Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Bestseller-Autoren Leif GW Persson.
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Gebundene Ausgabe
704 Seiten
randomhouse/btb
Erscheinungsdatum:
Februar 2005
ISBN: 3442751403
Übersetzung:
Gabriele Haefs
Orginaltitel: "Mellan sommarens längtan och vinterns köld"
Kurzbeschreibung

Stockholm, ein Freitagabend im November: John Krassner, amerikanischer Journalist aus Albany, ist aus dem fünfzehnten Stock eines Studentenwohnheims gesprungen. Selbstmord? Oder Mord? Für die herbeigerufene Polizei ist die Sache schnell klar: Der Mann ist freiwillig aus dem Leben geschieden. Noch dazu hat er eine äußerst poetische Abschiedsnotiz hinterlassen. Er habe sein Leben zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters verbracht. Etwas kryptisch zwar, aber dennoch eindeutig ein Zeichen des Abschieds. Die Sache wird zu den Akten gelegt. Aber einer der höchsten Beamten, Kriminaldirektor Lars M. Johansson, momentan abgeordnet, um Ungereimtheiten in der Behörde selbst aufzuklären, traut dem Frieden nicht. Etwas stimmt an der ganzen Geschichte nicht, sie ist zu glatt. Und keiner scheint zu wissen, was dieser Krassner in Schweden eigentlich wollte. Für einen Studenten war er eindeutig zu alt. Als im Absatz von Krassners Schuh dann auch noch ein Zettel gefunden wird mit der geheimen Privatadresse von Johansson und dem Zusatz „to a honest policeman“, beschließt dieser, der Sache nachzugehen – doch im Zuge seiner Ermittlungen wünscht er sich manchmal, er hätte sich anders entschieden …

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Leseprobe

I. Frei fallen wie im Traum

Stockholm im November

Es war Kalle, 13, der Vindeln, 55, das Leben rettete. Zumindest stellte Vindeln die Sache bei seiner Vernehmung durch die Polizei so dar. "Wenn Kalle nicht hochgeschaut und mich zur Seite gerissen hätte, hätte ich den Blödsinn auf die Birne gekriegt, und dann säße ich jetzt nicht hier." Das Ganze war eine durch und durch seltsame Geschichte, und zwar aus drei Gründen. Zum einen galt Kalle als stocktaub auf beiden Ohren. Nicht zuletzt glaubte das Vindeln selbst, er war davon überzeugt, dass Kalle jetzt nur noch Blicke, Zeichensprache und körperliche Berührungen verstand. Natürlich redete er mehr mit ihm denn je, aber das gehörte sich doch so, wenn jemand alt und vertrottelt wurde, und Vindeln hatte Kalle immer gut behandelt. Alles andere wäre ja wohl noch schöner gewesen. Zum anderen galt in der empirisch orientierten abendländischen Physik seit langem die Regel, dass ein Körper im freien Fall schneller ist als das Geräusch, das er durch Reibung mit der ihn umgebenden Atmosphäre erzeugt. Dieser Lehre zufolge also hätte es gar kein wahrnehmbares Geräusch geben dürfen. Drittens jedoch, und das war das Allerseltsamste: Wenn nun Kalle tatsächlich etwas gehört, auf die Gefahr reagiert, Vindeln fortgerissen und ihm dadurch das Leben gerettet hatte ... Wie war es dann möglich, dass er das Geräusch des linken Schuhs des Opfers nicht gehört hatte, der ihn nur wenige Sekunden später im Nacken traf und auf der Stelle tot umfallen ließ?


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)



Freitag, 22. November

Zwischen 19.56 und 20.01 am Freitag, dem 22. November, gingen bei der Notrufnummer der Stockholmer Polizeizentrale drei Anrufe ein. Der erste stammte von einem pensionierten Juristen, der auf seinem Balkon im Valhallavägen 38 den gesamten Ereignisverlauf detailliert beobachtet hatte. Der Jurist stellte sich mit Namen und Titel vor und wirkte nicht im Geringsten erschüttert. Seine Darstellung war wortreich, systematisch strukturiert und ansonsten vollkommen absurd. Im Großen und Ganzen lief sein Bericht darauf hinaus, dass ein Verrückter in einem schwarzen langen Mantel und einer Skimütze mit Ohrenklappen einen bedauernswerten Hundebesitzer und dessen Hund erschossen habe. Jetzt laufe der Verrückte im Kreis und schreie wirres Zeug, und der Jurist habe sich trotz der mehreren Grad unter Null auf seinem Balkon aufgehalten, weil seine Frau an Asthma litt und Zigarrenrauch die unangenehme Neigung besaß, sich in den Vorhängen festzusetzen. "Falls der Herr Inspektor das wissen wollte?" Der zweite Anruf kam aus einer Taxizentrale. Ein Fahrer hatte im Valhallavägen 46 eine ältere Dame abgeholt, und als er die Tür aufgehalten hatte, um dem Fahrgast auf den Rücksitz zu helfen, hatte er aus dem Augenwinkel "einen armen Teufel gesehen, der vom Dach dieses Hochhauses stürzte, wo die vielen Studenten wohnen". Der Fahrer war fünfundvierzig Jahre alt und zwanzig Jahre zuvor aus der Türkei nach Schweden gekommen. Er hatte als Kind schon Schlimmeres erlebt und früh gelernt, dass ein jeglich Ding seine Zeit und seinen Ort hat. Deshalb verständigte er per Funk die Zentrale, teilte mit, was er gesehen hatte, und bat die Kollegen, die Polizei zu informieren, damit er die alte Dame zu ihrer Tochter auf ihren in der Nähe von Marsta gelegenen Hof fahren könnte.

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Artikel über Lesung

Es war eine gute Tour, und das Leben ging weiter. Anruf Nummer drei stammte von einem Mann, der der Stimme nach am Beginn seiner mittleren Jahre stehen musste. Er wollte nicht verraten, wie er hieß und von wo aus er anrief, aber seine Munterkeit ließ auf die Einnahme von stimulierenden Mitteln schließen. Außerdem hatte er einen guten Rat. "Jetzt ist schon wieder so ein verrückter Student vom Dach gehüpft. Bringt ein paar Eimer mit, wenn ihr ihn aufsammeln kommt." Auf der Polizeizentrale ging alles seinen altbekannten Gang. Als die zuständige Beamtin per Funk Alarm gab, hatte sie bereits beschlossen, sich eher auf den Taxifahrer und den Scherzkeks mit dem guten Rat zu verlassen als auf den wortreichen Juristen, Schießerei, Hund und Eimer ließ sie jedoch unerwähnt. Sie teilte so in etwa mit, dass eine Person aus dem Studentenheim Nyponet im Körsbärvägen gesprungen oder gestürzt und auf dem Bürgersteig oberhalb des Parkplatzes gegenüber der Kreuzung Valhallavägen und Frejgatan gelandet sei. An der angegebenen Stelle befanden sich angeblich ein lebloser Körper sowie eine erregte männliche Person in einem schwarzen Mantel und einer Schirmmütze. War vielleicht gerade ein Streifenwagen in der Nähe, der sich um diese Sache kümmern konnte? Ein solcher Wagen stand gerade nur hundert Meter entfernt am anderen Ende des Valhallvägen. Er gehörte zu Östermalms Wachdistrikt VD 2, und hielt, als per Funk Alarm gegeben wurde, vor der Würstchenbude an der Einfahrt zum Krankenhaus Roslagstull. Im Wagen saßen zwei der Spitzen der Stockholmer Polizei. Hinter dem Lenkrad befand sich Polizeianwärter Oredsson, 24. Oredsson war blond, blauäugig und breitschultrig. Er führte gerade sein letztes Praktikum als Anwärter durch und sollte einen Monat darauf in den regulären Dienst übernommen werden. In seiner Seele loderte die Überzeugung, dass der Kampf gegen die immer stärker anwachsende Kriminalität dadurch in eine entscheidende Phase eintreten werde, an deren Ende schließlich der Sieg des Guten stehen müsse. Auf dem Beifahrersitz saß sein unmittelbarer Vorgesetzter, Polizeianwärter Stridh, fast doppelt so alt wie Oredsson und unter den älteren Kollegen bekannt unter dem Spitznamen "Friede um jeden Preis". Seit die beiden zwei Stunden zuvor ihren Dienst angetreten hatten, waren seine Gedanken ausschließlich um die Wurst mit Kartoffelpüree, Gurken- und Krabbensalat, Senf und Ketchup gekreist, die seinem elenden Dasein eine zumindest vorübergehende Linderung bescheren sollte. Jetzt nahm er bereits ihren Duft wahr und im Kampf um das zwischen ihm und Oredsson befindliche Mikrofon hatte er deshalb natürlich nicht die geringste Chance. "235 hier. Wir hören", teilte Oredsson mit. Allzeit bereit, wie es seine Art war.

Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als der pensionierte Jurist mit der Dienst habenden Beamtin in der Polizeizentrale telefonierte, verließ Kriminaldirektor Lars M. Johansson, stellvertretender Chef des Landeskriminalamts und M für Martin, seine Wohnung in der Wollmar Yxkullsgatan in Södermalm. Johansson ging mit raschen Schritten und in bester Stimmung die Straße entlang, unterwegs zu seinem ersten Stelldichein mit einer Frau, die sehr gut aussah und vermutlich auch eine unterhaltsame Gesprächspartnerin sein würde. Das Stelldichein sollte in einem in der Nähe gelegenen Restaurant stattfinden, wo hervorragend und preiswert gekocht wurde. Es war ein kalter, sternklarer Abend ohne den geringsten Schneefleck in den Straßen, und das alles war fast eine ideale Kombination für jemanden, der einen klaren Kopf, gute Laune und zugleich trockene Füße behalten will. Lars Martin Johansson war ein allein stehender Mann. In juristischer Hinsicht war er das seit dem nun schon fast zehn Jahre zurückliegenden Tag, an dem seine erste und bisher einzige Gattin ihn verlassen hatte. Sie hatte die beiden Kinder mitgenommen und war zu einem neuen Mann gezogen, um in einem neuen Haus ein neues Leben anzufangen. In seelischer Hinsicht war er sein Leben lang allein gewesen, obwohl er mit sechs Geschwistern und zwei Elternteilen aufgewachsen war, die sich mehr als fünfzig Jahre zuvor kennen gelernt hatten, noch immer miteinander verheiratet waren und dass auch bleiben wollten, bis dass der Tod sie scheide. Johansson hatte die Einsamkeit also nicht etwa geerbt. Als Kind hatte es ihm an Geborgenheit, Nähe und Gesellschaft nicht gefehlt. Das alles hatte es im Übermaß gegeben, und es war immer noch zu haben, wenn er das wollte, aber als er als Erwachsener seine Erinnerung nach glücklichen Kindheitserlebnissen durchforstete, fand er die nur in den Momenten, in denen er wirklich seine Ruhe gehabt hatte. Wenn er einsam auf der Bühne gestanden hatte, als einziger Mitwirkender im Stück, nur er.

Danke an den btb Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.

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