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Der
Autor Kjell Eriksson |
Wenn ich über die Landschaft rund um meine Gärtnerei blicke,
die Höfe mit ihren roten Giebeln, die Getreidefelder, die brennenden
oxelbären gegenüber Ulva Kvarn, der Fluss Fyris, der sich tief
eingegraben hat und die Steilufer geschaffen hat, die jetzt als Weide
für die jungen Kühe vom Skörkulla Hof dienen, wenn ich
den Blick von der Erde hebe und all dies sehe, dann werden die Wörter
geboren.
Nicht derart, dass ich von der Sonne gewärmt, die sich sacht durch
den Morgennebel über den Feldern bricht, vom Gesang der Lärchen
und dem schnellen Hacken des Spechts, juble und von den Wundern der Natur
schwärme. Aber das Lebende, das Wachsende, der Duft von der guten
Erde, legt den Grund für alles Lebendige und alles Schaffende.
So auch meins.
Aber der Weg von der Natur zur Kultur fordert Arbeit. Oft harte Arbeit.
So ist es immer gewesen. Wenn ich das Ohr an den Boden drücke, glaube
ich noch immer den Spaten zu hören, die Geräusche von Brecheisen
und Hammer, Arbeitsgeräusche, Geräusche von Pferden, Maschinen
und anderem Arbeitsgerät, Menschenstimmen. Hier ist meine Sprache,
im Bruch zwischen Natur und Kultur.
Meine Gartenarbeit, mit allem, was sie an physischer Arbeit und täglichem
Kontakt mit Menschen beinhaltet, bedingt mein Schreiben. Ich wüsste
nicht, wie meine Romane auf andere Weise hätten zustande kommen können.
Ich debütierte in der Zeitschrift "Lantarbetaren", dem
Verbundorgan all derer, die im Garten- und Landschaftsbau tätig sind.
Das war 1981. Ich schrieb über unser Leben, unsere Träume, Nöte
und Freuden. Ich las Ivar Lo, Fridegård und Moa Martinson, die einen
starken Eindruck bei mir hinterließen. Ich traf viele Landarbeiter,
teils aufgrund meiner Arbeit, teils aufgrund meiner Reportagen. Ich reiste
landauf, landab, von Norrbotten bis Skåne, eignete mir Wissen und
Fähigkeiten an und entwickelte meine Sprache. Ich wollte unser Leben
beschreiben. Ohne Tendenz waren die Worte bedeutungslos. Ich wollte verändern,
aufdecken, agitieren, neue Worte schaffen, neue Bedeutungen. Und das will
ich auch immer noch.
Ich züchte Perennien (Immergrüne Pflanzen), Rosen und Kartoffeln
mit derselben Freude und Hingabe wie ich auch schreibe, aber die Konzentration
bricht oft genug weg, wie auch mein Blick sich vom Monitor hebt und in
die Ferne schweift. Sollte dies nicht kombinierbar sein? Ich habe schon
immer von der klassischen Vereinigung zwischen Herz und Hand geträumt,
auch wenn ich so meine Ansichten habe bezüglich der strikten Aufteilung
zwischen beidem. Ich fühle mich privilegiert: schreiben zu dürfen,
züchten zu dürfen, ständig lebende Menschen treffen zu
dürfen. Ich lebe in zwei Welten und tue mein Bestes, beide zu vereinigen.
Wir sind nicht so viele: Schriftsteller mit langjähriger Erfahrung
körperlicher Arbeit. Ich glaube, dass meine Worte bedeutungsvoll
sein können. Ich hoffe es.
Mein Buchdebüt dauerte bis zu meinem 40. Lebensjahr an, mit "Knäppgöken",
einem Roman über einen jungen Landarbeiter in den von Veränderungen
geprägten 80er Jahren. Der Roman erzählt von Ungesundem, gesellschaftlichem
wie menschlichem. "Frihetsgrisen" erschien zwei Jahre später.
Die Geschichte zeichnet anhand des pensionierten "Kuhhüter"
Henning Berger, der mit seinen fruchtlosen Versuchen, den Bau eines Golfplatzes
zu verhindern, ein Bild von einem Arbeitsleben, das im Verborgenen liegt,
von Träumen, die genährt wurden, von Landgewinnung, aber mindestens
genauso viel auch von Solidarität, die im Gleichschritt mit der "Entwicklung"
verschwunden ist. Henning habe ich getroffen, viele, viele Male, in verschiedenen
Gestalten, in unterschiedlichem Alter und an verschiedenen Orten.
1995 erschien auch das Reportagebuch "Efter statarna" "
genau 50 Jahre, nachdem das verhasste Tagelöhnersystem endgültig
abgeschafft worden war. Ein unmenschliches Lohnsystem in der Landarbeiterbranche,
das schon von Moa, FridegÅrd und Ivar Lo so lebendig beschrieben
worden war. Was ist seitdem geschehen? Gibt es noch immer Landarbeiter?
Ich reiste, zusammen mit einem Fotografen, und traf die heutigen "Landproletarier".
1999 erschien "Den upplysta stigen", ein Kriminalroman. Er spielt
vor den Toren Uppsalas, in der Gegend, die auch schon in meinen früheren
Büchern eine Rolle spielte.
Ein junger Flüchtling wird ermordet aufgefunden. Der makabere Fund
im Wald und die anschließende Polizeiuntersuchung offenbart Gegensätze
und geheime Bande zwischen den Dorfbewohnern. Es ist eine Geschichte über
das kleine Dorf und die große Welt. Es ist auch ein Roman über
Liebe und Einsamkeit.
Ich habe mich für die Krimiform entschieden, weil dort ein Spannungsmoment
eingebaut ist, das mich anspricht. Dass Kriminalkommissarin Ann Lindell
möglicherweise in weiteren Büchern auftritt, ist nicht unwahrscheinlich... Autor: Kjell Eriksson
Buchtipp |
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