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"Der Staatsminister reist aufs Land" von Bo Balderson
Wieder einmal begleitet der pensionierte Studienrat Vilhelm Persson seinen Schwager und Staatsminister. Diesmal fahren die Beiden hinaus aufs Land, weil der Staatsminister als Schirmherr für eine UN-Organisation nach einer geeigneten Immobilie für eine Kinderheim Ausschau hält.
Sie quartieren sich beim dritten Reichstagsvizepräsidenten Akerblom ein, der als Strohwitwer in häuslichem Chaos versunken eine Villa in dem Ort Melanstadt bewohnt. Dort besichtigen sie zunächst das von einer hohen Mauer nebst Stacheldraht und Strom geschützte Anwesen des pensionierten Kommissars Gustaf Wallmann, der sich offenbar mittels Alarmanlage und Revolver vor einer unbekannten Gefahr zu schützen sucht.
Das zweite in Frage kommende Grundstück, Silvferhus von Mutter und Tochter Silvferlod macht insbesondere auf Vilhem Persson Eindruck. Oder genauer, Frl. Silvferlod, eine dralle Peron mittleren Alters macht auf den Junggesellen Persson Eindruck!
Später, im Haus des Gastgebers Akerblom, lernen unsere beiden Helden noch das Pastorenehepaar Hallander und den Exil-Ungarn und Arzt Michael Körmendi kennen, eine ungewöhnlich Erscheinung mit dunklem Vollbart, welcher als Einziger im ganzen Ort den Einsiedler Wallmann in dessen Haus aufsuchen darf, um diesen zu behandeln.
Und schließlich treffen die beiden „Detektive“ noch Nisse Nord, einen Schriftsteller, der von einem Baum aus das Grundstück des Ex-Kommissars in Augenschein nehmen wollte.
Es kommt, wie es in einem Kriminalroman kommen muß: quasi unter den Augen des (schlafenden) Staatsministers und vor weiteren Zeugen wird der Ex-Kommissar Wallmann ermordet. Wie es scheint, hat der Arzt Körmendi die Tat begangen, denn Zeugen sahen ihn in das ansonsten verschlossene Zimmer von Gustaf Wallmann gehen und wenig später hinaus kommen und davon radeln. Niemand anders hatte die Gelegenheit zur Tat gehabt. Als der Arzt wenig später wieder zurück kommt, wird er prompt verhaftet. Aber Dr. Körmendi bestreitet, die Tat begangen zu haben, ja überhaupt am Tatort gewesen zu sein! Hier setzt der Spürsinn des Staatsministers ein, der einen komplizierten Mordfall wittert, den er natürlich aufklären muß. Schon bald wird klar, dass der wahre Mörder mittels eines raffinierten Planes handelte und in Gestalt des Doktors die Tat ausübte. Der Staatsminister entdeckt, dass das Opfer einige ehrenwerte Mitbürger wegen zurückliegender Verfehlungen erpresste.
Buchtipp |
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In schönster Agatha-Christie-Manier entwickelt Bo Balderson wieder einmal sein Mord-Szenario vor dem Leser. Herrlich skurile und schrullige Typen werden so überzeichnet, dass sie zwar verdächtig, meist aber doch auch sympathisch daher kommen. Viele kleine Einfälle lockern die Handlung auf und sorgen für den witzigen und schnoddrigen Tonfall, der typisch für Balderson ist und dem Leser einen vergnüglichen Lesegenuß ermöglicht.
Und wenn der Staatsminister, nach dem Mord an Vizepräsident Akerblom inzwischen selber zum Hauptverdächtigen avanciert, von seinen zahlreichen Kindern unter Anleitung von Vilhelm Persson aus dem Gefängnis befreit wird, gerät das Schmunzeln des Lesers zum Dauergrinsen. Es soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass der Staatsminister zu guter Letzt natürlich mittels zwei fehlender Buchstaben und Dank Vilhelm Perssons guter Beobachtungsgabe den wahren Täter überführt, was durchaus zur Überraschung gerät.
Das Kabinettstück in diesem Buch ist für mich das Kapitel über eine Geiselnahme durch eine südamerikanischen „Revolutionär“, der von Vilhelm Persson über die schwedische „sozialistische“ Volksdemokratie informiert wird.
„Fernsehen?“
„Staatseigentum. Zwei Kanäle, damit das Volk Abwechslung hat. Wenn das eine ein Programm über Nordvietnam bringt, zeigt das andere einen Film von Kuba.“
„Ist das Eigentum sozialisiert?“
„Nein, wo kämen wir da hin, Eigentum muß gepflegt werden,. Und das ist verflixt schwierig. Nein, wir haben stattdessen das Einkommen sozialisiert. Der Staat behält einfach fünfzig bis achtzig Prozent der Löhne als Steuern ein ... Und während der Inflation wird eingedampft, um elegant an das ersparte des kleinen Mannes zu kommen. Einem Rentner jedes Jahr zehn bis vierzehn Prozent seines Spargroschens abzuluchsen, und das, ohne dass sein Vertrauen in die führenden Politiker getrübt wird oder er überhaupt begreift, was eigentlich geschieht - das nenne ich eine Form der Sozialisierung, auf die wir mit Recht stolz sein können.“
Autor:
Thorsten Wirth für das Literaturportal schwedenkrimi.de
© Mai 2007 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
Das
Werk des Staatsministers von Bo Balderson
70er Jahre Klimbim auf Schwedisch oder Das Werk des Staatsministers
Es ist Sommer und der Staatsminister hat seine politischen
Freunde, seine Nachbarn und natürlich seinen Schwager Vilhelm Persson
in sein Sommerhäuschen nach Lindö eingeladen. Wie es nicht
anders sein kann, ist bald darauf einer der Gäste tot. Ermordet.
Tatort ist dieses Mal nicht das Arbeitszimmer des Staatsministers, sondern
Arvid Västermark, frischernannter Generaldirektor der Polizeibehörde
und ehemals Chefredakteur einer umstrittenen politischen Zeitung, wird
im Kinderbecken des Staatsministers tot aufgefunden und sogleich macht
sich der Staatsminister in der ihm bekannten Art mit Schwager Vilhelm
Persson auf Mörderjagd. Dabei bekommen sowohl wieder linke wie
rechte Blätter ihr Fett weg und auch die politische Szene kommt
natürlich nicht ungeschoren davon. Merke: Je unqualifizierter ein
Politiker oder Staatsbeamter, desto eher wird er auf einen ungefährlichen
Posten nach oben befördert!
Auch in Das Werk des Staatsministers bedient sich Bo Balderson
der bekannten Muster aus den zwei vorangegangenen Romanen. Wie in einem
Agatha Christie Krimi kommt auch hier nur eine begrenzte Anzahl von
Leuten als Mörder in Frage, Vilhelm Persson und der Staatsminister
geraten in haarsträubende Slapstick-Situationen und jede Figur
repräsentiert einen bestimmten Typ, den es zu entlarven gilt. Aber
liegt es daran, dass die 70er soweit weg sind oder dass das Schweden
der 70er zu unbekannt ist, als dass lauthals gelacht werden kann? Mir
jedenfalls war Das Werk des Staatsministers stellenweise
zu klamaukig (typischer 70er-Jahre-Humor), als dass ich mich gut amüsiert
gefühlt hätte und das politische Schweden der 70er Jahre ist
halt auch schon verdammt lang her
Nur wer hier gute und intime
Kenntnisse besitzt, dürfte so richtig auf seine Kosten kommen.
So mag sich jeder nach eigenem Geschmack und Kenntnisstand mal mehr,
mal weniger durch den Roman lachen, aber mit fortschreitender Serie
zeigt sich immer mehr, wie sehr die Krimis des Bo Balderson ihrer Zeit
und ihrem Milieu verhaftet sind. Schade, aber so richtig wollte sich
der Lesespaß dieses Mal nicht einstellen.
Vielen Dank an Alexandra Hagenguth
© November 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Der
Fall des Staatsministers" von Bo Balderson
Politiker auf Abwegen
Auch wenn man nicht gleich im Impressum entdeckt, aus welcher Zeit der
Roman stammt, so liest sich die Geschichte dennoch wie eine nette Erzählung
aus längst vergangenen Tagen - so um die 70er Jahre war es wohl.
In etwas zu fröhlicher und etwas bürgertümelnd daherkommender
Weise erfährt man gespickt mit zahlreichen Seitenhieben auf die vermutlich
damals real existierende Regierung von dem lockeren und offenbar doch
sehr angenehmen Leben eines hohen Politikers, den zwangsläufig üblichen
kleinen Ärgernissen und kollegialen Intrigen des politischen Alltags
und schließlich von einem Mord.
Der passt überhaupt zu nichts und so hängt man sich eben mehr
oder weniger ahnungslos an die Ermittlungen des aus unerfindlichen Gründen
den Fall untersuchenden Politiker, des Staatsministers, vor allem aber
an die Gedankenspiele des unverhofft und ungewollt in die Sache hineingeschlitterten
entfernt Verwandten dieses Mannes. Das ist schon haarsträubend, was
der mitmacht, wenn der weltmännische Chef sich mit illegalen und
abstrusen Vorgehensweisen an die Aufklärung des Verbrechens macht.
Weshalb kein ausgebildeter Kriminalist seiner professionellen Arbeit nachgeht,
entzieht sich der Leserschaft bis zum Ende und darüber hinaus jeglicher
Kenntnis und Verständnis.
Fast scheint es, als handle es sich um ein nettes, die Ödnis des
Alltags etwas auflockerndes Abenteuer, das hier in oftmals humoriger Art
erzählt wird und doch geht es um einen grausamen Mord, der aufzuklären
ist. Wirre und doch immer mal wieder glaubhafte Theorien entwickeln sich,
werden verworfen oder erledigen sich von selbst. Alles scheint denkbar
und nichts ist klar. Die Eigenheiten einiger Politiker oder deren exzentrischen
Frauen offenbaren sich nicht zuletzt aufgrund der scheinbar vorhandenen
Insiderkenntnisse des unter Pseudonym schreibenden Autoren und doch kommt
man bei der Recherche und vor allem Klärung des Falles keinen Schritt
weiter. Mit etwas zurückhaltender Spannung, begleitet von hin und
wieder Schmunzeln erregenden ironischen Zwischentönen arbeitet man
sich ins Finale vor.
Das ist nun wirklich überraschend und auch noch mal kurz grausam.
Nun gut, es ist alles nachvollziehbar und letztendlich dann auch geklärt,
aber so richtig - also so richtig scheint das Ganze doch kein Krimi zu
sein, obwohl es einer ist. Aber ein sehr bedächtiger und stiller
- irgendwie - und keinesfalls ein Thriller! Muss es ja auch nicht, denn
wer sich in lockerer Vergnügtheit ein paar Stunden leichte Unterhaltung
gönnen will, ist ganz gut bedient.
Autor:
© August 2003 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler,
Freier Journalist, Fürth/Bay. für das Literaturportal schwedenkrimi.de |
"Der
Fall des Staatsministers" von Bo Balderson
Linke und rechte Seitenhiebe - Der Staatsminister ermittelt wieder
Zum zweiten Mal begibt sich Studienrat Vilhelm Persson wider Willen mit
seinem Schwager, dem Staatsminister, auf Mörderjagd. Besonders pikant
dieses Mal: Bei dem Ermordeten handelt es sich um Staatssekretär
Svante Svanberg, einen Mitarbeiter des Staatsministers, der erwürgt
in einem Schrank im Arbeitszimmer des Staatsministers aufgefunden wird.
Doch es bleibt nicht bei einer Leiche: Auch Justizchef Rydlander findet
sich kurze Zeit später erschlagen im Schrank im Arbeitszimmer des
Staatsministers wieder
Der zweite Mord ruft eine Regierungskrise hervor und bietet dem Erzähler
eine weitere Gelegenheit, kräftig nach links und rechts auszuteilen.
Die Boulevard-Zeitung Expressen titelt: "Justiziministerium ausgelöscht
- Nur Staatsminister übrig!" Die linke Zeitung Aftonbladet "Justizministerium
ausgelöscht - Nur DER MÖRDER übrig?" Den nur marginalen
Unterschied in den Schlagzeilen kommentiert der Erzähler süffisant:
"(...) brüllte das Abendblatt und machte aus dem Fragezeichen
einerseits das Feigenblatt, das die Schamlosigkeit bedecken sollte, und
andererseits das fragwürdige Alibi, durch das der Chefredakteur auch
nach der nächsten Gewerkschaftssitzung noch seinen Posten behielt."
(S.242)
So kriegen alle ihr Fett ab, wie schon in "Der Mord in Harpsund".
Diese ironische Kritik, der bissige, schwarze Humor ist Kennzeichen der
Balderson-Romane und so reiht sich ein beißender Kommentar an den
nächsten. Im Großen und Ganzen bleibt das auch für den
deutschen Leser gut 30 Jahre nach der Erstveröffentlichung noch nachvollziehbar
und damit amüsant. Zwar speist auch "Der Fall des Staatsministers"
seinen Witz vor allem aus den damaligen politischen und gesellschaftlichen
Verhältnissen in Schweden, aber wenn sich der Staatsminister und
sein Schwager Vilhelm Persson nach einem - gestörten - Einbruch des
Staatsministers in der Wohnung von Ministerialrat Dååbh vor
diesem in einem Demonstrationszug Linker verstecken, ist das auch heute
noch urkomisch! Diese Art der Kritik oder Kommentierung der Verhältnisse
in den 70ern ist gerade auch im distanzierten Rückblick amüsant
zu lesen.
Herrlich auch der Seitenhieb auf das schwedische Steuersystem und seine
grotesken Auswüchse! Da will Ministerialrat Dååbh doch
tatsächlich eine Steuer auf Antiquitäten einführen, damit
die schwedische Bourgeoisie ihr Vermögen nicht mehr am schwedischen
Staat vorbeilenken kann. Ängstlich fragt Vilhelm Persson, was aus
seiner Briefmarkensammlung werden soll und Dååbh "klärte
mich auf, daß jede einzelne Marke von Wert natürlich deklariert,
besteuert und abgestempelt werden müsse..." (S.191). Vilhelm
Persson kann nur zu einem Schluss kommen: "Ganz eindeutig mußte
dieser Mann unschädlich gemacht werden." (ebd.)
An burleskes Boulevard-Theater erinnert dagegen die Szene, in der Vilhelm
Persson und der Staatsminister dessen Nachbarn Direktor Johansson einen
Besuch abstatten und dieser den beiden ein unzüchtiges Interesse
an seiner Frau Anita (gleichzeitig Sekretärin sowie Geliebte des
ersten Ermordeten) unterstellt, die Eindringlinge mit Büchern bewirft
und sie durchs Wohnzimmer jagt. Ähnlich grotesk und mit viel Körpereinsatz
verlief der Abend des Mordes an Svante Svanberg in der Direktoren-Villa,
wo sich alle Mordverdächtigen im turbulenten Verlauf ein Stelldichein
gaben, was zu etlichen blauen Augen bei allen Beteiligten führte.
Hier bietet Bo Balderson alles an Komik erzeugenden Stilmitteln auf, die
schon Henri Bergson in "Le Rire" aufgezählt und analysiert
hat. Man muss diese derbere Art des Humors schon mögen, um auch diese
Passagen genießen zu können, insgesamt aber verspricht "Der
Fall des Staatsministers" auch dies Mal wieder kurzweilige Unterhaltung.
Autorin:
Alexandra Hagenguth für das Literaturportal schwedenkrimi.de
- Krimikultur Skandinavien
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de |
"Der
Minister und der Tod" von Bo Balderson
Vilhelm Perrsson, Studienrat und Schwager des Innenministers
der schwedischen Regierung, begleitet seinen prominenten Verwandten
für ein paar Tage nach Lindö, eine Schäreninsel und Treffpunkt
der Prominenz des Königreiches. Politiker, Mediziner, Honoratioren
- sie alle genießen die Sonnenstrahlen und die scheinbare Ruhe
des abgelegenen Ortes.
Doch genau in dem Moment, als der Minister wieder einmal das stille
Örtchen aufsuchen muß, wird die Witwe eines Nobelpreisträgers
ermordet. Und des Ministers Neugierde geweckt! Mit der ihm eigenen Ignoranz
beginnt er, seinen Polizeibeamten Konkurrenz zu machen. Und das Entscheidende,
es gelingt ihm, wichtige Fakten und Hinweise zu ermitteln.
Doch auch der Mörder ist nicht untätig - vor zahlreichen Zeugen
und quasi unter den Augen der ermittelnden Polizei gelingt ihm beinahe
ein weiterer Mord, noch kühner ausgeführt als der erste.
Wie der Minister, politische Unschuld und Vater von 14 Kindern, assistiert
von seinem Schwager, die verschlungenen Fäden entwirrt und mit
welcher Leichtigkeit der Autor Balderson dies beschreibt, ist nachzulesen
im ersten Minister-Krimi des hinter dem Pseydonym Bo Balderson agierenden
Schriftstellers. Auch der Humor kommt nicht zu kurz in diesem spannenenden
Rätsel-Krimi, der mit einer selten erlebten Leichtigkeit daher
kommt und mit Wortwitz und Sprachspielen, die die Lektüre auch
für weniger Krimi-Interessierte zu einem wahren Lesevergnügen
machen.
Fazit: ein gelungener Serien-Auftakt, der Lust macht auf viel, viel
mehr!
Autor:
Thorsten Wirth für das Literaturportal schwedenkrimi.de
© 2003 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien |
"Der
Mord in Harpsund" von Bo Balderson
"Man lacht sich durch den Roman"
Bo Baldersons unorthodoxer Staatsminister ermittelt endlich auch auf
Deutsch!
Fabrikdirektor Adolf Lindberg – auf den Tag genau
80 Jahre alt – liegt tot in seinem Bett. Diagnose: Mord. Arsenvergiftung.
Einer der zehn Gäste, darunter der Staatsminister, "politische
Unschuld mit 15 Kindern", und dessen Schwager Vilhelm Persson,
Studienrat, muss der Mörder sein. Als Justizminister und oberster
Chef der Polizei macht sich der Staatsminister sogleich selbst daran,
dem Killer das Handwerk zu legen, unfreiwillig begleitet von seinem
Schwager und Ich-Erzähler Vilhelm Persson.
Bei den Ermittlungen bedient sich der Staatsminister durchaus unorthodoxer
Methoden, nimmt gar den "staatseigenen Hund" (den Wachhund
des Ministerpräsidenten) in die Pflicht und scheut auch vor einer
nächtlichen Verfolgungsjagd, die zu aller ministerieller Bestürzung
mit einem Fall durchs Fenster und auf dem Teppich des Ministerpräsidenten
endet, nicht zurück. Dem damaligen UN-Generalsekretär U. Thant
erklärt er den Tumult kurzerhand mit "Krieg" –
weil ihm die englische Bezeichnung für "innere Unruhen"
nicht einfällt, so dass der Generalsekretär sich schließlich
genötigt sieht, das schwedische Volk aufzurufen, "die Kontroversen
im Land mit Ruhe und Besonnenheit zu lösen...".
Die lückenhafte Skizzierung der Romanhandlung deutet es bereits
an: Hier wird dem Leser weniger der kalte Schauer des Grauens über
den Rücken laufen, sondern ihn wird vielmehr das Lachen packen
und schütteln! "Man lacht sich durch den Roman", schrieb
die schwedische Kvällsposten treffend. Und das nicht nur, weil
das Pseudonym Bo Balderson die politischen Verhältnisse Ende der
60er/Anfang der 70er Jahre so pointiert, kenntnisreich und ironisch
schildert (die politischen Anspielungen dürften dem deutschen Leser
trotz erklärendem Personenregister wenig sagen), sondern vor allem,
weil Bo Baldersons "Mord in Harpsund" nur so vor (Sprach-)Witz
und Humor sprüht. Zu den Highlights gehört sicherlich die
bereits oben erwähnte Szene, in der der Staatsminister in vermeintlicher
Spionagemission auf spektakuläre Weise in ein äußerst
geheimes Treffen des Ministerpräsidenten, des Außenministers
und einiger anderer ranghoher Vertreter der damaligen schwedischen Regierung
platzt. Auch der Einsatz des "staatseigenen Hundes" ist in
seiner Schilderung köstlich! Des weiteren trägt die illustre
Gästeschar zum Amüsement der Leser bei. Die Personengallerie
– allen voran der Staatsminister selbst – erinnert in ihrer
Schrullig- und Einmaligkeit an niemand geringeren als Agatha Christie
und ihre Personenzeichnung, und der Staatsminister ermittelt nicht selten
in bester Miss Marple Manier! Von skurrilen Figuren wie der des Staatsministers
oder der Therese Carlsson-Doolck, "Kriminalschriftstellerin in
sackartigen Kleidern", und der bissig-humorvollen Sprache lebt
der Roman, mehr als er von Spannung lebt, aber das tut dem Lesevergnügen
keinen Abbruch – Ganz im Gegenteil!
"Der Mord in Harpsund" ist ein Krimi mit Macht-Süchtig-Faktor
und verlangt nach einer schnellen Fortsetzung!
Autorin:
Alexandra Hagenguth/ Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
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