Auf Gotland bricht die Vogelgrippe aus. Anlass für Anna Jansson über die zentralen Fragen dieses Jahrhunderts nachzudenken: Sind alle Leben, wenn es darauf ankommt, gleich viel wert? Wie ist medizinische Versorgung und Hilfe im Katastrophenfall zu verteilen? Und wer entscheidet darüber? Fragen, die herausfordern wie auch die Antworten Anna Janssons herausfordern, Stellung zu beziehen..
Sie hat die Altenpflege zu ihrem Thema gemacht, sie hat über Genmanipulation geschrieben und nun ist es die Vogelgrippe, die Anlass zu gesellschaftlichen und ethischen Reflexionen bietet. Anna Janssons neuer Roman „Das Geheimnis der toten Vögel“ ist wieder ein Krimi in bester skandinavischer Tradition, konfrontiert er uns doch mit moralischen Fragestellungen, die angesichts immer neuer Katastrophen in Form von Überschwemmungen, Orkanen, aber auch Krankheiten wie Aids, SARS oder der Vogelgrippe zu den zentralen dieses Jahrhunderts zählen werden: Wer erhält zuerst Zugang zu Medikamenten und Hilfe? Politiker, Polizei und Armee sowie andere, die sich an den Schlüsselpositionen der Macht befinden, oder Alte und Kinder? Oder bereits Erkrankte? Das medizinische Personal? Sind alle Leben, wenn es wirklich darauf ankommt, gleich viel wert?
Anna Jansson statuiert ein Exempel
Anna Jansson scheut sich nicht, diese Fragen zu stellen, und in „Das Geheimnis der toten Vögel“ darauf auch Antworten zu liefern, die zur kritischen Auseinandersetzung einladen. Denn die gelernte Krankenschwester entwirft zwar ein sicherlich realistisches, denkbares Szenario, aber widerspruchslos hinnehmen möchte man es nicht unbedingt. Die Beschäftigung aber mit diesen existentiellen Fragen herauszufordern, gehört zu den ganz großen Stärken dieses Buches. Dabei verliert man die Mordgeschichte fast ein wenig aus den Augen, obwohl die auf Gotland geborene Autorin uns gleich drei Ermordete präsentiert.
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Zunächst aber bricht die Vogelgrippe über Gotland herein und Anna Jansson entwirft ein wahres Schreckensszenario. Kinder, die ihre Ferien in einem Fußballcamp verbringen wollten, dürfen wegen der Infektionsgefahr das Camp nicht verlassen und werden von ihren Eltern isoliert, der Flughafen wird geschlossen, die Fährverbindungen eingestellt, die Politiker ausgeflogen … Es gibt nicht genügend Medizin für alle, aber wer genug Geld hat, kann sie sich vor allen anderen kaufen. Die Stimmung kippt, Volkes Zorn mit all seinen negativen Begleiterscheinungen erhebt sich und mitten drin: Maria Wern, deren eigener Sohn sich im Fußballcamp mit der Vogelgrippe infiziert hat …
Der Tod ist immer gegenwärtig
Dazu ein unbekannter Toter, eine erwürgte Krankenschwester und ein ermordeter Journalist. Am Ende ergibt alles einen ganz grausamen Sinn. Die Zusammenhänge und Hintergründe sind noch perfider, als abgebrühte und mit allen Wassern gewaschene Kommissare und ihre Fans gedacht haben, und wenn man glaubt, endlich aufatmen zu dürfen, schleicht sich der Tod durch die Hintertür wieder rein – ein Schluss, wie ihn Karin Fossum nicht hätte besser gestalten können. Mit „Das Geheimnis der toten Vögel“ ist Anna Jansson endgültig zu den ganz Großen des Genres zu zählen.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© Juli 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien