Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
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"Blasse Engel" von Anders Roslund und Börge Hellström

So hart wie es die Realität erfordert
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Der Ex-Fernsehjournalist Roslund und der Ex-Häftling Hellström schreiben keine Philosophie, kein Feel-Good- und kein Puzzle-Krimi, sondern einen Roman, so hart an der Wirklichkeit dran, dass es selbst beim Lesen schmerzt.

Ende letzten Jahres erschien Helene Turstens „Die Tote im Keller“, in dem es um Zwangsprostitution und Menschenhandel geht, denn bei besagter Toten handelt es sich um eine blutjunge, minderjährige Sexsklavin und Zwangsprostituierte, die aus dem Baltikum entführt und in Schweden zum Sex gezwungen wurde. Bereits im Sommer war „Blasse Engel“ des ungleichen Autorenduos Roslund und Hellström erschienen, das sich ebenfalls dem Thema Zwangsprostitution widmet. Während Tursten jedoch als etablierte Autorin Aufmerksamkeit gewiss war, sorgten der Ex-Fernsehjournalist Roslund und der Ex-Häftling Börge Hellström erstmals im November in Hamburg beim Krimifestival für Furore. Zu Recht. Sprachlich brutaler und in der geschilderten Realität schonungsloser und näher dran als ihre Schriftstellerkollegin Tursten, haben Roslund und Hellström ihre Nische im heiß umkämpften schwedischen Krimimarkt gefunden und überzeugen durch eine gelungene, spannende Mischung aus Fakten, Fiktion und dem Insider-Wissen des ehemaligen Strafgefangenen Hellström. Wem Roslund und Hellströms erster Krimi „Die Bestie“ nicht gefallen, wer die Sprache als zu vulgär empfunden hat, dem wird auch „Blasse Engel“ nicht gefallen. Wer aber bereit ist, sich auf eine neue Sichtweise einzulassen und die sicheren, elaborierten Pfade etablierter Autoren zu verlassen und auf neuen Wegen Abseitiges zu entdecken, der wird belohnt.

Zwischen Wahrheit und Lüge

Roslund und Hellström erzählen in „Blasse Engel“ – anders als Helene Tursten in „Die Tote im Keller“ – konsequent aus der Sicht der beiden Zwangsprostituierten Lydia und Alena. Lydia, die junge Litauerin, muss als Zwangsprostituierte täglich zwölf Freier ertragen. Nie weniger. Drei Jahre lang. Jeden Tag. Als „Dimitri Scheißzuhälter“ sie mit 35 Peitschenhieben misshandelt, ruft das endlich die Polizei auf den Plan.

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Sie bringt Lydia ins Krankenhaus, wo sie es schafft, mithilfe ihrer Freundin und „Kollegin“ Alena, der in dem allgemeinen Tumult die Flucht gelungen war, bis in die Pathologie vorzudringen und fünf Geiseln zu nehmen. Sie verlangt, dass der Polizist Bengt Nordwall, gleichzeitig bester Freund des ermittelnden Roslund-und-Hellström-Kommissars Ewert Grens, in die Pathologie kommt. Dort erschießt sie erst ihn, dann sich selbst. Lydia hinterlässt ein Video, das Bengt Nordwall in Sachen Zwangsprostitution und Menschenhandel schwer belastet. Ewert, hin- und hergerissen zwischen dem, was Recht und Gesetz verlangen und dem Wunsch, der Witwe seines Freundes die Wahrheit über ihren toten Ehemann zu ersparen, lässt das Video verschwinden und nimmt den Frauen damit ein weiteres Mal ihr Recht auf Selbstbehauptung und das, ihre Geschichte zu erzählen.

Scham und Schande

Die schmerzhafte Suche nach der Wahrheit und die ebenso schmerzhafte Wahl zwischen einer Lüge aus edlen Motiven und der Wahrheit, die anderen zu ihrem Recht verhelfen würde, Platz einzunehmen (Blasse Engel, S. 226, S. 358) und gesehen zu werden (Blasse Engel, S. 224), spielen eine zentrale Rolle und konfrontieren Ewert Grens und die Leser mit einem moralischen Dilemma, auf das es keine einfache Antwort gibt, denn Roslund und Hellström präsentieren keine Lösung, sondern fordern heraus, Stellung zu beziehen. Daneben geht es vor allem um die Frage, was die TäterInnen antreibt. In „Blasse Engel“ sind es Gefühle wie Scham und Schande, die Auslöser für kriminelle Taten werden: „Die Schande treibt sie alle an. Wir sollten keine Verbrecher jagen. Wir sollten die Schande jagen, die die Verbrecher antreibt.“ (Blasse Engel, S. 156) So wird deutlich, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat (Blasse Engel, S.156). Die einen blockieren ihre Gefühle der Scham und Schande mit zu viel Arbeit, die anderen mit Drogen und Alkohol. Am Ende aber müssen alle sich für die Wahrheit oder eine andere (Blasse Engel, S.295), mit der die Lügen kommen (Blasse Engel, S. 295), entscheiden. Und nicht immer sind die Dinge so, wie sie scheinen. „Blasse Engel“ ist ein hartes Buch, das noch lange, nachdem die letzte Seite gelesen ist, nachhallt.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)


Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
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