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Wortmeldung aus Bergen"Ich habe schon immer gewusst, dass ich Schriftsteller werden würde.Aber es ist die eine Sache, zu schreiben und eine andere das, was man schreibt, veröffentlicht zu bekommen. Man hat niemals eine Garantie. Wäre ich nicht Schriftsteller geworden, wäre ich wohl Kulturjournalist geworden", sagt Gunnar Staalesen. |
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Staalesen hat mit seiner Figur des Privatdetektiv Varg
Veum und seinen ersten beiden Büchern der Romantrilogie viele erreicht.
Der erste Band kam 1997 unter dem Titel "Morgenrøde"
(1900)
raus, während der nächste Band, "High Noon" (1950),ein
Jahr später erschien. Abgeschlossen wurde die Triologie durch den Band "Aftensang" (1999). "Ich habe einen langen Prozess durchlaufen. Die Trilogie nahm ihren Anfang vor 10 Jahren, als ich Amalie Skrams gesamtes "Hellemyrsfolket" für "Den Nationale Scene" (Nationaltheater) dramatisierte. Da spürte ich das Bedürfnis, mehr zu tun als Kriminalromane zu schreiben, in denen der gesamt Handlungsverlauf in kurzer Zeit voranschreitet. In einem Kriminalroman zeigst du nur einen Ausschnitt aus dem Leben und machst nichts mit dem großen Ganzen. Wozu ich Lust bekam, war einem Menschen durch sein gesamtes Leben zu folgen in Form einer Lebensstudie. Und warum nicht das Jahrhundert selbst als Rahmen für das Werk nehmen?" In Staalesens Werk folgt der Leser sieben Familien durch 100 Jahre. "Das, was ich jetzt geschrieben habe, ist mehr als ein reiner Krimi, aber ein wenig ist es das auch. Ich beschloss, die Trilogie mit einem Mord zu beginnen, der seine Auflösung erst 100 Jahre später erhält. Ich war schon immer interessiert an Dramaturgie. Die Bücher sind aufgebaut auf ein paar dramatischen Höhepunkten. Im ersten Band ist es der große Stadtbrand von Bergen 1916. In Band zwei erleben wir das große Explosionsunglück am 20. April 1944 in Bergen, als 100 norwegische Zivilisten und wohl auch ebenso viele deutsche umkamen. Auch Band drei mangelt es nicht an Dramatik. Dort steht das "Alexander Kielland"-Unglück von 1980 im Vordergrund. In gewisser Weise ist es eine symbolische Katastrophe, denn es illustriert das neue Öl-Norwegen und gleichzeitig zeigt es die mangelnde Sicherheit, die die Ölnation prägt. Da war ganz schön viel Texas in der Nordsee." Warum sind es so viele Verbrechen und Krimis von Gunnar Staalesen geworden? "Verbrechen hat mich schon immer fasziniert. Die meisten Autoren schreiben solche Bücher, die sie auch selber am liebsten lesen. Der erste Krimi, der mir selbst über den Weg lief, war Knut Gribb im "Detektiv-Magasinet" (Detektiv-Zeitschrift) und Sherlock Holmes. 'Der Hund von Baskerville' war der erste Krimi, den ich gelesen habe. Mein Vater hatte eine Ausgabe im Bücherregal. Selbst debütierte ich 1969 mit einem halbpoetischen Liebesroman, aber erst als Gyldendal 1974 einen Kriminalromanwettbewerb ausschrieb, ging es wirklich gut. Ich bekam 1975 den 2. Preis mit 'Rygg i rand, to i spann'. Damit war das allererste getan. Zu der Zeit hatte ich mich schon einige Jahre in Gedanken damit beschäftigt, einen Kriminalroman zu schreiben. Das schwedische Ehepaar Sjöwall und Wahlöö hatte gezeigt, dass es ging, einen Kriminalroman dazu zu gebrauchen, etwas über seine Gegenwart zu schreiben. 1975 sagte ich mir, dass das mein Platz in der norwegischen Literatur ist. Hier fühle ich mich zu Hause. Seitdem habe ich mir kaum Ruhe gegönnt. Verbrechen ist 'stubenrein', salonfähig, geworden. Trotz Gewalt und Blut. Salonfähig in der Bedeutung, dass der Kriminalroman in höherem Maße als vorher in den feinen Literaturkreisen akzeptiert ist. Das, was dazu beigetragen hat, dass Verbrechen nicht salonfähig war, war dass Kriminalromane sich als B-Literatur definierten. Oft wurden Kriminalromane unter Pseudonym geschrieben. Dann kam diese Welle während der 70er Jahre. Eine ganz neue Generation begann, Krimis zu schreiben. Tor Edvin Dahl, Fredrik Skagen, Kim Småge, Jon Michelet und ich selbst. Die Kriminalliteratur hat eine völlig andere Aufmerksamkeit als vor den 70ern erhalten, (nämlich) als Literatur. Für mich sind meine Bücher über Varg Veum ein Mittel, um meine gesamte Gegenwart zu beschreiben. Das erste, 'Bukken til havresekken', erschien 1977 und das vorläufig letzte 1996. Die Gesellschaft hat sich seit 1997 ganz schön verändert. Das spiegelt sich auch in meinen Büchern wider." Warum sind vor Blut tropfende Bücher so salonfähig in den feineren Kreisen?
"In den wirklich feinen Kreisen ist Mord nicht so blutig, denn er geschieht ohne Blut, aber dafür mit Gift. Wie bei Agatha Christie. Erst mit Raymond Chandler und seinen blutigen Morden in Seitenstraßen wurde es anders. Für mich persönlich ist nicht der Mord und wie er ausgeführt wurde wichtig, sondern darüber eine Geschichte zu erzählen. Für mich ist der Kriminalroman eine Form von Dramaturgie. Vieles, wovon ein Krimi handelt, könnte auch in einer gewöhnlichen Geschichte erzählt werden. Aber der Krimitext gibt dem Text ein stärkeres inneres Drama, denn es beleuchtet stärker das, was das eigentliche Thema oder der eigentliche Konflikt des Buches ist. Ein Beispiel: Ein gewöhnlicher altmodischer Eheroman endet mit einer Aufgabe. In einem Krimi endet es mit Mord. Und das ist sehr viel dramatischer als eine Scheidung und es fokussiert sich sehr viel stärker auf das, was zu den Konflikten und dem Verbrechen führt. Damit wird es für den Leser deutlicher." Mit anderen Worten im Bücherregal geboren? "Genau! Ein Grund dafür, dass ich Verfasser geworden bin,
ist der, dass ich ein großer Bücherwurm bin. Schon in der
Kindheit war es ein großes Erlebnis, in die Bibliothek gehen zu
können und sich Dumas und Dickens ausleihen zu können und
zu wissen, jetzt wirst du während der ganzen langen Sommerferien
von den drei Musketieren und vom Pickwickklub lesen."
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