Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde

Interview mit dem Autoren Viktor Arnar Ingólfsson

Viktor Arnar Ingólfsson
Der Autor Viktor Arnar Ingólfsson

Haus ohne Spuren - der nächste Titel in Deutsch

Nachdem vor 2 Jahren "Das Rätsel von Flatey" und im letzten Jahr "Bevor der Morgen graut" von Viktor Arnar Ingólfsson im deutschsprachigen Raum erfolgreich verlegt wurden, war es nur logisch das wir von dem Autoren weitere Titel übersetzt lesen können. Und der Lübbe Verlag enttäuschte uns nicht und liefert mit "Haus ohne Spuren" schon den nächsten Titel. Viktor Arnar stellte vor kurzem seine Bücher unter anderem auch in Esslingen, der Heimat unseres Redakteur Jürgen Ruchk vor, wieder eine Gelegenheit, den Autoren ganz aktuell zu treffen.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Freut es Dich, dass Dein Roman „Engin spor“, der in Island bereits 1998 erschienen ist, nun auch in Deutschland veröffentlicht wird?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Ja, diese Geschichte hat mir 10 Jahre lang im Kopf herumgespukt. Allerdings habe ich mich auch nicht sonderlich beeilt, denn die Romanpersonen haben mir sehr viel Spaß gemacht. In Island wurde der Roman sehr gut aufgenommen, für viele war er überraschend. Ich bin schon sehr gespannt auf die Reaktionen der deutschen Leser.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wie bist Du auf die Idee gekommen, die Geschichte der Eisenbahn auf Island zum Gegenstand einer Kriminalgeschichte zu machen? Hat dies etwas mit Deinem Beruf, Du bist auch Ingenieur, zu tun?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Ich habe schon mit 14 angefangen, beim isländischen Straßenbauamt zu arbeiten, zunächst als Hilfsarbeiter beim Brückenbau, und später als Vermessungstechniker, während ich an der Technischen Hochschule studierte. Nach Beendigung des Studiums habe ich dort im Technologie-Bereich gearbeitet. Beim Straßenbauamt in Reykjavík waren alte Zeichnungen und Pläne in Bezug auf eine Eisenbahnlinie vorhanden, und die kannte ich bereits, bevor ich mit der Arbeit an dem Roman begann, und als meine Personen Gestalt anzunehmen begannen, fand ich, dass sich da interessante Möglichkeiten boten.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wie kamst Du auf die literarische Form des Tagebuches, in der ja viel aus der isländischen Geschichte beschrieben wird und dies dann mit dem aktuellen Geschehen zu verknüpfen?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Als ich in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts in der Geschäftsstelle des Straßenbauamts arbeitete, war dort ein früherer Landvermesser tätig, der noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert geboren war. Er hatte sein ganzes Leben Tagebuch geführt, und seine Aufzeichnungen werden heute im Archiv in Húsavík aufbewahrt. Das Straßenbauamt ließ sämtliche Tagebücher fotokopieren, weil in ihnen viel Wissenswertes über die Geschichte des Straßenbaus in Island enthalten ist. Diese Bücher enthalten aber auch persönliche Betrachtungen des Autors über das Leben und das Dasein. In diesen Tagebüchern spürte ich diesen Ton von früher, den ich dann in den Tagebüchern von Jacob Kieler senior in meinem Roman verwende.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Man merkt dem Roman an, dass Du sehr lange daran geschrieben hast. Ich meine dies nicht negativ, sondern man erkennt, so glaube ich, dass Du sehr lange an diesem Buch recherchiert hast. Kannst Du beschreiben, wie die Recherchen abliefen und was Deine Quellen waren?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Ich habe in den Jahren von 1988 bis 1998 an dem Buch gearbeitet. Erst am Plot, und dann habe ich nach Zeitquellen gesucht. Ich durchforstete alte Zeitungen und Zeitschriften in der Nationalbibliothek und außerdem auch andere alte Texte. Ab 1990 begann sich das Internet zu entwickeln, und ziemlich bald konnte man alle möglichen Dinge auf diesem Weg in Erfahrung bringen. Ich fand es hochinteressant, diese Entwicklung mitzuverfolgen, und ich fand immer wieder neue, interessante Webseiten. Ich konnte mich beim Materialsammeln kaum bremsen. Zum Schluss musste ich jedoch über 100 Seiten mit überflüssigen Informationen herausnehmen, bevor das Buch in der ersten Ausgabe erschien.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Es ist erstaunlich, so finde ich, wie sich in Deinem Roman Fiktion und Wirklichkeit überschneiden. Es ist wohl nur für jemanden zu unterscheiden, was erfunden und was historisch belegt ist, der sich in der isländischen Geschichte sehr gut auskennt. Aber dies macht Deine Geschichte umso glaubwürdiger. Und das ist wohl wichtig für einen isländischen Kriminalroman. Glaubwürdigkeit.

Viktor Arnar Ingolfsson:
Meiner Meinung nach ist es ein großer Vorteil, wenn Romane glaubwürdig sind, und damit meine ich nicht nur Kriminalromane. Ein Weg, um das zu erreichen, besteht darin, tatsächliche Ereignisse als Hintergrund zu verwenden und etwas zu beschreiben, von dem der Leser weiß, dass es passiert ist. Und dann versucht man, die Grenze zwischen Realität und Dichtung zu verschleiern. Wenn es gelingt, glaubt der Leser, dass die Geschichte wahr ist, auch wenn er im Innersten weiß, dass es sich um eine erfundene Geschichte handelt.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wie war es für Dich möglich, das Zeitkolorit in Island, aber auch in Deutschland so genau zu treffen? Dabei erzählst Du mehr als eine Kriminalgeschichte. Es ist ein Buch mit einer historischen Dimension, ohne aber ein Historienkrimi zu sein.

  Viktor Arnar Ingólfsson bei schwedenkrimi.de
Biografie
Autoreninterview 2010
Autoreninterview 2007
Bei einer Lesung 2007
Autoreninterview 2005
Autorengedanken
Buchvorstellungen
Rezensionen

Viktor Arnar Ingolfsson:
Ich habe sehr viele zeitgenössische Quellen gelesen, z.B. Tageszeitungen aus den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. Dort fand ich viele Artikel, die mir halfen, diese Zeit zu beschreiben, darunter waren beispielsweise Reiseberichte von Isländern, die in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen in Deutschland unterwegs waren. Es ist wirklich interessant, die Menschheitsgeschichte von hinten aufzurollen, d.h. mit den Augen derjenigen, die ihre eigene Zeit schildern, ohne zu wissen, was kommen wird.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Die Polizisten, die in den Ermittlungen involviert sind, sind sehr genau beschrieben. So werden die Personen in „Haus ohne Spuren“ sehr genau eingeführt. Fast über 150 Seiten hinweg (den erste Tag der Ermittlung). Dies wiederholt sich auch bei Deinem Buch „Bevor der Morgen graut“. Macht es Dir Spaß, Geschichten zu den Menschen zu erfinden, sie genau auszumalen? Ist Dir das wichtig?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Polizeikrimis, d.h. Kriminalromane, die die Arbeit der Polizei zum Thema haben, sind bestimmt die beliebteste Romanform der Gegenwart. Das bedeutet, dass sehr viele sich an solchen Romanen versuchen, und wahrscheinlich haben Krimiautoren mehr Kriminalbeamte erfunden, als es in der Wirklichkeit gibt. Deswegen ist es sehr schwierig, in dieser Beziehung originell zu sein, und viele literarische Kriminalbeamte kommen einem reichlich stereotyp vor. Ich versuche, meine Personen ein wenig dreidimensional zu gestalten und sie auch bei alltäglichen Verrichtungen zu beschreiben. Das kann manchmal interessant sein, aber manchmal auch sehr schwierig.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Hast Du einmal daran gedacht, das Team aus „Haus ohne Spuren“ wieder zu verwenden? Besonders Jóhann steht ja für den neuen Typ Kriminalbeamter. Er ist Forensiker. War das damals wirklich neu?


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Viktor Arnar Ingolfsson:
Die Geschichte spielt sich 1973 ab, und diese Zeit eignete sich sehr gut für die Enthüllungen in dem Roman. Im übrigen finde ich diese Zeit nicht so sonderlich spannend, und deswegen besteht kein Grund für mich, einen weiteren Roman zu schreiben, der in den siebziger des letzten Jahrhunderts spielt. Seit den Zeiten von Arthur Conan Doyle mit seinen Geschichten über Sherlock Holmes wurden immer wieder Kriminalromane geschrieben, wo des Rätsels Lösung durch die akribische forensische Untersuchung des Tatorts gefunden wird. Als ich Haus ohne Spuren schrieb, konnte man diesbezüglich noch Einfallsreichtum bei solchen Beschreibungen entwickeln. Seitdem hat sich die Lage aber sehr verändert. Unzählige Schriftsteller haben fast alle möglichen und unmöglichen Methoden ins Spiel gebracht, um Verbrecher mittels forensischer Expertise zur Strecke zu bringen. Fernsehkrimis wie die amerikanische CSI-Serie bauen ausschließlich darauf auf. Deswegen ist es heutzutage eher unspannend, einen Forensiker in den Vordergrund zu stellen.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Kann man Deinen Roman auch als ein Buch über Obsessionen beschreiben? Oder, ohne zu hoch greifen zu wollen ein Buch über „Schuld und Sühne“?

Viktor Arnar Ingolfsson:
In dem Roman geht es zweifellos um Obsessionen. Von etwas besessen zu sein, ist bestimmt ein sehr interessanter Zustand, den vermutlich alle in irgendeiner Form kennen. Wenn eine Zwangsvorstellung überhand nimmt und das Leben eines Individuums beherrscht, kann das eine folgenschwere Kette von Ereignissen nach sich ziehen. Für mich war es auch eine Art Obsession, 10 Jahre lang an diesem Roman zu arbeiten, und es ist mir nicht schwer gefallen, mich in die geistige Welt von Kieler senior und junior hineinzuversetzen. Man könnte sagen, dass ich sie sehr gut verstanden habe.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
Wenn man Dein Buch als einen „literarischen Krimi“ bezeichnen würde, würdest Du dann widersprechen?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Ich empfinde es als Ehre, wenn meine Romane als literarische Krimis bezeichnet werden können.

Literaturportal schwedenkrimi.de:
So, dass wären nun meine Fragen. Es sind nun doch etwas mehr geworden. Hast Du zum Schluß vielleicht noch einen Rat für angehende Krimischreiber?

Viktor Arnar Ingolfsson:
Es gibt einen guten Rat für junge Schriftsteller, nämlich dass sie versuchen sollten, solche Bücher zu schreiben, wie sie selber gerne lesen. Man kann sagen, dass ich genau das tat, als ich Haus ohne Spuren schrieb. Ich mag Kriminalromane, in denen sich der Gang der Handlung ruhig entwickelt und die Geduld des Lesers beansprucht wird. Ich bin aber keineswegs sicher, ob alle diese langsame Gangart schätzen, und vermutlich werden einige bei der Lektüre aufgeben. Es ist aber nicht möglich, ein Buch zu schreiben, das allen gefällt, und das sollte man auch nicht versuchen. Es gibt bestimmt viele Leser, die vor allem solche Romane mögen, und ich hoffe, dass Haus ohne Spuren so viele wie möglich finden wird.

Autor: Jürgen Ruckh/ Esslingen
© Juli 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien

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