider Willen. In Brüssel wird ein EU-Beamter
ermordet aufgefunden. Seine Frau, eine Kollegin Ulrikas, erleidet daraufhin
einen Nervenzusammenbruch. Ulrika muss aufbrechen, um die dadurch entstandene
Lücke in der Anwaltskanzlei zu schließen. Nach und nach deckt
sie ein Netz von Korruption und Lügen auf, das bis in die höchsten
Kreise der Brüsseler EU-Kommission reicht. Als sie schließlich
auf brisantes Material stößt, gerät sie selbst in Gefahr.
Verwirrung stiftet gleichzeitig die Verwicklung ihrer Kollegin mit der
russischen Mafia, die weitere Gefahr in sich birgt.
Ulrika Stal erscheint in diesem Roman als deutlich komplexere, gereifte
Person. Sie ist zum einen die erfolgreiche, taffe Businessfrau, die
den Männern (und auch in diesem Fall nimmt sie es mit der Treue
nicht sehr genau) den Kopf verdreht. Andererseits offenbart sie ihre
weiche, mitfühlende Seite, indem sie sich vorbildlich um die kranke
Kollegin Sylvia kümmert. Dank ihres Gerechtigkeitssinns und ihrer
Vorurteilsfreiheit schafft sie es außerdem ganz nebenbei, dass
ein angeblicher Sexualtäter frei gesprochen wird. Sie ist eine
starke Frau mit Prinzipien, wie sie leider nur zu selten in Kriminalromanen
vorkommt.
Vielen Dank an unsere Rezensentin Katja Perret.
© März 2004 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Der tote
Liebhaber" von Ann-Christin Hensher
Krimidebüt mit Potential
Jerry Hagen, ein angesehener Kunsthändler, wird
tot in seinem Bett aufgefunden, brutal ermordet. Dann sterben drei weitere
Männer aus seinem Umfeld auf mysteriöse Weise. Hat es die
Polizei mit einem Serienmörder zu tun? Anwältin Ulrika Stål
ermittelt auf eigene Faust, um ihren Mandanten aus der Schusslinie zu
bringen. Dabei handelt es sich um den inzwischen 19-jährigen Daniel
Håkansson, der an dem Asperger-Syndrom, eine Art Autismus, leidet
und den Ulrika bereits als 13-jährigen vertrat. Damals führte
ihr Einsatz für Daniel dazu, dass er bei seiner geistig zurückgebliebenen
Mutter Catarina bleiben durfte. Eine Entscheidung, wegen der Ulrika
heute starke Gewissensbisse quälen und ihr großes Engagement
motivieren.
"Der tote Liebhaber" ist Henshers erster
Kriminalroman. Interessant wird er vor allem dadurch, dass nicht ein
ausgelaugter, deprimierter oder eigenbrötlerische Kommissar die
Hauptrolle spielt, sondern dass sich Hensher - selbst Anwältin
- die Anwältin Ulrika Stål als Protagonistin ausgesucht hat.
Das eröffnet eine durchaus neue, spannende Perspektive. Im Gegensatz
zu ihren vorwiegend männlichen Kollegen aus dem Kommissariat plagen
Ulrika daher vor allem auch Luxus-Sorgen, wie z.B. dass sie vor lauter
Arbeit ihren Mittwochstermin beim Friseur Chez Pierre nicht mehr einhalten
kann, dass sie keine Zeit mehr fürs Golfen findet oder dass sie
dringend eine Massage benötigt... Sympathisch, weil menschlich,
wird diese Kunstfigur der erfolgreichen Anwältin vor allem dadurch,
dass sich unter der glatten, hübschen, erfolgreichen Oberfläche
durchaus ein Mensch mit Schwächen und Geheimnissen befindet. Gott
sei Dank, sonst wäre diese famose Ulrika Stål auch nicht
über bald 350 Seiten zu ertragen! Konterkariert wird das makellose
Bild Ulrikas auch dadurch, dass sich Hensher einer auktorialen Erzählerperspektive
bedient und damit immer wieder in andere Romanfiguren, z.B. Ehemann
Stefan, hineinschlüpft und dieselben Ereignisse aus dieser Sicht
erzählt, ohne dabei redundant zu werden. Dabei handelt es sich
nämlich um mehr, als um das bloß parallele Erzählen
des Plots mal aus Sicht des Ermittlers, mal aus Sicht des Gejagten,
wie man es etwa auch von einem Mankell kennt. Hieraus könnten sich
für die Zukunft interessante Erzähl- und Sichtweisen ergeben,
wie es sie so zur Zeit in der skandinavischen Kriminalliteratur nicht
gibt, sollte Hensher diesen Stil weiter ausbauen und pflegen. Die Story
selbst ist zwar weder neu noch birgt sie Überraschungen, ist aber
solide erzählt. Als Leser weiß man beispielsweise sehr viel
früher, dass der ermordete Jerry Hagen homosexuell war, bevor dies
auch den Protagonisten bekannt wird, weil Hensher nicht eben subtil
Spuren auslegt. Der Wissensvorsprung scheint also durchaus beabsichtigt,
bringt aber keinerlei dramaturgische oder Spannung erzeugende Vorteile.
Insgesamt also ist "Der tote Liebhaber" ein Erstling, dem
man auch anmerkt, dass er ein Erstling ist, aber man erkennt auch deutlich
das Potential, das neugierig auf einen weiteren Mord mit Urlika Stål
macht!
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© Januar 2004 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Der tote
Liebhaber" von Ann-Christin Hensher
Dies ist Ann-Christin Henshers erster Kriminalroman
und in einigen Bereichen ist es ihm auch anzumerken. Die quasi selbsternannte
Ermittlerin ist die erfolgreiche Anwältin Ulrika Stal, deren 19-jähriger
Mandant des Mordes an einem homosexuellen Kunstliebhaber verdächtigt
wird. Ulrika hatte sich früher bereits des Jungen angenommen, der
am sogenannten Asperger-Syndrom leidet, einer Art Autismus. Sie kann
seine Unschuld beweisen, allerdings gerät er nun selbst in Gefahr.
Nach und nach tauchen drei weitere Leichen auf, alle Homosexuelle, die
ehemals eine Beziehung zu dem Ermordeten hatten. Leider wird schnell
deutlich, wer als Täter in Frage kommt und auf den letzten zwanzig
Seiten schildert dieser schließlich seine Beweggründe. Dies
nimmt dem Buch die sowieso recht dürftige Spannung. Viel zu ausführlich
wird Ulrikas Privatleben ausgeführt (Ehemann bleibt zu Hause bei
den Kindern, während sie Karriere macht und sich nebenbei auf den
ermittelnden Kommissar einlässt). Als Erstlingswerk durchaus lesenswert,
aber insgesamt steigerungsfähig.
Vielen Dank an unsere Rezensentin Katja Perret.
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |