Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde

Interview mit dem Autoren Taavi Soininvaara

Der Autor Taavi Soininvaara im Gespräch mit schwedenkrimi.de Der Autor Taavi Soininvaara im Gespräch mit schwedenkrimi.de
Der Autor Taavi Soininvaara im Gespräch mit schwedenkrimi.de Der Autor Taavi Soininvaara im Gespräch mit schwedenkrimi.de
Taavi Soininvaara - Foto: Alexandra Hagenguth/schwedenkrimi.de

"Ein fantastisches Gedankenspiel"

Mit "Finnisches Roulette" im Gepäck tourte der finnische Krimiautor Taavi Soininvaara im November durch Deutschland. Vor der Lesung in Mülheim an der Ruhr nahm sich der in Finnland bereits mehrfach für seine Krimis ausgezeichnete Ex-Anwalt Zeit für das Literaturportal schwedenkrimi.de. Und auch, wenn in seinen beiden auf Deutsch erschienenen Büchern deutsche EU-Diplomaten und -Kommissare zuerst ermordet werden, Taavi Soininvaara beteuert, gerne in Deutschland zu sein …

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Seit 2001 sind Sie sozusagen "Vollzeit-Autor". Wann aber haben Sie mit dem Schreiben angefangen?

Taavi Soininvaara:
1997. Mein erstes Buch erschien dann in Finnland 2000, 2001 bereits das zweite. Da beschloss ich, die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen und mich von nun an voll und ganz aufs Schreiben zu konzentrieren. Vier Jahre lang hatte ich all meine Freizeit, meine Wochenenden und meine Urlaube, mit Schreiben verbracht. So kann man nicht ewig weitermachen.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Was war denn überhaupt der Auslöser, mit dem Schreiben anzufangen? Sie arbeiteten zuvor ja als Anwalt für verschiedene, große finnische Unternehmen.

Taavi Soininvaara:
Das war mir ein inneres Bedürfnis. Eigentlich habe ich schon seit meiner Schulzeit schreiben wollen. Ich habe zehn Jahre als Anwalt gearbeitet, die letzten sieben davon waren sehr anstrengend. Ich bin viel gereist, finanziell ging es mir sehr gut, aber ich hatte kaum Freizeit und keine Zeit, all das Geld auszugeben. Als ich dreißig war, habe ich mich gefragt, ob ich das für den Rest meines Lebens machen möchte. Die Antwort war nein und ich erinnerte mich an meinen ‚Kindheitstraum' vom Schreiben.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Was hatte Sie denn seinerzeit dazu bewogen, Jura zu studieren?

Taavi Soininvaara:
In Finnland muss man sich bereits sehr früh entscheiden, welchen Weg man gehen will. Ich war 14 damals und vielleicht war es vor allem die Aussicht auf einen sicheren Job, der mich reizte, und jeder mag Anwälte… Aber ich kann nicht sagen, dass ich im Nachhinein irgendetwas bereue. Es war eine gute Zeit. Ich bin viel herumgekommen, habe in Paris und London gearbeitet und damit Plätze und Dinge kennen gelernt, die mir jetzt beim Schreiben sehr geholfen haben.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
In Deutschland sind bisher zwei Ihrer Bücher erschienen. Sind die übrigen denn auch mit Arto Ratamo und seinem Team?

Taavi Soininvaara:
Ja, Arta Ratamo war von Anfang an dabei. Zu Beginn stand er auch noch mehr im Fokus, aber ich wollte keinen Superhelden kreieren. Also habe ich ihm noch ein paar Figuren an die Seite gestellt, die ihn umgeben. Ich wollte eine glaubwürdige Figur erschaffen. Aber er ist in allen Büchern dabei, jemand, zu dem man immer zurückkehren kann sozusagen.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wie viele Bücher gibt es insgesamt mit Arto Ratamo?

Taavi Soininvaara:
Sechs. Das Letzte wurde diesen August in Finnland veröffentlicht. "Finnisches Roulette" ist das Vierte in der Reihe und "Finnisches Requiem" das Dritte. Wie schon bei einigen meiner schwedischen Kollegen haben sie mit der Übersetzung mitten in einer Serie angefangen. Dafür gibt es auch gute Gründe und meine Bücher sind nicht so geschrieben, dass man sie nicht verstehen könnte, wenn man sie nicht in der richtigen Reihenfolge liest.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Sind Sie jetzt zum ersten Mal in Deutschland?

Taavi Soininvaara:
Ja, "Finnisches Requiem" war mein erstes Buch auf Deutsch und jetzt bin ich hier. Deutschland ist der wichtigste ausländische Markt für finnische Krimiautoren wie für skandinavische Autoren überhaupt. Immerhin sprechen 180 Millionen Menschen diese Sprache. Ich bin sehr froh, in Deutschland zu sein. Außerhalb Finnlands sprechen ja nur sehr wenige Menschen Finnisch, aber außerhalb Finnlands gibt es überall ein paar Menschen, die Deutsch sprechen, und die können jetzt auch meine Bücher lesen. Deshalb bin ich sehr froh hier zu sein. Das ist eine große Chance.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Haben Sie irgendwelche literarischen Vorbilder?

Taavi Soininvaara:
Nicht in der Art, dass ich versuchen würde, jemanden zu imitieren. Aber jeder Autor hat seine Stärken und von diesen Stärken versuche ich zu lernen.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Was ist beim Schreiben für Sie am Wichtigsten: literarische Qualität, der Bezug zu den Problemen der Gegenwart oder "einfach" nur eine gute, spannende Story?


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)
Taavi Soininvaara:
Eine Kombination aus allem. In aller erster Linie ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass der Autor ein Buch schreibt, das er selbst mag. Sonst wird es unmöglich, ein Buch zu schreiben, wenn man sich ständig fragt, was die anderen denken und wollen. Ich persönlich bin vor allem an politischen Themenstellungen interessiert. Ich nehme immer ein Thema, das einen aktuellen Bezug hat und mich interessiert, denn die Recherchearbeit ist sehr zeitaufwändig und da ist es immer besser, sich mit einem Thema zu beschäftigen, das einen selbst interessiert. Ich fand es z.B. unglaublich spannend, herauszufinden, welche Chancen und Risiken die Gentechnologie birgt. Die Arbeit an "Finnisches Roulette" war daher auch für mich sehr spannend.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Welcher Part ist denn beim Schreiben für Sie am Schwierigsten?

Taavi Soininvaara:
Die Schlussphase, wenn die Geschichte
fertig ist und die Charaktere kreiert sind und jetzt die Korrekturphase beginnt und die letzten "I-Tüpfelchen" gesetzt werden müssen. Wenn man gerade zum fünften Mal Korrektur liest, wird es etwas langweilig… Aber die Arbeit zuvor ist sehr spannend, wenn man anfängt, sich den Plot auszudenken und noch alles möglich ist. Das ist ein fantastisches Gedankenspiel.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Woher kam schließlich die Idee zu "Finnisches Requiem"?

Taavi Soininvaara:
Der Auslöser war, dass ich 2000 oder 2001 das erste Mal davon las, dass das FBI seine erste Außenstelle außerhalb Amerikas eröffnet hatte, in Budapest, und ich dachte, das ist eine spannende Geschichte. Eine clevere Idee der USA, sich in einem Land niederzulassen, das noch nicht in der EU ist, aber bald sein würde, die Leute anzulernen und mit einer Organisation und geschulten Leuten bereits da zu sein, wenn Ungarn dann Teil der EU wird.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
In "Finnisches Requiem" ist es der Hass des Mörders auf die EU, der ihn zu seinen Taten motiviert. Dabei ist Finnland heute in vielerlei Hinsicht Europas "Musterschüler". Wie ist denn heute die finnische Haltung gegenüber der EU?

Taavi Soininvaara:
In der Hauptsache positiv. Das Spannende an dem Buch ist ja auch, dass es jemanden gibt, der sehr für die EU ist und einen anderen, der strikt gegen die EU ist. Die Reaktionen auf mein Buch waren denn auch entsprechend unterschiedlich. Etwa die Hälfte war der Meinung, Soininvaara sei strikt gegen die EU und die andere Hälfte dachte, Soininvaara ist ein absoluter EU-Befürworter. Ich finde, das ist ein gutes Ergebnis, denn wenn man in einem Krimi anfängt, eine Meinung zu predigen, schadet das nur. Ich habe versucht, beide Seiten darzustellen.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wie fühlt sich Finnland denn so am Rande Europas, aber historisch, kulturell und psychologisch stark mit den übrigen skandinavischen Ländern verbunden, wenn auch nicht sprachlich?

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Taavi Soininvaara:
Ja, die Sprache ist ein Problem, aber wir haben ja eine schwedische Minderheit in Finnland. Seit den 50er/60er Jahren besteht außerdem die Nordische Kooperation, d.h. es wurden de facto keine Grenzkontrollen mehr durchgeführt. Dann war Finnland ja auch lange unter schwedischer Herrschaft. Am meisten verbindet uns wohl, dass wir dieselben ausgefallenen Sportarten wie Skisprung, Ski-Langlauf, Nordische Kombination usw. mögen. Die mentale Verbundenheit ist schon sehr groß zu Schweden und Norwegen. Mit Dänemark ist ein wenig anders. Dänemark ist weiter weg, kontinentaler. Kopenhagen ist eine gute Kombination und gefällt mir von den nordischen Hauptstädten vielleicht am besten.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Um noch mal auf "Finnisches Requiem" zu sprechen zu kommen: Empfinden Sie so etwas wie Sympathie oder Verständnis für Ihren Mörder? Irgendetwas, das Sie ihm zugute halten könnten?

Taavi Soininvaara:
Hinsichtlich der psychologischen Struktur des Mörders empfinde ich in der Tat Sympathie. 1991, als ganz junger Anwalt und als Finnland gerade die schlimmste Rezession seiner Geschichte erlebte, hatte ich meinen ersten Anwaltsjob in einem Finanzunternehmen. Ich habe dort Menschen kennen gelernt, die all ihr Geld auf eine Sache gesetzt und alles verloren hatten. Deren Leben war von einen auf den anderen Tag ruiniert. Das kann ich schon sehr gut nachempfinden.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Und was ist mir Ihrem Protagonisten Arto Ratamo? Was ist das für ein Typ? Wie würden sie den beschreiben?

Taavi Soininvaara:
Schwierig vielleicht. Ich wollte eine Figur schaffen, die glaubwürdig ist und nebenan leben könnte. Keinen Superhelden wie in amerikanischen Thrillern beispielsweise, geschieden, alkoholkrank, mittleren Alters. Also erschuf ich Arto Ratamo als allein erziehenden Vater mit ein paar zwischenmenschlichen Problemen, aber eben als einen ganz gewöhnlichen Kerl.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wie sind die Figuren Ratamo, Ketonen und Riita Kurma entstanden?

Taavi Soininvaara:
Ratamo war zuerst da. Ketonen mag ich vielleicht am meisten. Die Charaktere entstehen durch die Geschichte. Es sind nicht die Charaktere, die die Geschichte bestimmen, sondern umgekehrt. Der Plot diktiert, was mit ihnen geschieht.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Was haben Sie denn gemein mit Arto Ratamo?

Taavi Soininvaara:
Nicht sehr viel. Wir haben beide mal den
Job gewechselt, Arto war ja mal Wissenschaftler, und dass wir dunkle Augenbrauen haben, aber ansonsten nicht viel. Ich habe mit etwas Erschrecken festgestellt, dass meine Gedanken mehr denen des Chefs Ketonen ähneln. Der ist immerhin um die 60 - vielleicht ein Zeichen, dass ich zu schnell alt werde…?

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wir danken Taavi Soininvaara für ein langes, unterhaltsames und aufschlussreiches Gespräch!

Autorin:
Alexandra Hagenguth/
© November 2005 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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