Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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"Böser Wille" von Karin Fossum

In schlechter Gesellschaft
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Karin Fossums neuer Roman „Böser Wille“ könnte auch den Titel „In schlechter Gesellschaft“ tragen. In dieser befindet sich der sensible Jon, der zu Beginn des Romans mit zwei alten Jugendfreunden ein Wochenende an einem See verbringt. Dieser See wird ihm zum Verhängnis, denn bei einer nächtlichen Bootsfahrt stürzt er ins Wasser und ertrinkt. Da sich Jon wegen psychischer Probleme in Behandlung befand, geht man zunächst von Selbstmord aus. Doch die beiden Freunde haben etwas zu verbergen und lassen die Polizei absichtlich im Dunkeln tappen.
Axel, Reilly und Jon könnten unterschiedlicher nicht sein. Axel ist der tonangebende Leader, charmant zu den Frauen und selbstbewusst im Auftreten. Reilly ist der stereotype Loser, dessen Job es ist im Krankenhaus Menschen von einer Abteilung in die andere zu schieben. Jon ist der Sensible, der an einer schweren Schuld zu tragen hat. Dies erfährt man als Leser nach und nach durch die Nachforschungen der Polizei in der Klinik und durch eine befreundete Patientin.
Wie in einer klassischen Tragödie wird das Geschehen beschleunigt, indem plötzlich ein weiterer Toter aufgefunden wird, der im Zusammenhang mit den drei Freunden steht. Ein junger Vietnamese namens Kim, der schon sechs Monate als vermisst galt. Seine Mutter und die Mutter Jons ahnen etwas und bedrohen schließlich anonym Reilly und Axel, woraufhin die beiden fliehen. In einem etwas kurios anmutenden Akt stirbt Axel, Reilly gesteht seine Beteiligung an Kims Tod und kommt ins Gefängnis.
Der Plot ist schnell erzählt, bleibt allerdings seltsam eindimensional. Die psychologische Motivation für die Tat der Jungen ist wenig nachvollziehbar, hätten sie doch vielerlei Handlungsmöglichkeiten besessen. Auch die Charaktere sind stereotypisch gezeichnet, sodass man nicht mit ihnen fühlt, sondern eher distanziert bleibt.

Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Fossum einen Spannungsbogen aufzubauen, das Buch gleitet dahin wie ein seichter Fluss, was im Vergleich zu ihren bisherigen Romanen enttäuschend ist. Die psychologische Tiefe und Komplexität scheint ihr zumindest bei diesem Roman abhanden gekommen zu sein.

Vielen Dank an Katja Perret
© September 2011 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Schwarze Sekunden" von Karin Fossum

Stiller Schmerz und schweigender Verdächtiger
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Still und langsam liest man sich in die Geschichte hinein, denn zunächst scheint alles halb so schlimm zu sein. Ein Mädchen kommt nicht wie vorgesehen nach Hause - an sich noch nicht weiter Besorgnis erregend. Doch dann entfaltet die Autorin ihr psychologisches Geschick, beschreibt die aufkeimenden Szenarien in den Gedankenwelten der Mutter und weiteren Verwandten und entwickelt mehr und mehr die quälende Vorstellung des Schlimmsten. So wird der Vorfall dann doch zu einem "Fall" für den sympathischen, korrekten und sensiblen Kommissar. Auch selbst wandeln sich die anfangs selbst beschwichtigenden Überlegungen hin zu unausgesprochenen Ängsten und dramatischen Vermutungen. Zu oft hat man erfahren, was kleinen Mädchen geschah, wenn sie länger als eine Nacht lang nicht heimkamen. Diese grausige Halbgewissheit ist es auch, was lange Zeit die Geschichte spannend hält. Nebenereignisse nimmt man interessiert, aber kaum dem Hauptstrang zuordnend auf. Die Entwicklung der Kriminalgeschichte folgt prinzipiell einem bekannten Schema und doch bricht sie plötzlich mit dem, was man erwartete und es entsteht eine völlig neue Blickrichtung.

Frau Fossum spielt mit den Klischees, mit den Vorahnungen und Vorurteilen. Dennoch bleibt des Rätsels Lösung bis in die letzten Kapitel offen. Erfahrene Krimilesende vermögen möglicherweise gegen Ende ihre Ahnung entwickeln, aber so ganz richtig wird sie nicht sein und das braucht ein Roman, damit man ihn gerne bis zum Schluss liest. So wie eben diesen flott zu bewältigenden von der preisgekrönten norwegischen Meisterautorin. Sie zeigt, dass es auch gute Kriminalromane ohne "laute", "schreiende" oder "grausame" Todesereignisse geben kann, sofern sie mit spannender, tiefsinniger und mit reicher Menschenkenntnis ausgestattet sind.

Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern
© September 2004 Redaktionsbüro Geißler für das Literaturportal schwedenkrimi.de

"Dunkler Schlaf" von Karin Fossum

Unterdrückte Qual entzündet Racheexplosion
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Fast harmlos beginnt die Geschichte zweier gelangweilter Jugendlicher, zweier Freunde. Ein paar unglückliche Zusammenhänge und die sich daraus ergebende Belastung verändert die gegenseitige Beziehung massiv. Allein die detaillierte und empathische Deskription der Gegebenheiten machen einen zum Beteiligten und Insider der Geschichte. Der Autorin gelingt es meisterhaft in zurückhaltender aber präziser Weise die Lage und das Handeln der Protagonisten zur Sache der Leserinnen und Leser zu machen. Man ahnt und vermutet, entwickelt eigene Denkrichtungen und ist hin und hergerissen zwischen der Suche nach Gerechtigkeit und Mitleid. Geschickt stürzt einen die Erzählerin immer tiefer in einen Strudel widersprüchlicher Gefühle. Sie unterstützen die sich stetig entwickelnde Spannung des packenden Thrillers. Besonders die präzisen Charakter- und Ortsbeschreibungen erhöhen die Glaubwürdigkeit der Vorgänge und es ist, als kennte man Räume, Orte und die Handelnden persönlich. Diese innere Bindung an die Geschichte lässt einen bis zur letzten Zeile gespannt verfolgen, was sich in deren beklemmenden Welt tut. Zart schaudernd und Gänsehaut gut.

Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern
© Mai 2004 Redaktionsbüro Geißler für das Literaturportal schwedenkrimi.de

"Schwarze Sekunden" von Karin Fossum (Hörspiel)

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Fast sanft, eindringlich beschreibt die Autorin Karin Fossum Personen und Handlung so fesselnd, daß man das Hörspiel nicht ausstellen kann bzw. das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Obwohl man zu Beginn den Täter zu kennen meint, verwirft man im Verlaufe der Geschehnisse dies des öfteren. Karin Kossum läßt Charaktere und Begebenheiten menschlich nachvollziehbar erscheinen und zeigt ein psychologisches Geschick der Hörer (Leser) mit auf eine spannende Reise zu nehmen.

Vielen Dank an eine Hörerin aus Rostock
© Mai 2004 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Dunkler Schlaf" von Karin Fossum

Psychothriller vom Feinsten
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Karin Fossum hat mit ihrem neuen Roman "Dunkler Schlaf" wieder einmal ein Meisterstück an Psychothriller geschaffen.
Es geht um den seltsam schönen jungen Mann Andreas, der zusammen mit seinem einzigen Freund Zip das tut, was man gemeinhin abhängen nennt. Dabei überschreiten sie desöfteren die Grenzen des Legalen, indem sie kleine Diebstähle begehen.

  Karin Fossum bei schwedenkrimi.de
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Die Freundschaft der beiden höchst unterschiedlichen jungen Männer gerät ins Schwanken, als Zip Andreas' wohlgehütetes Geheimnis erfährt. Um die Balance wieder herzustellen, wollen sie eine einsame alte Frau überfallen. Jedoch erweist sich dieser Schritt als fatal - für beide auf unterschiedliche Weise: Andreas liegt sterbend in deren Keller und Zip verstrickt sich in Ausflüchten.
Die alte Frau ist Irma Funder, ein seltsames, ja kauziges Wesen, das nach dem Tod ihres Mannes alleine lebt. Karin Fossum bietet uns Einsicht in ihre Psyche, überlässt sie doch Irma Funder Passagen, in denen diese ihr Handeln logisch zu begründen sucht. Sie überlässt Andreas quasi seinem Schicksal und genießt die Macht, die sie über ihren Gefangenen hat. Damit kehrt sich die Konstellation Opfer und Täter um.
Andreas' verzweifelte Mutter wendet sich an Kommissar Sejer und Kollege Skarre, die den vermissten Andreas suchen sollen. Eindrucksvoll geschildert wird hier wieder einmal Skarres polizeilicher Instinkt, der ihn jedoch an einer entscheidenden Stelle im Stich lässt sowie Sejers Geschick beim Verhör des jungen Zip. Oft sind die beiden der Lösung nah und übersehen sie letztlich doch.

Als Leser leidet man mit; sowohl mit dem Täter-Opfer als auch mit dem Opfer-Täter, die beide verbunden sind durch ihre gequälte Seele. Durch diese Spiegelbildlichkeit verwahrt sich Karin Fossum gegen das Verurteilen, das Einteilen in Gut und Böse. Die Grauzone der menschlichen Psyche, so wird uns hier vor Augen geführt, ist weitaus komplexer.

Vielen Dank an Katja Perret
© Oktober 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Stumme Schreie" von Karin Fossum

Stumme Schreie, die unter die Haut gehen
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Gunder Joman, Junggeselle in den 50ern, fährt nach Indien und heiratet dort die Kellnerin Poona Bai. Nach ein paar Wochen folgt sie ihm nach Norwegen. Doch an dem Tag, als Poona in Gardemoen landet, hat Gunders Schwester Marie einen Autounfall und fällt ins Koma. Gunder kann seine Poona nicht abholen und schickt den örtlichen Taxifahrer Kalle. Doch der schafft es nicht mehr rechtzeitig bis zum Flughafen und verpasst Poona. Am nächsten Morgen wird auf der Wiese bei Hvitemoen eine verstümmelte Frauenleiche gefunden. Es gibt nur wenige Stellen auf dem seidigen Stoff ihres fremdartigen, blaugrünen Kleides, die nicht von Blut getränkt sind. Niemand scheint die Tote in dem 2000 Seelen-Dorf Elvestad zu kennen. Kommissar Sejer und Skarre umgibt eine Mauer des Schweigens.

Karin Fossum lässt sich Zeit, ehe es zum grausamen Mord an Poona kommt. Zunächst entwickelt sie in aller Ruhe das Bild Gunder Jomans und seines Universums Elvestad. So formt sich beim Lesen ein Bild der geographischen wie geistigen Enge der Dorfgemeinschaft, die es nicht mag, wenn Fremde sich von außen in ihre kleine Welt einmischen - selbst wenn es sich dabei um einen Mord handelt. Elvestad ist eine geschlossene Gesellschaft mit festen Regeln und wer dagegen verstößt, muss damit rechnen, ignoriert und isoliert zu werden. So wie Linda etwa, die wichtige Beobachtungen zum Mord nach kurzem Zögern schließlich doch der Polizei preis gibt und dafür mit völliger Isolation und einem Überfall bezahlen muss. Das führt nur dazu, dass die eh ständig nach Aufmerksamkeit lechzende Linda sich immer weiter in ihre ‚Liebe' zu Jacob Skarre hineinsteigert und bald auf eine gefährliche Bahn gerät. Karin Fossum variiert darin das Motiv des Mordes aus Liebe ein weiteres Mal, denn, so seltsam das auch anmuten mag, in gewisser Weise war auch der Mord an Poona ein Mord aus Liebe - aus verletzter Liebe, aus Enttäuschung und Wut, die aus Zurückweisungen gespeist wurde.

Was Liebe mit den Menschen macht und was die Menschen mit der Liebe ist das zentrale Thema des Romans, das Karin Fossum auf verschiedenen Ebenen durchspielt. Besonders eindringlich ist ihr dabei die Figur Gunder Jomans gelungen, der lange Zeit nicht wahrhaben will, dass die furchtbar misshandelte Frauenleiche seine Poona ist. Fossum zeichnet den Zusammenbruch eines Mannes akribisch nach und das ist nervenaufreibender und spannender als manch anderer Krimi im Ganzen. Gleiches gilt für die Figur des Mörders, vor allem, weil Karin Fossum es auf den letzten Metern wieder schafft, Zweifel zu sähen. Auch das gegenseitige Misstrauen der Dorfbewohner, das sich gegenseitig Belauern, hat sie mit sicherem Instinkt eingefangen. Im Mikrokosmos Elvestad sammeln sich Illusionen, Träume, Hoffnungen, Verleugnungen, gute Absichten und zerstörerischer Hass wie in einem Brennglas. Mit "Stumme Schreie" ist Karin Fossum erneut ein Roman gelungen, der unter die Haut geht!

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Stumme Schreie" von Karin Fossum

(K)ein Meisterwerk?
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"Ein Meisterwerk", so bezeichnet die "Freundin" Karin Fossums "Stumme Schreie". Nun, darüber lässt sich streiten. Der Plot von "Stumme Schreie" ist übersichtlich und klar strukturiert. Da sind zum einen die wohlbekannten Ermittler, der wortkarge, ältere Kommissar Sejer und sein jüngerer, blondgelockter Kollege Skarre. Man erfährt einiges über den Privatmann Sejer, dessen Hund erkrankt ist und sich so Sejers sensible Seite offenbart. Als Ermittler hingegen ist er knallhart und leitet Verhöre mit Geschick.

Doch von Beginn an:
Im kleinen Elvestad geschieht ein grausamer Mord. Eine Inderin, die auf der Reise zu ihrem norwegischen Mann war, wird grausam zugerichtet aufgefunden. Der Roman beginnt mit der Suche des einfältigen Gunder nach einer Frau im fernen Indien. Seine Geschichte und sein Leiden am Mord nimmt großen Raum ein, bisweilen zu großen. Seine Schwester fällt wegen eines Autounfalls just an dem Tag ins Koma als er seine indische Frau vom Flughafen abholen möchte. Da er an ihrem Bett wacht, kann er nicht zum Flughafen fahren. Von dort an nimmt das tödliche Schicksal für Poona, die Inderin, seinen Lauf. Die Bewohner Elvestads sind eine verschworene Gesellschaft, von der sich keiner einen Mörder in ihren Reihen vorstellen kann oder will. Der Verdacht fällt schließlich auf einen jungen Bodybuilder. Trotz relativ schwacher Indizien wird er verhaftet und gesteht Sejer nach tagelangen Verhören den Mord. Das Geständnis wird jedoch widerrufen. Enttäuschenderweise endet damit der Roman, nicht aber ohne einen weiteren möglichen Täter ins Spiel gebracht zu haben. Soll dies nun zeigen wie schwer es ist einen Täter zu finden? Ist dies ein "kriminalphilosophischer" Roman? Geht es um Kritik am polizeilichen Ermittlungsstil allgemein? Oder ist es einfach nur ein offenes Ende, damit der Leser sich sein eigenes Bild machen kann?
Ich als Krimileserin möchte aber bitteschön KEIN offenes Ende. Der "Böse" soll gefasst werden, die "Guten" sollen gewinnen. Es ist schwer mit Uneindeutigkeiten zu leben. Vielleicht ist es genau das, was uns Karin Fossum beibringen möchte.

Vielen Dank an Katja Perret
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Fremde Blicke" von Karin Fossum

Poetisch und beklemmend - Karin Fossum lässt ihre Leser mit Zweifeln und Verdächtigungen zurück
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"Fremde Blicke" knüpft da an, wo "Evas Auge" aufgehört hat: Mit dem Verschwinden der sechsjährigen Ragnhild. Kommissar Sejer und sein Kollege Skarre machen sich auf den Weg in das abgelegene norwegische Dorf, um die seit fünf Stunden vermisste Ragnhild zu suchen. Zur Erleichterung aller taucht Ragnhild gerade, als Sejer und Skarre die Hoffnung aufgegeben haben, wieder unversehrt auf. Erleichtert machen sich Sejer und Skarre zurück auf den Weg in die Stadt, doch Ragnhild hat in der Zeit ihres Verschwindens eine grausame Entdeckung gemacht: Am Ufer des Schlangenweiher liegt eine Frauenleiche. Bei der Toten handelt es sich um Annie Holland, 15 Jahre. Niemand kann sich erklären, wieso. Denn Annie galt als liebenswert und äußerst hilfsbereit. Doch als Sejer die letzten Wochen Annies rekonstruiert, stellt sich heraus, dass sich das junge Mädchen in dieser Zeit sehr verändert hatte - sie war plötzlich tieftraurig, wankelmütig und launisch geworden. Wie passt das zusammen? Im Laufe seiner Ermittlungen stößt Sejer auf einen weiteren tragischen Unglücksfall, der erst wenige Monate zurückliegt. Hat der Mord an Annie etwas mit dem Tod des knapp zweijährigen Eskil zu tun?

Deutlicher als in "Evas Auge" rückt hier die Perspektive des ermittelnden Kommissars in den Vordergrund, jedoch weniger in Form ermüdender, langwieriger Polizeiarbeit mit vielen Besprechungen denn mehr in Form der Gedanken und Gefühle, die dieser Fall bei Kommissar Sejer auslösen. Psychologisch nuanciert sind auch die Bilder, die Karin Fossum von den Bewohnern des Dorfes zeichnet: Annies Eltern, Annies Freund Halvor, der mongoloide Raymond, der von seiner Frau verlassene Johnas und Junggeselle Frantzer. Deren Gedanken- und Gefühlswelt breitet sich dem Leser wie eine Landkarte aus. Motive und Triebe, die hinter den Handlungen stehen, werden glaubwürdig und sensibel analysiert und offengelegt.

Am Ende bleibt der Zweifel, ob der des Mordes Überführte tatsächlich Annies Mörder ist oder ob nicht jemand anderes, der vielleicht gerade im Begriff ist, ein weiteres schreckliches Verbrechen zu begehen, die Tat begangen hat. Vielleicht ist er aber auch nur für das Arrangement der Leiche verantwortlich? Ragnhild jedenfalls steigt erneut in sein Auto und [n]iemand hatte sie gesehen. Beklemmend und beunruhigend zugleich. Ein verstörender Roman.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Wer hat Angst vorm bösen Wolf" von Karin Fossum

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Der Sommer hat sich mit seiner flirrenden Hitze über den kleinen norwegischen Ort Finnemarka gelegt. Da wird in der Einsamkeit ihrer Kate die alte Halldis Horn erschlagen aufgefunden. Kannick, etwa 12 Jahre alt, meldet den grausamen Tod dem Dorfpolizisten und berichtet auch von Erkki, Anfang 20 und frisch der psychiatrischen Anstalt entflohen, den er am Tatort gesehen hat. Etwas später macht sich Kommissar Sejer auf den Weg zur Arbeit. Ihm begegnet an diesem heißen Morgen ein junger Mann, der seine Aufmerksamkeit erregt. Kurz darauf wird die Bank überfallen und eine Geisel genommen. Jetzt gilt es, einen Mörder und einen Bankräuber zu fassen und von Errki fehlt jede Spur.

Wieder einmal führt Karin Fossum uns tief in die Seele der Protagonisten. Vielleicht ist Errki tatsächlich schizophren, aber er hat ein untrügliches Gespür, wenn es darum geht, in den Menschen, ihren Ängsten und Gefühlen zu lesen. Vielleicht ist Morgan, der Bankräuber, ein Krimineller, aber er entlockt Errki als einziger das Geheimnis seines Wahnsinns. Vielleicht ist Kannick ein zwölfjähriger, viel zu dicker Junge, der in einer Besserungsanstalt lebt, morgen norwegischer Meister im Bogenschießen und vielleicht ist Kommissar Sejer morgen kein einsamer Mann mehr.

Die Gedanken- und Gefühlswelt dieser vier Hauptdarsteller nimmt wie schon in den vorangegangenen Krimis mehr Raum ein als detaillierte Polizeiarbeit. Schritt für Schritt bringt Karin Fossum uns vor allem die drei Jungs näher, die eigentlich niemand will, die Außenseiter sind und die niemand liebt. Es sind diese drei Schicksale der Täter, die zugleich Opfer sind, die auf tragische Weise miteinander verknüpft sind und die an diesem heißen Sommertag wenigstens einander finden, wenn sie sonst schon niemand haben will: Irgendwie gehörten wir zusammen, wir drei. Poetisch und spannend erzählt.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Evas Auge" von Karin Fossum

Was macht einen Menschen zum Mörder? - Eine eindringliche, sensible und mit psychologischem Feingefühl geschriebene Geschichte
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Karin Fossum wirft uns direkt ins Geschehen - aus der Perspektive Kommissar Sejers - und beginnt mit dem dramatischen Showdown: Eva auf der Flucht. Noch wissen wir nicht vor wem und warum, doch Kommissar Sejer ist ihre Rettung. Das erste Kapitel endet mit Evas Beginn ihrer Aussage auf der Wache.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Zeitsprung: Ein paar Tage vorher, Eva beim Spaziergang am Fluss mit ihrer kleinen Tochter Emma. Eva und Emma finden eine Leiche im Fluss, doch Eva meldet den grausamen Fund nicht der Polizei. Warum? Das bleibt zunächst unbeantwortet, statt dessen wird retrospektiv mal aus Evas, mal aus Kommissar Sejers, meist jedoch aus Evas Perspektive erzählt und die Geschehnisse bis zu Evas überstürzter Flucht rekapituliert. Dann, nach Evas Rettung durch Kommissar Sejer, erfolgt Evas erschütternde Beichte auf der Wache. Erzählt wird, wie aus einem "ganz normalen", keineswegs kriminellen, Menschen zunächst ein Dieb und dann ein Mörder wird. Das geschieht auf äußerst feinfühlige Art. Hier wird niemand bloßgestellt, aber auch nicht entschuldigt. Doch empfindet man Sympathie für Eva, die durch Zufall in ein Verbrechen hineingerät und sich dann demSog nicht mehr entziehen kann. Es reißt sie förmlich mit. Sie ist nicht mehr Herr ihrer Sinne, jedenfalls teilweise. Sie erschreckt über sich selbst, über das, was sie zu tun in der Lage ist. Was ist Moral? Aber feige will sie nicht sein. Deshalb muss sie etwas tun, deshalb muss sie ihre Freundin Maja Durban rehabilitieren. Doch Eva ist keine Heldin, das Ende tragisch. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war.

"Evas Auge" ist eine psychologische Studie, die auf eindringliche Weise beschreibt, wie das Leben den Menschen mitspielt. Es wird die Frage nach der Möglichkeit sein Leben tatsächlich selbst zu bestimmen aufgeworfen - wieviel Einfluss haben wir tatsächlich auf unser Leben? Wird nicht doch alles vom Zufall bestimmt? Und was ist es, dass manche Menschen zu Verbrechern macht und andere nicht?

"Es gibt eine Art Schwelle, die sie überschreiten müssen", sagte ihr Vater nachdenklich. Ich wüßte gern, worin die besteht, was dazu gehört. Warum manche sie überschreiten, während andere nicht einmal im Traum daran denken würden." "Das kann alles passieren", sagte Eva. "Das entscheidet der Zufall. Und sie überschreiten die Schwelle sicher auch nicht - sie rutschen darüber. Sie sehen sie erst, wenn sie auf der anderen Seite sind, und dann ist es zu spät." (S.303)

Hier steht kein ermittelnder Kommissar und keine langwierige Polizeiarbeit im Vordergrund, statt dessen ein Mensch, der aus der Bahn geworfen wird durch ein Ereignis, das jeden aus der Bahn werfen könnte. Man erschreckt, weil man erkennt, so hätte auch ich handeln können. Die Figur der Eva und ihre psycho-soziale Situation, die Not, in der sie sich befindet, ist glaubwürdig und sensibel beschrieben.

Ein leiser Krimi, der erschüttert.

Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

"Fremde Blicke" von Karin Fossum

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Das erste Buch, das ich von Karin Fossum gelesen habe. Ich gebe zu, sie hatte von vornherein schon einen kleinen Stein bei mir im Brett, kommt sie doch aus Norwegen. Aber ich habe mich dann doch schnell wieder um Objektivität bemüht. Und dann sog mich dieses Buch geradezu auf. Sehr dicht erzählt, mit immer wieder neuen Wendungen und eine Spannung, die sich nicht nur langsam immer mehr aufbaut, sondern zwischendrin durch geschickt eingeflochtene Details immer wieder spitze Ausschläge zeigt. Fossum spielt geradezu mit einem als Leser führt zur Entspannung nur um einen dann im nächsten Moment wieder durch die Enthüllung eines weiteren Details zu schocken. Mögliche Täter gibt es reichlich, so daß man zwar Ahnungen entwickelt, dann aber im weiteren Verlauf des Romans feststellt, die Ahnung war wohl doch nicht richtig und weiter geht das große Raten.
Absolut empfehlenswert!
Ich werde auf jeden Fall bald den Roman mit dem ersten Fall von Kommissar Sejer lesen, denn schon der zweite Krimi in dieser Reihe - eben "Fremde Blicke" - bezieht sich immer mal wieder darauf und die Grundlage hätte ich dann gern, bevor ich den dritten Fall lese. Übrigens, Kommissar Sejer ist mir (bisher) ausgesprochen sympathisch - mehr als die Kommissare Wallander und Van Veeteren - obwohl die natürlich auch nicht schlecht sind ... ist halt Geschmackssache und über den läßt sich bekanntlich trefflich streiten.

Vielen Dank an Liisa
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