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Wenn die Literaturgeschichte in ca. 100 Jahren neu geschrieben
wird, wird Ingvar Ambjørnsen, der anfing zu schreiben, als er 14
war, garantiert mehrere Seiten für sich in Anspruch nehmen. Er wird
sicher als einer der größten und vielleicht bedeutendsten Verfasser
unserer Gegenwart genannt werden. Das ganze begann 1981 mit "23-salen"
und spätestens seit "Den siste revejakten" hat Ambjørnsen
die norwegische Leserschaft fest in seinem Griff. Doch allem Erfolg in
Norwegen zum Trotz lebt Ambjørnsen nahezu anonym in seiner zweiten
Heimat Deutschland. Glenn Johansen hat ein Tiefeninterview mit Ambjørnsen geführt, über seine Bücher und darüber, wie es ist, Verfasser zu sein. Ihr großer Durchbruch als Verfasser kam mit "Hvite Niggere" (Weißer Neger). Der andere große Entwicklungsroman, "Beatles" von Lars Saabye Christensen, bekam einen würdigen Nachfolger mit "Bly" (Blei). Haben Sie jemals daran gedacht, eine Fortsetzung zu Ihrem Roman zu schreiben? Nein, der Gedanke hat mich noch nicht einmal gestreift. Als Autor haben Sie eine große literarische Produktion vorzuweisen. Gibt es ein Buch, mit dem Sie aus heutiger Sicht unzufrieden sind? Im großen und ganzen befindet man die Kinder, die man indie Welt gesetzt hat, für gut, selbst wenn einzelne darunter in der Gosse gelandet sind. Für mich ist es genug zu wissen, dass die Bücher, die ich heute schreibe, nicht ohne die vorherigen hätten geschrieben werden können. Seitdem Sie selbst mit "Pelle og Proffen" abgeschlossen haben, hoffen viele auf eine neue Jugendbuchserie. Gibt es diesbezüglich Pläne? Ja, ich arbeite an einem neuen Romanprojekt, das sich an jüngere Leser wendet. In den 80er Jahren waren Sie ein aktiver Kriminalautor. Dürfen wir auf weitere knallharte Krimis von Ambjørnsen hoffen? Nein. Sollte ich wieder zum Krimiautor zurückkehren, was ich bezweifle, müsste ich einen verdammt guten Grund dazu haben und das Gefühl, etwas Neues zu erzählen. Sie schreiben sowohl für Kinder, Jugendliche als auch für Erwachsene. Ist es schwierig, zwischen den verschiedenen Stilen zu wechseln? Nein, für mich ist das kein Problem. Aber ich könnte natürlich kein heutiges Teenagermilieu in Oslo schildern, mit all seinem Slang und den Modewörtern, die zirkulieren. Sie haben auch eine Gedichtsammlung herausgegeben. Elling hatte ja ein gewisses lyrisches Talent. Schreiben Sie selbst auch Gedichte?
Ja, ich versuche zumindest zeitweise auch selbst, Gedichte zu schreiben. Aber ich bin nicht gut genug. Es wird nicht so, wie ich es haben will. Vor einigen Jahren haben Sie sich als Texter für Jahn Teigen versucht. Wird es mehr Texte von Ambjørnsen geben? Ich habe gerade eine CD des deutsch-norwegischen Jazztrios A.R.S. herausgegeben. Dazu habe ich alle Texte geschrieben - Surrealistische. Gibt es keine Hoffnung, Elling zurückzubekommen? Nein, diese Periode ist vorbei. Wieviel lesen Sie selbst? Ich lese sehr viel. Als Leser bin ich "Allesfresser" und lese ständig. Woher bekommen Sie Ihre Ideen für Ihre Figuren? Sind es Personen, die Sie irgendwann einmal in Ihrem Leben getroffen haben? Ich glaube, dass die meisten literarischen Figuren als eine Mischung von Beobachtung, Erfahrung und Bearbeitung von Erfahrungen entstehen. Für mich geschieht dies auf eine unbewusste Art. Ich entscheide mich nicht für Typen oder Figuren, bevor ich anfange zu schreiben, und ich hole sie niemals "direkt von der Straße". Natürlich findet sich immer etwas von mir selbst in all meinen Hauptfiguren, es ist weder wünschenswert noch möglich, dies zu vermeiden. Was ist das schwierigste beim Schreiben von Novellen und Romanen? Es ist definitiv schwieriger Novellen als Romane zu schreiben. Der Grund dafür ist, dass es in Romanen durchaus "erlaubt" ist, in spontanere Räume vorzudringen, Spuren zu verfolgen, die nicht notwendigerweise zu etwas Konkretem führen... Das, das ist nicht so schwer. Ich glaube, dass wenn ich deutlicher auf die Frage hätte antworten können, mein Problem mit der Novelle bedeutend kleiner wäre. Wieviel Zeit investieren Sie in Recherche für Ihre Bücher? Fast gar keine. Heutzutage arbeiten die meisten Autoren sehr strukturiert. Können Dinge zu strukturiert werden? Ich kann hier nur für mich selbst antworten, aber ja, es kann zu viel werden. Selbst wenn es noch andere Tiere im Wald gibt, die gefährlicher für mich sind. "Dronningen Sover" (Die Königin schläft) war Ihr erster Liebesroman. Wird es noch mehr Liebesgeschichten und E-Books geben?
Sie sind einer unserer produktivsten Verfasser. Ist die Verfasserschaft für Sie eine Art Berufung? In Anbetracht der Tatsache, dass ich seit mehr als 20 Jahren nichts anderes getan habe, als zu schreiben, bin ich selbst gar nicht so imponiert von meiner eigenen Produktion. Berufung? Für mich ist es eine Art, zu sein, ein Platz, an dem ich mich aufhalten kann. Kann man Schriftsteller ohne Talent werden und sich quasi "gut schreiben"? Man kann sich "gut schreiben", aber nur, wenn man Talent hat. Der Film "Øyenstikker" von Marius Holst basiert auf der Novelle "Natt til mørk morgen". Das Manuskript wurde von Nikolai Frobenius bearbeitet, ein weiterer unserer produktivsten Autoren. War das Ihre Idee? Nein, das war Marius Idee, und ich bin sehr glücklich darüber. Welchen Rat können Sie Autoraspiranten geben? Was haben sie zu erwarten? Fiasko! Ruin! Für gewöhnlich sage ich den Leuten, dass es kaum etwas für sie ist. Wenn Sie auf so dummes Zeug hören, haben sie keine Chance, durchzukommen. Man wird vielen Dingen zum TROTZ Autor, weniger auf Grund von etwas... Ist der Beruf des Autors einsam? Für mich ist er das. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, es anders zu haben. Es ist genau hier, in der Einsamkeit, wo die Magie liegt. Aber wie andere Berufe auch wird sich auch der Beruf des Autors verändern. Eigentlich ist er gerade jetzt dabei, sich zu verändern. In welchen Ländern kann man Bücher von Ambjørnsen finden? Dänemark, Schweden, Finnland, auf den Färörinseln, in Deutschland, Türkei, Kroatien, Israel, Russland und in einigen mehr. Aber ich habe nie über anderen Städte als norwegische geschrieben. Der wichtigste Rat an alle, die Schriftsteller werden wollen? Alles ist Versprechen, alles ist möglich. Man muss seinen eigenen Stil finden. Ja, vielleicht ist das das wichtigste: Seinen eigenen Stil und seine eigene Stimme zu finden. Autorin: Alexandra Hagenguth/ © Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
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