Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Gert Nygårdshaug.
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Gebundene Ausgabe:
224 Seiten
Verlag: Stegemann Erscheinungsdatum:
Januar 2007
Übersetzung:
Andrea Dobrowolski


Kurzbeschreibung

St. Emilion, im Süden Frankreichs: Sieben Menschen verschwinden innerhalb von zwei Monaten spurlos in der Nacht. Als der norwegische Restaurantbesitzer und Weinliebhaber Fredrik Drum in dem renommierten Winzerdorf Station macht, liegt die Tragödie gleich einem schwarzen Schatten über dem strahlend weißen Marktplatz des sonst so idyllischen Ortes.

Nach einem perfiden Mordanschlag auf sein Leben muß Drum allerdings erkennen, daß hier kein Irrer sein Unwesen treibt, der sich seine Opfer willkürlich sucht, sondern ein eiskalter, gewiefter Mörder mit einem unfaßbar grausamen Plan ...

Hochspannung pur! Gert Nygardshaug zieht in seinem hochgelobten Roman alle Register exzellenter, anspruchsvoller Krimi-Literatur und gilt heute als einer der herausragenden Erzähler Skandinaviens. Zahlreiche Rezensenten bescheinigen ihm die gleiche Klasse wie etwa Umberto Eco, Peter Hoeg, Jan Kjaerstad oder Erik Fosnes Hansen.

Leseprobe

Fredric Drum fällt und kriecht, vergreift sich aber dann doch an einer Flasche
Château Cheval Blanc 1961

Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Das Unterholz wurde immer dichter, er watete bis zu den Knien im Farnkraut. Der Pfad, er musste den Pfad wiederfinden. Plötzlich erblickte er etwas Gelbes, das links von ihm an einem Ast hing und hin und her baumelte. Ein Stofffetzen? Neugierig bahnte Fredric sich einen Weg durch das Gebüsch auf dieses auffallende gelbe Ding zu. Da verschwand der Boden unter seinen Füßen. Er fiel einfach durch das Farnkraut hindurch, hinab in ein Loch, und spürte einen gewaltigen Druck gegen die Brust. Er saß völlig fest in einem tunnelförmigen Spalt, unter ihm war nur Leere. Er musste da in der Öffnung zu einem unterirdischen Raum hängen, einer Höhle, einem Abgrund. Sein Kopf ragte gerade noch über den Boden, einige Farnwedel kitzelten ihn im Gesicht, und er nieste.
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Autorengedanken
Durch das Niesen rutschte er noch ein Stück tiefer. Es gelang ihm, einen Arm über den Kopf zu zerren, er versuchte, sich an etwas festzuhalten, fand aber nichts. Er riss einige Farnbüschel mit den Wurzeln aus, wand sich, aber jede Bewegung führte nur dazu, dass er immer tiefer versank, Millimeter für Millimeter. Eine Zeit lang hing er ganz bewegungslos. Er hörte sein Herz schneller und schneller schlagen, spürte, wie der Druck gegen die Brust immer stärker wurde. Sein Mund war trocken. Er leckte einige Schweißtropfen auf. Es fehlte nicht mehr viel zu einer Panikattacke. Er öffnete den Mund, um zu rufen, aber es kam nur ein Keuchen und Stöhnen dabei heraus. Hier im Wald zu rufen würde sowieso nichts nützen, denn er hatte auf der Wanderung keine Menschenseele gesehen. Niemand würde ihn hören. Er zappelte etwas mit den Beinen, aber da war nur leerer Raum, der ihn von unten anzusaugen schien, gnadenlos nach unten. Wie tief war dieses Loch, wie weit war es bis zum Grund? Es konnte sehr, sehr tief sein. Millimeter für Millimeter. Mit jedem Atemzug glitt er ein Stück tiefer nach unten. Wenn er den Atem anhielt und den Brustkorb anspannte, passierte nichts, aber er konnte ihn nicht lange anhalten. Jetzt ist alles aus, Fredric Drum, du fällst in einen bodenlosen Schacht in Südfrankreich, in der Gironde, weit von zu Hause entfernt, und stürzt dich zu Tode! Niemand wird dich finden, dachte er, du wirst für immer verschwinden. Im wahrsten Sinne des Wortes vom Erdboden verschluckt. Er presste sein Kinn in den moosbewachsenen, rutschigen Fels und versuchte verzweifelt, sich hochzustemmen. Dann schloss er die Augen und hielt den Atem an. Die Trommelfelle pochten, es fühlte sich so an, als ob das Blut durch seinen Kopf schäumte, und er hörte einen Wirrwarr von Stimmen. Französisch und Norwegisch, Norwegisch und Französisch, durcheinander. Er hörte die Stimme seines Freundes Tob, Torbjørn Tinderdal, der sagte: »Geräucherte Auerhahnbrust mit feingehackter Leber in Cognacsauce. Eine Flasche Château Talbot, Fredric, was hältst du davon?« Er hörte seine Freundin Maya Manuella sagen:
»Der Médoc, Fredric, der Médoc ist die allerbeste Weinregion. Denk doch mal an die Städtchen Margaux, Paulliac und St. Estèphe. Alle auf der Médoc-Halbinsel.« Er hörte ein Dutzend Weinhändler und Château-Besitzer, die im Chor riefen:
Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)
»Petite dégustation, ausgezeichneter Wein, der beste von St. Emilion, Grand Cru, Grand Cru Classé, Premier Grand Cru Classé, probieren Sie meinen, probieren Sie diesen Jahrgang!« Millimeter für Millimeter. Jetzt schrammte sein Kinn über einen rauen Stein, und er versuchte zu atmen, ohne den Brustkorb zu bewegen. Er verrenkte den Kopf nach hinten, sah die Farnwedel, die in der leichten Brise vibrierten, sah einen Baumstamm, dessen Rinde sich in großen Fetzen ablöste. Er sah Äste und Blätter, rote, grüne und gelbe. Salzige Schweißtropfen liefen ihm in die Augen, und das brannte. Wenn er doch nur einen Halt für seine Füße finden könnte, wenn das Loch unter ihm doch bloß nur einen Meter tief wäre! War das die Art, wie er sterben sollte? Sollte Fredric Drum, der von vielen »der Pilger« genannt wurde, sein Leben so beenden? Vom Erdboden verschluckt, endgültig und für immer verschwunden. Viele würden suchen, aber niemand würde finden. Sein Hemd wurde ihm vom Leib gekratzt, die Reste hatten sich in seine Schultern und seinen Hals eingeschnitten. Der glatte, etwas unregelmäßige Kalkstein ritzte ihn an mehreren Stellen in die Brust und den Rücken. Er riss ihm die Haut auf, während er gnadenlos immer tiefer versank. Bald würde er durchgerutscht sein, bald würde er in das bodenlose Dunkel fallen und auf scharfen Steinen zerschmettert werden. Sein ganzer Unterkörper vom Bauch abwärts hing jetzt frei. Verzweifelt suchte er nach einem Halt für seine Füße, aber er fand nur Luft. Seine beiden Arme waren in einer unmöglichen Stellung verkeilt, er konnte sie nicht bewegen, nur die Position des Kopfes ließ sich noch verändern, und er schlug seinen Oberkiefer in den Fels. Konnte er sich vielleicht festbeißen? Seine Zähne schrappten mit einem hässlichen Geräusch über den Stein, das Zahnfleisch blutete, er hatte keine Kraft mehr.Hatte das Rutschen aufgehört? Glitt er nicht mehr weiter nach unten? Einige Sekunden oder Minuten lang hatte er die Augen geschlossen, und er spürte, dass er ganz ruhig hing. Er atmete vorsichtig. Er lauschte. In der Ferne hörte er einen Hund bellen. Ein Zweig knackte nicht weit entfernt mit einem scharfen Geräusch. Ein Zweig knackte! Kam da jemand? War jemand in der Nähe? Ein heiserer Ruf presste sich über Fredrics Lippen, und als seine Lungen sich entleert hatten, fiel er.

Danke an den Stegemann Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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