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Herrliches DoppelspielDie Kehrseite vom Leben wie Gott in Frankreich zeigt Ole Bornemann in seinem Krimi "Es lebe der Präsident" (Original: Det sidste vidne), aber er selbst und seine Frau Birgitte fühlen sich sehr wohl im Land des gallischen Hahns. |
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Unter der Überschrift "Gefährliches Doppelspiel"
verlieh Bent Mohn, Kritiker bei Politiken, dem Debütanten kürzlich
die höchste Auszeichnung, als er dessen Roman mit dem Prädikat
`Internationale Klasse´ ausstattete. Patrick Zöller hat den Artikel für schwedenkrimi.de übersetzt und redaktionell bearbeitet.
Der Autor präsentiert sich nach den großartigen Kritiken für seinen Erstling bestens gelaunt, doch mischt sich auch ein Wermutstropfen in den Freudenkelch: "Alle schreiben, dass ich 71 bin! Mir wird schlecht, wenn ich es nur lese." Aber das ist nun mal so, oder!? "Ja, schon! Aber ein Debütant sollte doch eigentlich so um die 19 sein", repliziert Ole Bornemann. Vor seinem Romandebüt hat er jedoch alles andere getan als Däumchen gedreht. Er hat Artikel, Novellen und Chroniken geschrieben und außerdem 27 Jahre lang zusammen mit Birgitte, mit der er seit 34 Jahren verheiratet ist, in Südfrankreich ein Restaurant betrieben. Sie war unter dem Nachnamen Reimer einst als charmanter, rothaariger Wirbelwind der dänischen Filmszene bekannt. 1953 sang sie sich im Film Vi som går køkkenvejen mit dem Lied über die kleine Kasserolle, die zaubern konnte, in die Herzen ihrer Landsleute. "Ach!" sagt sie heute nur, "das Lied hasse ich! Es hat mich immer auf eine Weise verfolgt, die ich nie mochte." Luxustourist Dänemark und seine Musik, die sie 1964 verließ, um mit Ole Bornemann nach Frankreich zu gehen, vermisst sie nicht. "Mir wurde alles ein wenig zuviel und ich wollte gerne eine kleine Pause einlegen. Dann bekam ich ein Kind und dann fing ich an, mein Leben zu leben." Nach zehn Jahren als "Luxustourist" eröffnete das Ehepaar ein kleines Restaurant, zuerst mit nur einem Tisch. "Aber was für einem!" sagen sie beide. Seitdem sind viele Tische hinzugekommen, und auf der Speisekarte finden sich hausgemachte dänische Spezialitäten. "Wir hatten Glück mit dem Restaurant, aber ohne Birgitte wäre es nie was geworden. Sie kann kochen, sie hat ein goldenes Händchen für alles, was mit Gastronomie zu tun hat. Sie macht Schokoladenkuchen tatsächlich mit richtiger Schokolade", stellt Ole Bornemann klar, während seine Frau abwinkt und lieber über etwas anderes sprechen möchte. Das goldene Händchen, sagt sie dann aber doch noch, das hat der Sohn geerbt, und inzwischen verpachtet er das Restaurant. Und damit war schließlich die Zeit da, um zu schreiben. "Zunächst hatte ich mit einem Buch über uns selbst angefangen, es sollte Küchenhexe und Kneipengeist in Frankreich heißen - und es liegt jetzt auf Torben Madsens Schreibtisch" , sagt Ole Bornemann und deutet auf den Esstisch des Verlegers von Samleren, der seine Privatwohnung für dieses Gespräch zur Verfügung gestellt hat. "Aber dann kam mir die Idee für einen Kriminalroman." "Ja, auf einmal hatte Ole eine Idee, die er an mir ausprobierte, indem er mir die Kerngeschichte bei einem Besuch im Café erzählte. Er wollte sehen, ob sie funktionierte", erzählt Birgitte, die selbst sehr viele Krimis liest. Ein Hauch von Wirklichkeit
"Aber in vielerlei Hinsicht ist Frankreich wie Dänemark, die Unterschiede sind in vielen Dingen nicht sehr groß, abgesehen vom Temperament und dem guten Wetter. Man kann in Frankreich ein sehr glückliches Leben führen, solange man nicht den Fernseher einschaltet oder eine Zeitung aufschlägt", stellt Ole Bornemann fest, hebt aber die französische Presse als "eine der Spitzenklasse" hervor. "Sie greifen Korruption wirklich auf und an." Einer der guten Journalisten, der Kriminalreporter Roger Bianchini aus Nizza, ist mit den Bornemanns sehr eng befreundet. Er ist auch eine der Hauptfiguren des Romans. "Er hat mir seine Zustimmung dazu gegeben", sagt Ole Bornemann, der jetzt, nachdem der Roman so gut angenommen wurde, mit dem Gedanken an eine Fortsetzung von Es lebe der Präsident spielt. Doch steht er dabei vor dem Problem, dass er - abgesehen von Bianchini natürlich - große Teile seine Figurenensembles hat sterben lassen. Aber es gibt ja immer noch das Lokalkolorit und das gute Essen im La Brouette in Saint Paul de Vence, worüber er schreiben könnte. Welche Spezialitäten stehen denn nun auf der Speisekarte? "Wir haben ein Menü, das wir Das Monotone nennen. Zu monoton, sagen die Leute!", erzählt Birgitte Bornemann. "Es besteht aus Vorspeisen, bei denen wir mit hausgemachter Leberpastete anfangen und mit Hering aufhören, denn würden wir mit Hering starten, würden die Franzosen flüchten so schnell sie können. Dann gibt es hausgeräucherte Lendchen und selbstgebeizten und -geräucherten Lachs. Und als Hauptgericht geräucherte Forellen, im Kamin geräuchert, während die Leute dabei zusehen können", sagt Ole Bornemann. "Und Entenbraten mit Backpflaumen. Oder Rentier. Und dann die Desserts. Und Frikadellen, das einzige dänische, das unser Sohn gerne isst", sagt Birgitte Bornemann. "Er ist drei bis vier Meter groß und sieht aus wie ein Fußballspieler. Aber das Blut spielt keine Rolle, er ist in Nizza geboren und ist sehr, sehr französisch", meint Ole Bornemann, und dann gehen die beiden hinaus, um in der dänischen Maisonne einen Spaziergang zu machen, bevor sie heute Abend P. O. Enquists moderne Fassung von Tschechows Drei Schwestern besuchen, u. a. mit Bodil Udsen und Henning Moritzen, zwei alte Freunde des Paares. "Bodil hat uns die Karten besorgt, und danach treffen wir uns bei ihr zu Hause zum Essen. Viele kommen uns besuchen in Frankreich, aber Bodil haben wir seit ungefähr zwanzig Jahren nicht gesehen. Aber alte Freunde sind alte Freunde, das wird immer so sein", sagt Birgitte Bornemann. © Politikens netavis, 3. Mai 2000, Helle Hellmann
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