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Wo bleibt die Moral? |
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Eine kurdische junge Frau, die unter neuer, geschützter Identität in Stockholm lebt, wird unter dem Verdacht, ihren Bruder erstochen zu haben verhaftet. Lars-Inge Rundström, Fernsehkritiker, sitzt zu dieser Zeit bereits in Haft, da er den Chef eines Schund-Fernsehsenders erschossen haben soll. Dann wird eine polnische Krankenschwester mit einer Axt ermordet, die, um ihr karges Gehalt aufzubessern, ihrerseits Patienten getötet hat. Schließlich ermordet eine Prostituierte einen moldawischen Schwimmträger, und Jon Anderson, gemobbter, homosexueller Neuzugang der A-Gruppe, wird in Polen niedergestochen. Gleichzeitig ermittelt Paul Hjelm, der nun Leiter der Stockholmer Abteilung für Interne Ermittlungen ist, gleich in seinem ersten Fall gegen seinen Freund und ehemaligen Kollegen Jorge Chavez. Zunächst hat es den Anschein, dass alles habe nichts miteinander zu tun, doch dann führen kaum sichtbare Tätowierungen in den Kniekehlen der Ermordeten die A-Gruppe um Kerstin Holm schließlich auf die Spur des Mörders. Es ist Puck, Shakespeares flüchtiger, unberechenbarer, wilder Geist aus dem „Sommernachtstraum“, der in der mythologisch aufgeladenen Mittsommerwoche sein Unwesen treibt, dabei vier Menschen tötet und damit denen, die allen Grund gehabt hätten, zu morden, die Tat quasi abnimmt. Mit seinen „gerechten“ Morden greift er Recht und Gesetz an, eine Gesetzgebung, der der „Geist“ abhanden gekommen ist, die nur noch buchstäblich verfährt, ohne Rücksicht auf die Menschen, für die sie eigentlich gemacht ist. Was das aber mit den Ermittlungen gegen Jorge Chavez zu tun hat? Alles. Der ahnungslose, sich im Vaterschaftsurlaub befindende Kriminalist ist der Auslöser der Mordserie, die die A-Gruppe moralisch und existentiell auf die Probe stellt.
Was dem 400 Seiten starken Werk vor allem Kohärenz verleiht, sind immer wiederkehrende Metaphern wie das Spinnennetz in Kerstin Holms neuem Büro, das Irrationale und Magische der Mittsommernacht und die Duplizität der Ereignisse, die die Mitglieder der A-Gruppe miteinander verbindet. Mehrfach werden Szenen – ein Telefonat oder ein Kneipenbesuch, bei dem sich die Wege von Kerstin und Paul zufällig kreuzen, ohne dass sie sich dessen richtig bewusst werden – jeweils zwei Mal mit exakt denselben Worten erzählt, obwohl doch aus zwei vermeintlich unterschiedlichen Perspektiven. So ergibt sich ein dichtes Netz aus Verweisen und Hinweisen, die kunstvoll wie Kerstins Spinnennetz miteinander verwoben sind, dem Roman eine poetische Aura verleihen, wie es dem nordischen Mittsommer gebührt, und für den Leser Spuren auslegen. Vieles wird erst im Nachhinein und im Rückblick vollständig verständlich. Ein und dieselbe Szene bildet Anfang und Ende des Romans, und beim zweiten Mal, am Ende der Geschichte, wird man sie, um einige Erfahrungen reicher, mit ganz anderen Augen lesen. Verwirrung und Entwirrung, wie in Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, ist Leitmotiv und Erzählprinzip in „Ungeschoren“. Alles hängt mit allem zusammen. Am Ende stürzt der Mörder die A-Gruppe selbst in ein ethisches und moralisches Dilemma, aus dem keines der Teammitglieder unbeschadet hervorgeht.
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Arne Dahls neuester Fall erzählt von der Liebe und ihren seltsamen Kindern: ein rasanter, tiefgründiger Fall, der im Milieu illegaler Einwanderer beginnt. Dag Lundmark war Leiter einer rasch und effektiv durchgeführten Razzia. Winston Modisane musste dabei sterben - aber war der Tod des Südafrikaners wirklich unvermeidlich? Paul Hjelm und Kerstin Holm stoßen auf jede Menge Ungereimtheiten und aus einer Routinebefragung wird bald Kerstins persönlichster Einsatz. steinbach sprechende bücher bleibt sich auch bei dieser Arne Dahl-Hörbuchfassung treu und vertraut zu Recht voll und ganz auf Till Hagens sonore und nie übertrieben artikulierte Stimme. Passend zum kühlen Intellekt der Bücher Dahls verzichtet steinbach sprechende bücher zudem auch hier wieder auf störende dramatische Elemente wie musikalische Arrangements oder Hintergrundgeräusche. Das verschafft gleichzeitig Till Hagen als Sprecher den nötigen Raum, mit nur kleinen stimmlichen Veränderungen Wegmarken zu setzen und zu artikulieren. Kurz: Wieder eine gelungene Umsetzung des Romans von Arne Dahl.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth![]() |
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Der Sommer kann mir gestohlen bleiben - jedenfalls,
wenn Arne Dahls Romane weiterhin von steinbach sprechende bücher
vertont werden und lange, kalte Wintersonntagnachmittage zum spannenden
Erlebnis machen. Winter - oder zumindest ein verdammt verregneter Sommer
- sollte es dann aber auch sein, wenn man sich die drei Produktionen
"Misterioso", "Böses Blut" und "Tiefer
Schmerz" vornimmt, denn alle haben nicht weniger als 7 CDs mit
einer Gesamtlänge von je rund 580 Minuten. Das sind also 29 Stunden
Krimispannung auf CD gebrannt, was schon eine gehörige Portion
Ausdauer erfordert, auch wenn Till Hagen, Sprecher aller Hörbücher,
seinen Job wirklich gut macht. Er variiert Stimme und Tonlage gerade
genug, um Nuancen und unterschiedliche Charaktere und Stimmungen herauszuarbeiten,
ohne jedoch zum "Alleinunterhalter" zu mutieren. Äußerst
begrüßenswert finde ich, dass auf ablenkende oder die Dramatik
unterstreichenden Mittel wie Musik und Hintergrundgeräusche verzichtet
wurde. Das würde Arne Dahls stets beklemmenden und die Psyche stark
in Anspruch nehmenden Krimis nur schaden. Sie wirken am besten ganz
"nackt".
Wenn ich mir aber was wünschen dürfte, dann wären es
doch gekürzte Hörbuchfassungen der Romane. Denn was mir beim
Lesen der Krimis von Arne Dahl nie als Längen vorgekommen ist,
macht mich gähnend vor Langeweile bei den Hörbüchern.
Das sind alle die kleinen Exkurse und Passagen, in denen nicht die eigentliche
Handlung im Vordergrund steht, sondern die Reflexionen und Emotionen
der Protagonisten. Was beim Lesen wahrscheinlich gerade die richtige
Mixtur aus Spannung und Entspannung, aus Klimax und Antiklimax ausmacht
und dem Leser notwendige Verschnaufpausen verschafft, irritiert beim
Hören, wirkt ablenkend und - schlicht langweilig. Sonst aber gibt's
nichts zu mäkeln an den einwandfrei und schnörkellos umgesetzten
Hörbuchproduktionen.
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Aufgehängt mit dem Kopf nach unten und ein spezielles
Stück Draht durch die Schläfe in das Schmerzzentrum des Gehirns
gebohrt - grausamer kann kein Mensch zu Tode gepeinigt werden. Doch
warum wurde dies einem beinah 90-jährigen Nobelpreiskandidaten
angetan, der noch dazu als anerkannter Überlebender des KZs Buchenwald
weltweit allergrößte Wertschätzung genoss? Doch womöglich
noch eigenartiger ist die für die Stockholmer Sonderermittler der
A-Gruppe augenscheinliche Verbindung zu einem anderen Mordopfer: Ein
brutaler Zuhälter ist in das Gehege von Vielfraßen gestoßen
worden und wurde von ihnen nahezu restlos einverleibt.
Arne Dahl alias Jan Arnald legt mit "Tiefer Schmerz" seinen
vierten Roman um die A-Gruppe vor, die als Team höchst individualistischer
wie kreativer Ermittler diesen Fall aufzulösen hat. Auch ohne Kenntnis
der vorangegangenen Romane ist man schnell mit seinen Protagonisten
vertraut und lässt sich von dem raffiniert ausgestalteten Plot
durch die Seiten treiben. Unterhalten auf hohem Niveau, wenn auch zuweilen
dank schon sehr "zufällig" gefundener Assoziationsketten
und einer nicht immer glücklichen Übersetzung auf den ersten
Seiten (z.B. "öffentliches" statt "offenes Geheimnis"),
besticht dieser Roman nicht zuletzt durch die Einbettung historischer
Bezüge, die an die dunklen Seiten Schwedens rühren, als es
u.a. bereits vor Hitlers Machtergreifung mehr als hilfreicher Ungeist
für rassistische wie antisemitische "Forschungen" war.
Hier scheint sich bei schwedischen Kriminalautoren seit Kurzem ein längst
fälliger Trend abzuzeichnen, der Schweden als Teil Europas nur
gut tun kann.
"Tiefer Schmerz" jedenfalls macht neugierig auf die noch kommenden
aber auch auf die früheren Romane Arne Dahls.
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Es ist ein lauer Maiabend in Stockholm und der junge Grieche zieht sich genüsslich ein paar Gramm Koks rein. Kurz darauf wird er in das Vielfraß-Gehege von Skansen getrieben und von den lieben Tierchen mit Haut und Haaren verspeist. Es ist kein schöner Anblick, der sich Paul Hjelm und seinem Kollegen Jorge Chavez bietet, als sie zum Tatort gerufen werden. Außerdem haben die Vielfraße gründliche Arbeit geleistet. Es gibt kaum verwertbare Spuren, nur eine dünne Metallnadel und die mysteriöse Botschaft des Toten: Epivu. Zur selben Zeit an einem anderen Ort: Acht Ukrainerinnen, Zwangsprostituierte, verschwinden plötzlich und scheinbar spurlos bei Nacht und Nebel aus ihrem Asylantenheim. Sara Svenhagen und Kerstin Holm sind zunächst mindestens ebenso ratlos wie ihre Kollegen Hjelm und Chavez. Nur etwas später wird schließlich ein bald neunzigjähriger jüdischer Hirnforscher und Nobelpreiskandidat auf dem jüdischen Friedhof kopfüber an einem Baum hängend ermordet aufgefunden. In seiner Schläfe steckt eine dünne Metallnadel, die direkt ins Schmerzzentrum des Hirns führt, was maximalen Schmerz und in Folge dessen den Tod auslöst. Was hat der jüdische Hirnforscher und KZ-Überlebende Sheinkman mit dem griechischen Zuhälter Nikos Voultsos gemein? Warum mussten beide auf dieselbe grausame Weise sterben? Erst als der Klein-Kriminelle und Handydieb Hamid an der Stockholmer U-Bahn-Station Odenplan von einer "Ninja-Feministin" brutal zusammengeschlagen und vor die herannahende U-Bahn gestoßen wird, ergibt sich ein Muster und eine erste, vage Spur für das Stockholmer A-Team. Arto Söderstedt, eigentlich im toskanischen Familienurlaub, wird kurzerhand zum "Europa-Bullen" erklärt, denn was folgt, ist eine Jagd durch halb Europa und durch ein halbes Jahrzehnt: Mailand, Odessa, Weimar - 2000 und 1945.
Die Ermittlungen führen das A-Team in die Zeit
des Zweiten Weltkrieges und konfrontieren es mit einem für Schweden
schwierigen und tabuisierten Thema: der eigenen, schwedischen nationalsozialistischen
Vergangenheit. Paul Hjelm graut es davor, "die Judenvernichtung
und die Konzentrationslager und den europäischen Antisemitismus
ansprechen zu müssen. Er war nämlich Schwede, und Schweden
mögen solch tabuisierte Themen nicht. Wir kriegen Schweißausbrüche."
Und Arne Dahl bohrt den Finger noch tiefer in die zwar gern verdrängte,
doch eiternde, schwedische Wunde: "Wir waren nicht dabei, wir können
es nie verstehen, wir haben mit der Sache nichts zu tun (
)."
Er entlarvt diese gebräuchliche Ausrede als: "Schwedische
Geschichtslosigkeit und vorgetäuschte Neutralität in einer
unheiligen Allianz. Wir waren in höchstem Maße dabei.
Wir haben in allerhöchstem Grad mit der Sache zu tun. Wir
können sie in allerhöchstem Grad verstehen. Wir müssen.
Weltmeister im Unter-den-Teppich-Kehren." Dabei bleibt Arne Dahl
nicht im Abstrakten, sondern als Literat, der sich in der Nachfolge
Sjöwall/Wahlöös sieht, macht er das Private zum Politischen
wie das Politische zum Privaten und transferiert die schwedische Verstrickung
in den Nationalsozialismus auf eine persönliche und damit nachvollziehbare
Ebene. Das dürfte für viele schwedische Leser beinahe so schmerzhaft
sein wie die grausame Tötungsmethode in "Tiefer Schmerz",
deren Ursprung in den bestialischen medizinischen Experimenten der SS-Ärzte
zu suchen ist.
Dabei gelingt Dahl das Kunststück, die Vergangenheit mit aktuellen
Themen wie dem europäischen Frauenhandel der Gegenwart kenntnisreich
und ohne die Opfer des Nationalsozialismus als Mittel zum Zweck zu diskreditieren,
zu verbinden. Heraus kommt dabei wie immer bei Arne Dahl ein höchst
komplexer, anspielungsreicher, intelligenter wie moralisch herausfordernder
Text mit diversen Subtexten, der jedoch nie vergisst, was er seinen
Krimilesern schuldig ist: eine spannende Story, die fesselt und bewegt
mit Protagonisten, die sympathisch, glaubwürdig und "echt"
sind. Seit Sjöwall/Wahlöö hat es damit keinen besseren
Grund gegeben, Schwedisch zu lernen, wie Katharina Granzin (taz) ganz
richtig bemerkt. Denn in Schweden erscheint im Sommer bereits der achte
Fall für das Stockholmer Team um Paul Hjelm und Chef-Ermittler
Jan-Olov Hultin - viel spannende und zum Nachdenken anregende Lektüre
also für alle Ungeduldigen, die nicht wieder ein Jahr bis zur nächsten
Übersetzung warten wollen.
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In der Stockholmer Kneipe Kvarnen geschieht ein Totschlag. Es kommt zum Tumult, einige Gäste können den Tatort, ungehindert von den Türstehern, verlassen. Andere werden zu Zeugen. Wie Per Karlsson. Der vorgibt, nichts gesehen und gehört zu haben. So vertieft sei er gewesen, in Ovids Metamorphosen. Kurz darauf wird im Hochsicherheitsgefängnis in Kumla der Drogendealer Lordan Vukovic in seiner Zelle von einer Bombe in Stücke zerfetzt. Am Abend des schwedischen Mittsommer ereignet sich schließlich ein weiteres Verbrechen, das mehrere Tote fordert: Zwei verfeindete Banden wollen einen mysteriösen Aktenkoffer an sich bringen, der den Schlüssel zu einem Banksafe enthält. Doch die Übergabe misslingt, und der Aktenkoffer ist verschwunden. Für Paul Hjelm und seine Kollegen von der A-Gruppe beginnt damit eine dramatische und blutige Jagd nach jugoslawischen Kriegsverbrechern, Drogendealern, Pädophilen, Nazis und - Orpheus und Eurydike.
Buchtipp |
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Damit liegen Arne Dahls drittem Roman über die A-Gruppe gleich
zwei antike Themen zugrunde, nämlich Ovids Metamorphosen sowie
die griechische Sage um Eurydike und Orpheus. Wie in der griechischen
Mythologie sind auch Arne Dahls Orpheus und Eurydike zwei Liebende,
die in den finstersten und tiefsten Raum der Unterwelt geblickt haben.
Doch ist die Geschichte von Orpheus und Eurydike auch die Geschichte
von Eros und Thanatos (Tártaros), von den beiden stärksten
Trieben des Menschen, dem Lebens- und dem Todestrieb, und von der Liebe,
die den Tod überwindet. Damit findet "Falsche Opfer"
nach einer Blutorgie doch noch ein versöhnliches Ende. Zumindest
für einige der Beteiligten ist Gerechtigkeit geschaffen worden.
Die Metamorphose betrifft wiederum jedes Mitglied der A-Gruppe auf seine
Weise und letztlich uns alle. Es geht um die gesellschaftliche Metamorphose
und den Feind in uns selbst. Kratzen wir an der Oberfläche, müssen
wir nicht sonderlich besorgt sein, was nazistische Parteibildung angeht.
"(...) doch seit einigen Jahren zeigt sich ein Unterschied. Es
scheint plötzlich bedeutend leichter geworden zu sein, andere Menschen
als Objekte zu sehen. Als Nicht-Menschen. Als Menschen, die nicht das
gleiche rote Blut haben wie wir. Ist die ethnische Säuberung im
Kosovo und in Bosnien eine strikt innere, historische Angelegenheit
des Balkan, oder hat sie trotz allem mit einer breiteren Veränderung
der (...) aufgeklärten Mentalität zu tun. Wie groß ist
eigentlich der Schritt von da, dass man alle Einwanderer nach Rinkeby
oder Kammarkullen oder Rosengård schickt, zu dem Punkt, dass man
Menschen aus ihrer Heimat vertreibt?" (S.197)
Doch erzählt Arne Dahl nicht nur in der Weise einer Parabel die
Geschichte von Ovids Metamorphosen sowie von Eurydike und Orpheus neu,
sondern "Falsche Opfer" enttäuscht auch als Thriller
nicht. Erst allmählich findet die A-Gruppe, aufgelöst nach
dem Debakel um den Kentucky-Mörder, wieder zueinander und ebenso
sukzessive wie stetig werden Muster sichtbar, bis die Spannung schier
ins Unerträgliche steigt.
Und Arne Dahl wäre nicht Arne Dahl, wenn es ihm am Ende nicht gelänge,
alle Erzählstränge, sowohl die offensichtlichen als auch die
metaphorischen, zu einem Ganzen zusammenzufügen, das nachdenklich
stimmt. Doch ist Arne Dahl kein Kulturpessimist, sondern optimistischer
Realist. Es gibt Hoffnung in seinen Romanen, gerade auch in "Falsche
Opfer", so grausam die Realität auch sein mag. Das tut gut,
denn selten ist die Realität nur schwarz oder weiß. Dabei
ist "Falsche Opfer" ungeheuer spannend und intelligent erzählt.
Arne Dahl hat sich mit seinem dritten Roman um Paul Hjelm und die A-Gruppe
unzweifelhaft an die Spitze der internationalen Thriller-Autoren geschrieben
und ist mit Abstand das Beste, was Schweden momentan in diesem Genre
zu bieten hat!
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WOW! Das ist ein Buch. Es hat alle Erwartungen erfüllt!
Schon nach dem Lesen von böses blut (weiter unten)
hatte ich das Gefühl, dass die Bücher von Arne Dahl immer
besser werden würden. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an
falsche opfer.
Los geht's mit einem aufgelösten Ermittlerteam (der ehemaligen
A-Gruppe) und mehreren Todesfällen, die nichts miteinander zu tun
haben :-) Die Ermittlungen ergeben aber dann doch Zusammenhänge.
Wie das geschieht und welche Zusammenhänge das sind, da war ich
beim Lesen schon manchmal sprachlos. Alles ist anders als es scheint,
trotzdem hat man nie das Gefühl hinters Licht geführt zu werden.
Die Phase des Wiederaufbaus der A-Gruppe ist ebenfalls sehr gut beschrieben.
Die Mitglieder haben aus ihren anderen Tätigkeiten oder aus dem
Privatleben Ballast an Bord und der Autor nutzt all das immer um die
Handlung voranzubringen. Wenn man schon beim letzten Buch an Sjöwall/Wahlöö
denken mußte, so kann man den Bezug hier nur noch mal bestärken.
Für mich einer der Höhepunkte der Kommissar Beck Reihe war
Die Terroristen. Es läßt sich nicht bestreiten,
das Arne Dahl dieses Buch gelesen hat. Sowohl die Verweise auf die Konflikte
im ehemaligen Jugoslawien oder auf rechtsextreme Tendenzen in der schwedischen
Gesellschaft sind eine starke Parallele. Natürlich gibt es ein
Ultimatum, das Spannung erzeugt, Liebe, Mißbrauch,Verrat und weitere
Überraschungen. Aber sie sind nicht plumpe Rechtfertigungen sondern
Aspekte, die das Geschehen erläutern und begründen. Wie Dahl
dann einen Roman zum Ende führt ist einzigartig. Es gibt eine Auflösung,
Gerechtigkeit und Zufriedenheit beim Leser, all das ohne Happy End.
Hut ab dafür! Wenn es etwas auszusetzen gibt an diesem für
mich herausragenden Buch, dann sind es die Ansätze tiefgründige
Prosa über die verzweifelte Liebe in einem brutalen Umfeld unterzubringen.
Das war nicht richtig passend, hat aber die großartigen Beschreibungen
von Stimmungen und Innenwelten der Hauptdarsteller nicht gestört.
Fazit: Pflichtlektüre für Krimileser, Leser, Mankell-Leser
die sich die Ermüdung des Meisters bewußt machen möchten,
Sjöwall/Wahlöö-Fans und alle, die die Hoffnung auf Besserung
schon fast aufgegeben hatten.
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Eine Ermittlungsgruppe für besondere Gewaltverbrechen
von internationalem Charakter, aber nix zu tun. Der Einstieg in
den Fall gelingt dem Buch mit einer mißlungenen Aktion der A-Gruppe.
Auf dem Flughafen entwischt ein aus NewYork angereister Serienmörder,
der dann erst einmal untertaucht. Also noch immer nichts Richtiges zu
tun. Aber dennoch Zeit, die Ermittler bei den Einstiegsarbeiten in diesen
komplexen Fall (denn das wird er werden) kennenzulernen. Es handelt
sich um interessante Charaktere, die sehr interessant entwickelt sind.
Richtige Typen eben, dabei aber nur wenig überzeichnet und in einer
richtigen Umwelt agierend. Dies drängt den zwar mittlerweile schon
totgerittenen aber durchaus als kompliment gemeinten Vergleich zu Maj
Sjöwall, Per Wahlöö auf.
Die sehr gut erzählte Handlung ist dabei aber moderner erzählt
und hat viele Bezüge zur oben schon erwähnten richtigen
Umwelt. Nichts ist einfach aber es macht beim Lesen nicht den
Eindruck als ob es nur zum Selbstzweck verdreht wurde. Die Lösung
ist nachvollziehbar und logisch, dadurch wird das Buch etwas besonderes
im Kreis der Serientäter. Ja, auch hier ist es nicht ein alleinstehender
Roman, sondern Teil einer Serie, die einmal eine ähnliche Dimension
wie die Reihe um Kommisar Beck erreichen soll. Es ist nicht zu erwarten,
dass Paul Hjelm (als Teil nicht als Leiter der Ermittlergruppe) auch
einen ähnlichen Stellenwert erreicht, aber das liegt meiner Meinung
nach nur daran, das Kommissar Beck einige Jahrzehnte früher auf
der Bildfläche erschien und Sjöwall/Wahlöö damit
gezeigt haben, das ein Krimi durchaus einem Land und seiner Gesellschaft
den Spiegel vorhalten kann. In böses Blut geschieht
das sogar für zwei sehr unterschiedliche Länder, weil ein
wesentlicher Teil der Ermittlung in New York stattfindet. Das ist elementar
für die Hnadlung und geht über Sightseeing weit hinaus. Das
Buch ist spannend, gut formuliert und war ein Genuß. Die Entwicklung
der Lösung, einige Überraschungen und wechselnden Kombinationen
der Ermittler sind herausragend aus dem Einerlei der in letzter Zeit
erschienen Krimis (siehe vorherige Artikel). Als es durchgelesen war,
habe ich sofort den gerade erschienen neuen Band falsche opfer
gekauft. Der erste Band der Serie (böses blut ist der zweite) misterioso
ist ebenfalls uneingeschränkt empfehlenswert und nimmt stark Bezug
auf die Musik, die Paul Hjelm hört. Das der Jazz im Leben eines
Polizisten eine Rolle spielt hat man zwar auch in letzter Zeit öfter
gelesen (Peter Robinson, Ake Edwardsson, Michael Connelly) aber hier
passt gut zur Atmosphäre.
Uneingeschränkt empfehlenswert!
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Ein schwedischer Literaturkritiker wird auf dem Flugplatz
in New York hingerichtet. Sein Mörder bucht sich auf den nunmehr
frei gewordenen Platz der SAS-Maschine nach Stockholm ein - Schweden
ist dabei, seinen ersten Serienmörder zu importieren. Die schwedische
Polizei und vor allem die A-Gruppe um Chef Hultin wird informiert und
eingeschaltet. Alles deutet darauf hin, dass der Kentuckymörder,
der nach 15 Jahren Pause wieder zuschlägt, der Vietnam-Veteran
Wayne Jennings ist, denn den Opfern werden auf ganz spezielle und grausige
Weise die Stimmbänder durchtrennt. Doch Wayne Jennings kam angeblich
bei einem Unfall vor Jahren ums Leben. Drei weitere Menschen sterben.
Paul und seine Kollegin Kerstin werden in die USA geschickt, um direkt
mit dem FBI und vor allem mit FBI-Agent Larner, der Wayne Jennings seinerzeit
zur Strecke brachte, zusammenzuarbeiten. Hier nähern sie sich dem
Zentrum des Orkans, doch auch an der Heimatfront in Schweden spitzt
sich die Lage dramatisch zu.
"Böses Blut" ist der zweite Roman Arne Dahls um Paul
Hejlm und die A-Gruppe. Wie schon in "Misterioso" werden im
Laufe der Geschichte allerlei Motive und Handlungsfäden eingeführt,
so dass sich wieder ein großes, weltumspannendes und in diesen
Tagen vor einem drohenden Irak-Krieg brandaktuelles strategisches Szenario
entfaltet. Am Ende führt Dahl alle Puzzleteile konsequent zusammen,
so dass ein äußerst dichter, spannender und bedeutungsreicher
Roman entsteht.
Krimi - Politthriller trifft es vielleicht besser - ist "Böses
Blut" nur auf der Oberfläche. Dadrunter brodelt es gewaltig.
Das zentrale Motiv, das alle Handlungen entscheidende Moment, ist ein
archaisches, wie es schon in der griechischen Mythologie vorkommt: Ein
Vater-Sohn-Konflitk, ein Vatermord, ein Ödipus-Komplex, der sich
hier jedoch in sein Gegenteil verkehrt. Dabei spielt dieser Konflikt
auf allen Ebenen eine Rolle: Paul erwischt seinen Sohn wie er mit einem
Kumpel Drogen handelt, der ermordete Literaturkritiker Lars-Erik Hassel
hat, wie sich herausstellt, Sohn und Frau im Stich gelassen und ein
menschliches Wrack hinterlassen, Norlander trauert seinem ungeborenen
Sohn nach und nutzt einen One-Night-Stand um das Geschlecht am Leben
zu erhalten, Nyberg hat ebenfalls zwei verlorenen Kinderseelen auf dem
Gewissen und nicht zuletzt ist die Geschichte um den Kentuckymörder
ein sowohl privater als auch politischer Vater- bzw. Sohnmord. Nicht
nur der Kentuckymörder hat sich an seinem Sohn schuldig gemacht,
auch er ist Opfer: Opfer seines leiblichen Vaters und Opfer von "Vater
Staat".
Es ist vor allem diese zweite Ebene, die stark an die psychoanalytisch
ausgerichtete Literatur der Zwischenkriegszeit in Skandinavien erinnert
(v.a. Sigurd Hoels 'Begegnung am Meilenstein' (Møte ved milepelen)),
die dem Roman ein zusammenhängendes, kohärentes Inneres verleiht,
aus dem "Böses Blut" ungeheure Kraft und Spannung zieht.
Das Private bleibt nicht länger privat, das Öffentliche, das
Politische wird privat. Gut und Böse kann dabei nicht immer eindeutig
unterschieden werden. Es geht um das immer gleiche Muster, das scheinbar
nicht durchbrochen werden kann. So wird stets neuer Hass gesät,
aber auch die vermeintlich Unschuldigen sind schuldig. Hass, Gewalt,
Krieg - sie alle sind unser "uneheliches Kind", um mit einer
passenden Metapher Sigurd Hoels zu sprechen. Die Gemeinsamkeiten im
Motiv und in der thematischen Aufbereitung sind augenfällig, aber
das mindert Arne Dahls Roman nicht im geringsten. Arne Dahl holt diese
Problematik für uns in unsere Gegenwart und zeigt auf fürchterliche
Art, wie aktuell sie immer noch ist.
Ging es bei Hoel um den Faschismus in Europa zu Anfang des 20. Jahrhunderts
und um den 2. Weltkrieg, so sind hier isalmistischer Fundamentalismus
- der Golfkrieg von 1991 stand hier Pate - und amerikanischer Kapitalismus
die Antagonisten. Dahl zeigt den Machtmissbrauch auf beiden Seiten:
Sowohl Saddam Hussein als auch die USA züchten Mordmaschinen heran,
die nichts und niemand mehr aufhalten kann - Das liest sich vor allem
in diesen Tagen besonders beklemmend. Gibt es Hoffnung auf eine Alternative
zwischen beiden Extremen? Bei Dahl jedenfalls gibt es sie. Am Ende steht
die Verzeihung. Es gibt ein besseres Morgen.
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Was hatten die drei schwedischen Geschäftsmänner
gemeinsam, die auf dieselbe Weise kaltblütig hingerichtet worden
sind? - Nicht genug, daß Paul Hjelm tief in einer Ehekrise steckt,
jetzt ist er auch noch jenem Sonderkommando der Kripo zugeteilt worden,
das "besondere Fälle" lösen soll. Und der mysteriöse
Mord an den Geschäftsleuten gehört dazu. Eine erste Spur,
die zu einer Geheimloge führt, erweist sich als Sackgasse. Daß
die russische Mafia in den Fall verwickelt ist, scheint ebenfalls eine
unhaltbare Hypothese. Paul Hjelm tappt im dunkeln. Wenn nicht seine
attraktive Kollegin Kerstin wäre, hätte er längst das
Handtuch geworfen. Doch dann die heiße Spur: ein Jazzstück
mit dem Titel "Misterioso" ...
"Misterioso" ist der erste von zehn Bänden des Autors
Arne Dahl um Kriminalkommissar Paul Hjelm und der A-Gruppe, dem Sonderkommando
der schwedischen Kripo. Hier fällt vor allem auf, wie akribisch
durchdacht das gesamte, auf zehn Bände hin komponierte, "Projekt
Paul Hjelm" sein muss. "Misterioso" ist in dieser Hinsicht
als Auftakt zu verstehen; der Autor nimmt sich die Zeit, die A-Gruppe
zu gründen und die Charaktere peu à peu einzuführen
und vorzustellen. Erst allmählich formt sich so beim Leser ein
Bild von Protagonist Paul Hejlm und seinen Kollegen und man spürt
intuitiv, dass die Zukunft Größeres verspricht. Jeder der
Mitglieder der A-Gruppe scheint eine Leiche im Keller zu haben, die
ihn für das Sonderkommando prädestiniert hat. Spannung(en)
darf man wohl zukünftig auch an dieser "Front" erwarten!
Der Roman selbst wirkt mit all seinen Erzählsträngen, Motiven
und Spuren wie ein großes strategisches Szenario. Steckt die russische
Mafia hinter den Morden? Ist eine Geheimloge verantwortlich für
den Tod an drei Top-Managern der schwedischen Wirtschaft? Sind sexuelle
Perversionen das Motiv für die Morde? Oder liegt des Rätsels
Lösung im wirtschaftlichen Bereich? Es zeigt sich, dass alle drei
Wirtschaftsbosse Herrscher eines Imperiums waren, das in seinen wirtschaftlichen
und politischen Verwicklungen kaum zu durchschauen ist.
Hier glänzt vor allem der Autor als Intellektueller mit profunden
wirtschaftlichen und politischen Kenntnissen der Verhältnisse Schwedens
Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre, der Zusammenhänge zur und
Auswirkungen für die Gegenwart - der Roman spielt im Jahr 1999
- deutlich macht. Aber auch sonst muss das Pseudonym Arne Dahl über
breites (Spezial-)Wissen verfügen: Von Jazz über Geheimorden
bis hin zu Gepflogenheiten der russisch-estnischen Mafia zeigt er sich
bestens informiert und macht hier ein breites Spektrum an Motiven auf.
Diese Vielzahl an Motiven, die zum einen in einer relativ anspruchsvollen
Sphäre spielen und zum anderen tiefgehend und detailliert durchleuchtet
werden, verlangt dem Leser mehr Konzentration und Mitdenken ab, als
man es gemeinhin von anderen Vertretern schwedischer Krimis gewohnt
ist. Erst gegen Ende kristallisiert sich immer mehr nur eine mögliche
Spur als die richtige heraus. Das allerdings ist eine Spur, die erst
sehr spät und fast schon zufällig eingeführt wird, weshalb
"Misterioso" dann doch nach 3/4 des zurückgelegten Weges
stark konstruiert wirkt. Das ist schade, denn was vielversprechend begann,
endet schwach. Neben der ganz persönlichen Enttäuschung ist
es vor allem auch Zufall oder das Schicksal, wie der Täter später
berichten soll, das ihn Amok laufen lässt. Denn, so heißt
es im Roman weiter, die Grenze zwischen Zufall und Schicksal ist "haarfein".
Das Motiv des Zufalls bzw. des Schicksals muss nicht schlecht sein,
sondern kann außerordentliche Kraft entfalten, wie es Thornton
Wilders "Brücke von San Luis Rey" beweist. Leider aber
nimmt sich Arne Dahl nicht die Zeit, dieses Motiv langsam zu entfalten
und ihm so Stärke zu verleihen. Aber ich bin sicher, dass das,
was sich in "Misterioso" an Strategie und Thematik bereits
abzeichnete, in den nachfolgenden Romanen noch besser herausgearbeitet
wird und eine neue, andere Seite schwedischer Kriminalliteratur eröffnet.
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Paul Hjelm, Inspektor der Stockholmer Polizei, in einer
Ehekrise steckend, wird überraschend zu einer Sondereinheit der
Reichskripo berufen: Drei erfolgreiche Geschäftsleute wurden durch
gezielte Kopfschüsse hingerichtet während der Täter einem
Jazzstück namens "Misterioso" lauschte.
Neben Hjelm sind dem Fall vier weitere Inspektoren, drei Männer
und eine Frau, zugeordnet. Gemeinsam oder jeder für sich verfolgen
sie Spuren, die unter anderem auf die russische Mafia hindeuten. Letztlich
zeigt sich aber ein frustrierter entlassener Bankangestellter für
die Taten verantwortlich. Das Motiv: Rache an der Geldmacht Schwedens.
"Misterioso" könnte ein besserer Roman sein, hätte
sich Dahl auf weniger Ermittler und einen geradlinigeren plot beschränkt.
So aber verliert der Leser schnell den Überblick über die
vielen Ermittlungsfäden und Spuren. Die indirekte Verstrickung
der russischen Mafia in den Fall wirkt konstruiert und an einigen Stellen
reißerisch. Paul Hjelms sexuelle Phantasien schließlich
sollen das Ganze mit einer Prise Erotik würzen.
Doch: Ein präziseres Abschmecken hätte "Misterioso"
gut getan.