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"Von Angesicht
zu Angesicht" von Gunnar Staalesen
Wen die Vergangenheit einholt
Kehren die Geister der Vergangenheit zurück, kann es zuweilen tödlich
enden
Ein Mann sitzt in Varg Veums Wartezimmer. Tot. Ermordet?
Zumindest nicht auf den ersten Blick, aber die Tatsache, dass Erlend
Ekerhovd ihn offensichtlich als Privatdetektiv beauftragen wollte und
dann stirbt, genügt dem ehemaligen Sozialarbeiter, um auf eigene
Faust Ermittlungen anzustellen. Seine Recherchen führen Varg Veum
auf die Spur eines Falls, der 14 Jahre zurückliegt. Damals verschwand
die charismatische Hildegunn Høgset. Alles deutete auf Selbstmord
hin, doch ihre Leiche wurde nie gefunden.
Varg Veum gräbt sich tief ein, in diesen Fall, in die Vergangenheit
und in die Beziehungen von Menschen, die damals in einer Kommune marxistisch-lenistischer
Prägung zusammenlebten und heute im - konservativen - Establishment
angekommen sind. Der Fall reißt alte Wunden auf. Alte Freund-
und Seilschaften werden auf die Probe gestellt. Nur mühsam durchdringt
Varg Veum das Dickicht zwischenmenschlicher Beziehungen und Begegnungen.
Dabei kreist er stets um die zwei Themen Liebe und Tod, die das menschliche
Leben bestimmen. Liebe, Eifersucht, Rache und Tod sind als Urkräfte
schon immer im Menschen wirksam gewesen, und auch Gunnar Staalesen kreist
in "Von Angesicht zu Angesicht" um diese existentiellen Motive.
Dazwischen spart er nicht mit Kritik an den "In Deutschland würde
man Alt-68er sagen". Aber Gunnar Staalesen kommt nicht mit dem
erhobenen Zeigefinger daher, auch wenn er für seinem Protagonisten
deutliche Worte in den Mund legt.
Skandinaviens Antwort auf den amerikanischen Privat Eye
Natürlich erinnert Varg Veum an die amerikanischen Privat Eyes,
doch hier begegnet uns der lonely wolf in seiner skandinavischen Variante.
Varg Veum und die Menschheit sind also noch nicht ganz verloren. Es
gibt immer noch ein wenig Raum für Hoffnung, auch für Glück
und Liebe. Ist Veums Blick auf die Gesellschaft auch realistisch und
klar, zynisch ist er nicht. Das macht ihn auf eine melancholisch-skandinavische
Art sympathisch. Und nicht zuletzt Veum selbst sorgt dafür, dass
- wenigstens ab und zu - das Gute siegt. Zu Veums melancholischer Sicht
auf die Welt passt Staalesens lakonischer Stil perfekt. Trotz aller
Schwermut, trotz allen Trübsals und Elends auf der Welt, Veum weckt
Sympathien, weil er selbst seinen Fällen und den Menschen, denen
er begegnet, nicht gleichgültig gegenübersteht. Im Grunde
seines Herzens ist er immer noch der Idealist, der an ein besseres Morgen
glaubt - zuweilen jedenfalls. Darum kommt Veum auch nicht moralinsauer
rüber, sondern als glaubwürdiger Charakter, der liebt und
glaubt, verabscheut und zweifelt, Missstände kritisiert, aber eben
nicht moralisiert. So schafft Staalesen einen starken, glaubwürdigen
und durchaus ambivalenten Charakter, der ebenso starke Charaktere neben
sich hat. Hinzu kommen eine fein verwobene Mordintrige, große
Gefühle, Liebe und Leidenschaft und eine unerwartete Wendung -
der perfekte skandinavische Krimi.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© Juli 2006 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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"Von Angesicht
zu Angesicht" von Gunnar Staalesen
"Du vermagst nicht mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein
Mensch mich sehen und leben"
"In meinem Wartezimmer saß ein Toter".
So beginnt der neue Roman von Gunnar Staalesen mit seinem Helden, dem
Privatdetektiv Varg Veum. Allein die Tatsache, dass der Mann am selben
Tag tot in seinem Wartezimmer gefunden wurde, an dem er versucht hatte,
einen Termin mit ihm zu vereinbaren, wegen etwas, das ihm offenbar wichtig
war, ließ Varg Veums Alarmlampen bedrohlich rot aufleuchten. Und
so beginnt er, vor allem, da er auch einen Auftrag von der Witwe erhalten
hatte, wieder zu ermitteln. Obwohl ihn bald das Gefühl beschleicht,
er sollte die Finger von dem Fall lassen.
Aber der ehemalige Sozialarbeiter und geschiedene Varg Veum lässt
sich nicht davon abbringen und stöbert im Leben des Toten Erlend
Ekerhovd. Seine Ermittlungen führen ihn zurück in die 70iger
Jahre zu einer Wohngemeinschaft aus Studenten, die teilweise sehr stark
bei den Marxisten-Leninisten engagiert waren und dort teilweise in der
lokalen Führungsebene saßen. Heute nun hatten sie sich mit
der Gesellschaft arrangiert und sich etabliert. Einer ist ein Immobilienhai
geworden, eine andere Kommunalrätin der Konservativen, einer ein
Funktionär bei der Gewerkschaft, eine Ärztin, einer ging zur
Polizei und der Tote war Studienrat. Und Veum stößt noch
auf eine Tote. Einen Selbstmord. Begannen im Jahre 1979. Und der Tote
im Wartezimmer hatte diesen Selbstmord nie akzeptiert. Er stellte Nachforschungen
an über die Art und Weise, wie Hildegunn Høgset verschwand.
Und irgendwann stellt sich Veum die Frage, ob es wirklich ratsam war,
Leichen aus dem Keller zu holen, die dort so lange gelegen hatten, dass
sie mittlerweile verwest waren. Oder wäre es nicht wirklich das
Beste, sie dort liegen zu lassen, ohne sie wieder zum Leben zu erwecken?
Und es stellt sich heraus, dass aus einem offenbar natürlichen
Tod und einem angenommenen Selbstmord vor vierzehn Jahren, die anscheinend
nur sehr wenig miteinander zu tun hatten, jetzt plötzlich zwei
Morde im Laufe von zehn Tagen geworden sind, was den Verdacht, dass
es sich auch 1979 um einen Mord gehandelt hatte, noch verstärkte.
Vor allem, da die Leiche nie gefunden wurde.
Und wieder läuft und fährt Veum durch Bergen
und stellt seine Fragen. Staalesen, der einmal in einem Essay über
den dänischen Krimiautoren Dan Turèll schrieb (um dieses zu lesen, einfach hier klicken), er sei der
Poet seiner Stadt Kopenhagen, so kann man dies auch und in verstärktem
Maße von Gunnar Staalesen und seiner Stadt Bergen schreiben. Aber
diesmal ist nicht nur Bergen Schauplatz seines Romans. Seine Suche führt
ihn an der norwegischen Küste entlang ins Hinterland. Und er jagt
wieder Gespenster.
Hildegunn Høgset, auch ein Mitglied in dieser Wohngemeinschaft.
"Sie war ein Troll, Veum. Im Lauf der Jahre, die wir zusammen gewohnt
haben...In kurzer Zeit hat sie mehr kaputtgemacht, als irgendein Mensch,
den ich kenne. Total destruktiv, und das auf allen Ebenen. Menschlich.
Politisch." Und auch Veum schafft es nicht, sich ein klares Bild
von Hildegunn zu machen. Sexuell agierte sie in alle Richtungen, hatte
Beziehungen zu Männern wie Frauen. Sie beeindruckte alle, aber
trotzdem wirkte sie auf ihn vage und konturlos. Er kriegte sie nicht
zu fassen. Sie hinterließ mindestens zwei verschmähte Liebhaber
und zwei eifersüchtige Frauen. Und es kann noch andere Motive gegeben
haben, die noch nicht an die Oberfläche gekommen sind.
Und da sind sie wieder, die zwei großen Themen im Werk von Gunnar
Staalesen. Der Tod und die Liebe. "Aus irgendeinem Grund war mir
der Tod schon seit meiner Kindheit auf Schritt und Tritt gefolgt.(...)
Später hatte es so viele Tote gegeben, dass ich mich ungern daran
erinnere. Den Leuten im Polizeipräsidium in Bergen gefiel das auch
nicht, auch wenn ich auf meine bescheidene Art dazu beitrug, ihnen immer
wieder Arbeit zu verschaffen." Und die Jagd nach der Liebe. Dieses
Hamsterrad, in dem so viele laufen und dieser Liebe hinterherjagen.
Auch Hildegunn. "Sie hatte etwas so merkwürdig Rastloses an
sich, als könne sie wegen irgendetwas keinen Frieden finden - oder
als suche sie nach etwas." "Das haben schon mehrere gesagt."
"Und vielleicht hatte sie das ja nun endlich gefunden. Die große
Liebe." Was verbindet diese zwei Themen - Tod und Liebe. Schicksal?
Zufall oder Bestimmung?
"Eine dieser Entscheidungen, um die das Leben später kreist",
sagte sie lakonisch. "Wie Ringe im Wasser, die zu Wellen werden,
und schließlich so hoch, dass sie das Leben kosten." "Der
Tod hat immer eine Ursache. (...) Und absolut nicht immer ist diese
Ursache leicht zu erkennen." "Es gehört so wenig dazu,
ein Menschenleben zu zerstören".
Varg Veum war Sozialarbeiter. Kümmerte sich dann um Kinder, die
von zu Hause abgehauen waren. Und auch dies führt ihn dieser Fall
wieder vor Augen, da er wieder in diesem Milieu ermitteln muß.
"Wir tragen alle unsere Schuld am Schicksal anderer Menschen, Herr
Veum. Es ist nicht immer leicht zu wählen, wie manche behaupten.
Ich meine ... Eltern, Vorgesetzte, Lehrer und Sozialarbeiter ... Wir
müssen ja oft entscheiden, für andere. Aber wissen wir, ob
wir die richtige Wahl treffen? Keineswegs! Und hinterher ist es oft
zu spät...". Veum wird an seine eigene Vergangenheit erinnert.
"Auf eine Weise erkannte ich diese Gesichter wieder. Ich war ihnen
selbst begegnet, in meiner Zeit beim Jugendamt. Ob in Oslo oder in Bergen
spielte keine Rolle. Sie waren alle vom selben Schlag, die heimatlosen
und Verlassenen, um die sich nie jemand ausreichend gekümmert hatte,
und denen niemals genug Liebe zuteil werden konnte - War es verwunderlich,
dass sie als Erwachsene, egal wo sie hinkamen, nach Liebe suchten? Dass
sich manche von ihnen hingaben, ebenso rücksichtslos wie ihre Mütter?
Konnte es einen noch überraschen, dass so viele von ihnen auch
später im Leben scheiterten? Aus denselben Gründen?"
Veum löst den Fall. Die Morde der Gegenwart und das Rätsel
aus der Vergangenheit Und er und der Leser erkennen, dass das Leben
voller Überraschungen war. Manche starben sogar daran.
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Februar 2006 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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"Wie in
einem Spiegel" von Gunnar Staalesen
Echos von Schatten, Schatten von Echos
Hieß doch auch der Verbannte, der wegen Friedensbruch
aus der menschlichen Gesellschaft gestoßene, schon bei den Goten
und den salischen Franken ein WARG, ein Wolf, oder ein Waldgänger,
der im dunklen Wald ein Wolfsleben führte, ein Wolfshaupt, ags.
Wulfes heäfod, trug und überall auch im Heiligtum als "vargr
i veum", Wolf im Tempel, gehetzt wurde, gehetzt, so weit der Himmel
sich wölbt und Menschen wohnen. Denn Bär und Wolf sind nach
dem altnordischen Gesetz überall, selbst im Bannforst, friedlos.
"Plötzlich war sie verschwunden, wie eine Waldfee. Das
letzte Stück vor der Borga-Felskluft, wo die Bergriesen wohnen
und ein über die Hochebene weisender Zeigefinger in den Himmel
ragte, verlor ich sie aus den Augen. Einen Augenblick lang stand ich
verdattert da, dann tauchte sie auf meiner Seite der Felskluft wieder
auf, mit federnden Bewegungen den Berg hinauf stapfend. Ich trat neben
den Pfad, um sie vorbeizulassen."
Varg Veum ist zurück. Der einsame, graue Wolf aus Bergen streift
wieder durch die Straßen und Gassen, auf der Suche nach der Wahrheit.
Varg Veum trat auf die Bühne mit "Bukken til havresekken (Das
Haus mit der grünen Tür; 1977), das wie folgt beginnt: "Am
Anfang war das Büro, und im Büro saß ich". Diesmal
wandert er durch das Gebirge und trifft dort seine neue Klientin. Und
wieder macht er sich auf die Suche nach verschwundenen Menschen, stößt
nebenbei noch auf einen Fall von Menschenschmuggel, bevor alles in Mord
und Todschlag endet.
"Es ist einfach irgendwas an dem Fall, was mich verwirrt. Zwei
Leute verschwinden, und die Polizei soll nichts davon erfahren. Konflikte
aus der Vergangenheit kommen ständig wieder an die Oberfläche,
wie Gasblasen aus der Tiefe eines Sees. Ein Schiff wird erwartet..."
Das große Thema dieses Buches ist die Vergangenheit und wie sie
die Schicksale der Menschen beeinflußt. Auch die Liebe treibt
ihn, wie in seinem letzten Roman "De døde har det godt"
(Die Toten haben's gut) wieder um.
"Amor ist ein tolpatschiger Planer, ein impulsiver Wirrkopf und
Kapriolendreher von Gottes Gnaden. Wenn man jung ist, schießt
er die ganze Zeit wild um sich, bis man einem Nadelkissen voller fehlgeleiteter
Pfeile gleicht. Dieser brünstige junge Welpe hat eine Binde vor
den Augen und Watte in den Ohren. Er sieht weder, wo er hinzielt, noch
nimmt er die Schmerzensschreie von all den Fehlschüssen wahr. Im
reiferen Alter wird der Abstand zwischen den Treffern größer.
Man treibt sich nicht mehr ständig in der Schusslinie der Liebe
herum, aber wenn er dann trifft - blind, wie immer -, kann es umso schmerzhafter
sein."
Gunnar Staalesen's Position in der norwegischen Literatur ist im Grunde
unvergleichlich. Die Bücher dieses produktiven Autors sind Bestseller
und haben durch Übersetzungen in verschiedene Sprachen die Landesgrenze
überschritten. Indem er einen poetischen Realismus benutzt, hebt
er das zeitgenössische Leben hervor - meist aus einem kritischen
Blick-winkel - und skizziert einen Querschnitt der sozialen Beziehungen,
innerhalb deren wir uns bewegen. Als Medium hat er den Kriminalroman
gewählt, nicht als Ziel, sondern als Methode. Folglich hat er dazu
beigetragen, das Ansehen des Genre in seinem Land zu steigern. Außerdem,
die Tatsache, dass der Kriminalroman eine größere Leserschaft
erreicht, als die meisten anderen literarischen Formen, kann kaum als
ein Fehler des Autors ausgelegt werden.
Mit "Rygg i rand, to i span" (Nebeneinander, Zwei in Bande)
von 1975 gewann er den zweiten Preis im "Gyldendals" Krimiwettbewerb.
Damit war Bergen nun auf dem besten Weg, zu Norwegens wichtigstem Schauplatz
schriftstellerischer Handlungen zu werden. Mit großer Fähigkeit
nutzt Staalesen die einzigartige Topographie und die sozialen Schichten
der Stadt. Ihre nassen "Mitternachtsstraßen" die engen,
verschachtelten Gassen, die unterschiedlichen Prägungen der verschiedenen
Stadtbezirke, und die klimatischen Eigenheit "der Regenstadt".
"Es lag eine demonstrative Ruhe über der Stadt, eine Illusion,
die bald zerstört werden würde; spätestens wenn die ersten
Busse durch die Straßen rollten und der Morgenverkehr wie eine
düstere Dünung durch die Straßen der Stadt wogte. Ein
Tidenhub, der alles mit sich riss: dunkle Erinnerungen, unangenehme
Gedanken und schlaflose Nächte..." Bessere Inszenierungen,
als die Kontraste die Bergen bietet, kann von keinem Schriftsteller
gefunden werden, der amerikanische "hard-boiled" Kriminalliteratur
auf norwegischen Boden verpflanzen möchte. Dies zu tun, war Staalesens
ehrgeiziger Antrieb. Dass er mit Polizeiromanen anfing, war eine Folge
aus der Nachfrage nach einer lokaler Übertragung. Ein direkteres
Modell kann in der schwedischen zehnbändigen Aus-gabe von Sjöwall
und Wahlöös strengem Romanwerk "Roman om ett brott"
(Geschichte eines Ver-brechens) gefunden werden.
Aber es war in New York's Harlem und es war Chester Himes, wo und in
dem der Krimischreiber-Lehrling seine Vorbilder fand. Die siebziger
Jahre waren eine goldene Epoche und die Kriminalliteratur das beste
Medium für die Schriftsteller, die beabsichtigen, die sozialen
Ungerechtigkeiten herauszustellen. Polizisten und Detektive frequentieren
alle sozialen Schichten und alle Milieus ohne dort allzusehr aufzufallen,
was für viele andere Protagonisten unmöglich ist. Dennoch
kennzeichnete ein leicht ironischer Abstand zum Genre die früheren
Romane, als ob Staalesen nicht selbst auf sein eigenes Experiment vertraut.
Drei Polizeiromane erscheinen in denen die handelnden Personen ohne
Zweifel mehr an Aufregung und Dramen erfahren, als die Bergener Polizei
zu dieser Zeit meistern mußte. Aber dennoch nicht mehr, als glaubhaft
ist. Kluge Intrigen, glaubhafte Inszenierungen, starke lokale Farbe,
sprachliche Frische und ein starker Anteil Situatuionskomik und Dialoghumor
gaben den Büchern eine einzigartige Identität. Die Geheimnisse
basierten mehr auf der klassischen Agatha Christie, als das sie auf
dem amerikanischen Modell beruhten; und auch die Sozialkritik steht
nicht im Vordergrund. Dennoch unterschied sich Staalesen als aufregende,
ungewöhnliche und metapherscharfe Stimme im Chor der norwegischen
Krimischreiber. Der Polizeiroman unterliegt jedoch Beschränkungen.
Die Ermittlungen können routinemäßig erscheinen, außerdem
muß die Geschichte mit dem Verbrechen beginnen, da die Polizei
nicht in Kraft treten kann, bevor es stattgefunden hat. Staalesen, der
die emotionalen Beziehungen hervorhebt, wollte näher an seine Charaktere
herankommen. Die Lösung lag in einem "Ich"-Erzähler,
und damit waren die Grundlagen gelegt für einen Privatdetektiv.
Buchtipp |
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"Man entdeckt die merkwürdigsten Dinge, wenn man erst einmal
zu graben anfängt. Das Lebensmotto eines Privatdetektivs?"
Die Vorlage ist der hard-boiled private-eye Philip Marlowe. Mit seinem
Schöpfer, Raymond Chandler teilt er auch seine Vorliebe für
weibliche Mörder. Dennoch, da wo sich Chandler's Romane in individuellen
Qualen, sozialem Chaos und dem Triumph des Bösen auflösen,
münden die Fälle seines Kollegen aus Bergen in gebrochenen
und bestraften Verbrecher.
Staalesen legt sein Hauptaugenmerk, mehr als sein "Modell",
auf die Entwicklung des "Ränkespiels"; basierend auf
klaren und log-ischen Ursachen und Reaktionen und in Veum hat er einen
schnellsprechenden Fürsprecher geschaffen für seine eigene
Sozialkritik, die nun mehr wahrnehmbarer wird. Veum ist ein launischer-kleinbürgerlicher
Idealist, ein geschiedener, leicht alkoholisierter Ex-Sozialarbeiter,
der gut bewandert ist in der dunklen Seele des Lebens. Hinter ihrem
rauhen Äußeren und ihren scharfen verbalen Ausfällen,
verbergen die beiden typischsten Genrevertreter, eine warmherzige und
empfindsame Person mit einem stark entwickelten sozialem Gewissen und
einer unermüdlichen Solidarität mit den einfachen Menschen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Serienhelden unerliegt Veum einer konstanten
Entwicklung, im Altern und in den Ansichten. Dies in Übereinstimmung
mit seinem "Schöpfer". Bereits ernüchtert und einsam
in seinem ersten Roman, verschlechtert sich sein Zustand mit der Zeit.
"Ich fühlte mich wie ein Mann von gestern. Morgen war eine
Utopie, die ich nie erleben würde."
Der Privatdetektiv mit seinem Büro in der Strandkaien 2, 4th Stock,
ist in vielerlei Weise ein Außenseiter, er lebt in, aber nicht
mit der Gesellschaft. Bergen ist sein Resonanzkörper, mit gelegentlichem
Wildern in benachbarten Schauplätzen. Zweimal hat er auf fremden
Gebiet ermittelt - in Stavanger in "Kvinnen i kjøles-kapet"
(Die Frau im Kühlschrank) und in Oslo in "Begravde hunder
biter ikke" (Begrabende Hunde schlafen nicht) - aber es scheint,
er ist am besten zwischen seinen sieben Bergen.
Bereits in seinem zweiten Veum-Buch demonstriert Staalesen das Potenzial
für das hard-boiled Genre in den nördlichen Ländern.
Der 1979 erschienene Roman "Din til doden" (Dein bis in den
Tod) ist eines der großartigsten Beispiele der norwegischen Kriminalliteratur,
die jemals geschrieben wurde; sowohl eine Geschichte der Liebe und Verrats
als auch der Entfremdung und der Angst. Indem die zwei Handlungsstränge
in dem Buch vorsichtig miteinander verwoben und mit stimmigen Milieuschilderungen
kombiniert werden, erwirbt die Beschreibung einen einzigartigen aber
glaubwürdigen Tonfall. Der Liebes- und Kontaktkranke Veum wird
diesmal durch seine Gefühle geblendet, die er in einige Personen
sehr intensiv investiert, so stark, dass er indirekt für einen
Mord verantwortlich wird. Jedoch, im Gegensatz zu Marlowe, entgeht kein
Schuldiger seiner Strafe. In "I mørket er alle ulver grå"
(Im Dunkeln sind alle Wölfe grau) von 1983, geht Staalesen einen
Schritt weiter in seinem Versuch, die Grenzen zwischen Kriminalliteratur
und "ernster" Literatur zu ver-wischen. In dieser komplizierten
Handlung werden drei Fälle aus unterschiedlichen Epochen zusammengeführt.
Das Erzähltempo ist gedämpft und unterbrochen durch längere
Kapitel, die keinen direkten Bezug zur eigentlichen Handlung haben.
Der soziale Standpunkt wird erweitert, und einige von Veum's Kommentaren
scheinen politisch aufrichtiger zu sein als vorher.
Das Veum-Projekt bestimmt zu einem bestimmten Grad das Leben des Autors
Staalesen. Das ehrgeizige, 1989 erschienene, "Falne engler"
(Gefallene Engel) bestellt neuen Boden. Die moralischen und existenziellen
Sichtweisen fangen an, die sozialen in den Hintergrund zu rücken.
Der Detektiv, mit dem wir von Buch zu Buch vertrauter geworden sind,
wird hier mit einer Kindheit ausgestattet und von nun an wird Veum in
zunehmenden Maße interessant als Person - bis zu einem gewissen
Grad auf Kosten von den Fällen, die er annimmt. Wir nehmen größeren
Anteil an seiner Welt und werden Teilhaber seiner Reflexionen über
das tägliche Dasein. Charakteristisch - und problematisch - für
diese Wendung ist, dass das Verbrechen in zunehmenden Maße von
der Gesellschaft und den zugeteilten individuellen, moralischen Erklärungen
getrennt wird. Veum-Romane der neunziger Jahre bestätigen diese
Tendenz. Dennoch, sogar so Themen wie Umweltverbrechen, Schattenwirtschaft,
Finanzmanipulationen und Kinderprostitution und nun Menschenschmuggel
aus der 3. Welt und Problemmüllentsorgung in den ärmsten Ländern
der Welt zeigen, dass das soziale Engagement und Kritik auf keinen Fall
verwelkt ist.
"Aber die Idylle trog. Etwas stimmte nicht."
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Dezember 2004 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Dein bis
in den Tod" von Gunnar Staalesen
Eine Tragödie, die Menschen zustößt
Es ist kein blonder, männermordender Vamp, der
Varg Veum, Privatdetektiv aus Bergen, in seinem Büro aufsucht.
"Mitten im Raum stand ein Junge von etwa acht oder neun Jahren
und blickte fragend um sich". Das Büro mit dem großen
Schreibtisch, auf dem nichts war außer einem Telefon und den Aktenschränken,
in denen vor allem Luft war, wirkte wie ein abgeteilter Winkel des Universums.
Ein Ort, an dem man vergessene Seelen ablegt, Menschen mit Namen, an
die sich niemand mehr erinnert. Varg Veum, der Protagonist in den Kriminalromanen
von Gunnar Staalesen, der einsame graue Wolf, der durch das norwegische
Bergen streift, Mitte Dreißig, ohne Ehefrau, ohne Sohn, ohne gute
Freunde, ohne festen Partner nimmt von diesem Jungen einen Auftrag an.
Den Auftrag, ein gestohlenes Fahrrad zurückzuholen, das eine Jugendbande
gestohlen hat, um die Mutter des Jungen in ihre Unterkunft zu locken.
Varg Veum, "der teuerste Privatdetektiv, den du kaufen kannst,
und der billigste, den du nachgeworfen bekommst", der nur eins
wirklich gut hinbekommt, nämlich Menschen zu enttäuschen,
nimmt den Jungen bei der Hand und macht sich mit ihm auf den längsten
aller Wege, auf den Weg zur Wahrheit.
Auf diesem Weg sterben zwei Menschen, zwei Morde geschehen und Veum,
der Privatdetektiv, dessen Job es ist, Dinge aufzuklären "nicht
immer so ernste wie einen Mordfall. Aber dies hier ist für ihn
auch kein "Fall". Es ist eher eine Tragödie, die Menschen
zugestoßen ist, die ich mag." Den Jungen und seine Mutter,
in die sich der einsame Wolf verliebt. Aber das große Thema dieses
Romans von Staalesen ist nicht die Aufklärung der Morde, sondern
die Liebe. Die Liebe, die Untreue, die Hoffnung, das Miteinander von
Frauen und Männern. Die Unmöglichkeit der Liebe.
Untreue. "So etwas konnte das Leben kosten. So etwas konnte zu
einem Toten in einem Flur führen. Menschen konnten durch so etwas
auf der Seite liegen und aus tiefen Bauchwunden bluten. Aber das ging
einen nichts an. Damit sollten sich andere herumschlagen." - Aber
hatte es vielleicht doch etwas mit ihm zu tun? "War das Ganze ein
großes, kompliziertes Spiel, ein Puzzlespiel, das ich noch nicht
übersehen konnte? Welche schicksalhaften Verknüpfungen hatten
zu dieser traurigen Leiche in diesem traurigen Flur geführt? Die
zwischen Wende und Jonas Andresen? Oder die Solveig Mangers? Jokers?"
Er denkt "an all die glücklichen Brautpaare, die ich gesehen
hatte. Während der Hochzeitsfeier denkt man selten an Tränen
und Einsamkeit und Eifersucht. Man sieht das Brautpaar vor sich, als
würde es durchs Leben tanzen und als würde die Ehe ebenso
unbekümmert verlaufen wie jetzt ihr Eröffungstanz." "Aber
die Liebe ist eine einsame Sache, wie ein Stein, den man einmal an einem
Strand gefunden und in der Tasche einer Hose verstaut hat, die man nur
selten trägt. Aber er liegt da, irgendwo im Schrank, und du weißt
das. Er wird dich dein Leben lang begleiten, von der Geburt bis zum
Tod, und du weißt das. Die Liebe ist blind wie ein Stein und einsam
wie ein verlassener Strand, und du weißt das."
Und noch ein Thema spielt in den Romanen von Gunnar Staalesen eine große
Rolle. Und das ist Bergen, die Heimatstadt von Staalesen. Bilder dieser
Stadt, die Jahreszeiten, die diese Stadt im Norden prägen und die
Menschen in dieser Stadt, bilden die Grundfarbe in den Romanen Staalesens.
"Wir saßen in der Küche. Die Dunkelheit hatte sich draußen
in die Gasse gedrängt, hatte die Häuser zur Seite geschubst,
um die Stadt mit Nacht zu füllen, hatte dem Tag einen Stein um
den Bauch gebunden und ihn ins Meer geworfen, hatte uns alle in unsere
viereckigen Lichtzonen eingesperrt, hinter unseren sicheren Fenstern,
an unsere beruhigenden Küchentische." "Dann hob ich den
Blick zum steilen Berghang des Lyderhorns, dessen grau-schwarze Silhouette
sich gerade noch gegen den Abendhimmel hob, als sei das Lyderhorn der
Himmel, als sei der dunkle Berg in die Wolkendecke hoch gewachsen und
liege jetzt wie eine bedrohliche Schneewehe über den ganzen Stadtteil
- wie ein Vorzeichen des Jüngsten Tages, oder ein Vorzeichen von
Tod."
Und als Varg Veum am Ende der Geschichte angekommen ist, hat er einiges
an Erkenntnis gewonnen. Über sein Leben und über die Liebe.
"Ich war wie der Wind: Ich stellte meine Fragen, bekam meine Antworten
und wehte weiter. Ich war wie der Heuschreckenschwarm: Ich fraß
alles ab, was mir in den Weg kam und hinterließ ein kahl gefressenes
Leben, eine Nacht ohne Geheimnisse. Ich war die Sonne: Ich hinterließ
verbrannte Wiesen, sterbende Wälder, erlöschendes Leben. Aber
das Merkwürdige an der Sonne ist, daß sie zuerst tötet
und dann wieder zum Leben erweckt. Nach der Trockenheit kommt immer
ein Regentag. Nach dem Winter kommt immer ein Frühling. Aber die
Trockenheit und der Winter kommen immer zuerst - die Wahrheit fordert
ihr Vorrecht."
Und die letzte Erkenntnis die Veum mitnimmt "hatte mich gelehrt,
daß die, die ihr Leben allein leben müssen, immer eine gute
Entschuldigung haben oder einen guten Trost. Das ist das Einzige, was
sie überleben läßt."
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
© Dezember 2004 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Das Haus
mit der grünen Tür" von Gunnar Staalesen
Spannend und amüsant von der ersten bis zur letzten Seite
Varg Veum braucht dringend Geld. Deshalb nimmt er einen
Beschattungsauftrag spätestens beim zweiten Mal an, und lehnt den ersten
nur deshalb ab, weil er sich in Scheidungssachen grundsätzlich nicht
einmischt. Dass er dabei in eine böse Falle getappt ist, merkt er erst,
als die Frau, die er beobachtet, ermordet aufgefunden wird. Knapp der
Verhaftung entkommen, nimmt er selbst die Ermittlungen auf, die sich
schnell ausweiten, und die Fäden scheinen auseinanderzulaufen. Aber
Varg Veum bleibt am Ball, und obwohl er zwischendurch einiges einstecken
muss, verliert er nicht seine Beharrlichkeit und seinen Galgenhumor,
der für den Leser sehr erfrischend wirkt. Die entscheidende Idee zur
Lösung des Falls bekommt er schließlich von seiner Ex-Frau an dem Abend,
als er seinen fünfjährigen Sohn vom Vater-Kind-Wochenende nach Hause
bringt. Das Ende bringt (wie von Gunnar Staalesen nicht anders erwartet)
noch eine dicke Überraschung.
Vielen Dank an Heinz Wehmeyer aus Löhne
© 2002 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Dein bis
in den Tod" von Gunnar Staalesen
Gewalt oder Liebe
Weil ein kleiner Junge ihn an seinen eigenen Sohn erinnert,
übernimmt es Varg Veum, ihm bei der Suche nach dem Fahrrad zu helfen,
welches ihm von einer Jugendbande entwendet wurde. Diese Gang terrorisiert
ein ganzes Wohnviertel, aber durch Wortwitz und seine Erfahrungen als
Sozialarbeiter kann der Detektiv schnell helfen. Aber kurz danach passieren
in diesem Milieu zwei Morde, und Varg Veum wird persönlich hineingezogen.
Bei seinen Ermittlungen spricht er mit vielen Leuten, und es wird deutlich,
dass dieser Krimi die Rahmenhandlung bildet für das große Thema Liebe,
mit dem die handelnden Personen ganz unterschiedliche - meistens nur
negativen - Erfahrungen haben. Der Leser lernt so zwei Frauen kennen,
die mit ihrem Nachwuchs von deren Vätern im Stich gelassen wurden und
dies nicht verarbeitet haben. Dann den Marineoffizier, der mit seinen
Eroberungen gerne prahlt und dabei nicht ganz bei der Wahrheit bleibt.
Den Anwalt, der es sein ganzes Leben mit seiner Madame ausgehalten hat.
Und einen Sozialarbeiter, der dem Detektiv gute Ratschläge fürs Leben
gibt und damit seine eigene Misere kaschiert. Glückliche Beziehungen
gibt es selten, oder nur für kurze Zeit, und wer mit zuviel Pech in
der Liebe nicht fertig wird, neigt manchmal zur Gewalt. Varg Veum selbst
lernt in diesem Roman Solveig Manger kennen, die Frau, die ihm auch
in den nachfolgenden Fällen gründlich den Kopf verdreht.
Vielen Dank an Heinz Wehmeyer aus Löhne
© 2002 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Dornröschen
schlief wohl hundert Jahr" von Gunnar Staalesen
Varg Veum in Höchstform
Ein Krimi mit allem was dazugehört: ein Mordfall, der
immer verwickelter wird und schließlich mit einer überraschenden Lösung
endet. Das Mordopfer, ein achtzehnjähriger Drogenabhängiger, hat wohl
seine Nase (und einiges mehr) zu sehr in die Angelegenheiten anderer
Leute gesteckt. Davon findet der Privatdetektiv durch hartnäckiges Ermitteln
immer mehr heraus. Durch seine flotten Sprüche, seine direkte und teilweise
derbe Sprache, gepaart mit Selbstironie und Nachdenklichkeit, kommt
er mit den Nachforschungen flott voran und bietet gleichzeitig seinen
Lesern damit kurzweilige Unterhaltung.
Vielen Dank an Heinz Wehmeyer aus Löhne
© 2002 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Bittere
Blumen" von Gunnar Staalesen
Der Fall mit dem Giftmüll
Privatdetektiv Varg Veum wollte eigentlich nur eine
leerstehende Villa bewachen, als er eine Leiche entdeckt. Seine Nachforschungen
führen ihn bald zu den Besitzern einer Chemie-Fabrik, die wegen nachlässiger
Abfallbeseitigung in die Schlagzeilen geraten ist. Zur Familie der Unternehmer
gehört auch die Tochter, die nach einem Unfall geistig gestört ist und
sich kindisch verhält, sowie pikanterweise der zweite Sohn, der in der
Umweltbewegung aktiv ist, die gerade gegen die Chemiefirma demonstriert.
Inzwischen stellt die Polizei eine Verbindung her zu dem Fall eines
kleinen Mädchens, das seit 8 Jahren spurlos verschwunden ist. Varg Veum
nimmt die Spur auf und befragt mehrere Zeugen in der Umgebung Bergens.
Bei seinen Fahrten erfährt der Leser eine Menge über die wunderschöne
norwegische Landschaft im Sommer. Allmählich kann er die Puzzle-Teile
zusammensetzen und erkennt Zusammenhänge zwischen beiden Fällen. Es
kommt zu einem dramatischen Finale, bei dem schließlich auch die schreckliche
Wahrheit über das verschwundene Mädchen herauskommt. Verwoben mit der
Handlung ist wieder das Privatleben des Detektivs, der gerade einen
schweren Absturz mit anschließender Entziehungskur hinter sich hat.
Seine eigene gescheiterte Ehe scheint er nun aber überwunden zu haben,
da er eine vielversprechende Beziehung mit Karin Boerge, seiner Freundin
vom Einwohnermeldeamt, beginnt. Die hat auch gerade eine ziemlich schlimme
Phase durchgemacht. Wer diese Zusammenhänge genauer verstehen will,
sollte vorher noch das Buch "Schwarze Schafe" gelesen haben.
Vielen Dank an Heinz Wehmeyer aus Löhne
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"Die Schrift
an der Wand" von Gunnar Staalesen
Alte Rechnungen verjähren nicht
Diese Erkenntnis gewinnt Varg Veum, der sich nach fast
20 Jahren Berufserfahrung als Detektiv mit 3 kleineren Fällen befasst:
Zunächst einmal ist da der ziemlich mysteriöse Tod eines Bergener Richters
in einem Hotelzimmer. Zweitens beunruhigt ihn die Tatsache, dass jemand
ihm seine eigene Todesanzeige zuschickt, wonach er noch genau eine Woche
zu leben hat. Und drittens sucht er für besorgte Eltern nach deren16-jähriger
Tochter, die spurlos von zu Hause verschwunden ist. Als das Mädchen
ermordet aufgefunden wird, wird aus den drei kleinen Fällen ein großer.
Die Ermittlungen führen ins Drogen- und Prostituiertenmilieu, und hier
trifft Veum auch auf ein paar alte Bekannte aus früheren Fällen, mit
denen er noch alte Rechnungen offen hat. So ist es nicht verwunderlich,
dass die gesamte Handlung mit Querverweisen zu früheren Fällen und in
seine Vergangenheit als Sozialarbeiter beim Jugendamt gespickt ist.
Auch die alten Kontakte des Privatdetektivs zur Presse und zur Polizei
spielen wieder eine wichtige Rolle. Die "Schrift an der Wand", zunächst
aufgetaucht als letztes Zeichen des toten Richters an der Tapete des
Hotelzimmers, gewinnt im übertragenen Sinne die Bedeutung einer gesellschaftskritischen
Mahnung: "... wenn es mit denen, die hier im Leben neu sind, schief
geht, dann geht es auch mit allem anderen abwärts!". Und erst zum Schluss
gelangt man zu der erschreckenden Erkenntnis, wie viele Personen hier
in das traurige Schicksal des Mordopfers verstrickt sind.
Vielen Dank an Heinz Wehmeyer aus Löhne
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"Dein bis
in den Tod" von Gunnar Staalesen
Varg Veum, der einsame Wolf
Varg Veum - der Name ist Programm. Er ist ein einsamer
Wolf, der im norwegischen Bergen als Privatdetektiv seine Kreise zieht.
Geschieden, ständig bankrott und Aquavit zusprechend, hält
er sich meist mehr oder weniger über Wasser. Was ihn so sympathisch
macht ist sein wehmütiger und zugleich zynischer Blick für
seine Umgebung. Doch er kann auch mitfühlend sein, z.B. mit einem
kleinen Jungen, der ihn aufsucht, weil sein Fahrrad gestohlen wurde.
Ehe er sich versieht, schlittert er in einen Fall hinein, in dem es
zwei Tote geben wird. Dabei gerät er in die Klauen einer Jugendgang,
übersteht schlimmste Prügeleien und verliebt sich in die Hauptverdächtige.
Er ist in seinem Handeln gleichzeitig naiv und verbittert, denn er weiß,
dass die Welt hart und kalt ist. Bei diesem Fall lernt er im Übrigen
die schöne Solveig Manger kennen, mit der er in "Die Frau
im Kühlschrank" ein Verhältnis haben wird.
Für mich ist Gunnar Staalesen die norwegische Antwort auf Henning
Mankell, jedoch ohne dessen moralischen Zeigefinger. Wie der Engländer
sagt: It's a good read.
Vielen Dank an Katja Perret
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