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Der
Autor Taavi Soininvaara bei einer Lesung in Stadtbibliothek
von Mülheim an der Ruhr
(rechts mit im Bild Klaus Peter Böttger - Stadtbibliothek)
Foto: Alexandra Hagenguth/schwedenkrimi.de |
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Mülheim/Ruhr, 17. November 2005 Mülheimer
Herbstblätter heißt die Veranstaltung, die zum bereits siebten
Mal Autoren, Texte und Musik in die Stadtbibliothek von Mülheim
an der Ruhr lockt. An diesem nasskalten Novembertag gibt sich der neue
finnische Shootingstar Taavi Soininvaara die Ehre und erobert mit finnisch-spitzbübischem
Charme sein Publikum im Sturm.
"Ich muss mich dafür entschuldigen, dass in meinen ersten
beiden Büchern, die auf Deutsch erscheinen, ausgerechnet Deutsche
als erstes ermordet werden. Das hat aber nichts zu bedeuten, das ist
purer Zufall", versichert der 39jährige Ex-Anwalt mit verschmitztem
Lächeln, bevor er ungerührt fortfährt, weitere Fährten
auszulegen. Auf Finnisch. Was zu weiteren Heiterkeitsausbrüchen
im Auditorium führt. "Interessante Reaktion", kommentiert
Taavi Soininvaara das Glucksen und Kichern. Die vorwiegend weiblichen
Zuhörer liegen ihm zu Füßen und es beginnt eine abwechslungsreiche
Englisch-Deutsche "Literatour" durch Taavi Soininvaaras aktuellen
Roman "Finnisches Roulette".
"Die Idee zu dem Buch, in dem es um die Möglichkeiten und
Risiken der Gentechnologie geht, bekam ich, während ich eine BBC
Dokumentation sah. Dort behauptete ein Wissenschaftler die unglaublichsten
Dinge. Ich begann zu recherchieren, im Internet, in der Bibliothek,
und schließlich befragte ich einen Professor aus Turku, der Beste
seines Fachs in Finnland, zu dem Thema. Alles, was in Finnisches
Roulette' über Gentechnologie gesagt wird, ist wahr, und ich habe
noch nicht einmal die abenteuerlichsten Quellen zitiert", erklärt
Taavi Soininvaara.
Zu seiner Erzählstrategie gehört es dabei, mehrere Erzählstränge
aufzumachen, um Spannung zu schaffen: "Damit man nicht schon auf
Seite 15 weiß, wer der Mörder ist", so der Autor. So
lernen wir während der gut einstündigen Lesung so unterschiedliche
Charaktere wie Anna Halberstam kennen, die unheilbar an ALS leidet und
verzweifelt auf Heilung durch die Biotechnologie hofft und Laura Rossi,
die im Besitz von etwas Wichtigem ist, von dem sie aber zunächst
gar nicht weiß, dass sie es besitzt. "Laura Rossi ist eine
starke Frau - so wie es die finnischen Frauen heutzutage für gewöhnlich
sind", schmeichelt Taavi Soininvaara seinen weiblichen finnischen
Landsleuten schelmisch. Insbesondere die ältere Generation scheint
sich dabei auf psychologische Kriegsführung im Supermarkt spezialisiert
zu haben, glaubt man Taavi Soininvaara. Als so genannte "Gabel-Omas"
haben sie sich darauf spezialisiert, Supermarkt-Schlangen an der Kasse
in ihrer Mitte zu spalten statt sich einfach hinten anzustellen, was
ihren jüngeren Mitmenschen zu ganz viel Geduld und gute Erziehung
zwingt.
Weitere Kostproben des typisch finnischen Humors liefert auch die Mittsommer-Szene
um den Protagonisten Arto Ratamo. Sturzbetrunken versuchen Ratamo und
seine Freunde hier, ein Mittsommerfeuer von seinem Ponton auf See zu
lösen. Das geht natürlich gehörig schief, aber was will
man machen? "Zu Mittsommer erwachen die Urinstinkte der Finnen,
etwas Dunkles und Wildes in ihrer Seele. Das macht sich dann neun Monate
später bei der Geburtenrate bemerkbar", witzelt Taavi Soininvaara.
So geht schließlich ein ebenso spannender wie unterhaltsamer Abend
mit dem neuen, sympathischen Krimistar aus Finnland zu Ende, an dem
Taavi Soininvaara etliche neue Fans und Leser gewonnen haben dürfte.