Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Ole Bornemann.
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Broschiert
288 Seiten
Grafit Verlag
Erscheinungsdatum:
Juli 2004
ISBN: 3894255390
Übersetzung:
Roland Hoffmann
Kurzbeschreibung

Tom Borg hat in Nizza gerade die Nachfolge des verstorbenen Kommissars Grissard angetreten, als er eines Nachts zu gleich drei Tatorten gerufen wird. Ein Diskothekenbesitzer, der Inhaber eines Supermarkts und eine Untersuchungsrichterin aus Paris sind erschossen worden. Die Polizei vermutet, dass Global hinter den Liquidierungen steckt, ein Milliardär, den die Polizei seit Jahren vergeblich versucht, wegen Geldwäsche, Drogengeschäften und Mädchenhandel zu überführen. Borg wird von allen Routinearbeiten entbunden und soll gemeinsam mit seiner neuen Assistentin Kera Vailant und Oberstaatsanwalt Réel Global dingfest machen. Bei seinen Ermittlungen lernt Borg den Mafiaboss Coldorani kennen, der sich zur Ruhe setzen und vorher der Polizei sein Insiderwissen verkaufen will. Der Preis: eine neue Identität für den reuigen Sünder. Borg lässt sich auf den Deal ein, der Plan gelingt. Coldorani gilt als tot und kann sich in einer italienischen Spezialklinik in Ruhe ein neues Gesicht verpassen lassen. Als Borg ihn dort besucht, um sich die versprochenen Informationen zu holen, erlebt er eine böse Überraschung: Coldorani erzählt ihm, dass sowohl Réel als auch Kera, mit der er inzwischen ein leidenschaftliches Verhältnis hat, für Globals Organisation arbeiten. Mithilfe des Journalisten Bianchini und einiger höchst explosiven Unterlagen, die sie im Nachlass von Kommissar Grissard finden, holt Borg zum entscheidenden Schlag aus – doch die Gegner sind ihm bereits dicht auf den Fersen.

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Leseprobe

1

Noch achtundvierzig Stunden

Der Krankenwagen hielt vor dem Haupteingang der Klinik. Sie trugen ihn auf einer Trage hinein. Brachten ihn in ein Einzelzimmer, wo sie ihn auf dem Bett festschnallten. Die Lederriemen schnürten sich an Armen und Beinen ein. Doch er rührte sich nicht. Lag mit geschlossenen Augen da. Tat so, als wäre er bewusstlos. Das war nicht schwer. Der Schlag an die Schläfe hatte eine Leere geschaffen, in der der Körper federleicht schwebte. Er hatte Sehstörungen. Alles flimmerte, wenn er die Augen öffnete. Doch sein Gehör war intakt.
Sie hatten ihn stundenlang verhört. Zu Anfang hatte er nichts gesagt. Sie hatten versucht, ihn mit mehreren Millionen auf einem Konto in der Schweiz zu ködern, wenn er in ihr Lager wechselte. Ihnen erzählte, was er wusste. Doch er hatte geschwiegen. Dann hatten sie begonnen, auf ihn einzuprügeln. Er hatte gekeucht und gestöhnt. Doch nicht geschrien. Hatte auch nicht gesprochen. Erst als sie ihm die Wasserkur verabreicht hatten, hatte er geschrien. Einen Trichter in den Mund und heißes Wasser in den Trichter. Niemand kann Folter widerstehen. Und er hatte die Schleusen geöffnet. Ihnen alles erzählt. Fast alles. Dass er den Aufbau der Organisation kannte. Ihre Verästelungen bis in die Spitzen der Gesellschaft. Dass das Imperium des Magnaten Joël Global auf Korruption erbaut war. Auf allem, was die gesellschaftliche Moral verurteilt. Und wovon sie gut lebt. Dass er Beweise hatte, die Joël Global entlarvten. Dank korrupter Politiker heute einer der Reichsten des Landes.
Sie wollten auch wissen, ob Globals enger Mitarbeiter Gino Coldorani noch lebte. Er hatte zunächst verneint. Dann hatten sie ihm wieder den Trichter in den Mund gesteckt. Er hatte geschrien. Und Ja gesagt! Coldorani lebte!
Zu diesem Zeitpunkt hatte ihm dann einer von ihnen eine Eisenstange über den Kopf gezogen. Und er hatte das Bewusstsein verloren. Nur für ein paar Minuten. War im Krankenwagen wieder zu sich gekommen.

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Zwei Männer in weißen Kitteln betraten das Zimmer. Der eine beugte sich über ihn und besah sich die Wunde.
"Ein Wunder, dass er am Leben ist", sagte er. "Wir werden ihn zusammenflicken müssen."
"Lohnt sich das denn überhaupt? Er muss doch sowieso weg. "
"Ja, aber in anständiger Verfassung."
"Warum erledigen wir ihn nicht sofort?"
"Das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Er ist Polizeikommissar. Wenn er eine Stunde nach der Einlieferung stirbt, riskieren wir, dass irgendein verdammter Journalist tiefer bohrt. Nein, wir warten ein paar Tage. Dann geben wir ihm die Spritze. Offiziell wissen wir ja nicht, wer er ist. Ohne Papiere eingeliefert. Wenn er tot ist, setzen wir sein Foto in die Zeitung und erklären, dass wir alles getan haben, um ihn zu retten. Dann kommt seine Familie und holt die Leiche ab."
"Klassischer Fall."
"Wir warten auch noch aus einem anderen Grund. Sie wollen ihm noch ein paar Fragen stellen. "
"Werden sie ihn wieder foltern?" "Ohne Zweifel."
Sie nahmen die Instrumente aus einer Schublade.
"Wir geben ihm eine örtliche Betäubung. Er hat das Bewusstsein verloren, aber er ist nicht im Koma, also wird er reagieren. Es gibt keinen Grund, warum er noch mehr leiden soll."
Sie arbeiteten eine knappe halbe Stunde. Zwölf Stiche. Dann packten sie ihre Sachen. Der eine öffnete sein linkes Auge.
"Nein, die ersten paar Tage wird er nicht zu uns zurückkehren."
Sie verließen das Zimmer.
Er hatte jetzt, nach der Betäubung, weniger Schmerzen. Er begriff dass er zum Tode verurteilt war. An einem der Kittel hatte er den Namen Marianne gelesen. Wusste, dass das der Name der Klinik war, in der er lag. Er kannte sie. Todesklinik nannte man sie. Die letzte Etappe auf der Reise in eine andere Welt. Sterbende, die nur noch Tage oder Wochen zu leben hatten, wurden hier eingeliefert, damit ihre Schmerzen gelindert werden konnten. Oftmals wurde ihnen mit einer Injektion auf den Weg geholfen. Der berühmte Cocktail, der ihren Leiden ein Ende bereitete. Euthanasie. Verboten. Aber toleriert.
Er wusste jetzt, dass sie ihn wieder foltern würden. Und dass er keine Chance hatte. Festgeschnallt, wie er war. Wo zum Teufel lag der Fehler? Er hatte bei seiner Arbeit nichts Unbedachtes getan. War vorsichtig gewesen. War behutsam vorgegangen. Hatte dafür gesorgt, dass nur ganz wenige von seinen Untersuchungen wussten. Wenn er seine Karten auf den Tisch legte, käme das einem Erdbeben gleich und würde eine Reihe von Politikern und einige Topleute aus der Großfinanz des Landes hinter Schloss und Riegel bringen. Irgendwo musste es eine undichte Stelle geben. Aber wo? Er ging die ganze Sache nochmal durch. Punkt für Punkt. Spulte das Geschehene wie eine Videokassette zurück. Zurück bis zu dem Tag, an dem er seine Begrüßungsrede vor hunderten von jungen, frisch eingestellten Polizisten gehalten hatte. Er erinnerte sich an jedes Wort, das er gesagt hatte. Sah sich selbst hinter dem Rednerpult im Vortragssaal der Polizeischule. Hatte sich stolz gefühlt. Hörte sich selbst sagen:


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

"Ich heiße Tom Borg. Ich bin Divisionskommissar bei der dritten Sektion der Mordkommission in Nizza."
Er ließ den Blick über die Versammlung schweifen. Im hinteren Teil des Raumes bemerkte er einen Untersuchungsrichter, zwei Polizeikommissare, seinen Assistenten Inspektor Clair, Oberstaatsanwalt Réel, den Polizeipräsidenten sowie den Präsidenten des Schwurgerichts. Feines Publikum, dachte er mit einem Lächeln. Fühlte wieder den Stolz. Und fuhr fort: "Ihr habt Glück! Eure Kollegen im Norden sind neidisch auf euch! Dreihundertvierzig Tage im Jahr bei Sonnenschein arbeiten. Ihr könnt im Mittelmeer plantschen. Wenn es euch zu heiß ist, fahrt ihr in die Berge und steht eine halbe Stunde später auf Skiern. Ihr seid umgeben von Palmen, Zypressen, Pinienbäumen, Olivenwäldchen und Mimosen. Grüne Weinberge schmücken die Hügel. Ihr könnt in den Dörfern Pétanque spielen. Gelbgrünen Pastis und kühlen Rosé trinken. Nehmt den hellen. Der ist der beste."
Vereinzeltes Gelächter.
"Ihr werdet schnell kleine provenzalische Restaurants finden, die noch nicht einmal den Schatten eines Touristen gesehen haben. Hier speist man gut und billig. In der Sommersaison findet ihr am Strand schlanke Pariserinnen umgeben von ihren rot gefleckten, dickbäuchigen Männern. Ein Eldorado für einen jungen, durchtrainierten Polizeibeamten. Im Juli und August gibt es Kultur satt. Konzerte mit Jazz und Klassik, Rock und Techno, Schauspiel und Ballett, Gemäldeausstellungen mit Vierecken
und Dreiecken, es sei denn, der Künstler hat das Innere seiner Seele nach außen gestülpt und Kreise gemalt. Wenn ihr nach ein paar Jahren hier unten nicht ein hohes kulturelles Niveau erreicht habt, dann seid ihr der Uniform nicht würdig! Während des Filmfestivals in Cannes werdet ihr Schauspieler auf Stippvisite treffen, eine Menge Fußballspieler watscheln den roten Teppich entlang, gejagt von barbusigen Topmannequins sowie dem jeweiligen Kulturminister. Dieselben trefft ihr in den Diskotheken in St. Tropez und Monte Carlo. Auch den Kulturminister! Dazu noch eine Hand voll Prinzessinnen und Prinzen sowie die kapitalistische Aristokratie. Ihr kommt überall kostenlos rein. Zeigt einfach euren Dienstausweis mit der Trikolore. Frau oder Freundin nehmt ihr mit. Ist doch klar, dass ein Polizist auf Verbrecherjagd stets seine Sekretärin dabeihat. Auch wenn wir gar keine Sekretärinnen haben."
Gelächter.
"Doch das weiß der Kontrolleur nicht. Tragt eure Waffe bei euch. Es könnte ja sein, dass ihr über den Gangster stolpert, den ihr angeblich jagt, während ihr Sting oder den Überlebenden aus Count Basies Bigband lauscht.
Natürlich habt ihr Glück!
Auch weil ihr noch Frischlinge seid. Hier im Süden wird euch das Füllhorn der Kriminalität auf einem goldenen Tablett serviert. Zieht eine Linie von Marseille nach Nizza, mit kleinen Abstechern nach Monte Carlo, Cannes, Toulon und St. Tropez. Vom kleinen Taschendieb bis zur internationalen Topmafia wird alles an euren Nasen vorbeiparadieren. Kein Ort in Europa ist so befallen, sagen wir ruhig: krank, wie der französische Mittelmeerraum. Vergesst nicht, dass auch Gangster Urlaub machen. Fahrt raus zum Cap Ferrat und ihr werdet die Topleute der italienischen und russischen Mafia treffen, Politiker aller Nationalitäten und internationale Kapitalisten im Großformat.

Vielen Dank an den Grafit Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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