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In schlechter Gesellschaft
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Karin Fossums neuer Roman „Böser Wille“ könnte auch den Titel „In schlechter Gesellschaft“ tragen. In dieser befindet sich der sensible Jon, der zu Beginn des Romans mit zwei alten Jugendfreunden ein Wochenende an einem See verbringt. Dieser See wird ihm zum Verhängnis, denn bei einer nächtlichen Bootsfahrt stürzt er ins Wasser und ertrinkt. Da sich Jon wegen psychischer Probleme in Behandlung befand, geht man zunächst von Selbstmord aus. Doch die beiden Freunde haben etwas zu verbergen und lassen die Polizei absichtlich im Dunkeln tappen.
Axel, Reilly und Jon könnten unterschiedlicher nicht sein. Axel ist der tonangebende Leader, charmant zu den Frauen und selbstbewusst im Auftreten. Reilly ist der stereotype Loser, dessen Job es ist im Krankenhaus Menschen von einer Abteilung in die andere zu schieben. Jon ist der Sensible, der an einer schweren Schuld zu tragen hat. Dies erfährt man als Leser nach und nach durch die Nachforschungen der Polizei in der Klinik und durch eine befreundete Patientin.
Wie in einer klassischen Tragödie wird das Geschehen beschleunigt, indem plötzlich ein weiterer Toter aufgefunden wird, der im Zusammenhang mit den drei Freunden steht. Ein junger Vietnamese namens Kim, der schon sechs Monate als vermisst galt. Seine Mutter und die Mutter Jons ahnen etwas und bedrohen schließlich anonym Reilly und Axel, woraufhin die beiden fliehen. In einem etwas kurios anmutenden Akt stirbt Axel, Reilly gesteht seine Beteiligung an Kims Tod und kommt ins Gefängnis.
Der Plot ist schnell erzählt, bleibt allerdings seltsam eindimensional. Die psychologische Motivation für die Tat der Jungen ist wenig nachvollziehbar, hätten sie doch vielerlei Handlungsmöglichkeiten besessen. Auch die Charaktere sind stereotypisch gezeichnet, sodass man nicht mit ihnen fühlt, sondern eher distanziert bleibt.
Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Fossum einen Spannungsbogen aufzubauen, das Buch gleitet dahin wie ein seichter Fluss, was im Vergleich zu ihren bisherigen Romanen enttäuschend ist. Die psychologische Tiefe und Komplexität scheint ihr zumindest bei diesem Roman abhanden gekommen zu sein.
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Still und langsam liest man sich in die Geschichte
hinein, denn zunächst scheint alles halb so schlimm zu sein. Ein
Mädchen kommt nicht wie vorgesehen nach Hause - an sich noch nicht
weiter Besorgnis erregend. Doch dann entfaltet die Autorin ihr psychologisches
Geschick, beschreibt die aufkeimenden Szenarien in den Gedankenwelten
der Mutter und weiteren Verwandten und entwickelt mehr und mehr die
quälende Vorstellung des Schlimmsten. So wird der Vorfall dann
doch zu einem "Fall" für den sympathischen, korrekten
und sensiblen Kommissar. Auch selbst wandeln sich die anfangs selbst
beschwichtigenden Überlegungen hin zu unausgesprochenen Ängsten
und dramatischen Vermutungen. Zu oft hat man erfahren, was kleinen Mädchen
geschah, wenn sie länger als eine Nacht lang nicht heimkamen. Diese
grausige Halbgewissheit ist es auch, was lange Zeit die Geschichte spannend
hält. Nebenereignisse nimmt man interessiert, aber kaum dem Hauptstrang
zuordnend auf. Die Entwicklung der Kriminalgeschichte folgt prinzipiell
einem bekannten Schema und doch bricht sie plötzlich mit dem, was
man erwartete und es entsteht eine völlig neue Blickrichtung.
Frau Fossum spielt mit den Klischees, mit den Vorahnungen und Vorurteilen.
Dennoch bleibt des Rätsels Lösung bis in die letzten Kapitel
offen. Erfahrene Krimilesende vermögen möglicherweise gegen
Ende ihre Ahnung entwickeln, aber so ganz richtig wird sie nicht sein
und das braucht ein Roman, damit man ihn gerne bis zum Schluss liest.
So wie eben diesen flott zu bewältigenden von der preisgekrönten
norwegischen Meisterautorin. Sie zeigt, dass es auch gute Kriminalromane
ohne "laute", "schreiende" oder "grausame"
Todesereignisse geben kann, sofern sie mit spannender, tiefsinniger
und mit reicher Menschenkenntnis ausgestattet sind.
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Fast harmlos beginnt die Geschichte zweier gelangweilter Jugendlicher, zweier Freunde. Ein paar unglückliche Zusammenhänge und die sich daraus ergebende Belastung verändert die gegenseitige Beziehung massiv. Allein die detaillierte und empathische Deskription der Gegebenheiten machen einen zum Beteiligten und Insider der Geschichte. Der Autorin gelingt es meisterhaft in zurückhaltender aber präziser Weise die Lage und das Handeln der Protagonisten zur Sache der Leserinnen und Leser zu machen. Man ahnt und vermutet, entwickelt eigene Denkrichtungen und ist hin und hergerissen zwischen der Suche nach Gerechtigkeit und Mitleid. Geschickt stürzt einen die Erzählerin immer tiefer in einen Strudel widersprüchlicher Gefühle. Sie unterstützen die sich stetig entwickelnde Spannung des packenden Thrillers. Besonders die präzisen Charakter- und Ortsbeschreibungen erhöhen die Glaubwürdigkeit der Vorgänge und es ist, als kennte man Räume, Orte und die Handelnden persönlich. Diese innere Bindung an die Geschichte lässt einen bis zur letzten Zeile gespannt verfolgen, was sich in deren beklemmenden Welt tut. Zart schaudernd und Gänsehaut gut.
Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern![]() |
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Fast sanft, eindringlich beschreibt die Autorin Karin Fossum Personen und Handlung so fesselnd, daß man das Hörspiel nicht ausstellen kann bzw. das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Obwohl man zu Beginn den Täter zu kennen meint, verwirft man im Verlaufe der Geschehnisse dies des öfteren. Karin Kossum läßt Charaktere und Begebenheiten menschlich nachvollziehbar erscheinen und zeigt ein psychologisches Geschick der Hörer (Leser) mit auf eine spannende Reise zu nehmen.
Vielen Dank an eine Hörerin aus Rostock![]() |
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Karin Fossum hat mit ihrem neuen Roman "Dunkler
Schlaf" wieder einmal ein Meisterstück an Psychothriller geschaffen.
Es geht um den seltsam schönen jungen Mann Andreas, der zusammen
mit seinem einzigen Freund Zip das tut, was man gemeinhin abhängen
nennt. Dabei überschreiten sie desöfteren die Grenzen des
Legalen, indem sie kleine Diebstähle begehen.
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Die Freundschaft der beiden höchst unterschiedlichen
jungen Männer gerät ins Schwanken, als Zip Andreas' wohlgehütetes
Geheimnis erfährt. Um die Balance wieder herzustellen, wollen sie
eine einsame alte Frau überfallen. Jedoch erweist sich dieser Schritt
als fatal - für beide auf unterschiedliche Weise: Andreas liegt
sterbend in deren Keller und Zip verstrickt sich in Ausflüchten.
Die alte Frau ist Irma Funder, ein seltsames, ja kauziges Wesen, das
nach dem Tod ihres Mannes alleine lebt. Karin Fossum bietet uns Einsicht
in ihre Psyche, überlässt sie doch Irma Funder Passagen, in
denen diese ihr Handeln logisch zu begründen sucht. Sie überlässt
Andreas quasi seinem Schicksal und genießt die Macht, die sie
über ihren Gefangenen hat. Damit kehrt sich die Konstellation Opfer
und Täter um.
Andreas' verzweifelte Mutter wendet sich an Kommissar Sejer und Kollege
Skarre, die den vermissten Andreas suchen sollen. Eindrucksvoll geschildert
wird hier wieder einmal Skarres polizeilicher Instinkt, der ihn jedoch
an einer entscheidenden Stelle im Stich lässt sowie Sejers Geschick
beim Verhör des jungen Zip. Oft sind die beiden der Lösung
nah und übersehen sie letztlich doch.
Als Leser leidet man mit; sowohl mit dem Täter-Opfer als auch mit
dem Opfer-Täter, die beide verbunden sind durch ihre gequälte
Seele. Durch diese Spiegelbildlichkeit verwahrt sich Karin Fossum gegen
das Verurteilen, das Einteilen in Gut und Böse. Die Grauzone der
menschlichen Psyche, so wird uns hier vor Augen geführt, ist weitaus
komplexer.
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Gunder Joman, Junggeselle in den 50ern, fährt
nach Indien und heiratet dort die Kellnerin Poona Bai. Nach ein paar
Wochen folgt sie ihm nach Norwegen. Doch an dem Tag, als Poona in Gardemoen
landet, hat Gunders Schwester Marie einen Autounfall und fällt
ins Koma. Gunder kann seine Poona nicht abholen und schickt den örtlichen
Taxifahrer Kalle. Doch der schafft es nicht mehr rechtzeitig bis zum
Flughafen und verpasst Poona. Am nächsten Morgen wird auf der Wiese
bei Hvitemoen eine verstümmelte Frauenleiche gefunden. Es gibt
nur wenige Stellen auf dem seidigen Stoff ihres fremdartigen, blaugrünen
Kleides, die nicht von Blut getränkt sind. Niemand scheint die
Tote in dem 2000 Seelen-Dorf Elvestad zu kennen. Kommissar Sejer und
Skarre umgibt eine Mauer des Schweigens.
Karin Fossum lässt sich Zeit, ehe es zum grausamen Mord an Poona
kommt. Zunächst entwickelt sie in aller Ruhe das Bild Gunder Jomans
und seines Universums Elvestad. So formt sich beim Lesen ein Bild der
geographischen wie geistigen Enge der Dorfgemeinschaft, die es nicht
mag, wenn Fremde sich von außen in ihre kleine Welt einmischen
- selbst wenn es sich dabei um einen Mord handelt. Elvestad ist eine
geschlossene Gesellschaft mit festen Regeln und wer dagegen verstößt,
muss damit rechnen, ignoriert und isoliert zu werden. So wie Linda etwa,
die wichtige Beobachtungen zum Mord nach kurzem Zögern schließlich
doch der Polizei preis gibt und dafür mit völliger Isolation
und einem Überfall bezahlen muss. Das führt nur dazu, dass
die eh ständig nach Aufmerksamkeit lechzende Linda sich immer weiter
in ihre Liebe' zu Jacob Skarre hineinsteigert und bald auf eine
gefährliche Bahn gerät. Karin Fossum variiert darin das Motiv
des Mordes aus Liebe ein weiteres Mal, denn, so seltsam das auch anmuten
mag, in gewisser Weise war auch der Mord an Poona ein Mord aus Liebe
- aus verletzter Liebe, aus Enttäuschung und Wut, die aus Zurückweisungen
gespeist wurde.
Was Liebe mit den Menschen macht und was die Menschen mit der Liebe
ist das zentrale Thema des Romans, das Karin Fossum auf verschiedenen
Ebenen durchspielt. Besonders eindringlich ist ihr dabei die Figur Gunder
Jomans gelungen, der lange Zeit nicht wahrhaben will, dass die furchtbar
misshandelte Frauenleiche seine Poona ist. Fossum zeichnet den Zusammenbruch
eines Mannes akribisch nach und das ist nervenaufreibender und spannender
als manch anderer Krimi im Ganzen. Gleiches gilt für die Figur
des Mörders, vor allem, weil Karin Fossum es auf den letzten Metern
wieder schafft, Zweifel zu sähen. Auch das gegenseitige Misstrauen
der Dorfbewohner, das sich gegenseitig Belauern, hat sie mit sicherem
Instinkt eingefangen. Im Mikrokosmos Elvestad sammeln sich Illusionen,
Träume, Hoffnungen, Verleugnungen, gute Absichten und zerstörerischer
Hass wie in einem Brennglas. Mit "Stumme Schreie" ist Karin
Fossum erneut ein Roman gelungen, der unter die Haut geht!
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"Ein Meisterwerk", so bezeichnet die "Freundin"
Karin Fossums "Stumme Schreie". Nun, darüber lässt
sich streiten. Der Plot von "Stumme Schreie" ist übersichtlich
und klar strukturiert. Da sind zum einen die wohlbekannten Ermittler,
der wortkarge, ältere Kommissar Sejer und sein jüngerer, blondgelockter
Kollege Skarre. Man erfährt einiges über den Privatmann Sejer,
dessen Hund erkrankt ist und sich so Sejers sensible Seite offenbart.
Als Ermittler hingegen ist er knallhart und leitet Verhöre mit
Geschick.
Doch von Beginn an:
Im kleinen Elvestad geschieht ein grausamer Mord. Eine Inderin, die
auf der Reise zu ihrem norwegischen Mann war, wird grausam zugerichtet
aufgefunden. Der Roman beginnt mit der Suche des einfältigen Gunder
nach einer Frau im fernen Indien. Seine Geschichte und sein Leiden am
Mord nimmt großen Raum ein, bisweilen zu großen. Seine Schwester
fällt wegen eines Autounfalls just an dem Tag ins Koma als er seine
indische Frau vom Flughafen abholen möchte. Da er an ihrem Bett
wacht, kann er nicht zum Flughafen fahren. Von dort an nimmt das tödliche
Schicksal für Poona, die Inderin, seinen Lauf. Die Bewohner Elvestads
sind eine verschworene Gesellschaft, von der sich keiner einen Mörder
in ihren Reihen vorstellen kann oder will. Der Verdacht fällt schließlich
auf einen jungen Bodybuilder. Trotz relativ schwacher Indizien wird
er verhaftet und gesteht Sejer nach tagelangen Verhören den Mord.
Das Geständnis wird jedoch widerrufen. Enttäuschenderweise
endet damit der Roman, nicht aber ohne einen weiteren möglichen
Täter ins Spiel gebracht zu haben. Soll dies nun zeigen wie schwer
es ist einen Täter zu finden? Ist dies ein "kriminalphilosophischer"
Roman? Geht es um Kritik am polizeilichen Ermittlungsstil allgemein?
Oder ist es einfach nur ein offenes Ende, damit der Leser sich sein
eigenes Bild machen kann?
Ich als Krimileserin möchte aber bitteschön KEIN offenes Ende.
Der "Böse" soll gefasst werden, die "Guten"
sollen gewinnen. Es ist schwer mit Uneindeutigkeiten zu leben. Vielleicht
ist es genau das, was uns Karin Fossum beibringen möchte.
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"Fremde Blicke" knüpft da an, wo "Evas
Auge" aufgehört hat: Mit dem Verschwinden der sechsjährigen
Ragnhild. Kommissar Sejer und sein Kollege Skarre machen sich auf den
Weg in das abgelegene norwegische Dorf, um die seit fünf Stunden
vermisste Ragnhild zu suchen. Zur Erleichterung aller taucht Ragnhild
gerade, als Sejer und Skarre die Hoffnung aufgegeben haben, wieder unversehrt
auf. Erleichtert machen sich Sejer und Skarre zurück auf den Weg
in die Stadt, doch Ragnhild hat in der Zeit ihres Verschwindens eine
grausame Entdeckung gemacht: Am Ufer des Schlangenweiher liegt eine
Frauenleiche. Bei der Toten handelt es sich um Annie Holland, 15 Jahre.
Niemand kann sich erklären, wieso. Denn Annie galt als liebenswert
und äußerst hilfsbereit. Doch als Sejer die letzten Wochen
Annies rekonstruiert, stellt sich heraus, dass sich das junge Mädchen
in dieser Zeit sehr verändert hatte - sie war plötzlich tieftraurig,
wankelmütig und launisch geworden. Wie passt das zusammen? Im Laufe
seiner Ermittlungen stößt Sejer auf einen weiteren tragischen
Unglücksfall, der erst wenige Monate zurückliegt. Hat der
Mord an Annie etwas mit dem Tod des knapp zweijährigen Eskil zu
tun?
Deutlicher als in "Evas Auge" rückt hier die Perspektive
des ermittelnden Kommissars in den Vordergrund, jedoch weniger in Form
ermüdender, langwieriger Polizeiarbeit mit vielen Besprechungen
denn mehr in Form der Gedanken und Gefühle, die dieser Fall bei
Kommissar Sejer auslösen. Psychologisch nuanciert sind auch die
Bilder, die Karin Fossum von den Bewohnern des Dorfes zeichnet: Annies
Eltern, Annies Freund Halvor, der mongoloide Raymond, der von seiner
Frau verlassene Johnas und Junggeselle Frantzer. Deren Gedanken- und
Gefühlswelt breitet sich dem Leser wie eine Landkarte aus. Motive
und Triebe, die hinter den Handlungen stehen, werden glaubwürdig
und sensibel analysiert und offengelegt.
Am Ende bleibt der Zweifel, ob der des Mordes Überführte tatsächlich
Annies Mörder ist oder ob nicht jemand anderes, der vielleicht
gerade im Begriff ist, ein weiteres schreckliches Verbrechen zu begehen,
die Tat begangen hat. Vielleicht ist er aber auch nur für das Arrangement
der Leiche verantwortlich? Ragnhild jedenfalls steigt erneut in sein
Auto und [n]iemand hatte sie gesehen. Beklemmend und beunruhigend zugleich.
Ein verstörender Roman.
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Der Sommer hat sich mit seiner flirrenden Hitze über
den kleinen norwegischen Ort Finnemarka gelegt. Da wird in der Einsamkeit
ihrer Kate die alte Halldis Horn erschlagen aufgefunden. Kannick, etwa
12 Jahre alt, meldet den grausamen Tod dem Dorfpolizisten und berichtet
auch von Erkki, Anfang 20 und frisch der psychiatrischen Anstalt entflohen,
den er am Tatort gesehen hat. Etwas später macht sich Kommissar
Sejer auf den Weg zur Arbeit. Ihm begegnet an diesem heißen Morgen
ein junger Mann, der seine Aufmerksamkeit erregt. Kurz darauf wird die
Bank überfallen und eine Geisel genommen. Jetzt gilt es, einen
Mörder und einen Bankräuber zu fassen und von Errki fehlt
jede Spur.
Wieder einmal führt Karin Fossum uns tief in die Seele der Protagonisten.
Vielleicht ist Errki tatsächlich schizophren, aber er hat ein untrügliches
Gespür, wenn es darum geht, in den Menschen, ihren Ängsten
und Gefühlen zu lesen. Vielleicht ist Morgan, der Bankräuber,
ein Krimineller, aber er entlockt Errki als einziger das Geheimnis seines
Wahnsinns. Vielleicht ist Kannick ein zwölfjähriger, viel
zu dicker Junge, der in einer Besserungsanstalt lebt, morgen norwegischer
Meister im Bogenschießen und vielleicht ist Kommissar Sejer morgen
kein einsamer Mann mehr.
Die Gedanken- und Gefühlswelt dieser vier Hauptdarsteller nimmt
wie schon in den vorangegangenen Krimis mehr Raum ein als detaillierte
Polizeiarbeit. Schritt für Schritt bringt Karin Fossum uns vor
allem die drei Jungs näher, die eigentlich niemand will, die Außenseiter
sind und die niemand liebt. Es sind diese drei Schicksale der Täter,
die zugleich Opfer sind, die auf tragische Weise miteinander verknüpft
sind und die an diesem heißen Sommertag wenigstens einander finden,
wenn sie sonst schon niemand haben will: Irgendwie gehörten wir
zusammen, wir drei. Poetisch und spannend erzählt.
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Karin Fossum wirft uns direkt ins Geschehen - aus der
Perspektive Kommissar Sejers - und beginnt mit dem dramatischen Showdown:
Eva auf der Flucht. Noch wissen wir nicht vor wem und warum, doch Kommissar
Sejer ist ihre Rettung. Das erste Kapitel endet mit Evas Beginn ihrer
Aussage auf der Wache.
Buchtipp |
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Zeitsprung: Ein paar Tage vorher, Eva beim Spaziergang am Fluss mit
ihrer kleinen Tochter Emma. Eva und Emma finden eine Leiche im Fluss,
doch Eva meldet den grausamen Fund nicht der Polizei. Warum? Das bleibt
zunächst unbeantwortet, statt dessen wird retrospektiv mal aus
Evas, mal aus Kommissar Sejers, meist jedoch aus Evas Perspektive erzählt
und die Geschehnisse bis zu Evas überstürzter Flucht rekapituliert.
Dann, nach Evas Rettung durch Kommissar Sejer, erfolgt Evas erschütternde
Beichte auf der Wache. Erzählt wird, wie aus einem "ganz normalen",
keineswegs kriminellen, Menschen zunächst ein Dieb und dann ein
Mörder wird. Das geschieht auf äußerst feinfühlige
Art. Hier wird niemand bloßgestellt, aber auch nicht entschuldigt.
Doch empfindet man Sympathie für Eva, die durch Zufall in ein Verbrechen
hineingerät und sich dann demSog nicht mehr entziehen kann. Es
reißt sie förmlich mit. Sie ist nicht mehr Herr ihrer Sinne,
jedenfalls teilweise. Sie erschreckt über sich selbst, über
das, was sie zu tun in der Lage ist. Was ist Moral? Aber feige will
sie nicht sein. Deshalb muss sie etwas tun, deshalb muss sie ihre Freundin
Maja Durban rehabilitieren. Doch Eva ist keine Heldin, das Ende tragisch.
Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war.
"Evas Auge" ist eine psychologische Studie, die auf eindringliche
Weise beschreibt, wie das Leben den Menschen mitspielt. Es wird die
Frage nach der Möglichkeit sein Leben tatsächlich selbst zu
bestimmen aufgeworfen - wieviel Einfluss haben wir tatsächlich
auf unser Leben? Wird nicht doch alles vom Zufall bestimmt? Und was
ist es, dass manche Menschen zu Verbrechern macht und andere nicht?
"Es gibt eine Art Schwelle, die sie überschreiten müssen",
sagte ihr Vater nachdenklich. Ich wüßte gern, worin die besteht,
was dazu gehört. Warum manche sie überschreiten, während
andere nicht einmal im Traum daran denken würden." "Das
kann alles passieren", sagte Eva. "Das entscheidet der Zufall.
Und sie überschreiten die Schwelle sicher auch nicht - sie rutschen
darüber. Sie sehen sie erst, wenn sie auf der anderen Seite sind,
und dann ist es zu spät." (S.303)
Hier steht kein ermittelnder Kommissar und keine langwierige Polizeiarbeit
im Vordergrund, statt dessen ein Mensch, der aus der Bahn geworfen wird
durch ein Ereignis, das jeden aus der Bahn werfen könnte. Man erschreckt,
weil man erkennt, so hätte auch ich handeln können. Die Figur
der Eva und ihre psycho-soziale Situation, die Not, in der sie sich
befindet, ist glaubwürdig und sensibel beschrieben.
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Das erste Buch, das ich von Karin Fossum gelesen habe.
Ich gebe zu, sie hatte von vornherein schon einen kleinen Stein bei
mir im Brett, kommt sie doch aus Norwegen. Aber ich habe mich dann doch
schnell wieder um Objektivität bemüht. Und dann sog mich dieses
Buch geradezu auf. Sehr dicht erzählt, mit immer wieder neuen Wendungen
und eine Spannung, die sich nicht nur langsam immer mehr aufbaut, sondern
zwischendrin durch geschickt eingeflochtene Details immer wieder spitze
Ausschläge zeigt. Fossum spielt geradezu mit einem als Leser führt
zur Entspannung nur um einen dann im nächsten Moment wieder durch
die Enthüllung eines weiteren Details zu schocken. Mögliche
Täter gibt es reichlich, so daß man zwar Ahnungen entwickelt,
dann aber im weiteren Verlauf des Romans feststellt, die Ahnung war
wohl doch nicht richtig und weiter geht das große Raten.
Absolut empfehlenswert!
Ich werde auf jeden Fall bald den Roman mit dem ersten Fall von Kommissar
Sejer lesen, denn schon der zweite Krimi in dieser Reihe - eben "Fremde
Blicke" - bezieht sich immer mal wieder darauf und die Grundlage
hätte ich dann gern, bevor ich den dritten Fall lese. Übrigens,
Kommissar Sejer ist mir (bisher) ausgesprochen sympathisch - mehr als
die Kommissare Wallander und Van Veeteren - obwohl die natürlich
auch nicht schlecht sind ... ist halt Geschmackssache und über
den läßt sich bekanntlich trefflich streiten.