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Kjell Eriksson liest aus "Der Tote im Schnee"Mülheim/Ruhr, 12.11.03Was macht ein Gärtner, dessen Land fünf Monate unter einer dicken Eisschicht schlummert? Wenn er Deutscher ist, meldet er sich wahrscheinlich auf dem Arbeitsamt saisonal arbeitslos. Ist er Schwede, schreibt er Krimis. Kjell Eriksson, mörderischer Gärtner aus Uppsala, hat wieder zugeschlagen. In den letzten Wochen tourte er mit einem Toten im Schnee' im Gepäck durch Deutschland und präsentierte seinen neuen Ann Lindell Krimi, besagter Toter im Schnee'. |
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Aber gibt es denn keinen Plan, wenn Kjell Eriksson mit dem Schreiben eines neuen Krimis anfängt? Nein, er arbeite völlig planlos, was den Verleger zur Verzweiflung treibe, aber dann erzähle er ihm einfach irgendwas und schreibe hinterher dennoch etwas völlig anderes. So sind auch die ersten beiden Ann Lindell Krimis, die noch nicht ins Deutsche übersetzt wurden, ohne jegliche Recherche bei der Polizei entstanden. Nach zwei Krimis jedoch habe er sich überlegt, dass er doch mal bei der Polizei nachschauen müsse. Also habe er sich zwei Stunden in die Cafeteria der Polizeiwache Uppsalas gesetzt, Kaffee getrunken und ein Organigramm über die verschiedenen Abteilungen studiert. Dennoch zeigen sich gerade auch die Insider der Polizei begeistert von Kjell Erikssons Romanen, weil sie die Psychologie in einem Polizeiteam sehr authentisch einfangen. So war z.B. "Das Steinbett" Thema eines Seminars, das der Rektor einer Polizeischule im Gefängnis abgehalten hat. Kann man ein größeres Kompliment für seine Arbeit erhalten? Kaum. Außer vielleicht man wird bereits zum zweiten Mal in Folge mit einem seiner Romane zum besten schwedischen Krimi des Jahres nominiert. So geschehen mit Kjell Erikssons "Nattskärran", das erst kürzlich in Schweden veröffentlicht wurde und insgesamt das fünfte Buch in Folge (von insgesamt fünf) ist, das für einen Literaturpreis nominiert wurde. Eigentlich aber interessieren ihn die einfachen Menschen', die Arbeiter, viel mehr als irgendwelche Literaturpreise. Das merkt man jedem seiner Romane an. Figuren wie John, Lennart oder Theodor aus "Der Tote im Schnee" verkommen bei Kjell Eriksson nicht zu einem Klischee, sondern es sind Menschen mit Stärken und Schwächen, und dass ihr Autor sie wirklich tief und ehrlich liebt, spürt man bei jeder Zeile. Will Kjell Eriksson denn politisch sein? Ja und nein. Politisch ist für den sympathischen 40-Jährigen, wenn er für ein älteres Paar - er ist schon 85 und fährt immer noch seinen roten Nissan Micra -, das jedes Jahr im Mai zu ihm in die Gärtnerei rauskommt, um die Blumen für den Sommer zu besorgen, alles stehen und liegen lässt, um sie zur Nr.1 zu machen. "Dieses ältere Paar, Stammkunden von mir, sind sonst überall Nr.5 oder 10 in der Schlange; auf der Bank, beim Frisör, in der Metzgerei, überall. Aber bei mir, bei mir stehen sie immer an erster Stelle, und das ist meine politische Tat." Dafür lieben ihn die Leute. In Uppsala genauso wie in Mülheim - auch wenn er schon mal eine Leiche in ihrem Geschäft platzieren möchte. Hoffen wir, dass die Uppsalaer ihn auch weiterhin so sehr mögen, dass sie ihre Stadt gerne für weitere Krimis als Tatort zur Verfügung stellen. Autorin: Alexandra Hagenguth/ © November 2003 - Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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